28.07.2020

Sony Alpha 7S III: Spiegellos zum Video-Star

Lange hat es gedauert, bis Sony seiner Video-DSLM Alpha 7S II eine Nachfolgerin spendiert hat. Doch glaubt man einem bekannten Sprichwort, wir jetzt endlich alles gut. Wir stellen diese Aussage auf die Probe und fühlen der runderneuerten Kamera ausführlich auf den Zahn.

Wichtige Kennzahlen Sony Alpha 7S III

  • 12,1 Megapixel BSI Kleinbild-Sensor
  • UHD-Video mit bis zu 120 fps in 4:2:2 und 10bit Farbtiefe oder FullHD
  • Bis zu 10 Bilder pro Sekunde mit lautlosem, elektronischem Verschluss mit bis zu 240 fps
  • Kamera-interner 5-Achsen-Bildstabilisator und digitale Stabilisierung
  • 759 Phasen-AF-Punkte mit 92 Prozent Sensor-Abdeckung und Augen-AF

Sony Alpha 7S III im Detail

Die vom Unternehmen Ende 2014 vorgestellte Alpha 7S II bekommt endlich eine Nachfolgerin; und so viel vorneweg: Die neue Sony Alpha 7S III merzt so gut wie alle Kritikpunkte aus, sowohl in Hinblick auf die Vorgängerin als auch bezüglich aller anderen Kameras der Serie. Das beginnt bei den Einstellungs-Menüs und endet schließlich beim Touchdisplay. Bietet die Video-DSLM also nun alles, was sich Filmer von einer Wechselobjektiv-Kamera schon immer gewünscht haben? Der ausführliche Blick auf die Ausstattung und die video-orientierten Features bringt Licht ins Dunkel.

Das Gehäuse

Dass sich die Alpha 7S III an den Gehäuse-Merkmalen ihrer aktuellen Schwester-Modelle orientiert, war bereits vor der Veröffentlichung abzusehen. Genau wie bereits die Alpha 7R IV und die Alpha 9 II vor ihr, kommt der Neuzugang nun also leicht gewachsen daher. Im Vergleich zu den älteren Modellen bedeutet das in erster Linie ein verbessertes Handling und ein sicherer Griff. Die Zeiten, in denen der kleine Finger der rechten Hand keinen Platz am Griffstück hatte, sind vorüber. In der Top-down-Ansicht sieht die Alpha 7S III ihrer hochauflösenden Schwester zum Verwechseln ähnlich: Alle Bedienelemente tummeln sich auf der rechten Oberseite. Das Modus-Wahlrad sowie das Rädchen zur Belichtungskorrektur sind mittels Sperrknopf gegen ein versehentliches Verstellen gesichert; sehr gut. Eine kleine Veränderung wird bei genauer Betrachtung dann trotzdem sichtbar: Direkt neben dem Foto-Auslöser samt Betriebsschalter finden wir nun den großen Video-Auslöser. In punkto Ergonomie ein deutliches Upgrade; die Position des Knopfs zum Starten sowie Stoppen der Video-Aufnahme war bei der Vorgängerin nicht sehr clever gelöst.

Alle wichtigen Anschlüsse

Auf der linken Gehäuse-Seite finden wir dann alle wichtigen Anschlüsse, sorgfältig versteckt unter mehreren, robusten Kunststoff-Abdeckungen: Je eine 3,5-mm-Klinken-Buchse für den Kopfhörer sowie ein externes Mikrofon, den Standard-HDMI, den Sony-eigenen Multi-Port und auch einen USB-Anschluss vom Typ-C über den die Kamera geladen werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gehäuses dann eine handfeste Überraschung: Aufgrund der zu erwartenden, großen Datenmengen beim Filmen hat Sony der Alpha 7S III kurzerhand einen neuen Doppel-Speicherkartenslot spendiert. Beide Schächte sind sowohl mit UHS-II-Karten als auch den CFexpress-Medien vom Typ A kompatibel. Letztere sind etwas kompakter als konventionelle SD-Karten, was auch beim Einsetzen ein etwas mulmiges Gefühl hinterlässt; denn: Anders als die SD-Karten sitzen die neuartigen Speicherkarten nicht fest im Slot. Trotz des großen Spiels konnten wir bei unseren Praxis-Test aber keinerlei Probleme bei der Erkennung feststellen. Ausgestattet mit einer Kapazität von 80 und 160 GB sowie Übertragungsraten von 800 MB/s beim Lesen und rund 700 MB/s beim Schreiben ist der neue Typus geradezu prädestiniert für hochauflösende Videos. Aktuell sind allerdings noch keine derartigen Karten erhältlich, weswegen wir noch keine Angaben zur Verfügbarkeit und dem Preis geben können.

