29.11.2023

Tipps für die Sportfotografie von Dennis Stratmann

Seit fast 20 Jahren arbeite ich als selbstständiger Fotograf. Da ich auf eine bewegte und erfolgreiche Mountainbike Radsport Karriere zurückblicke (ich war Mitglied der Nationalmannschaft und 2008 deutscher Meister DH), liegt es nah, dass auch mein fotografischer Background in diesem Metier begründet ist. Ende der 90er und Anfang der 0er Jahre arbeite ich viel als Foto und Testfahrer für Europas größtes Mountainbike Magazin „Mountainbike“. Die Fotografie war in der Zeit nur ein Hobby, aber es war naheliegend, dass ein fließender Übergang zum Profi-Dasein möglich sei. Auch wenn das nie geplant war. Nichtsdestotrotz erfreut mich der Beruf immer noch jeden Tag aufs neue und auch schön, dass das „Mountainbike“ Magazin immer noch einer meiner treusten Kunden ist.

Welche Sportart fotografieren?

Für absolute Neulinge ist Sportfotografie vielleicht nicht der beste Start ins Hobby, denn neben einem Blick für Perspektive gehört auch eine gehörige Portion Verständnis für die Technik dazu. Dass wir nicht im Automatik Modus fotografieren wollen, erklärt sich von selbst, denn wenn Du das tun möchtest, würdest Du nicht diesen Blogbeitrag lesen, denn Dich interessiert wie Du aktiv das Bild dynamisch gestalten kannst.

Und ich bin ehrlich: Das Thema „Sportfotografie“ ist so vielseitig wie der Sport selber. Ballett oder Tischtennis? Formel1 oder Fallschirmspringen? Fußball oder Motocross? Du siehst schon – das ist alles Sport. Und Du ahnst schon: Rein fotografisch ist das alles doch recht unterschiedlich.

Aber im Grunde genommen sind es die „Basics“, die man verstehen muss. Sowohl an der Kamera als auch an der gewählten Sportart. Grundsätzlich empfehle ich Dir eine Sportart, als Motiv zu wählen, die Du selber auch ausübst oder für die Du zumindest eine große Begeisterung und Verständnis hast. Denn sonst kann es langwierig werden, bis Du einen „sportlich schönen Moment“ überhaupt erkennen kannst. Ich habe beispielsweise keine Ahnung von Badminton. Von daher würde ich mich da sehr schwertun, den richtigen Moment überhaupt zu erkennen – geschweige denn zu fotografieren. Je nach Sportart kann es auch gefährlich werden, wenn Du keinen Plan hast. In der Außenkurve auf einer Motocross-Strecke zu fotografieren ist bestimmt spektakulär, aber wenn ein Fahrer da mal abfliegt, fliegst Du mit. Du solltest also auch die „Etikette“ des Sports kennen, den Du fotografieren möchtest.

Also fang mit etwas an, womit Du Dich auskennst! In meinem Fall sind ist es das Fahrrad Rennen und Wettbewerbe, denn seit meinem 12ten Lebensjahr bin ich begeisterter Radsportler. Und Fahrrad Rennen oder Wettbewerbe lassen sich hervorragend fotografieren. Warum? Meistens kommt man relativ nah ran an die Strecke und Fahrer (also potenzielle Models) gibt es viele. Das ist vor allem zum Üben ideal. So kannst Du „anonym“ neben der Strecke sitzen und Deine Skills verfeinern.

Meine Tipps beziehen sich also mal ganz grob auf „Radsport“, wobei das grundsätzliche sich zu anderen Sportarten nicht ändert – lediglich die Einstellungen an der Kamera.

