17.12.2020

Weitwinkel meistern

Blickt man in die Kameratasche von Foto-Anfängern, stößt man neben dem Standard-Kit-Objektiv in vielen Fällen vor allem auch auf eine Optik: das Weitwinkel-Objektiv. Und das überrascht nicht. So werden die kurzen Brennweiten besonders gerne in den Bereichen der Landschafts-, Stadt- und Reisefotografie eingesetzt, welche mitunter zu den beliebtesten Genres für den Einstieg in die Fotografie gelten. Doch warum üben Weitwinkelaufnahmen eigentlich so eine große Anziehungskraft auf uns aus?

Kurze Brennweiten

Kurze Brennweiten besitzen die Fähigkeit, einen größeren beziehungsweise „breiteren“ Bildwinkel einzufangen als Normalobjektive. Sie ermöglichen es uns somit, die Welt auf eine Weise abzubilden, die wir mit dem menschlichen Auge so nicht erfassen können. Egal, ob du eine Szenerie hierbei mit einem Weitwinkel- oder sogar einem Ultraweitwinkel-Objektiv einfangen möchtest: Mach dir das erweiterte Sichtfeld zunutze, um Bildkompositionen mit hypnotischer Tiefe und räumlicher Wirkung zu gestalten. Richtig eingesetzt, können Weitwinkelobjektive zu großartigen Bildern führen. Jedoch ist ihre Verwendung mit einigen Herausforderungen verbunden. Es erfordert Übung und Fleiß, um starke Fotos im weiten Winkel zu produzieren. Anders als bei Aufnahmen mit Tele-Objektiven ist es bei einem breiten Blickwinkel nämlich um einiges schwieriger, das Hauptmotiv klar und deutlich in den Fokus zu setzen. Eine sorgfältige und wohldurchdachte Komposition ist somit von entscheidender Bedeutung für die Wirkung deiner Weitwinkelaufnahmen.

Aufgenommen mit dem Canon EF 17-40mm f4.0 L USM

Die Wahl des Objektivs

Möchte man sich ein neues Objektiv kaufen, hat man die Qual der Wahl. Man kann aus einer großen Vielfalt von Möglichkeiten wählen. Selbst in der Unterkategorie „Weitwinkel“ stehen unzählige Ausführungen zur Auswahl. Es kann schwierig sein zu entscheiden, welches Modell perfekt zu den aktuellen Anforderungen passt. Ein positiver Aspekt ist, dass es hinsichtlich der Objektivmerkmale im Allgemeinen weniger „Gimmicks“ gibt als beispielsweise beim Kauf einer Kamera. Die meisten Technologien moderner Objektive kommen hierbei tatsächlich jedem Anwender – vom Anfänger bis zum Profi – zugute, da sie eine höhere Schärfe oder andere optische Leistungen bieten. Ob sich die zusätzlichen Kosten, die diese Merkmale mit sich bringen, jedoch für die „normalen“ Anforderungen rechtfertigen beziehungsweise für dich lohnen, kannst nur du entscheiden.

Frage nach Genre und Motiv

Die Wahl eines Weitwinkelobjektivs sollte grundsätzlich auf zwei Faktoren basieren: deinen kompositorischen Anforderungen und deinem allgemeinen Erfahrungsniveau im Umgang mit kurzen Brennweiten. Ohne Übung empfehlen wir dir, nicht direkt zum Superweitwinkel zu greifen. Überlege dir genau, wie kurz deine Brennweite beziehungsweise wie groß der Bildwinkel sein soll. Stelle dir die Frage, für welches Genre und welche Motive du es hauptsächlich einsetzen möchtest und ob eine Festbrennweite oder ein Zoom Sinn macht.

