22.06.2022

Profi-Techniken, die du beherrschen solltest

Die Kameratechnik entwickelt sich stets weiter – und auch dein kreativer Schaffensprozess. Wir zeigen dir, wie du die neuesten Trends und Techniken für dich nutzt!

Autofokus per Rücktaste

Die Methode, den Autofokus durch halbes Durchdrücken des Auslösers zu aktivieren, ist bei vielen Kameras die Standardeinstellung. Aber das ist nicht unbedingt die effektivste Methode, um mit dem Autofokus zu arbeiten.

Viele professionelle Sport- und Naturfotografen legen die AF-Aktivierung auf die AF-On- Taste, die sich normalerweise auf der Rückseite der Kamera befindet.

Diese Taste ist so konzipiert, dass sie einfach mit dem Daumen erreicht werden kann. Wenn du die Fokussierung über die Rücktaste aktivierst, kannst du den Autofokus aktivieren, ohne den Auslöser zu betätigen.

Die Technik wird auch „Back-Button Focus“ genannt.

Den Autofokus vom Auslöser wegzulegen, beschleunigt die Arbeit mit der Kamera und gibt dir eine direktere Kontrolle über den Autofokus selbst.

Es erfordert ein wenig Übung, aber diese Methode hat den Vorteil, dass die Rolle der AF-Aktivierung und der Bildaufnahme auf zwei Tasten aufgeteilt ist.

So musst du den Finger nicht vom Auslöser nehmen, um neu zu fokussieren. Außerdem ist es einfach, zwischen Einzel- und Serienfokussierung zu wechseln, was nützlich ist, wenn du mehrere Motivtypen aufnimmst.

Wenn die Aufgabe geteilt ist, befindet sich die Kamera im manuellen Fokusmodus, bis du die AF-On oder AF-L Taste drückst.

Für Hochzeits-, Performance- oder Street- Fotografen kann diese oft übersehene Technik dazu beitragen, die Bildtrefferquote zu erhöhen.

Mischlicht

Die meisten Fotografen verzichten lieber auf das Blitzlicht, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Die vorgeschobenen Gründe: unnatürliche Farbstiche und harte Schatten. Sicher, das kann ein Bild verderben.

Gekonnt eingesetzt gibt Blitzlicht deinen Aufnahmen aber ein Extra an Tiefe und Form.

Der Schlüssel liegt darin, sowohl die Blitzleistung als auch die Farbe des Lichts so einzustellen, dass es sich nahtlos in das Umgebungslicht einfügt. In manchen Fällen spielt die Übersteuerung der natürlichen Beleuchtung eine zentrale Rolle.

Es ist jedoch wichtig, die Lichtstärke so einzustellen, dass kein „grelles“ Aussehen entsteht.

Das Überblenden des Umgebungslichts mit dem Blitzlicht durch Anpassung von Leistung und Farbtemperatur ermöglicht natürliche Bilder ohne grelles Aussehen.

Die voreingestellte Farbtemperatur des Blitzlichts ist oft etwas zu hoch, um natürlich zu wirken, so dass eine Anpassung des Weißabgleichs in der Kamera oder die Verwendung von Farbfolien erforderlich ist, um eine organischere Lichtmischung zu erhalten.

Kunstlicht kannst du beispielsweise nutzen, wenn du Bilder für deine Composings machen möchtest. So kannst du die einzelnen Bildkomponenten perfekt aufeinander abstimmen.

Langzeitbelichtung aus der Hand

Aufnahmen unter 1/50 Sekunde galten früher als riskant, wenn man scharfe Bilder machen wollte.

Langsamere Belichtungszeiten würden es unmöglich machen, ohne Stativ verwacklungsfreie Details einzufangen – was die Bildkomposition einschränkt.

Die Kamera in Bodennähe zu bringen, ist eine Herausforderung, und in vielen Fällen sind Stative einfach nicht so richtig praktikabel. Seit der Einführung von Bildstabilisierungssystemen Mitte der 1990er Jahre hat die Technik jedoch Abhilfe geschaffen.

Die außergewöhnlichen Stabilisatoren in neueren Kameras und Objektiven ermöglichen Bilder, die früher bei Aufnahmen aus der Hand nicht möglich waren. Nutze diese, um ungewöhnliche Blickwinkel einzufangen.

