02.11.2021

Vollformat für Einsteiger

Wer tiefer in die Fotografie einsteigen möchte, legte noch bis vor ein paar Jahren die geliebte Kompaktkamera beiseite und griff zu einem APS-C-Modell. Doch das Vollformat macht den Schwester-Modellen den Rang mittlerweile streitig.

Mit der fortschreitenden Weiterentwicklung der bildgebenden Systeme, aber auch der zunehmenden Konkurrenz aus den Reihen der Smartphones hat sich der Fokus der großen Hersteller wie Nikon, Canon, Sony und auch Panasonic in den letzten Jahren verschoben: Neue Kompaktkamera-Modelle suchen wir im Jahr 2021 beinahe vergebens.

An ihre Stelle sind nun die APS-C-Kameras mit Wechsel-Bajonett getreten. Deren Platz haben wiederum die Vollformatkameras der Hersteller eingenommen, die damit verstärkt in den Aufmerksamkeitsbereich von ambitionierten Hobbyist:innen gerückt sind.

Und auch bei der Preisgestaltung und dem Funktionsumfang der prestigeträchtigen Modelle mit Vollformatsensor hat sich in den letzten Jahren viel getan: Nicht nur, dass das Line-up der Hersteller kontinuierlich mit praktischen und leistungsstarken Features erweitert wurde; der Anschaffungspreis ist im Vergleich deutlich gesunken.

Grund genug für uns, einen genaueren Blick auf insgesamt vier Kameras zu werfen, die unserer Meinung nach für den Einstieg ins Kleinbildformat am besten geeignet sind.

Nikon Z 6II: Power-Allrounderin

Das jüngste Modell im Vergleich kommt von Nikon. Die Nikon Z 6II stellt ein deutliches Upgrade gegenüber ihrer Vorgängerin dar: Sowohl bei der Bildqualität des 24-Megapixel-Sensors, dem Rauschverhalten und auch schnellen Serien stellen wir markante Verbesserungen fest.

Das Handling der DSLM zeigt indes all die Stärken, die wir vom Hersteller gewohnt sind. Die wohl markantesten Verbesserungen beobachten wir aber beim Autofokus: Hier klebt der Fokus dank Tracking am Motiv – wahlweise auch auf den Augen – egal wie schnell sich das Motiv bewegt.

Die Bildfrequenz beim Drehen von UHD-Videos hat Nikon auf 60 fps verdoppelt – sehr schön. Und auch sonst macht die DSLM beim Filmen eine sehr gute Figur.

Schade nur, dass sich der Touchscreen bei der Z 6II nicht zur Seite oder gar nach vorne drehen lässt. Kritik, wenn auch auf sehr hohem Niveau, gibt es für das noch überschaubare Objektiv-Angebot für das Z-Bajonett.

Die wichtigsten Brennweiten deckt der Hersteller mittlerweile nativ ab; günstige Alternativen – beispielsweise mit reduzierter Lichtstärke – würden wir uns für die Zukunft aber noch wünschen.

Fazit

Die Nikon Z 6II ist die beste DSLM für ambitionierte Einsteiger – die Kamera überzeugt auf ganzer Linie. Kostenbewusste Fotograf:innen, die bereit sind, ein paar Kompromisse einzugehen, sollten sich das Schwester-Modell Nikon Z 5 ansehen. Wer bereits F-Objektive besitzt, kann hier bedenkenlos zugreifen.

+ Schnelle Serien, klasse Rauschverhalten, flotte Bildserien, Autofokus
Touchscreen ohne Selfie-Funktion, Objektiv-Angebot noch etwas dünn

Sony Alpha 7 III: DSLM-Arbeitstier

Die älteste Kleinbild-DSLM in diesem Vergleich kommt von Sony – von Müdigkeit keine Spur: Die Sony Alpha 7 III war von Beginn als Allrounderin konzipiert und macht auch mehr als drei Jahre nach ihrem Erscheinen eine klasse Figur.

Mitverantwortlich dafür ist der BSI-Sensor mit einer Auflösung von 24 Megapixeln – besonders unter Schwachlicht-Bedingungen.

In die gleiche Kerbe schlägt das starke Hybrid-AF-System, das kurzerhand aus dem damaligen Flaggschiff Alpha 9 übernommen und mittlerweile um praktische Funktionen wie die Augenerkennung von Mensch und Tier erweitert wurde.

Egal ob mit bis zu zehn Bildern pro Sekunde in Serie oder hochauflösenden UHD-Videos samt 6K-Oversampling – die Alpha 7 III ist für beinahe jede Aufnahmesituation sehr gut vorbereitet. Die Akkus vom Typ FZ-100 sorgen währenddessen für die nötige Ausdauer.

