13.01.2022

Schnelldurchlauf: Zeitraffer selbst gemacht

Wenn Stunden zu Sekunden werden: Wie du mit einfachen Mitteln die Zeit in deinen Videos wie im Flug vergehen lässt. Wir erklären dir alles, was es rund um das Thema Zeitraffer oder Timelapse zu wissen gilt.

Für einen Zeitraffer wird ein Video in der Nachbearbeitung doch lediglich schneller abgespielt, oder? Wer enorm viel Speicherplatz bei der Aufzeichnung nutzen möchte, kommt auch so zum Ziel – die traditionelle Herangehensweise ist allerdings deutlich eleganter.

Anstatt ein langes Video für einen Zeitraffer zu drehen, solltest du besser viele Einzelbilder zu einer Sequenz zusammenrechnen. Eine Vorgehensweise, die nicht nur effizienter, sondern am Ende auch qualitativ hochwertiger ist, denn: Du nutzt die volle Auflösung deiner Kamera und bist nicht an stark komprimierte Video-Bilder gebunden.

Doch alles der Reihe nach.

Zeitraffer
Ein Zeitraffer kann auf vielfältige Weise in einem größeren Video eingesetzt werden – etwa um Aspekte wie Vergänglichkeit oder auch Hektik zu verdeutlichen.

Passende Ausrüstung

Wer als Fotograf:in einen Zeitraffer selbst erstellen möchte, hat in der Regel das nötige Equipment bereits zur Hand. Ein kurzer Überblick:

(Fast) jede Kamera
Das uneingeschränkte Must-have für einen Timelapse ist selbstverständlich eine Kamera – gleich ob aus der Kompaktklasse oder mit Vollformatsensor. Ein integrierter Intervall-Timer, wie z. B. bei der Canon EOS RP, spart jede Menge Aufwand. Das passende Intervall einstellen und die Kamera machen lassen.

Fernauslöser
Verfügt deine Kamera über keinen Intervall-Auslöser, sind passende Zusatzgeräte für alle Hersteller-Marken bereits für kleines Geld zu haben. Über den Fernauslöser können die Aufnahme-Parameter und auch die Intervalle komfortabel ausgewählt und jederzeit verändert werden.

Stabiles Stativ
Ein einfaches Dreibein-Stativ verhindert, dass sich der Bildausschnitt zwischen den einzelnen Aufnahmen verändert. Den Bildstabilisator solltest du wie gewohnt deaktivieren – selbst feinste Bewegungen machen sich ansonsten als störende Ruckler im fertigen Zeitraffer bemerkbar.

Kamera-Slider
Besonders ein motorisierter Slider hebt deine Zeitraffer-Aufnahmen auf ein neues Level – für den Einstieg in die Timelapse-Fotografie ist er allerdings nicht zwingend erforderlich. Und dennoch: Wer es einmal ausprobiert hat, möchte das praktische Helferlein nie wieder missen. Produkte von Syrp oder iFootage sind hier empfehlenswert.

Aus Einzelbildern wird ein Video

Wie jedes Video besteht auch ein Zeitraffer aus vielen Einzelbildern, die aneinandergereiht die Illusion einer flüssigen Bewegung erzeugen – im Grunde also ein modernes Daumenkino. Beim Timelapse verlängerst du aber ganz bewusst den zeitlichen Abstand zwischen zwei Aufnahmen. Je größer dieser Abstand ausfällt, desto schneller vergeht die Zeit im fertigen Clip. Welche Intervalle für welche Art von Motiven am besten geeignet sind, haben wir hier ganz am Ende zusammengestellt.

Die gute Nachricht: Beim Fotografieren eines Zeitraffers musst du den Auslöser nicht in festgelegten Abständen immer und immer wieder drücken. Hier nimmst du entsprechende Automatiken in vielen modernen Kameras oder auch programmierbare Fernauslöser eine Menge Arbeit ab.

Allgemein betrachtet und um das Wirkungsprinzip eines Zeitraffers zu verdeutlichen, muss ein wenig Mathematik herhalten: Bei einem herkömmlichen Video werden in einer Sekunde 25 Bilder pro Sekunde aufgezeichnet – so weit, so bekannt.

Damit dein Zeitraffer einen ähnlich flüssigen Bildablauf bietet, solltest du ebenfalls entsprechend viele Bilder pro Sekunde einplanen. Wie viel Zeit du für einen Timelapse veranschlagen solltest, richtet sich also unmittelbar nach zwei Faktoren: Es gilt zu berücksichtigen, welches Intervall zwischen zwei Bildern vergehen soll und wie lange das fertige Video dauern soll. Ein Rechenbeispiel hilft hier, den Überblick zu behalten.

Ein weiteres (Extrem-)Beispiel mit umgekehrter Herangehensweise verdeutlicht die kreative Kraft, die ein Zeitraffer mit sich bringt.

Du möchtest einen kompletten Jahresverlauf im Video festhalten? Kein Problem: Ein Foto immer zur selben Uhrzeit pro Tag ergibt 365 Einzelbilder. Auf eine Basis-Videofrequenz von 25 fps umgerechnet, ergibt das eine Abspieldauer von knapp zehn Sekunden – ein Jahr im Eiltempo eben.