Heute kombinieren die Kameras optische und IBIS-basierte Systeme und ermöglichen sogar Belichtungen aus der Hand von bis zu einer Sekunde oder mehr.

Mit den neuesten spiegellosen Kameras, wie die Nikon Z 9 oder Canon EOS R3, kannst du jetzt einzigartige Bilder an Orten machen, an denen dies früher unmöglich gewesen wäre.

Experimentiere zunächst mit den Geschwindigkeiten, bei denen du noch scharfe Bilder aus der Hand machen kannst. Notiere dir, wie effektiv der angegebene Blendenwert des Stabilisators für dich ist.

Versuche dann, Kompositionen an den Extremen dessen aufzunehmen, was bisher möglich war, um anderen Fotografen voraus zu sein.

Focus Racking

Die Rack-Focus-Methode ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Videofilmszene. Mit der zunehmenden Erstellung von Videoinhalten ist sie zu einer unverzichtbaren Technik geworden, die zum Arsenal eines jeden Kameranutzers gehört.

Sie ist aber auch für Fotografen nützlich, die die neuesten spiegellosen Objektive verwenden. Neuere Optiken arbeiten komplett elektrisch, d. h. die Betätigung des Fokusrings sendet Signale an einen Motor, der die Bewegung der Elemente steuert.

Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Deshalb solltest du in diesem Jahr mit deinen neuen spiegellosen Objektiven präzise Fokusbewegungen üben.

Benutzerdefinierte Funktion: Um die Fokussierung schneller und genauer zu machen, kannst du einstellen, wie weit du den Fokusring drehen musst, um den Fokus zu ziehen.

Beginne damit, den idealen Fokuspunkt zu finden, bewege dann die Fokusebene in den vorderen oder hinteren Bereich des Bildes und drehe langsam den Ring, um sie wieder auf das Motiv zu ziehen. Bei Videoaufnahmen führt dies zu einer dramatischen Enthüllung, die sich für fast jede Aufnahmesituation eignet.

Bei Fotos kannst du auf diese Weise ein Muskelgedächtnis für die Fokussierung entwickeln, ohne dein Auge vom Sucher zu nehmen. So gut moderne Autofokus-Systeme auch sein mögen, die manuelle Fokussierung ist in vielen Fällen immer noch wichtig. Bei der Makrofotografie zum Beispiel erhöht die Schärfenachführung im Serienbildmodus die Chancen auf ein perfekt fokussiertes Bild.

Hochkant-Komposition

Durch Instagram ist die Bedeutung des Hochformats immer größer geworden, und ein immer größerer Anteil der Online-Fotos hat ein hochkantiges oder quadratisches Seitenverhältnis.

Das bedeutet zwar nicht, dass du alles im Hochformat fotografieren solltest, aber es kann von Vorteil sein, wenn du lernst, den Platz in einem größeren Bild richtig zu nutzen.

Lerne, wie du das Hochformat optimal nutzt und Bilder einfängst, die im Kopf bleiben.

Das klingt vielleicht nicht nach einer großen Herausforderung, aber für Landschafts-, Architektur-, Makro- und Tierfotografen, die an das Querformat gewöhnt sind, bedeutet das umdenken. Du musst dafür sorgen, dass das Motiv genügend Raum zum Atmen hat und gleichzeitig übermäßigen negativen Raum vermeiden.

Flache Bilder

Videofilmer sind mit dem Konzept der Aufnahme von Bildern mit einem flachen Profil vertraut. Bei der Aufnahme im Log-Modus entstehen Videodateien, die eine größere Bandbreite an Farbtönen bewahren, was bedeutet, dass später mehr Spielraum für die Farbkorrektur besteht.

Das lässt sich auch auf Fotos anwenden. Ein Ansatz ist hier ETTR (Belichtung nach rechts). So wird ein größerer Bereich an Details und Farbinformationen erfasst. Wenn du jedoch große künstlerische Bearbeitungen vorhast, ist es besser, bei flacherer Beleuchtung zu fotografieren und Bilder mit so wenig Kontrast wie möglich aufzunehmen.