Alles neu macht die Alpha 7S III

Wer jetzt denkt, dass sich Sony auf diesen zugegeben praktischen Neuerungen ausruht, der irrt. Sowohl beim elektronischen Sucher als auch beim rückwärtigen Display bemerken wir markante Veränderungen: Die Auflösung des EVF steigt rapide an; auf nun 9,44 Millionen Bildpunkte. Der DSLM-Sucher ist damit in punkto Klarheit, Schärfe und Ablesbarkeit von seinem optischen DSLR-Pendant fast nicht mehr zu unterscheiden. Die Möglichkeit aufnahme-relevante Informationen einzublenden bleibt natürlich bestehen; besonders in Aufnahmesituationen mit viel Umgebungslicht also eine echte Alternative zum rückwärtigen Display. Apropos: Auch der 3-Zoll-Touchscreen hat eine Aufwertung erhalten. Ganz nach Vorbild der ZV-1 oder den Kameras von Konkurrent Canon verfügt der Monitor nun über eine seitliche Aufhängung. Damit kann er nun endlich um 180 Grad nach vorne gedreht werden ohne dass ein Stativ oder ein Mikro auf dem Blitzschuh die Sicht versperrt.

Ein kleiner Wehrmutstropfen

Ein Wehrmutstropfen bleibt allerdings. Ist beispielsweise ein Kopfhörer, eine Powerbank per USB-C oder auch ein externer Rekorder über HDMI angeschlossen, leidet die Beweglichkeit des Bildschirms. Wird das Display dagegen nach vorne gedreht, behindern die Kabel die freie Sicht. Die Buchse für das externe Mikro ist immerhin etwas erhöht angeordnet, sodass ein daran angeschlossener Tonabnehmer dem Monitor nicht in die Quere kommt. Und dennoch: Wir begrüßen die neu gewonnene Flexibilität; für Filmer dürfte die seitliche Aufhängung trotz kleinerer Kompromisse wohl die beste Lösung darstellen. Wo wir gerade beim Display sind: Lange beschränkte sich die Touch-Funktionalität bei den Alpha-DSLMs auf das Setzen und Verschieben des Fokus-Punktes. Auch damit macht die Alpha 7S II nun endlich Schluss. Sony hat kurzerhand das komplette Einstellungsmenü neugestaltet. Das Ergebnis: Sämtliche Menüpunkte sind jetzt deutlich übersichtlicher angeordnet und reagieren sogar auf Fingerzeig. Bravo, darauf dürften viele Fans der Marke sehnsüchtig gewartet haben.

Kamera-Technik vom Feinsten

Was Sensoren anbelangt, schöpft Sony bekanntlich aus den Vollen: So ist es auf den ersten Blick verwunderlich, dass die Auflösung mit 12,1 Megapixeln im Vergleich zur Vorgängerin identisch geblieben ist. Mehr braucht die DSLM aber auch nicht; reicht diese Auflösung für die Darstellung von UHD-Videos doch mehr als aus. Die im Vergleich zu anderen Kleinbild-Kamera größeren Pixel bringen sogar einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Besonders bei schwachem Licht muss das Bild-Signal des Sensors nur verhältnismäßig wenig verstärkt werden; das störende Bildrauschen nimmt bei hohen ISO-Zahlen merklich ab. In dieselbe Kerbe schlägt auch ein anderer Kniff der Entwickler. So verfügt die Alpha 7S III nun über einen sogenannten rückwärtig belichtenden Bildchip: Das einfallende Licht fällt direkt auf die empfindlichen Dioden und wird nicht wie bei der Vorgängerin durch die Leiterbahnen des Sensors abgelenkt und abgeschwächt. Passend dazu erstreckt sich dessen Empfindlichkeit von ISO 40 bis ISO 409.600. Kombiniert wird der neu entwickelte Sensor dann noch mit einem verbesserten BIONZ-XR-Bildprozessor, der im Vergleich zum Pendant in der Alpha 7S II rund acht Mal mehr Leistung sowie eine Halbierung der Auslesezeiten bringt und somit negative Effekte wie Rolling Shutter massiv reduziert. Die Performance und somit die erzielbare Bildqualität haben sich im Vergleich zur Vorgängerin also drastisch gesteigert. Lobenswert, dass Sony zuletzt auf eine optische Bildstabilisierung nicht verzichtet hat. So ist der Sensor zusätzlich auf fünf Achsen beweglich gelagert und gleicht leichte Wackler zuverlässig aus. Besonders bei Filmen aus der Hand ein unverzichtbares Feature.