Aufgenommen mit dem Samyang AF 14mm f2,8

Natürlich muss auch ein prüfender Blick auf die Bildqualität geworfen werden. So können selbst professionelle Optiken bei Fotos, die mit der kürzesten Brennweite aufgenommen wurden, in den Randbereichen einen Verlust an Schärfe und Farbwiedergabe erleiden. Ein häufig auftretendes Problem bei Weitwinkelobjektiven ist die Randabschattung beziehungsweise Vignettierung. Obwohl sich Abbildungsfehler wie diese einfach und schnell in der nachträglichen Bearbeitung reduzieren lassen, kann ein Objektiv, das diese Fehler verstärkt aufweist, die Verwendung von zusätzlichem Zubehör – wie zum Beispiel Filtern – einschränken. Startest du gerade mit der Weitwinkel-Fotografie und möchtest deine ersten Versuche wagen, empfehlen wir dir mit einem Standard-Weitwinkel von 28 mm zu beginnen. Etwa das Sony SEL 28mm 1:2 FE, und dich dann nach und nach in den Bereich von 16 mm bis 12 mm heranzutasten (Sigma 16mm 1.4 DC DN oder Samyang 12mm 1:2,0). So kannst du das kompositorische Handwerk der Weitwinkel-Fotografie Schritt für Schritt erlernen und perfektionieren.

Äquivalente Brennweiten berechnen

Objektiv-
Brennweite
Canon APS-C *APS-C **Hasselblad XPhase One IQ3
16 mm25.6 mm24 mm12,64 mm10,24 mm
24 mm38.4 mm36 mm18,98 mm15,36 mm
35 mm56 mm52,5 mm27,65 mm22,4 mm
50 mm80 mm75 mm39,5 mm32 mm
*1,6-fach-Crop-Faktor, ** Nikon, Fujifilm, Pentax, Sony

Welcher Objektiv-Typ darf es sein?

Festbrennweiten
Ein Objektiv mit fester Brennweite, wie das Nikon AF-S Nikkor 24mm 1:1,4 G ED, bietet in der Regel nicht nur bessere Qualität in Schärfe und Kontrast, sondern hat auch in Hinsicht auf Gewicht, Größe und der maximalen Blendenöffnung im Vergleich zu einem Zoom die Nase vorn. Bist du mit Handhabung und Bildgestaltung vertraut, ist eine Festbrennweite womöglich die bessere Wahl.

Zoomobjektive
Zoom-Objektive, wie das zum Beispiel das Canon EF 16-35mm f2,8 L III USM, bieten mehr Flexibilität und Spielraum in der Wahl des Bildausschnitts und sparen wertvolle Zeit beim Fotografieren, da kein Objektivwechsel nötig ist. Dies ist vor allem in Momenten, in den sich das Licht schnell ändert, von Vorteil.

Weitwinklig gestalten

Das auffälligste Merkmal einer Weitwinkelaufnahme ist natürlich das erweiterte Sichtfeld. Dieses ermöglicht es uns, „mehr“ von einer Szenerie abzubilden. So kannst Du beispielsweise die Weitläufigkeit einer Landschaft eindrucksvoll im Bild einzufangen oder das Hauptmotiv im Kontext seiner Umgebung zu zeigen. Zudem betonen Weitwinkelaufnahmen den Vordergrund eines Bildes, können den Blick des Betrachters durch eine gelungene Linienführung geradezu ins Bild hineinziehen und somit ein außergewöhnliches Gefühl von Tiefe vermitteln. Um störenden Details im Vordergrund hierbei nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, kann es Sinn machen, die Blende zu öffnen und die Elemente unmittelbar vor dem Objektiv somit in sanfte Unschärfe zerfließen zu lassen. Dadurch erhöhst du nicht nur die Tiefenwirkung des Bildes, sondern kannst den Fokus klar und deutlich auf das Hauptmotiv im Bild lenken.

Besondere Aufmerksamkeit gilt es bei der Komposition von Weitwinkel-Aufnahmen auch dem Hintergrund zu schenken. Da sich die Schärfentiefe bei kurzen Brennweiten vergrößert, lassen sich auffällige oder störende Details im Hintergrund nicht so einfach in Unschärfe tauchen. Was wiederum bedeutet, dass du darauf achten musst, dass die Farben und Details im Hintergrund dein Motiv ergänzen. Dazu gehört auch, keine störenden Bildelemente in deinem weitwinkligen Bildausschnitt zu integrieren, die den Kontext beeinflussen und die Gesamtwirkung deiner Aufnahme mindern könnten.

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