Auch wenn es den Anschein hat, dass dies im Widerspruch zu dem Aufwand steht, den wir betreiben, um das beste Licht zu finden und es mit Filtern einzufangen, kann das für bestimmte Bildlooks der beste Ansatz sein.

Moduswahl: Viele Kameras verfügen über interne Optimierungsmodi für die Beleuchtung (z. B. Nikons D-Lighting), die Tonwertkurven anwenden, um den Kontrast zu verringern.

Viele Digitalfotografen gehen mit ihrer Arbeit bis in den Bereich der digitalen Kunst. Dafür brauchst du Dateien, die sich für extreme Tonwertkorrekturen eignen. Wenn du Bilder zusammensetzen willst, ist es besser, bei flacher Beleuchtung zu fotografieren als bei hartem Mittagslicht, das stark gerichtet ist.

Auf diese Weise kannst du später nach Belieben Schatten und Lichter hinzufügen. Du kannst Bilder weiter abflachen, indem du einen neutralen Bildstil mit geringem Kontrast und geringer Sättigung wählst.

Diese Einstellungen haben keine Auswirkungen auf die RAW-Dateien, wohl aber auf das Histogramm, das auf der JPG-Vorschau basiert.

Das flachere Profil, wie auch die Log-Einstellungen, geben eine genauere Vorstellung davon, wie weit du die RAW-Datei verschieben kannst, bevor Lichter verloren gehen.

Benutzerdefinierter Weißabgleich

Bei der RAW-Bearbeitung lassen sich extreme Farbanpassungen im Handumdrehen vornehmen, ohne dass die Bildintegrität beeinträchtigt wird. Warum solltest du dir also die Mühe machen, mit speziellem Hardware-Zubehör benutzerdefinierte Weißabgleichseinstellungen zu erstellen, wenn du die Farbtemperatur einfach in der RAW-Bearbeitungssoftware nach Belieben einstellen kannst?

Empfindliche Farben werden bei der Verarbeitung oft durcheinander gebracht und sehen dann unnatürlich aus. Ein benutzerdefinierter Weißabgleich hilft bei der Genauigkeit.

Farbgenauigkeit ist subjektiv. Das bedeutet, dass deine Vorstellung davon, was „richtig“ ist, von der eines anderen abweichen kann. Wenn diese Person jedoch dein Kunde ist, hast du möglicherweise ein Problem. Bei bestimmten Motiven ist die Verwendung einer Standardfarbbalance zuverlässiger.

Wenn du ein Produkt fotografierst, muss die Farbe für alle gleich aussehen. In diesen Fällen ist die Verwendung einer Weißabgleichsreferenz zur Neutralisierung der Farbstiche bei den aktuellen Lichtverhältnissen ein wichtiger Schritt, der nicht unterschätzt werden sollte.

Autofokus unter Kontrolle

Die heutigen Autofokussysteme sind unglaublich fortschrittlich, und die Bandbreite der Anpassungsmöglichkeiten ist atemberaubend. Es ist wichtig zu verstehen, wie jedes dieser Systeme funktioniert und wie sich Anpassungen des Autofokusverhaltens auf deine Bildtrefferquote auswirken können.

Als Erstes solltest du die Empfindlichkeit der AF-Nachführung ändern, die bestimmt, wie schnell deine Kamera neu fokussiert, wenn sich ein anderes Objekt zwischen dir und deinem Motiv befindet.

Entdecke alle Optionen zur Anpassung des Autofokus deiner Kamera, damit er sich genau dann zuverlässig verhält, wenn es am wichtigsten ist.

Außerdem solltest du versuchen, deinen Autofokusbereich zu ändern – viele von uns belassen es bei der Automatik, aber wenn du genauer weißt, wo sich dein Motiv befinden wird, ermöglichen die Modi Zonen- AF oder Spot-AF eine gezieltere Fokussierung mit weniger Nachfokussierungen.

Dies ist eine großartige Option für Porträts, bei denen du den AF z. B. auf die Augen des Motivs richten möchtest. Lege in diesem Fall den Bildausschnitt fest und verschiebe dann im Einzelpunkt-AF-Modus den Punkt auf den Bereich des Bildes, den du scharfstellen möchtest.

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