Mein Equipment

Ich nutze eine Sony Alpha 7 III und 7 IV. Es gibt sicher schnellere Geräte (was die Serienbildgeschwindigkeit angeht) als diese beiden, aber mir reicht der Speed absolut. Der Autofokus sitzt fast immer und ist ausreichend flott. Natürlich haben schnellere Kameras den Vorteil, dass man aus mehr Bildern „den“ Topshot raussuchen kann, aber auch hier ist mehr nicht immer mehr. Lerne lieber den „sweet spot“ – also den richtigen Moment zu fühlen und zu treffen, als Dir Deinen Rechner mit Datenmüll voll zu hauen. Da ich (anders als vielleicht ein Surf Fotograf der hauptsächlich am Ufer steht) relativ nah an meine Fahrer ran komme (bei organisierten Shots sogar ganz nah, denn da kann man ja Absprachen machen, wo man sitzt.), empfehle ich ein großes Festbrennweiten-Spektrum. Wenn Du ausschließlich erstmal nur auf Veranstaltungen fotografierst, kannst Du auf kleine Brennweiten auch erstmal verzichten, denn Du wirst Dich ja kaum auf die Strecke legen können und dürfen.

Als „Standard“ Waffe empfehle ich ein lichtstarkes min 2.8er 24-70mm Zoom. Damit kann man unheimlich viel machen und wenn man nur ein Objektiv mitschleppen kann, ist das immer die Waffe der Wahl. Darüber hinaus würde ich noch ein extremes Weitwinkel, sowie ein längeres tele einpacken, damit man auch außergewöhnlichere Blickwinkel realisieren kann. Damit ist man ziemlich Safe. Ich habe da ein 12-24mm 2.8er G Master, sowie ein 70-200 2.8er G Master.

Einstellung der Kamera

Noch wichtiger als Equipment ist die Frage, was will ich ablichten. Möchte ich die Bewegung einfrieren oder soll es dynamisch mitgezogen sein. Das entscheidet dann einzig und allein die Verschlusszeit. Beim Radsport reichen Zeiten kürzer als eine 2000stel in der Regel aus, um einen Fahrer einzufrieren. Kontrolliere stets Dein Ergebnis auf dem Monitor, um die Zeit ggf. nachzujustieren. Willst Du einen Mitzieher machen (also Fahrer scharf und Hintergrund verwischt) wird es komplizierter. Wähle einen Spot wo Du den Fahrer seitlich erwischt. Während der Belichtung und auch ein ganzes Stück davor sollte nichts zwischen Dir und Fahrer sein. Das garantiert, dass Du schön „mitziehen“ kannst und gleichzeitig Dir der Fokus nicht abhaut. Achte auch darauf, dass sich in dem Bereich wo Du fotografierst, sich der Abstand zwischen Dir und dem Fahrer nicht groß ändert. Wenn er auf eine „andere“ Schärfeebene radelt, ist das Bild dahin. Die Belichtungszeit musst Du je nach Situation anpassen. Sie hängt von mehreren Faktoren ab.

1. Geschwindigkeit des Fahrers

2. Brennweite deines Objektives

3. Gewünschte Effektstärke, die Du erzielen willst

Probiere ein bisschen rum und Du wirst relativ schnell herausfinden, in welche Richtung der Hase läuft. Ich beginne bei Radfahrern die um die 20-30 km/h fahren erstmal mit einer 2hundertstel und justiere dann. Als Tipp würde ich auch nicht mit Offenblende arbeiten, sondern etwas abblenden, um einen größeren Tiefenschärfebereich zu haben.

Außerdem achte darauf, dass Du eine Streckenpassage auswählst, an dem sich das Objekt selber wenig bis gar nicht bewegt.- der Radfahrer sollte also rollen und nicht hin und herzappeln. Ein rüttelnder Schotterweg ist also weniger geeignet wie eine glatte Asphaltbahn. Ich habe meine ersten Mitzieher an einer Bundesstraße mit Autos geübt. Das als Tipp am Rand.

Als Perspektive solltest Du IMMER etwas wählen, was nicht alltäglich ist. Wenn Du Dich zwischen die Zuschauer stellst, hast Du dasselbe Bild wie alle. Das wird nix. Suche Dir andere Orte. Geh in die Knie, kletter auf einen Baum, auf eine Brücke. Mach was, was andere nicht machen – nur so hast Du auch ein anderes Foto wie alle anderen.

Dennis Stratmann

  • Dipl. Designer
  • selbstständiger Fotograf seit 2005
  • spezialisiert auf Tourismus, Sport und Event Fotografie
  • proshooto.com
  • Instagram

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