Halten wir zuallererst mal fest: Ein ordentliches Stativ ist für jeden Fotografen eine Pflicht-Investition. Denn es gibt sehr viele Situationen, in denen du ohne Stativ gar nicht klarkommen würdest, wo ein Stativ notwendig ist, um coole Bilder zu machen. Langzeitbelichtungen in erster Linie, aber auch Videos brauchen hin und wieder ein Plus an Stabilität.

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Was unterscheidet Stative?
Mit Stativen ist es wie mit Besteck: Kauft man einmal wirklich gutes, ist man auf Lebenszeit versorgt und wichtiger noch: für alle Situationen zuverlässig gerüstet. Hochwertige Stative bestehen zum Großteil aus Kohlefaser (Carbon) und verfügen über Verschlüsse aus Metall. Kohlefaser ist sehr leicht aber dennoch stabil, schwingungsarm und pflegeleicht, in der Anschaffung allerdings etwas hochpreisiger.
Stative aus Aluminium sind etwas schwerer, aber auch günstiger im Preis, hier macht es Sinn sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Verschlüsse sollten sauber einrasten, der Stand muss sicher sein. Wer über hochwertiges, schweres Equipment verfügt achtet zudem auf einen Haken, um das Stativ zu beschweren. Die mögliche Zuladung sollte über 3kg liegen. Die maximale Höhe ist abhängig vom Einsatzzweck.
Der Kopf macht den Unterschied
Grundsätzlich sind die Beine des Statives zwar wichtig, doch erst der Kopf macht einen Experten daraus. Der Klassiker ist der Drei-Wege-Neiger: An einem oder zwei Hebeln kann der Kopf nach vorne/hinten, links und rechts und um die eigene Achse geschwenkt werden. So lässt sich jede Stellung einstellen. Die Köpfe eignen sich auch für Videos, da an den Hebeln eine halbwegs ruhige Führung bei Bewegungen möglich ist.
Für reine Fotofreunde gibt es noch bessere Alternativen zum Drei-Wege-Neiger: Die sogenannten Kugelköpfe lassen sich deutlich schneller einstellen und erlauben eine präzisere Kontrolle über den Bildausschnitt. Hier sollte man aber gut investieren, damit die Köpfe auch lange halten.

Andere Varianten
Während wir bislang nur über Dreibein-Stative geredet haben, gibt es noch eine weitere wichtige Kategorie, insbesondere für Sport- und Wildlife-Fotografen. Es geht um Einbeinstative. Für Sie gilt in Sachen Qualität das Gleiche wie für Dreibeine, es gibt sogar verschiedene Köpfe. Das lohnt sich insbesondere für Videografen. Das klassische Einbein ist aber nur mit einer Stativschraube am Ende versehen, hat also gar keinen Kopf. Sein Einsatzgebiet ist daher begrenzt.
Sport beispielsweise bedeutet fast immer: Wir kommen nicht besonders nah ran. Also brauchen wir lange Objektive, idealerweise ein 70-200mm oder noch darüber hinaus. Allerdings: Bei langer Brennweite ist es schwer, ruhig zu halten. Hier hilft ein Einbeinstativ, welches stabilisiert und den Fotografen entspannter seine Arbeit machen lässt. Und auch Mitzieher sind mit Einbeinen viel einfacher. Unser Tipp: Manche Hersteller bieten Dreibein-Stative an, die sich mit wenigen Handgriffen zu einem Einbein umbauen lassen. Das ist ein Kompromiss, der Geld und Gepäckmenge sparen kann.
Wann brauche ich kein Stativ?
Kurz gesagt: Immer dann, wenn es spontan zugeht, was in der Fotografie ja häufig der Fall ist. Dazu zählen Reportagen aller Art, egal ob Street- oder Hochzeitsbilder. Aber auch auf Reisen kann ein Stativ kompliziert sein und deswegen weggelassen werden. Mit einer kürzeren Brennweite wird die Notwendigkeit eines Statives oft ebenfalls hinfällig.
Lässt man das Stativ weg, sollte sich jeder Fotograf aber gut beherrschen können, denn wo Stative uns zwingen, über Bildausschnitte und Komposition nachzudenken, artet das freie Halten der Kamera oft in eine wilde Schießerei aus. Daher solltest du dir von vorne herein angewöhnen, dir für jedes Bild eine extra-Sekunde zu lassen und den Serienbildmodus zu deaktivieren.

Damit du bei schlechten Lichtverhältnissen noch gute Bilder ohne Stativ machen kannst, solltest du in lichtstarke Objektive investieren: Eine eins vor dem Komma sollte drinnen sein, damit du mit spärlicher Beleuchtung arbeiten kannst. Als Porträtfotograf schätzt du hier natürlich auch das zauberhafte Bokeh.
Fünf Fotografenarten: Braucht es ein Stativ?
Landschafts- und Architekturfotograf:
Diese Gattung liebt Langzeitbelichtungen, nutzt viele Filter und profitiert davon, sich über Bilder länger Gedanken zu machen. Daher ist ein Stativ fast obligatorisch, selbst am helllichten Tag.
Reportagefotograf:
Spontan, leise und unauffällig jagt dieser Fotografentyp nach Momenten und Emotionen. Dabei steht jede Stativform im Weg. Bitte gar nicht erst versuchen und Drei- oder Einbein zu Hause lassen.
Sport- und Tierfotograf:
Wenn Sport Bundesjugendspiele meint und Tierfotografie auf Stubenkatzen abzielt – lasst das Stativ weg. Geht es aber in die Wildness oder zu großen Sportevents, dann ist ein Einbein eine sehr gute Wahl. Dreibeine stören hier aber auch eher.
Makro- oder Foodfotograf:
Winzige Motive treffen auf lange Brennweiten und enge Blickwinkel – Wann immer möglich, sollte ein Stativ eingesetzt werden. Food-Fotografen können etwas entspannter sein, Helfen tut ein Stativ hier aber auch.
Porträtfotografen:
Selbst im Studio sind Stative absolut unüblich. Hier geht es um die Interaktion mit Menschen, jedes Gramm Technik, das gespart werden kann, ist ein gutes Gramm.
Ein Kommentar zu "Stativ oder Freihand – was ist am besten?"
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Ich widerspreche in einem Punkt: Wer eine Porträtaufnahme im Studio minutiös durchplanen, das Licht exakt setzen und statt eines Tausend Fotos durchballern und irgendwas wird schon dabei sein-Shootings das Bild mit Zeit und Muße gestalten möchte, kommt an einem Stativ nicht vorbei.
Wer dann auch noch gerne mit großen Blendenöffnungen für geringe Schärfentiefe gestaltet, nimmt den Fehler Fotograf mit einem Stativ entspannt aus der Gleichung. Bei Blendenöffnungen von f/1.4 am Vollformat und erst Recht bei Aufnahmen mit Mittelformat-Kameras reicht manchmal schon eine leichte Veränderung der Aufnahmedistanz, um die Schärfe nicht 100%ig auf das Auge der porträtierten Person zu setzen.
Klar, die Bewegung des Motivs kann das Stativ nicht ausgleichen, aber so bewegt sich eben nur ein Element in der Aufnahmesituation. Die Trefferquote ist damit deutlich höher.
Warum ausgerechnet im Studio an Gewicht gespart werden sollte, erschließt sich mir überhaupt nicht. Für viele fotografischen Einsätze stimmt das wohl, aber gerade im Studio spielt das Gewicht eine extrem untergeordnete Rolle – die Laufwege sind mitunter vergleichsweise kurz.