01.02.2019

Panasonic Lumix DC-S1/S1R

Stephan Plate mit der Lumix S1R und 4/70-200mm

Nun mögen manche danken: Wieder so ein Blogbeitrag, in dem jemand Prospektdaten abschreibt und ein Produkt lobt oder verreißt, welches er noch nie in der Hand gehalten hat. Doch unser Chefeinkäufer Stephan Plate durfte die neue Panasonic Lumix S1R nicht nur in die Hand nehmen, sondern sogar ausgiebig ausprobieren und sogar mit ihr fotografieren. Da es sich um ein Vorserienmodell handelte ist es uns leider nicht gestattet, die Bilder zu veröffentlichen und wir gehen hier somit nur auf seine Eindrücke und seine persönlichen Empfindungen mit der neuen spiegellosen Vollformatkamera ein.
Anmerken möchte ich, dass dieser Beitrag in keinerlei Form mit Panasonic abgesprochen oder gar von wem auch immer belohnt wurde und wir auch nicht aufgefordert wurden bestimmte Features zu erwähnen oder etwas herunterzuspielen.

Der nächste Schritt

Im September 2008 stellte Panasonic mit der Panasonic Lumix G1 die erste spiegellose Systemkameras vor. Seitdem und bislang setzten die Japaner zusammen mit Olympus auf den MicroFourThirds-Standard mit einem vergleichsweise kleinen Bildsensor (Sensorgröße 13×17,3 Millimeter). Doch nun geht Panasonic den nächsten Schritt und präsentiert mit der Panasonic Lumix S1 und S1R zwei Vollformat-Kameras. Olympus ist diesmal nicht mit dabei, aber Panasonic ist auch hat sich diesmal eine Kooperation mit Leica und Sigma. Doch dazu später mehr.

Die Panasonic Lumix S1/S1R

Die mit 2499 Euro recht moderate Panasonic Lumix S1 ist speziell für Fotografen entwickelt, die nebenher auch gern ein Video filmen möchten. Sie besitzt einen Sensor mit 24,2 Millionen Pixel und bedingt durch die recht großen einzelnen Fotozellen ist das Rauschverhalten selbst in sehr dunkler Umgebung und bei ISO 6400 herausragend. Die ISO lässt sich sogar elektronisch noch bis auf 51200 erhöhen.

Die große Schwester, die Panasonic Lumix S1R ist rein äußerlich nicht von der S1 zu unterscheiden. Aber im Inneren befindet sich ein Sensor mit 47 Millionen Pixel. Sie ist mehr für die Fotografen geeignet und gedacht, die extrem detailreiche Fotos haben wollen.

Viel Platz für große Hände

Wie vieles andere ist auch das Design einer Kamera Geschmacksache. Die Lumix S1R liegt allerdings sehr, sehr gut in der Hand wozu besonders die Mulde für den Zeigefinger sorgt. Und ja, sie ist groß, richtig groß, wirklich groß und ich sehe schon die ersten youtube-Vlogger, die laut „Fail“ rufen.
Beim Kauf meiner G9 – natürlich mit Handgriff – habe ich mich voll bewusst gegen eine a7m3 entschieden. Ich möchte gern eine einzelne Taste treffen ohne mit meinen dicken Fingern versehentlich auf zwei gleichzeitig drücken. Aber wie gesagt, Design ist Geschmacksache. Ich mag halt – auch und gerade bei einer Kamera – gern was in der Hand haben.
Und auch Herr Plate war begeistert von der Handlichkeit und dem Look&Feel der Kamera und das selbst mit dem 70-200mm Objektiv, welches er neben dem 24-105mm und dem 1,4/50mm nutzen durfte. Angenehm groß, aber gleichzeitig auch überraschend handlich, was sein Kommentar.

Scharfeinstellung ohne Kompromisse?

