04.10.2019

Streetfotografie mit Klaus Wohlmann

Das Reisen ist für den freischaffenden Fotografen Klaus Wohlmann die Inspirationsquelle für sein künstlerisches Schaffen. Mit besonderer Vorliebe widmet er sich der Streetfotografie. Immer auf der Suche nach lohnenden Motiven streift er stundenlang durch die Straßen der Städte. Dabei fotografiert er nicht einfach drauf los – er wartet auf den einen Moment. In der Fotografie werden wir heutzutage mit Bildern „zugeschüttet“ und oftmals enthalten diese viel zu viele Informationen. Klaus‘ Ansatz ist die reduzierte Fotografie. Meistens bringt er eine einzige Person ins Zentrum, um Spannung in seinen Bildern aufzubauen. Ebenso zieht einen ein bestimmtes Bild in Schwarzweiß mehr in den Bann als eines in Farbe. Als Kamera kommt entweder eine Nikon D850 oder eine Sony Alpha 9 zum Einsatz, immer mit hochwertigen Tamron-Objektiven.

Klaus Wohlmann hält besonders gerne Menschen in ihrem Alltag auf Bildern fest. Hierfür tritt er vorher mit ihnen in Kontakt und holt sich letztendlich das Okay, sie abzulichten. Er setzt sich mit den Menschen auseinander, so entsteht auch eine gewisse Lockerheit und er kann sich voll und ganz auf einen bestimmten Moment konzentrieren. Solche Streetbilder entstehen nicht in Form eines Schnappschusses, Klaus wartet auf seine Augenblicke – egal ob in Amsterdam, Havanna oder Kalkutta. Er reagiert auf Situationen, analysiert das vorherrschende Licht, entscheidet über Wichtiges und Unwichtiges und gestaltet in Gedanken sein Bild.

Dazu braucht er aber Zeit. Ist man allerdings mit einem festen Zeitplan unterwegs und hat vor Ort nur wenige Momente, um die Gegebenheiten einzufangen, ist ein solches Vorgehen wohl kaum möglich. Dass man trotz solcher Herausforderungen zu besseren Urlaubs- und Reisefotos kommen kann, vermittelt Klaus Wohlmann seit vielen Jahren in seinen Foto-Workshops.

Klaus, du bist in vielen Bereichen aktiv und viel unterwegs. Woran arbeitest du aktuell?

Im Moment widme ich mich meinem Schattenwelten-Projekt, was ich über Jahre hinweg betrieben und immer weiter verfeinert habe. Da höre ich natürlich nicht auf, nur weil ich ein Buch gemacht habe. In einem neuen Projekt versuche ich, Geschwindigkeit in der Langsamkeit zu zeigen – zum Beispiel mit einem Mitzieher von Arbeitern, die Kartoffelsäcke tragen. Außerdem plane ich gerade die Fotoreisen für das nächste Jahr.

Kommen wir zu deinem aktuellen Buch „Schattenwelten“ – was möchtest du erzählen?

Im Prinzip ist das Street-Fotografie, also Bilder von unterwegs, in der Stadt und auf dem Land. Die Schattenwelt reduziert meine Eindrücke von dort auf reine Schwarz-Weiß-Fotografie, wo die Menschen immer im Schatten sind. Die Schatten bekommen so eine Position, die sie sonst nicht hätten. Entweder als Schatten-Wurf oder als Schatten-Riss.

Wie kamst du denn eigentlich zur Fotografie?

Begonnen hat das Ganze wie so häufig: Mein Vater hat mir eine Kamera geschenkt und die habe ich auf viele Reisen mitgenommen. Mit 16 bin ich dann auf dem Mokick nach Marokko gefahren, und die Reisen wurden dann eben immer länger, auch mal drei Monate nach Indonesien. Ich bin immer viel gereist. Ich war dann aber erstmal Künstler, Maler und habe Performance-Stücke geschrieben.

Gab es dann so etwas wie ein initiales Projekt für die Fotografie?

Kann man so sagen: Vor 12 Jahren habe ich mein Motorrad gepackt und bin damit nach Togo gefahren. Dort bin ich fünf Monate geblieben. Die Bilder, die dabei entstanden sind, habe ich auch in einem Bildband verarbeitet, der „Begegnungen Westafrika“ heißt. Ich habe dort jeden Tag Leute besucht und getroffen, habe aber niemals als erstes ein Foto gemacht. Meine Herangehensweise sah so aus: Wir haben uns getroffen, etwas gegessen, Kaffee getrunken, dann habe ich denen ein Polaroid, also ein Sofortbild, geschenkt. Und dann haben die meisten von selbst gefragt, ob ich nicht auch ein Bild für mich machen möchte.

Wie ging es weiter?

Ich bin danach noch ein paar Mal mit dem Motorrad nach Afrika aufgebrochen, unter anderem in den Kongo, wo ich meinen ersten großen Auftrag für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit umsetzen durfte. Ich habe deren Projekte vor Ort fotografiert. Unter anderem habe ich dort Menschen besucht, die ein Jahr zuvor in Deutschland ein Stipendium bekommen haben. Ich habe gezeigt, was sie heute machen.

Mit dem Motorrad von Köln nach Afrika – sind Fotoreisen für dich immer ein Abenteuer?

Das muss nicht zwangsläufig sein. Ich finde aber, dass Reisen, gerade für die Fotografie, ein bisschen entschleunigt werden muss. Selbst mit dem Motorrad war ich völlig übermotorisiert. Als ich in Burkina Faso war, habe ich mir da einfach ein billiges Moped gekauft und bin dann in dem langsamen Tempo drei Monate umhergefahren. Durch die Langsamkeit hat man eine ganz andere Wahrnehmung und schwimmt einfach mit.

Deine Bilder sind ja von einem eigenen Stil geprägt: Warum fotografierst du so und was reizt dich an der Schwarzweiß-Fotografie?

Die Schattenwelt habe ich tatsächlich ganz in Schwarzweiß umgesetzt, ich bin in der Street-Fotografie aber auch in Farbe unterwegs. Mich reizt an der Streetfotografie, dass ich das festhalte, was in diesem Moment auf der Straße passiert. Ich habe mal mit dem Käthe-Kollwitz-Museum zusammengearbeitet, wo mir auffiel: Sie hat im Kern nichts anderes gemacht, nur hat sie das Pech gehabt, in einer schwierigen Zeit zu leben. Sie hat das Grauen festgehalten, was um sie herum passierte. Mir geht es auch nicht um die Leute an sich, sondern immer um die Situation.

Klaus Wohlmann arbeitet seit über 20 Jahren als Fotograf und Maler. Seine große Leidenschaft ist das Reisen in ferne Länder und das Fotografieren von Straßenszenen.
www.klauswohlmann.com

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