12.05.2020

Sternenhimmel

Leider sind Reisen derzeit ja unmöglich bzw. ist unser Radius ziemlich eingeschränkt. Zum Glück gibt es aber ein Motiv, welches so gut wie von überall zu erreichen bzw. zu fotografieren ist: unser Nachthimmel.

Und irgendwie hat das Betrachten der Sterne sowie von Mond und Planeten ja zumindest einen virtuellen Reisecharakter – und lässt mich persönlich weiter von meinem größten Traum träumen, einem Flug ins Weltall.

Nicht umsonst hat mein nächstes Projekt auch den Arbeitstitel „Interstellar“ 😉

Sternenhimmel

Daher nutze ich die aktuelle Zeit, mich intensiv mit der Sternen-, Mond-, Planeten- und weiteren Bereichen der Astrofotografie zu beschäftigen.

Dabei bin ich zwar recht schnell auf Begriffe wie Teleskop, Nachführung, Seeing, Stacking und viele mehr gestoßen, das würde aber an dieser Stelle definitiv zu weit führen.

Außerdem lassen sich auch mit einer ganz normalen Kamera und einzelnen Aufnahmen bereits tolle Ergebnisse erzielen, wie ich Euch in diesem galaktischen Beitrag zeigen werde.

Grundlegende Einstellungen und Ausrüstung

Die Kamera meiner Wahl ist die vor kurzem neu auf den Markt gekommene Olympus OM-D E-M1 Mark III. Diese ist zum einen in der Lage, hochauflösende Bilder von bis zu 80 Megapixel zu produzieren, zum anderen hat sie den einzigartigen „Sternenhimmel Autofokus“ neu an Bord.

Sternenhimmel

Für Aufnahmen von dem gesamten Sternenhimmel arbeite ich gerne mit dem 7-14mm Pro Objektiv von Olympus sowie dem manuellen 7.5mm Objektiv von Laowa.

Für fast formatfüllende Aufnahmen unseres guten alten Mondes benutze ich das Olympus 300er Pro Objektiv in Kombination mit dem 2fach Teleconverter MC20.

Als Stativ kommen bei mir das Leofoto RF224c (für die Weitwinkelaufnahmen) sowie das Leofoto RF324c (für die deutlich schwerere Kombi mit dem 300er Objektiv) zum Einsatz.

Weiteres Zubehör

Als Fernauslöser benutze ich persönlich am liebsten den originalen Olympus Kabel-Fernauslöser, wobei die Olympus OIS.Share App definitiv eine gute Alternative wäre.

Ich deaktiviere die Bildstabilisierung bzw. solltet Ihr bei einer Spiegelreflexkamera die Spiegelvorauslösung aktivieren.

Eine Taschen-/Stirnlampe, idealerweise mit einer Rotlicht-Funktion, hilft mir bei der Bedienung der Kamera in der Nacht.

Achtet auf eine ausreichende Stromversorgung bei Langzeitbelichtungen bzw. für kalte Nächte.

Ihr selber solltet Euch je nach erwarteten nächtlichen kühlen Temperaturen warm anziehen.

Erstes Motiv: Startrails

Sternenhimmel

Beginnen möchte ich mit dem Nachthimmel und einem Motiv, welches so gut wie überall und einfach umzusetzen ist, den Sternenspuren.

Ich bin ein großer Fan dieser sogenannten „Startrails“-Bilder. Auch weil sie den Vorteil haben, dass sie weniger anfällig für eine Lichtverschmutzung sind.

Bei mir im Großraum Frankfurt am Main sind je nach Blickrichtung am Horizont überhaupt keine Sterne zu sehen. Und auch hoch am Himmel sind die mit bloßem Auge erkennbaren Sterne fast an zwei Händen zählbar.

Die Milchstraße kann man hier sowieso komplett vergessen. Nette Startrails Fotos sind allerdings trotzdem möglich.

In Bezug auf die Lichtverschmutzung gibt es eine sehr große Auswahl an Karten und Informationsquellen wie z.B. https://www.lightpollutionmap.info/.

