25.01.2021

Objektive – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Bei der Gestaltung eines Motivs kommt der Brennweite beziehungsweise dem Objektiv eine zentrale Bedeutung zu. Ob Ausschnitt, Position oder Schärfentiefe: All das hängt fast ausschließlich vom angeschraubten Glas ab.

Doch welche Brennweite benötige ich wann? Wie beeinflusst der Sensor meine Bildgestaltung? Und was bedeutet eigentlich dieses Bokeh? Wir haben die Antworten.

Welche Objektivklassen gibt es?

Prinzipiell unterteilen sich Objektive, und zwar abhängig von ihrem Brennweitenbereich, in vier Klassen: Standardzoom, Reisezoom, Telezoom und Festbrennweite.

Die am häufigsten vertretene Klasse ist das Standardzoom. Fast jeder Fotograf besitzt das 18-55 Millimeter bietende Kit-Objektiv (Fujifilm X-S10 inkl. Fujifilm XF 18-55mm 1:2,8-4 RLM OIS Objektiv) oder bei entsprechender Kamera das Vollformat-Pendant 24-70 Millimeter (z.B. Nikon D750 inkl. AF-S NIKKOR 24-70 mm 1:2,8G ED).

Für den Alltag genügt das meist. Doch spätestens im Urlaub braucht man mehr Tele. Hier greifen die meisten zum Reisezoom, das im Weitwinkel anfängt und im hohen Tele-Bereich endet. Das gängigste Modell dieser Klasse ist das 18-200 Millimeter, zum Beispiel das 18-200mm 1:3,5-6,3 DI II VC von Tamron.

Da aber oft die Bildqualität nicht so dolle ist, greifen Profis und auch ambitioniertere Fotografen vorzugsweise zum Telezoom 70-200 Millimeter, etwa dem Sigma 70-200mm 2.8 DG OS HSM Sports. Für Weitwinkel- oder Nahaufnahmen wird allerdings ein weiteres Objektiv benötigt.

Zum Beispiel eine Festbrennweite, die nebst bester Abbildungsqualität auch die höchste Lichtstärke bietet. Das verspricht bessere Freistellungs-Möglichkeiten und dazu ein schönes Bokeh.

Objektivklassen: Standardzoom, Reisezoom, Telezoom und Festbrennweite.

Bokeh? Was ist denn das schon wieder?

Bokeh ist ein Begriff aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „unscharf“. Damit sind aber nicht etwa verwackelte und fehlfokussierte Fotos gemeint – es geht viel mehr um die Hintergrundunschärfe. Nun könnte man meinen, dass dies bei jedem Objektiv gleich ist.

Doch fast jedes Glas liefert ein anderes Bokeh. Dem Auge sind in Sachen Unschärfe cremig weiche Übergänge der Konturen von Objekten sowie kreisrunde Spitzlichter besonders angenehm. Beides hängt von den Blendenlamellen im Inneren ab: Mindestens sieben, besser neun davon sollten Objektive für ein – subjektiv gesehen – schönes Bokeh besitzen.

Wie stark die Weichzeichnung des Hintergrunds ausfällt, hängt vor allem von einem Faktor ab: der Lichtstärke.

Bokeh-Ästhetik

Wann und warum gilt eine Optik als lichtstark?

Die Lichtstärke bezeichnet die Menge an Licht, die ein Objektiv maximal zum Sensor durchlässt, und ist maßgeblich für Preis und Gewicht einer Optik verantwortlich. Anhand der Blendenzahl lässt sich diese „fotografische PS-Stärke“ erkennen: f 5,6 gilt als moderat, f 1,4 dagegen als sehr lichtstark.

Lichtstarke Objektive ermöglichen eine kürzere Verschlusszeit, wodurch die Chance steigt, bei wenig Licht scharfe Aufnahmen zu erhalten.

Zudem lassen sich dank verringerter Schärfentiefe Motive besser freistellen. Hier spielen aber auch Brennweite und Sensorgröße eine Rolle.

Wie hängen Brennweiten von der Sensorgröße ab?

In der Regel geben die meisten Hersteller – und auch unser Magazin –
Brennweiten im Kleinbildformat an.

Das liegt daran, dass der 35-Millimeter-Analogfilm viele Jahrzehnte dominierend war und sich die meisten Fotografen daher unter der Angabe direkt etwas vorstellen können. Im Digitalzeitalter gilt diese Brennweitenangabe allerdings nur für Vollformat-Kameras wie die Nikon D850 oder Canon EOS 5D Mark IV.