Video-Spezifikationen

Die aus diesem Paket resultierenden Video-Spezifikationen haben es gleichermaßen in sich: 4K UHD-Videos mit bis zu 120 fps oder FullHD-Clips mit bis zu 240 fps mit 10bit Farbtiefe, 4:2:2 Farbunterabtastung in allen Aufnahme-Modi lassen qualitätsverwöhnte Filmer mit der Zunge schnalzen. Aufnahmen aus der Sony Alpha 7S III bieten damit immer ausreichend große Reserven besonders für eindrucksvolle Zeitlupen-Sequenzen; mit bis zu einem Zehntel Geschwindigkeit bei der Aufnahme in 1080p. Bemerkenswert an dieser Stelle auch, dass der Filmer zu jeder Zeit mit der vollen Autofokus-Unterstützung arbeiten kann. Insgesamt 759 Phasen-AF-Punkte decken rund 92 Prozent der Sensor-Fläche ab. Dank Gesichts- sowie Augenerkennung bei Mensch und Tier sitzt die Schärfe immer da, wo sie hin gehört. Das hervorragende Objekt-Tracking per Touch vervollständigt den starken Autofokus eindrucksvoll.

Maximale Datenrate und S-Log

Ausgelesen wird schließlich immer die volle Sensor-Breite ohne qualitätsminderndes Pixel-Binning. Die maximale Datenrate liegt jetzt bei 600 Mbit pro Sekunde bei der Aufnahme mit All-Intra-Kodierung. Bei externer Aufzeichnung über den Standard-HDMI-Port steht dann sogar UHD-Video im RAW-Format mit 16 bit zur Verfügung; eine weitere Neuheit bei den Alpha-Kameras. Dank S-Log-Unterstützung sollen schließlich bis zu 15 Blendenstufen Dynamik-Umfang für gesteigerten Spielraum in der Nachbearbeitung sorgen. Erste Testaufnahmen – auch unter Schwachlichtbedingungen – begeistern durch die Bank: Die Clips sehen nicht nur sehr detailliert und knackscharf aus; störende Effekte wie Rolling-Shutter ist nur noch stark abgeschwächt zu erkennen. Störendes Rauschen suchen wir gleichzeitig mit der Lupe, toll!

Vergleich Sony Alpha 7S III gegen Sony Alpha 7S II

Alpha 7S IIIAlpha 7S II
Auflösung12,1 Megapixel12,1 Megapixel
ISO40-409.60050-409.600
Serienbilder10 Bilder pro Sekunde5 Bilder pro Sekunde
Prozessorneuer Bionz XRBionz XR
VideoUHD/120p; FHD/240pUHD/30p; FHD/120p

Unser Fazit: Sony hört auf seine User und beseitigt beinahe alle Kritikpunkte der Vorgängerin

Für qualitätsverwöhnte Filmer mit einer Vorliebe für ein kompaktes Setup liefert die Sony Alpha 7S III ein abgerundetes Gesamtpaket mit allerlei nützlichen Funktionen und Leistung satt. Die neu gewonnene Flexibilität durch das bewegliche Display und die volle Touch-Kontrolle der übersichtlicheren Menüs beschleunigen den Workflow deutlich. Ob sich CFexpress Typ-A als Speichermedium der Zukunft für Filmer durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Fotografen oder Gelegenheits-Videografen dürften dagegen nicht viel Gefallen an der Video-DSLM finden. Müssen Sie aber auch nicht, denn: Was das Einfangen von Standbildern angeht, gibt es aktuell deutlich leistungsfähigere und auch erschwinglichere Modelle. Profi-Filmer und selbst Besitzer der Vorgängerin sollten dagegen auf jeden Fall einen genaueren Blick auf den Video-Boliden aus dem Hause Sony werfen. Es lohnt sich!

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