Panasonic nutzt auch bei den G-Serie Kameras schon immer das Kontrast-Autofokus, statt wie zum Beispiel Sony auf ein Phasen-AF zu setzen. Bei der G9 haben sie das Kontrast-AF weiter perfektioniert, so überrascht es nicht, dass auch die beiden S1-Kameras weiterhin kein Phasen-AF besitzen. Dies mag ein Minuspunkt sein, im Betrieb und selbst bei sich schnell bewegenden Models saß das AF aber immer und der Kommentar unseres Einkäufers lautet: sehr, sehr schnell! Die neueren Panasonic-Kameras nutzen nicht nur den Augen-Autofokus, bei dem immer auf das der Kamera am nächsten liegende Auge scharf gestellt wird und die allseits bekannte Gesichtserkennung, sondern sie erkennen zusätzlich auch den menschlichen und diverse tierische Körperformen. Die ist sehr hilfreich, wenn sich eine Person recht schnell bewegt und dabei sogar noch den Kopf abwendet. Dann bleibt das AF auf dem Körper und nimmt nicht plötzlich einen anderen Fokuspunkt. Gern würden wir die Aufnahmen der Models hier veröffentlichen, aber da die Pre-Samples derzeit noch keine RAWs der Si/S1R derzeit noch keine Schnittstelle zu einer Bildbearbeitung besitzen und auch die Firmware wohl noch nicht endgültig ist, wurde uns dies leider untersagt. Zumindest waren und sind die jpg out of the cam absolut überzeugend. Das können wir versprechen.

Da ich das AF von der G9 her kenne und liebe, kann ich mir gut vorstellen, wie viel Spaß es gemacht haben muss mit der S1R und einem 1,4/50mm zu fotografieren, wobei mir ein 1,2/90mm lieber gewesen wäre. Und damit sind wir beim wichtigsten Zubehör einer Kamera:

L-Mount Objektive – mal objektiv betrachtet

Auch Sony hat anfangs nur mit Wasser gekocht, hat aber heute den Vorteil, dass es recht viele Vollformat-Objektive für die a7-Baureihe gibt. Auch Panasonic wird – wie auch Nikon und Canon – mit dem Nachteil der späten Geburt zu kämpfen haben. Denn es gibt derzeit nur drei Panasonic-Objektive für das L-Mount Bajonett!

Ein als Referenz-Objektiv hoch gelobtes 1,4/50mm und dies kann als nicht übertrieben bestätigt werden. O-Ton: was für ein boket!  Und eine Universalzoom von 24 bis 105mm sowie ein Teleobjektiv von 70 bis 200mm. Beide leider mit Lichtstärke 4.
Klar, Panasonic möchte nun die Käufer nicht gleich zu Beginn mit hohen Preisen abschrecken, aber ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln! Niemand kauft heute ein 4/70-200 um dann in einem halben Jahr oder etwas später das 2,8/70-200 zu erwerben. Denn noch in diesem Jahr soll von Panasonic sowohl ein 24-70, also auch ein 70-200 mit der Öffnung 2,8 auf dem Markt erscheinen! Weiterhin soll ein 4/16-35mm noch bis Weihnachten 2019 zu kaufen sein. Warum hier wieder nur Blende 4?
Dabei legt der Hersteller so viel Wert darauf seine S-Kameras und auch die L-Mount-Objektive als Pro-Produkte zu titulieren und auch so in den Markt einzuführen!? Gerade das 16-35mm gibt es derzeit bereits von Leica als L-Mount Objektiv mit Lichtstärke 3,5-4,5. Warum hat Panasonic nicht den Mut auch hier ein Zoom mit Blende 2.8 zu veröffentlichen? Auch diese Entscheidung von Panasonic ist zumindest für mich schwer nachvollziehbar.

