11.11.2021

Perfekte Porträts: Von der Idee bis zum fertigen Foto

Von der Idee bis zum fertigen Foto ist es in der Porträtfotografie oft ein spannender Weg. Perfekte Porträts? Wir begleiten dich auf den einzelnen Etappen und zeigen, wie du diese meisterst.

Die Porträtfotografie gehört zu den klassischen Genres der Fotografie und kann zugleich einfach und dennoch schwer sein. Einfach, weil das Motiv beeinflussbar ist. Wir können mit unserem Model reden, es dirigieren und mit ihm auch schnell einen Ortswechsel durchführen. Schwer, weil der Fotograf neben seinem technischen Wissen auch mit Menschen umgehen können muss.

Während Landschaften oder Stillleben einfach da sind, kann es für ein Model unangenehm sein, wenn der Fotograf nichts oder die falschen Dinge sagt. Ein Punkt, den Anfänger, aber auch Profis oft vernachlässigen und den wir im Rahmen dieses Specials vertiefen wollen.

Viele Fotografen gehen das Thema Porträtfotografie zunächst von einer sehr technischen Seite an. Ihr Fokus liegt dabei eher auf der Frage nach der passenden Ausrüstung oder dem korrekten Ausleuchten des Models.

Wir möchten in diesem Artikel die Porträtfotografie hingegen hauptsächlich aus einem Blickwinkel betrachten, der sich auf ganz praktische Fragestellungen rund um das Shooting richtet.

Denn schließlich spielen nicht nur das Auslösen der Kamera und des Blitzes eine Rolle, sondern ebenso die Ideenfindung, die Vorbereitung, die Location-Suche und – wie erwähnt – der adäquate Umgang mit dem Model. Wir führen dich durch alle wichtigen Stationen eines Shootings, von der Idee bis zum fertigen Foto.

Ideen entwickeln

Was fotografiere ich als Nächstes? Eine Frage, die sich vermutlich jeder Fotograf schon einmal gestellt hat. Doch oft will einem einfach nichts Zündendes einfallen. Hier hilft es, sich Inspirationen zu holen, indem man aufmerksam durch die Welt geht. Denn Porträts umgeben uns überall.

Von einer Litfasssäule strahlen uns Werbegesichter an, in Modehäusern präsentieren Profi-Models die neuen Kollektionen und in Magazinen bebildern Porträts die Artikel.

Perfekte Porträts
Accessoires können ein Porträt aufpeppen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Sonst wirken sie schnell albern.

Inspiration bedeutet aber nicht, gleich ein komplett fertiges Bild im Kopf zu haben. Oft reicht es bereits, einen Ansatz für ein Bild zu entdecken und darauf den Rest aufzubauen.

Wenn du beispielsweise eine Lichtung im Wald findest, an der abends die Sonne günstig steht, bietet das eine gute Grundlage für romantische Paar-Shootings. Die Idee ist damit noch nicht komplett entwickelt, aber auf dieser Grundlage lässt sich nun leicht aufbauen.

Orte der Inspiration

Quellen der Inspiration gibt es viele und alle zu nennen, ist eigentlich unmöglich. Doch die drei folgenden haben sich für viele Fotografen bereits als sehr nützlich erwiesen.

Perfekte Porträts

Instagram & Pinterest
Online-Plattformen sind eine Goldgrube der Inspiration. Gerade Instagram und Pinterest haben sich über die letzten Jahre zu überaus beliebten Ideenbringern entwickelt – auch weil Sie dort nach Suchbegriffen wie „Porträt“ oder „rotes Haar“ filtern können. Aber auch auf Blogs und anderen Webseiten gibt es einiges zu entdecken.

Workshop
Viele Profifotografen und auch die Foto Erhardt Akademie veranstalten qualifizierte Fotokurse und -Workshops. Daran teilzunehmen bietet die Chance, viel über das Handwerk des Porträtfotografen zu lernen. Im besten Fall bekommst du dort aber auch ganz neue Denkansätze und Herangehensweisen vermittelt. Das hilft bei der Entwicklung eigener Ideen enorm.