Dort könnt Ihr schauen, wie es bei Euch aussieht bzw. nach Standorten suchen, wo die Sicht auf den Sternenhimmel möglichst „unverschmutzt“ ist.

Neuerdings „verschmutzen“ auch noch die von der Firma SpaceX ins All geschickten Starlink Satelliten den Himmel.

Bei der Planung von Sternenhimmel Aufnahmen bzw. wenn Ihr wissen möchtet, wie es an Eurem Himmel in Bezug auf die Starlink Satelliten ausschaut, dann empfehle ich Euch diese Seite: https://findstarlink.com

Konzentrische Kreise um den Polarstern

Sternenhimmel

Besonders eindrucksvoll sind die Sternenspuren, wenn sie als konzentrische Kreise um den Polarstern im Norden (bzw. um das Kreuz des Südens auf der Südhalbkugel) eingefangen werden.

Ein Kompass bzw. eine entsprechende App auf Eurem Smartphone kann Euch dabei bei der Orientierung am Nachthimmel helfen.

Bisher waren Sternenhimmel Aufnahmen immer mit einem großen Aufwand hinsichtlich der Scharfstellung verbunden, da in der dunklen Nacht der Autofokus nicht funktioniert.

Aufwendiges Fokussieren mit Hilfslicht und Lupeneinstellung, bei Helligkeit mit Markierung am Objektiv oder einfach testen und probieren sind nur einige der Möglichkeiten.

Wobei ich dieses Problem, wie auch alle anderen Besitzer einer Olympus E-M1 Mark III, zum Glück nicht mehr habe dank des neu entwickelten Sternenhimmel Autofokus (Starry Sky AF).

Dieser stellt in der Tat selbst bei komplett dunkler Nacht den Sternenhimmel scharf.

Mehrere Möglichkeiten der Belichtung

Auch für die Art der Belichtung habt Ihr mehrere Möglichkeiten. Zum einen eine einzige Langzeitbelichtung im Bulb-Modus mit jedoch dem großen Nachteil, dass eine, teilweise stundenlange Belichtung in der Dunkelheit der Nacht zu einem deutlichen und sehr störendem Rauschen führen wird.

Die zweite Möglichkeit sind viele Time-Lapse Aufnahmen über einen längeren Zeitraum und das anschließende Composing dieser Bilder in einem entsprechenden Programm zu Hause am Rechner.

Ich persönlich fotografiere Startrails am liebsten im sogenannten Live Composite Modus. Diese spezielle Olympus Funktion arbeitet wie ein internes Composing und setzt bereits während der Aufnahme viele Bilder zu einer einzigen Aufnahme zusammen.

Normalerweise wähle ich für Startrails eine Basisbelichtungszeit zwischen 30 und 60 Sekunden. Und arbeite, um möglichst viel Sternenlicht einzufangen, mit offener Blende sowie ISO 800.

Zur Kompensation einer Lichtverschmutzung könnte man aber auch mit ISO 400 oder 200, einer kürzeren Belichtungszeit sowie geschlosseneren Blende arbeiten.

Das würde dann aber auch zu weniger oder schwächeren Sternenspuren führen. Hier hilft ausprobieren sowie sich von seinem persönlichen Geschmack leiten zu lassen.

Zweites Motiv: Sternenhimmel und Milchstraße

Auch wenn ich ein großer Fan dieser Startrails bin, so fotografiere ich trotzdem natürlich auch hier und da den „normalen“ Sternenhimmel.

Insbesondere bei besonderen Himmelsstellungen wie z.B. neulich in der netten Konstellation von Venus mit dem derzeit durch die Presse geisternden „Supernova Kandidaten“ Stern Beteigeuze.

Formel für die maximale Belichtungsdauer

Im einem solchen Fall möchte ich die Sterne natürlich knackig scharf abbilden. Dabei hilft mir für die Ermittlung der Belichtungszeit folgende einfache Formel:

300 / (Cropfaktor der Kamera * Brennweite) = max. Belichtungsdauer.

Wobei die Formel auch gerade noch so mit 500 funktioniert bzw. habe ich auch schon von 600 gelesen.