Und da sind wir schon bei einem Punkt, der im Zusammenhang mit dem L-Bajonett nicht zu verachten ist: Leica bietet derzeit bereits sechs (6!) weitere L-Mount-Objektive an, die ebenfalls an die S1/S1R verwendet werden können! Da wären neben dem gerade genannten 16-35mm, ein weiteres 1,4/50mm, ein 75mm und ein 90mm mit Lichtstärke 2, sowie die Zoomobjektive 24-90mm und 90-280mm, jeweils mit Lichtstärke 2,8-4. Noch in diesem Jahr erscheint ein Leica SL 2/35mm und ein weiteres Leica SL Objektiv, dessen Daten noch nicht bekannt sind.


42 L-Mount Objektive bis Ende 2020

Panasonic selbst möchte bis 2020 insgesamt zehn Objektive und zwei Konverter auf dem Markt haben, Leica wird bis Ende des Jahres mindestens acht Objektive anbieten und mit den neuen L-Mount Objektiven von Sigma sollen es zusammen 40 oder mehr Objektive bis Ende 2020 werden. Davon mindestens 10 von Panasonic, bis zu 18 von Leica und bis zu 14 von Sigma. Dies zeigt welchen Stellenwert L-Mount bei den drei Firmen besitzt.

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang, dass auch für die Panasonic S1 und S1R ein Adapter für Canon EF und Nikon Objektive von Novoflex angeboten wird. Dieser Adapter überträgt das Autofokus (im AFs-Mode), die Blendensteuerung, den AF/MF-Mode, die Schärfentiefeanzeige (bei MF) und die Übertragung der EXIF-Daten. Nicht unterstützt wird verständlicherweise der AF-C-Modus und eine eventuelle Stabilisierung in den Canon- und Nikon-Objektiven.

Der Dual-OIS

Natürlich arbeiten auch die S1/S1R mit dem Dual-Stabilisator, der von der G9 bekannt ist. Dabei entscheidet die Kamera selbstständig je nach Brennweite, ob der Stabilisator im Objektiv (bei Tele) oder eher der in der Kamera (Weitwinkel) die Priorität inne hat. Und dies funktioniert sogar bei Video mit 4K und bis zu 60 Bilder pro Sekunde. Das der Stabilisator in allen fünf Achsen zuverlässig arbeitet muss mittlerweile wohl nicht mehr extra erwähnt werden.

Der Sucher

Das Prunkstück allerdings ist nach Meinung von Stephan Plate der Sucher: Sowas hab ich noch nie gesehen, der ist besser als ein Live-Sucher! Dies steht ja auch in den technischen Daten, doch so etwas von jemandem zu hören, der auch mal durchgeschaut hat und auf dessen Urteil man sich verlassen kann, das überzeugt!

Es wurde ein Retina-Display mit der nahezu unglaublichen, enormen Auflösung von 5,76 Millionen Pixel verbaut. Ein Sucher, der so schnell reagiert und so genial von der Farbwiedergabe ist, dass er wirklich geradezu einen herkömmlichen optischen Sucher vergessen macht. Per V-Mode-Taste am Sucher können insbesondere Brillenträger die Größe des Suchers etwas verkleinern, damit sie nicht immer den Kopf hin und her bewegen müssen um das gesamte Sucherbild sehen zu können.

Das Display

Das Display mit 2,1 Mio Auflösung ist in drei Achsen neigbar und leider nicht – wie bei der G9 – in alle Richtungen schwenkbar. Auch diese Entscheidung von Panasonic kann ich schwer nachvollziehen und sie gehört meiner Meinung nach bei einem Nachfolger revidiert.

Auflösung 187 Megapixel

Der 47 MP Sensor der Lumix S1R liefert im High-Resolution-Modus Bilder mit 187 Megapixel. Dabei wird der Sensor um jeweils einen Pixel während der Aufnahmen in jede Richtung verschoben und die Kamera rechnet dann die bis zu acht Einzelbilder zu einem einzigen Bild mit 187 Millionen Pixel zusammen. Dies ist eigentlich für Aufnahmen vom Stativ gedacht, soll aber auch Freihand funktionieren.
Bei der Lumix S1 sind – bedingt durch die geringere Auflösung des Sensors – immerhin 96 MP große Fotos möglich.