APS-C-Sensoren dagegen verlängern die Brennweite um das 1,5- bis 1,6-Fache, Four-Thirds-Bildchips sogar um das Doppelte. Das liegt daran, dass ein kleinerer Bildkreis in der Mitte größer gezogen wird. Dadurch entspricht bei einem an APS-C genutzten 50-Millimeter-Objektiv der Bildwinkel 75 Millimeter an Vollformat.

Physikalisch bleibt aber alles unverändert. Allerdings solltest du beim Fotografieren daran denken, die Verschlusszeit entsprechend anzupassen. An einer Fujifilm X-T4 etwa solltest du mit einem 200er-Tele bei Aufnahmen aus der Hand mit 1/300 Sekunden oder kürzer fotografieren.

Allerdings gibt‘s ein Helferlein, das längere Verschlusszeiten ermöglicht: der Bildstabilisator.

Sensorgröße Crop Faktor
35 mm Vollformat (Kleinbild)x 1,0
APS-Cx 1,5
APS-C (Canon)x 1,6
Micro Four Thirdsx 2,0
1/2,3“ (Kompaktkameras)x 5,6
Sensor / Crop Faktor Tabelle
Zusammenhang zwischen
Brennweite und Bildwinkel

Lohnt der Aufpreis für den Bildstabilisator?

Kurz gesagt: ja. Bereits beim gängigen Kit-Objektiv 18-55 Millimeter solltest du die paar Euro mehr investieren und zur Version mit Verwacklungsschutz greifen. Spätestens bei Innenraumaufnahmen heißt es: Verschlusszeit runter oder Lichtempfindlichkeit rauf.

Allerdings nimmt störendes Bildrauschen mit steigender ISO zu. Daher ist es von Vorteil, wenn die eingesetzte Linse drei bis vier Belichtungsstufen kompensieren kann.

Um mit einem 200er-Tele scharfe Fotos aus der Hand zu schießen, benötigst du statt 1/320 so nur noch 1/40 Sekunde. Bei Stativeinsatz solltest du den Schutz allerdings deaktivieren.

Was ist der Bildwinkel?

Viele Objektivhersteller geben in den technischen Daten neben der Brennweite auch den Bildwinkel an. Mithilfe dieses auch vom Aufnahmeformat abhängigen Wertes lässt sich eine Vorstellung vom erreichbaren Bildausschnitt gewinnen.

Unsere Grafik zeigt den direkten Zusammenhang zwischen Brennweite und Bildwinkel.

Welches Zubehör ist eigentlich sinnvoll?

Nicht nur bei Kameras, auch bei Objektiven buhlt eine kaum überschaubare Menge Zubehör um die Kauflust der Fotografen. Das wohl wichtigste Extra liegt den meisten Optiken bereits bei: die Gegenlichtblende.

Wer nicht gerade auf den Pfaden von „Star Trek“-Regisseur J.J. Abrams wandert, wird Blendenflecken durch Gegenlicht als störend empfinden – der nützliche Plastikvorsatz verhindert das.

Nicht wenige Foto-Amateure kaufen zusammen mit ihrem Objektiv einen UV-Filter. Da dieser bis auf die namensgebende Funktion keinen Effekt hat, dient er hauptsächlich als Schutz für die Frontlinse. Aber Achtung: Minderwertige Filter können die Abbildungsleistung verringern.

Zudem solltest du einen Slim-Filter nutzen, damit die Fassung nicht im Foto auftaucht.

Aber es gibt noch allerhand andere Filter: Zum Beispiel die sehr praktischen Polfilter, die der Eliminierung von Spiegelungen dienen.

Graufilter sowie Grauverlaufsfilter dunkeln das Motiv oder einen Teilbereich davon ab und ermöglichen so längere Verschlusszeiten. Beliebt sind sie bei Gewässeraufnahmen, um per Langzeitbelichtung das Sprudeln des Bergbachs in einen mystisch-seidenweichen Wasserteppich zu verwandeln.

Auf Bajonettadapter sind all die Fotografen angewiesen, die ältere Objektive an modernen DSLRs oder DSLMs nutzen wollen.

Es gibt eine große Auswahl. Es gilt, sich kundig zu machen, um Ärger über unzureichende Abbildungsleistung der Optik zu vermeiden.

Mit Letzterem muss auch rechnen, wer per Tele-Converter die Brennweite verlängern möchte. Gängige Exemplare multiplizieren um Faktor 1,4 bis 2,0. Empfehlenswert ist nur Ersteres.

Mit 2,0-fach wirken Details zu unscharf und verschwommen.

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