Es gilt nämlich auch, dass je näher der Bildausschnitt in Richtung Polarstern zeigt, umso länger können wir ohne sichtbare Sternspuren belichten. Bei einer Olympus MFT Kamera beträgt der Cropfaktor übrigens 2.

Sternenhimmel

Wer jetzt keine Lust hat sich an dieser Stelle näher mit Mathematik zu befassen, für den habe ich einmal als kleinen extra Service 😉 folgende Werte berechnet, jeweils bezogen auf eine KB Brennweite:

12mm – 25sec
15mm – 20sec
20mm – 15sec
24mm- 12.5sec

Zusätzlich arbeite ich dabei in der Regel sehr offenblendig und wähle eine hohe ISO-Zahl, natürlich wenn möglich angepasst an die „Rauschfähigkeit“ Eurer Kamera.

Die Milchstraße

Dieses Bild der Milchstraße habe ich mit 7mm (14mm KB) bei ISO 1600, Blende 2.8 und 13 Sekunden belichtet. Wobei ich gestehen muss, dass ich dieses Bild bereits vor ein paar Monaten in den unendlichen Weiten der Karakum Wüste in Turkmenistan fernab jeder Lichtverschmutzung aufgenommen habe.

Sternenhimmel

Zur Ermittlung des Stands der Milchstraße bieten sich übrigens Apps wie Photopills oder Stellarium an, wobei es dazu mittlerweile Alternativen wie Sand am Meer gibt.

Letztendlich gilt auch hier, dass Ihr durch Ausprobieren die für Euch und Eure Bildvorstellung am besten passende Brennweite sowie Kombination aus Blende, ISO und Belichtungszeit finden müsst.

Drittes Motiv: Mond

Sternenhimmel

Ein weiteres fantastisches Motiv stellt auch unser guter alter Mond da. Viele von Euch denken nun sicher an ein Foto von einem kreisrunden Vollmond.

Sicher immer eine Aufnahme wert, deutlich mehr Kontrast und auf dem Bild sichtbare Mondkrater erhaltet Ihr jedoch in den Tagen nach Neumond. Für die Bestimmung der Mondphasen, Position am Himmel, Zeit von Auf- und Untergang gibt es mittlerweile unendliche viele Apps für jede Art von Plattform.

Am besten fotografiert Ihr den Mond in einer klaren Nacht ohne Schleierwolken. Großstädte, Lichtverschmutzung sowie Luftverwirbelungen spielen allerdings keine ganz so große Rolle wie bei der weiterführenden Astro-/Deep-Sky Fotografie.

Wobei natürlich auch hier gilt, dass je besser die Umweltbedingungen sind, desto besser wird das Ergebnis. Beachtet dabei auch, dass die atmosphärischen Störungen größer werden, je näher der Mond am Horizont steht.

Grundsätzlich lässt sich der Mond eigentlich ganz gut mit dem Autofokus fotografieren. Ich fokussiere jedoch lieber manuell und lasse mich dabei von einer vergrößerten Ansicht im Sucher unterstützen.

Ein voller Mond kann problemlos aus der Hand fotografiert werden

Sternenhimmel

Ein fast voller Mond ist so hell, dass er problemlos auch aus der Hand fotografiert werden kann.

Je kleiner die beleuchtete Sichel ist, desto länger werden natürlich die Belichtungszeiten und die Gefahr einer Bewegungsunschärfe, unser Mond bewegt sich mit lässigen 1 km/s, steigt.

Folgende Werte könnt Ihr daher als Anhaltspunkte verwenden, jeweils bezogen auf eine KB Brennweite. Je nachdem mit welchem Kamerasystem Ihr arbeitet müsstet Ihr eventuell noch umrechnen.

Das Olympus MFT System z.B. hat einen Verlängerungsfaktor von 2, heißt ein 25mm MFT Objektiv entspricht in der Tabelle einem 50mm KB Objektiv:

28mm: 20s
50mm: 10s
100mm: 4s
300mm: 1,5s
500mm: 0,7s
800mm: 0,25s
1000mm: 0,2s
1200 mm: 0,4s
1500mm: 1/5s
2000mm: 1/8s

Blende 8 für eine scharfe Aufnahme des Mondes

Sternenhimmel

Mein Olympus 300er Objektiv hat die feste Blende 4 bzw. 8 bei der Verwendung des 2fach Konverters – also Blende 8 bei 1200mm KB.