Ausstellung
Es ist immer hilfreich, sich von den Arbeiten anderer Künstler inspirieren zu lassen. Besuche daher Ausstellungen in Galerien und Museen, denn die meisten Werke wirken auf einem großflächigen Druck wesentlich intensiver. Oder nutze auch die Chance, bei Vorträgen durch spannende Hintergrundgeschichten mehr über die Aufnahmen zu erfahren.

Ausrüstung

Wie die Säge für den Schreiner ist für den Fotografen die Kamera das wichtigste Werkzeug und Hilfsmittel, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Und obwohl die Fotografie als extrem von Zubehör abhängiges Feld daherkommt, gilt: Das Bild macht immer noch der Fotograf!

Er bestimmt Perspektive und Komposition, sucht die Location aus und nimmt vor Ort alle wichtigen Einstellungen vor, damit das Shooting auch gelingt. Daher ist teures Equipment gerade zu Beginn überhaupt nicht vonnöten, sprich bereits mit natürlichem Licht und einer vergleichsweise einfachen Kamera gelingen schöne Porträts.

Wer das Licht noch gezielter einsetzen möchte, kann sich für wenige Euro einen Faltreflektor besorgen.

Oder auf einen Blitz setzen, wobei entfesselte Systemblitze besonders praktisch sind und sich wie Studioblitze mit Lichtformern kombinieren lassen – gerade für Porträt-Einsteiger interessant.

Das richtige Objektiv

Ideal geeignet sind Brennweiten im leichten Tele-Bereich von 70 bis 135 Millimetern, da diese die natürlichen Proportionen des Models nicht verzerren.

Wir empfehlen ein Objektiv mit großer Offenblende (min. f/2,8), denn so kannst du Motive vor einem unscharfen Hintergrund freistellen. Zum Beispiel das NIKKOR Z 85 mm 1:1,8 S.


Reflektoren

Ein Faltreflektor gehört in jede Fototasche. Damit lassen sich unschöne Schatten aufhellen und das Licht diverser Lichtquellen zurückwerfen.

Es gibt einfache Modelle (ab 20 Euro), aber auch „5-in-1“-Varianten mit Reflexionsschichten in Gold, Silber und Weiß plus Diffusor und absorbierendem Schwarz, wie etwa von Dörr.

Entfesselter Blitz
Einen „entfesselten Blitz“ kannst du frei im Raum positionieren, was deine kreativen Möglichkeiten deutlich erweitert.

Gerade für den Einstieg lohnen sich die Systemblitze der Kamerahersteller.

Sie sind günstig, lassen sich in Gruppen kombinieren und mit Aufsätzen wie Durchlichtschirmen versehen.

Einstellungen

Wenn du mit Tageslicht arbeitest, solltest du sicherstellen, dass nicht ein Zittern der Fotografenhand oder kleinste Bewegungen des Models zu Verwacklungsunschärfe führen. Die Verschlusszeit sollte daher auch bei stillhaltenden Motiven nicht länger als 1/125 Sekunden sein. Erhöhe im Zweifel lieber die ISO-Empfindlichkeit etwas.

Motive in Bewegung benötigen sogar noch kürzere Verschlusszeiten. Eine große Blendenöffnung von f/2,8 sorgt für eine gute Trennung von Hauptmotiv und unscharfem Hintergrund. Allerdings ist bei einer so großen Blendenöffnung die Schärfeebene nur wenige Millimeter breit.

Achte daher darauf, die Schärfe exakt zu positionieren: auf die Augen des Models und nicht auf der Nasenspitze oder den Haaransatz.

Du kannst dir auch ein Thema ausdenken wie „Menschen am Arbeitsplatz“ und darauf dein Shooting aufbauen.