Gewöhnungsbedürftig sind dagegen die verschachtelten und sehr umfangreichen Einstellungs-Menüs sowie die fehlende Touch-Funktionalität. Nichts zu meckern gibt es am Ende beim Objektiv-Angebot: Hier hält Sony für jeden die passende Optik parat.

Fazit

Die Sony Alpha 7 III glänzt mit zahlreichen Funktionen, die das Fotografieren und Filmen leichter machen. Wer noch mehr sparen möchte, sieht sich die gute Vorgängerin Sony Alpha II für 1.000 Euro an. Wer bereit ist, rund 1.000 Euro mehr auszugeben, der reift zur brandneuen Sony Alpha 7 IV.

+ Klasse Autofokus und Bildqualität, starker Video-Modus, Serien
Unübersichtliche Menüs ohne Touch-Funktionalität, keine Ladeschale

Canon EOS R: Die erste ihrer Art

Ende 2018 feierte Canon sein Debüt bei den Kleinbild-DSLMs. Die Canon EOS R setzte in puncto Haptik auf bewährte Tugenden und fühlt sich auch heute noch von der ersten Minute wunderbar vertraut an. Jedes Bedienelement sitzt genau da, wo es Fotograf:innen auch erwarten, und die Eingaben über den großen Touchscreen gehen enorm intuitiv von der Hand.

Mit 30,1 Megapixel weckt die Auflösung des verbauten Sensors ebenso umgehend Erinnerungen an die EOS 5D Mark IV. Die Bildqualität weiß also zu überzeugen, und auch der Autofokus liefert zuverlässig ab – selbst mit adaptierten Objektiven mit EF-Bajonett.

Während die DSLM beim Fotografieren mit bis zu acht Bildern pro Sekunde im CR3-Format richtig Gas gibt, treten beim Filmen von Videos Schwächen zutage. Besonders der Beschnitt stört in der Praxis. Zum Speichern von Daten steht bei der Canon EOS R nur ein SD-Schacht zur Verfügung, das macht die Konkurrenz besser.

Überzeugt hat uns dagegen das Angebot an RF-Objektiven, die aktuell erhältlich sind. Hier wartet schlicht das Beste, was die Industrie derzeit zu bieten hat.

Fazit

Wer sich für eine Canon EOS R interessiert, sollte die Augen auf dem Gebrauchtmarkt offen halten – dort warten satte Ersparnisse. Wer dagegen bereit ist, rund 500 Euro mehr auszugeben, findet mit der brandneuen Canon EOS R6 eine runderneuerte und dadurch leistungsstärkere Alternative.

+ Rasanter AF, Bildqualität, wertiges Gehäuse mit Schulterdisplay
– Touch-Leiste Fluch und Segen zugleich, starker Crop bei Videos

Panasonic Lumix DC-S5: Kompaktes Kraftpaket

Während die älteren Kleinbild-DSLMs von Panasonic noch sehr wuchtig in Erscheinung traten, setzt der Hersteller bei der Lumix DC-S5 auf ein deutlich kompakteres Auftreten mit gesteigerter Benutzerfreundlichkeit. Im Inneren kommt dennoch weitestgehend die starke Technik aus der Lumix DC-S1 zum Einsatz.

Der 24-Megapixel-Sensor liefert detailreiche und scharfe Bilder, der hervorragende Autofokus mit DFD-Technologie sorgt für die passende Schärfe. Einzig die Serienbild-Funktion mit ihren rund sieben Bildern pro Sekunde bleibt hinter den hohen Erwartungen etwas zurück.

Auf der Bewegtbild-Seite finden wir Vollausstattung: UHD-Clips mit bis zu 60 fps, 4:2:2 Farbunterabtastung und 10 Bit Farbtiefe heben die Kamera auf ein professionelles Level. In Full HD sind sogar 180 fps möglich.

Passend dazu gibt es das V-Log sowie V-Gamut und jede Menge praktische Video-Features. Und auch bei den verfügbaren Objektiven hat sich mittlerweile einiges getan: Dank der Kooperation mit Leica und Sigma stehen hochwertige, aber durchaus auch günstige Optionen zur Wahl – Tendenz stark steigend.

Fazit

Eine echte Alternative zur Lumix DC-S5 suchen wir beim Hersteller vergebens; aber nur, weil uns die kompakte Kleinbild-DSLM auf ganzer Linie überzeugt. Mehr Auflösung in Form der Lumix DC-S1R oder noch mehr Video-Performance mit der Lumix DC-S1H kosten einen deutlichen Aufpreis.

+ Hervorragende Abbildungsleistung, professionelle Video-Features
Durchschnittliche Serienbildgeschwindigkeit, AF gelegentlich etwas träge

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