Was gut passt, da ich die (plus minus) Blende 8 generell für eine scharfe Abbildung des Mondes empfehle.

Bei der Bildbearbeitung reduziere ich in der Regel die Sättigung in Richtung schwarz-weiß und erhöhe den Kontrast wie auch die Schärfe. In der Realität hat der Mondstaub Regalith nämlich eine ähnliche Farbe wie Beton.

So bekommt Ihr schon richtig feine Fotos von unserem Mond hin. Für knackig scharfe Bilder benötigt es allerdings das sogenannte Stacking aus vielen (1000 und mehr) Aufnahmen oder noch besser Filmsequenzen.

Randnotiz: Venus (Planeten)

Sternenhimmel

Das mit dem Stakking gilt vor allem für die Planetenfotografie. Trotzdem möchte ich das Thema als kurze Randnotiz erwähnen, denn auch hier sind mit einer gewöhnlichen Kameraausrüstung schon Aufnahmen möglich.

Derzeit (Ende April 2020) ist die Venus der am besten zu fotografierende Planet – im Mai verschwindet sie allerdings langsam von dem Abendhimmel und macht dem Merkur Platz.

Die Venus ist als Motiv nur bedingt interessant

Sternenhimmel

Von der Sonne aus gesehen ist die Venus der zweite Planet (Merkur der erste) und unserer Erde grundsätzlich sehr ähnlich.

Die Venus hat fast die gleiche Größe und ist auch ein Gesteinsplanet. Ansonsten ist sie jedoch eine sehr lebensfeindliche Welt mit extremen Temperaturen von über 400 Grad Celsius und einer sehr dichten Atmosphäre, welche in etwa dem Druck auf rund 900 Meter Meerestiefe entspricht.

Die Venus ist von einer dichten, aus Schwefelsäure bestehenden Wolkenhülle umgeben.

Das macht sie als Fotomotiv auch nur bedingt interessant, da kein Blick auf die Oberfläche und eventuelle Formen und Farben möglich ist – außer man verwendet einen IR oder auch ganz speziellen „Venus-Filter“ mit dem es dann möglich ist, die Wolkenstrukturen der Venus auf einem Foto sichtbar zu machen.

Im Moment erscheint die Venus besonders hell. Dies liegt an der im April idealen Kombination aus Entfernung (ca. 65 Millionen Kilometer) und Beleuchtungsgrad (ca. 27 Prozent). Zu sehen ist die Venus in einem Teleskop bzw. Objektiv mit großer Brennweite als helle Sichel. Mit bloßem Auge strahlt sie hingegen wie ein heller Stern am Himmel.

Sternenhimmel

Tatsächlich bekomme ich die Venus mit meinem 300er Olympus Objektiv inkl. 2fach Telekonverter als Sichel abgebildet und das gar nicht mal so schlecht.

Auch hier brauchen wir, wie bereits bei dem Mond, für bessere und schärfere Bilder ein Stacking mehrere Aufnahmen/ Filmsequenzen. Und eigentlich auch die deutlich höhere Brennweite eines Teleskops.

Macht die Nacht zu Eurem fotografischen Tag.

Das heben wir uns aber für ein anderes Mal auf. Wie die Beispiele hier zeigen können bereits auch „einfache“ Himmels- und Himmelskörperaufnahmen spektakulär aussehen.

Also schnappt Euch Eure Kamera, geht raus und macht die Nacht zu Eurem fotografischen Tag.

Weitere Infos

Weitere Bilder und tiefergehende Informationen zur Astrofotografie findet Ihr gerne auf meiner Website unter wie auch viele Antworten rund um die Olympus Ausrüstung auf unserer hilfreichen „Olympus Fotografen“ Facebook Gruppe.

Euer
Adrian Rohnfelder

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