Assistent

Einen Assistenten kann man in der Porträtfotografie durchaus gebrauchen. Es gibt immer etwas zu schleppen, immer was zu halten und immer was zu tun – gerade wenn der Aufwand größer wird und die Shootings draußen stattfinden. Doch vor allem wenn es darum geht, einen Reflektor zu halten, sind Assistenten unerlässlich.

Das mag banal klingen, aber wenn das Model nicht gut ausgeleuchtet ist, nur weil niemand den Reflektor in der richtigen Position halten konnte, ist das auf jeden Fall ärgerlich. Im Idealfall hat der Assistent selbst ein wenig Ahnung von Fotografie und kann für den Fotografen mitdenken, während dieser in seine Arbeit vertieft ist. Doch auch ein fotografischer Laie ist schon eine Hilfe.

Models

Wer gerade mit der Porträtfotografie beginnt, fragt zumeist Freunde oder auch Verwandte, ob sie sich mal vor die Kamera stellen könnten. Das ist gut, weil die persönliche Bindung erst einmal Sicherheit gibt und es einfacher macht, erste Erfahrungen zu sammeln. Darüber hinaus gibt es viele Hobby-und Profi-Models, die gerne Aufträge annehmen.

Diese zu finden ist nicht allzu schwer, denn es gibt eine Reihe von Online-Plattformen, über die Sie Models buchen können – entweder gegen Geld oder das Model bekommt hinterher die Bilder umsonst (TFP – Time For Pictures). Beispielsweise finden sich unzählige Facebook-Gruppen, in denen Fotografen und Fotomodels regional zusammenfinden (einfach nach „Shooting Börse“ bei Facebook suchen).

Aber auch auf speziellen Seiten wie www.model-kartei.de können Fotografen nach Models suchen und diese buchen.

Modelvertrag
In einem solchen Vertrag einigen sich Fotograf und Model über die Verwendung der geschossenen Bilder. Beispielsweise wird geklärt, ob der Fotograf die Bilder kommerziell nutzen darf, wie viel das Model für die Dienstleistung bekommt oder ob es sich um ein unentgeltliches Shooting handelt.

Vorlagen für solche Verträge
kannst du dir von entsprechenden Webseiten (einfach nach „Model Release“ suchen) kostenlos herunterladen.

Halte Ausschau nach schönen Locations und überlege dir, welche Art von Porträt man dort umsetzen kann.

Schärfentiefe

Die Schärfentiefe bestimmt maßgeblich den Look eines Porträts mit. Denn je nachdem, wie viel vom gesamten Motiv scharf oder eben unscharf ist, wirkt es auf den Betrachter komplett anders.

Besonders beliebt ist es, mit einer geringen Schärfentiefe zu arbeiten, bei der gerade noch die Augen scharf erscheinen.

Dabei wird der Hintergrund sehr weich und das Model perfekt freigestellt. Technisch gesehen gibt es drei Faktoren, die sich auf die Schärfentiefe auswirken: die Blende, die Brennweite und der Abstand von der Kamera zum Motiv. Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren hat man meist schnell raus.

Blende
Der einfachste Weg, die Schärfentiefe zu minimieren, ist, die Blende zu öffnen. Je kleiner die Blendenzahl dabei ausfällt, desto geringer die Schärfentiefe. Sehr lichtstarke Objektive (z. B. f/2,8) sind in der Regel teuer. Unsere Empfehlung daher: Besorge dir vorwiegend Festbrennweiten. Sie besitzen meist das größte Potenzial, wenn es um die Lichtstärke geht.

Brennweite
Eine längere Brennweite weicht einen Hintergrund stärker auf als eine kurze – sofern alle anderen Kameraeinstellungen gleich bleiben. Das lässt sich gut mit Zoomobjektiven ausprobieren. Da die meisten Fotografen sich aber erst für eine Brennweite entscheiden und dann den Rest der Einstellungen vornehmen, steht dieser Punkt bei Porträts seltener im Vordergrund.

