Einstellschlitten – muss es unbedingt Novoflex sein? Dies las ich kürzlich in einem Forum. Ja, der Novoflex Castel Q ist mit einem UVP von 199 € kein Schnäppchen, da kommt manch Hobbyfotograf schon mal ins Grübeln, ob nicht auch ein preiswerterer Einstellschlitten den gleichen Zweck erfüllt.

Natürlich kannst Du einen billigen Einstellschlitten aus Fernost kaufen und ich schreibe nun absichtlich billig und nicht preiswert. Und dies Urteil wird bestätigt, wenn Du dann den Castel-Q aus der Verpackung nimmst.
Qualität pur
Der Castel-Q ist allein von der Haptik her Qualität pur. Da wackelt nichts, da klemmt nichts und da sind auch keine scharfkantigen Ecken zu entdecken. Mich lächelst Du selten so an! tadelte mich meine Frau und ich bemerkte in diesem Moment – nach dieser sicherlich nicht wahren Bemerkung – dass ich schon mehrere Minuten mit einem Stück Metal herumspielte. Ist löste hier eine Schaube, lies dort den Schlitten hin und her gleiten oder die arca-swiss-Kupplung, die sich am Ende meines Gurtes befindet, einrasten und das wohl alles scheinbar mit einem verklärtem Lächeln im Gesicht. Ich versuchte es umgehend mit meinen normalen, geradezu neutralem Gesichtsausdruck – was mir anscheinend nur unvollkommen gelang. So eilte ich mit Stativ bewaffnet und der Fototasche über der Schulter in den Garten, wo ein Mann tun kann, was ein Mann tun muss und das vor allem unbeobachtet.
Unerlässlich: ein Stativ

Mein altes Stativ, dass ich mir damals kurz nach der Ausbildung für nahezu mein komplettes erstes Gehalt kaufte – schon damals war mir klar: wer billig kauft kauft zweimal – besitzt leider keine Schnellwechselkupplung. Ich hatte mir damals eingeredet, dass dies auch nicht not tut und dafür die Kamera fester und absolut ohne wackeln auf dem Stativ sitzt. Dies stimmt allerdings auch bei der Mehrzahl der Stative, die ich im Lauf meines Lebens probieren durfte. Das Novoflex Schnellkupplungs-System Q – natürlich kompatibel zum bekannten Arca-Swiss-Wechselsystem – sitzt allerdings so fest und sicher, besser geht es wohl nicht. Auf der gesamten Unterseite des Castel befindet sich das arca-swiss-kompatible Schwalbenschwanzprofil und – für mein betagtes Velbon-Stativ – sowohl drei 1/4″ als auch drei 3/8″ Bohrungen, mit einer von denen habe ich umgehend den Einstellschlitten mit dem 3-Wege-Kopf des Statives verschraubt.

Das Arbeiten mit dem CASTEL-Q ist eine wahre Freude: die Führungen laufen satt und zugleich spielfrei. Die Schwalbenschwanzführung ist, ebenso wie die Zahnstange, äußerst präzise gearbeitet. Über das blau eloxierte Rändel-Triebrad kann der Einstellschlitten in extrem feinen Abständen nach vorn oder hinten bewegt werden.
Ein Tipp:
Novoflex bietet als optionales Zubehör den Feintrieb CAST-Fine an, um noch feinere Einstelllungen beim Fokus stacking vornehmen zu können. Natürlich habe ich dieses kleine Teil gleich dazu gekauft.
Mein Fazit
Um es mal mit den Worten eines Kollegen zu sagen: Der Novoflex CASTEL-Q ist einfach ein geiler Scheiß deutscher Ingenieurskunst!
Der CASTEL-Q ist zudem für mich die Basis, um qualitativ hochwertige Fokus stacking Aufnahmen zu machen. Ja, Novoflex-Produkte haben ihren Preis. Aber Du kannst mir glauben: jeder investierte Cent ist sein Geld wert.
Du kannst einen Einstellschlitten durchaus sehr viel billiger bei Herstellern aus der östlichen Hemisphäre kaufen.
Aber beachte: You get what you pay for.

Gerade im Bereich der Makrofotografie und beim Fokus stacking sollte man in Bezug auf fotografische Hardware, dazu zähle ich auch Stativ, Kugelkopf und einen Einstellschlitten, keine günstigen Kompromisse eingehen.
Lieber sparst du einen Monat länger und hast danach Spaß an einem hochwertigen, präzisen Produkt, als Dich mit billigem Tand herumzuärgern.

Ich kann mich nur wiederholen: Wer billig kauft, kauft zweimal, da billig nicht gleich günstig ist 🙂
Ich lobe den CASTEL-Q nicht über den grünen Klee, weil ich diesen als kostenlose Teststellung bekommen habe – ich habe ihn regulär in der Filiale Hildesheim erworben. Ich lobe den CASTEL-Q über den grünen Klee, weil das Produkt in meinen Augen einfach perfekt ist!
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4 Kommentare zu "Novoflex CASTEL-Q im Praxistest"
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Nichts als Bla-Bla!
Wie hoch ist der Vortrieb je Umdrehung? Wie fein kann man einstellen? Hat die Schiene bei Drehrichtungsänderung einen Totgang?
Hallo Jürgen,
dann will ich Quatschkopf Dir mal Deine Fragen beantworten, wenn diese derart wichtig für Dich sind: Der Vortrieb pro Umdrehung ist 1,7cm bei einer nutzbaren Gesamtlänge von 12,5cm und unter Zuhilfenahme der Feintrieb-Vorrichtung (CAST-FINE). Gefühlt kann ich auf die Kamera unter 0,1mm vor oder zurück bewegen. Meine Schiene – wie ich Novoflex einschätze fertigen die ohne Toleranz – hat keinerlei Totgang, wenn es nicht so wäre, hätte ich dies erwähnt. Mein Castel-Q nutze ich nun seit 2 Jahren, ich hatte mir die Schiene 2017 zu Weihnachten geschenkt.
Hallo,
1,7 cm oder 17 mm Vortrieb? Das ist eine Menge. Und dann auf 0,1 mm genau einstellen … das sind ca. 2 Grad, sehr sportlich! Sicher, dass es nicht 1,7 mm je Umdrehung sind?
Wenn jemand im Internet ein Produkt derart über den Klee lobt, gehen bei mir die Alarmglocken an. Und auch jetzt dieses „wenn diese derart wichtig für Dich sind“ erweckt nicht den Eindruck, dass Sie Makros bzw. Stackings im Bereich 1:1 oder darüber hinaus gemacht haben.
Im übrigen: auch Novoflex fertigt nicht ohne Toleranz. Für Passungen gibt es Toleranzfelder!
Mich würde interessieren, ob man den Vortrieb des Castel Q zur „Schnellverstellung“ auch „auskuppeln“ kann. Wie es z.B. beim Manfrotto 454 mit einem kleinen Hebel zum entriegeln funktioniert.
Und wenn man nur wenig Verstellweg braucht, den aber wirklich hochpräzise, dann gibt es heute auch mikrometerfein einstellbare X- (Y-/Z-) Linear-/Koordinatentische schon um deutlich weniger Geld. Da kann man ebenfalls eine Arca-kompatible Klemme eigener Wahl draufschrauben.
Bin jedenfalls am überlegen, was ich mir anschaffen werde.