Kurz gesagt: Je nachdem, welchen Vorgang du zeigen möchtest, solltest du auch das Intervall zwischen den Einzelbildern anpassen. Und eben entsprechend mehr Zeit einplanen.

Ein Spaziergang durch die Zeit

In erster Linie moderne Actioncams, aber auch immer mehr Smartphones bieten die Möglichkeit, eine weitere Spielart des Timelapse zu erkunden – den Hyperlapse, Motion-Timelapse oder zu Deutsch den Zeitraffer in Bewegung.

Während du bei einem regulären Zeitraffer selbst kleinste Bewegungen oder Erschütterungen am Aufnahmegerät in jedem Fall vermeiden solltest, geht die Kamera in diesem Fall sprichwörtlich auf Reisen. Das Prinzip ist schnell erklärt: Zwischen zwei Aufnahmen bewegst du dich einfach eine gewisse Entfernung weiter.

Der Fokus und der Bildausschnitt bleiben dabei im Idealfall immer gleich.

Das Ergebnis: Der Betrachter deines Videos bewegt sich in Windeseile durch die Gassen einer fremden Stadt oder am Strand entlang, während die Sonne eindrucksvoll hinter dem Horizont versinkt.

Etwas subtilere, wenn auch nicht minder sehenswerte Ergebnisse liefert der Einsatz eines Kamera-Sliders: Während ein regulärer Zeitraffer mitunter sehr statisch sein kann, schafft insbesondere ein motorisierter Slider auch abseits des Motivs ein wenig Abwechslung.

Fortschrittliche Modelle kommunizieren per USB-Anschluss sogar mit der Kamera und stimmen die Bewegung mit der Aufnahme ab.

Soll heißen, dass sich die Kamera auf der Schiene in diesem Fall immer nur dann weiterbewegt, wenn gerade kein Foto gemacht hat. So verlagert sich die Kamera damit langsam und gleichmäßig in eine Richtung – etwa auf den Boden mit interessanten Details im Vordergrund zu oder auch an einem Zaun entlang – gerade die Extra-Portion Dynamik eben, die statische Zeitraffer manchmal vermissen lassen.

Zeitraffer
Finetuning am Rechner

Feinschliff per Software

Ganz egal, für welche Art des Zeitraffers oder für welche Intervalle du dich auch entscheidest – eine Sache bleibt meist gleich. Wenn du zum Fotografieren keine Kamera-Automatik samt interner Verrechnung verwendet hast, ist die Nachbearbeitung am Rechner erforderlich.

Dedizierte Software wie etwa der Movavi Editor oder auch das kostenlose ffmpeg und viele weitere Tools fügen deine Einzelbilder zu einem einfachen Video zusammen. Dazu genügen in der Regel nur wenige Klicks – die Quellbilder auswählen, und fertig.

Deutlich leistungsstärker, aber auch kostenintensiver ist da etwa Adobe Aftereffects. Hier warten noch viele praktische Funktionen und Werkzeuge zur Verfeinerung Ihres Zeitraffers, wie etwa eine leistungsstarke Bewegungsstabilisierung deines Hyperlapse oder auch Motion-Tracking zur Korrektur leichter Ruckler.

Deiner kreativen Vorstellung sind also auch in puncto Nachbearbeitung keinerlei Grenzen gesetzt.

Das perfekte Intervall

Je nachdem, welches Intervall du für den Zeitraffer wählst, verändern sich dessen Wirkung und auch die Zeitspanne, die gezeigt werden kann.

Bis 1 Sekunde
Kurze Intervalle zwischen zwei Aufnahmen bis zu etwa einer Sekunde sind sehr gut geeignet, Bewegungen von Menschenmengen oder auch den Verkehr auf der Straße zu zeigen. Auch schnelle Wolkenbewegungen werden hier bereits eindrucksvoll und bildgewaltig visualisiert.

1 bis 5 Sekunde
Mit einem Intervall von bis zu fünf Sekunden zeigst du bereits gemächlichere Natur-Phänomene wie etwa einen Sonnenaufgang, den Wechsel zwischen Ebbe und Flut oder auch das Schmelzen von Schnee im Sonnenschein innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums.

5 bis 10 Sekunde
Längere Intervalle bis etwa 10 Sekunden lassen bereits den Verlauf der Sonne am Himmel oder auch das Ziehen von langsamen Wolkenbänken am Himmel klar erkennen. Schatten wandern ebenfalls gut zu sehen über den Boden – eine
Sekunde Video entspricht in etwa vier Minuten.

10 bis 30 Sekunde
Selbst sehr langsame Vorgänge wie etwa die Bahn der Sterne und Planeten am Nachthimmel oder sogar Wachstumsbewegungen mancher Pflanzen werden bei Intervallen bis 30 Sekunden bereits sichtbar – ein faszinierender Einblick.

Mehr als 30 Sekunden
Wer das Intervall auf mehr als 30 Sekunden setzt, beschleunigt die Zeit ungemein. Tage und Nächte vergehen in Sekunden. Selbst den Fortschritt großer Bauvorhaben hältst du bei einem Intervall von einigen Minuten bereits sehenswert fest. Eine externe Stromversorgung der Kamera ist bei langen Intervallen auf jeden Fall zu empfehlen.

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