Abstand
Der letzte Punkt, der Einfluss auf die Schärfentiefe nimmt, ist der Abstand zwischen deiner Kamera und deinem Model. Je geringer die Distanz, desto weniger ausgedehnt ist der scharfe Bereich im Bild. Wenn du also eine geringe Schärfentiefe im Bild haben möchtest und alle anderen Einstellungen schon fix sind, gehe einfach näher heran.

Bedenke aber, dass sich dabei natürlich auch der Bildausschnitt verändert. Generell lässt sich jedoch festhalten: Bei einem Kopf-Schulter-Porträt oder einer Nahaufnahme des Gesichts ist es wesentlich einfacher, eine geringe Schärfentiefe zu erhalten, als wenn Sie ein Ganzkörperporträt fotografieren.

Auch ein Stil kann als Inspiration dienen. Hier wirkt das Porträt erst durch das Konvertieren in Schwarzweiß.

Umgang mit Models

Hin und wieder kommt es zwischen Fotograf und Model zu unangenehmen Situationen, da sich beide missverstehen.

Das lässt sich am ehesten vermeiden, indem beide viel miteinander reden. Nur so wissen beide Seiten, wie der andere tickt und was ihm/ihr wichtig ist. Der Tipp erscheint banal, doch hapert es in der Praxis überraschend oft an der Kommunikation.

Auf eine gute Kommunikation kannst du bereits beim ersten Kontakt achten. Bespreche, was genau du vorhast, was das Model tragen und wie viel Haut es zeigen soll. Höre dabei auf das Feedback des Models. Erfahrene Models wissen sehr genau, was sie in Shootings einbringen können. So lassen sich Möglichkeiten und Grenzen ausloten, was verhindert, dass beim Shooting falsche Erwartungen zu Problemen führen.

Ideen gemeinsam besprechen
Wichtig ist es auch, das Model nach seinen „Schwachstellen“ zu fragen. Das betrifft männliche wie weibliche Models. Fast jede Person findet mindestens eine Stelle an ihrem Körper nicht so schön und möchte diese gerne kaschieren.

Natürlich ist das für viele ein sensibles Thema und kaum jemand möchte gerne seine „Schwächen“ offenlegen. Allerdings: Wenn der Fotograf nicht fragt, kann er die vermeintlichen Schwächen auch nicht berücksichtigen. Und schon entstehen Fotos, die dem Model hinterher nicht wirklich gut gefallen.

Beim Shooting miteinander reden
Beim Shooting solltest du ebenfalls immer darauf achten, lieber zu viel als zu wenig mit Ihrem Model zu reden. Es ist schnell passiert, dass ein Fotograf ganz und gar von seiner Kamera und den vorzunehmenden Einstellungen absorbiert wird. Stille kommt auf und das Model steht allein gelassen im Raum.

Erzähle einfach, was du gerade machst. Selbst wenn es technische Dinge sind, mit denen das Model vielleicht nichts anfangen kann. Doch so wird klar, dass es kein Problem gibt. Auch jegliches positive Feedback zum Agieren deines Models trägt zum Gelingen des Shootings bei.

Denn dein Model kann sich ja nicht selbst agieren sehen und ist auf Ihren Input angewiesen. Dabei kommt es, gerade wenn du das andere Geschlecht fotografierst, auch auf deine Wortwahl an: Sage beispielsweise nicht „Du siehst toll aus“.

Das kann, auch wenn du es nicht so meinst, als Anmache missverstanden werden. Es geht nicht um das Äußere des Models, sondern darum, wie die Pose, der Blick etc. wirken. „Starke Pose!“ wäre da passend. Und denke daran, deinem Model die Bilder zu zeigen. So kann es sich mit einbringen und Feedback geben.

Nutze dafür aber nicht die Pausen – in denen solltest du besser über Dinge fernab der Fotografie reden.

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