Weitere Highlights

Wie groß ist denn der Akku? „Den habe ich mir nicht angeschaut“ war die Antwort „er hat den ganzen Tag gehalten und ich hatte noch zwei Striche über.“ Um es vorweg zu nehmen, der Akku ist groß. Nein, um ehrlich zu sein, er ist riesig. Im Stromsparmodus ist der ca. 3100mAh starke Akku in der Lage bis zu 1100 Aufnahmen mit einer Aufladung zu garantieren. Dank des extrem hochauslösenden Suchers sind es ohne Stromsparschaltung noch ca. 400 Bilder. Es gibt natürlich einen Hochformathandgriff, der einen weiteren Akku aufnehmen kann. So verdoppelt sich jeweils die maximale Aufnahmeanzahl. Das Ladegerät besitzt sogar einen USB-C Anschluss und ist in der Lage einen leeren Akku in nicht mal 2 Stunden komplett aufzuladen.

Was sollte noch erwähnt werden?

Für alle, die Gürtel und Hosenträger tragen gibt es zwei Kartenslots, einen für SD und einen für XQD. Für mich hätte der XDQ gereicht, aber so können die SD Karten noch aufgebraucht werden. Irgendwann werden wir eh alle mit XQD oder CFexpress fotografieren. Der Verschluss der S1/S1R besitzt – wie die Olympus OM-D E-M1X – eine mittlere Lebenserwartung von 400.000 Auslösungen.

Das Quickmenü, über das ich mich schon bei meiner antiken OM-D E-M5 freute, ist bei Panasonic noch etwas ausgefeilter und intuitiver ausgefallen und sogar frei belegbar. Das ist ja mal genial.
Der Monitor hat natürlich mit touch und ausgesprochen reaktionsschnell und im gesamten Menü nutzbar. Allerdings ist sowohl der tousch als auch das Quickmenü nur noch als Zugabe zu sehen, denn die S1/S1R besitzt so viele Tasten, dass nahezu alle wichtigen Funktionen ohne Menü oder Quickmenü oder gar touch erreich- und wählbar sind. Hier wurde also wirklich an die Profis gedacht.

Videofilmer werden sich über den 4K-Modus (UHD) mit 60 Bildern die Sekunde und mit bis zu 10bit sowie einen normalen HDMI Ausgang am Gehäuse freuen.

Herr Plate freute sich über den Abbildungsmassstab 1:2 beim 24-105mm Objektiv, da das Makroobjektiv ja noch etwas auf sich warten lässt.

Und ich freue mich, dass ich nun diesen Bericht mit dem Fazit abschließen kann.

Das Fazit

Das fällt diesmal kurz und knapp aus: Es geht kaum noch besser!

Natürlich gibt es immer was zu kritisieren, doch dies ist wirklich jammern auf höchstem Niveau.

Ich wünsche mir ein komplett schwenkbares Display, andere werden sicher ein Phasen-AF vermissen und wieder anderen wird die Kamera zu groß und zu schwer sein. Gerade letztere sollten bedenken, dass dann auch die Wärmeableitung Probleme bereiten könnte, denn gerade diese hat Panasonic wirklich sehr gut in den Griff bekommen.

Aber hey, die eierlegende Wollmilchsau werden wir nie erhalten und das ist auch gut so, denn was ist ein Mensch ohne Träume?

Unser Einkauf hat einige Kameras geordert, denn Herr Plate ist der gleichen Meinung wie ich: die S1/S1R wird nicht wenige Interessenten finden.

Einfach weil er IMHO recht hat:

Das war das Wort zum Mittwoch, von Martin Krolop … in diesem Sinn, nicht alles so verbissen sehen.

Wir haben das schönste Hobby der Welt und darauf kommt es an und nicht womit wir es ausüben!

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