Nissin MG10 Blitzgerät – Ein Stabblitz

Ist er stark, werde ich schwach! Ein Stabblitz? Die jüngeren unter den Lesern werden sich fragen „Was ist denn ein Stabblitz?“. Und die Frage ist berechtigt.

Denn der letzte produzierte Stabblitz, den ich kenne, war der Metz 76 MZ-5 mit einer Leitzahl von 76 (bei ISO 100 und 105mm Zoomstellung).

Effektiv hatte dieser Profiblitz allerdings nur eine Leitzahl von 45 (bei 35mm), also genau die Leistung, die auch mein Metz 45 CT-1 hatte, den ich mir als erstes Blitzgerät Anfang der 80er Jahre leistete.

Und genau an dieses Uralt-Blitzgerät erinnert mich der Nissin MG10, dem der Hersteller eine Leitzahl von 80 (bei 200mm) attestiert.

Bei 35mm Zoomstellung bleibt von den großspurig angegeben 80 noch eine effektive Leitzahl von 47 übrig. Mehr zur Leitzahl findest Du in diesem Beitrag.

Und das ist auch mehr als ausreichend, denn bei Blende 2,8 kann mit dieser Leistung locker 16 Meter weit geblitzt werden.

MG wie machine gun?

Wie jemand auf die Idee kommt das Kürzel MG mit „machine gun“ zu titulieren, ist mir eine Rätsel.

Und auch die Erläuterung „weil er so hohe Blitzabfolgen leistet“ hilft nicht wirklich dieser doch allzu martialisch angehauchten Übersetzung des Kürzels zu tolerieren.

Mehr Sinn macht es, dass MG mit Master Generation zu übersetzen. Doch ich will nicht hier schon zu sehr vorgreifen.

Nissin hat sich mittlerweile zu einem der führenden Hersteller in Sachen Blitzgeräte gemausert.

Mit dazu beigetragen haben sowohl das unglaublich kompakte Nissin i40 (Leitzahl 27) und das aktuelle Nissin i60 (Leitzahl 32) und die Steuerung mehrerer Blitzgeräte via Nissin Air System – nicht gerade glücklich durch NAS abgekürzt.

Und ein Nissin Air Commander in der neusten Ausführung Air 10s gehört auch bei jedem Nissin MG10 zum Lieferumfang.

Nissin Air 10s

Im Frühjahr 2017 wurde der bisherige Air Commander 1 durch den Air 10s ersetzt. Wie der Air 1 können über einen Air 10s unzählige Blitzgeräte mittels Benutzerinterface über 2.4Ghz Funksignal per TTL gesteuert werden.

Dabei unterstützt der Commander eine Belichtungskorrektur in drittel Stufen um zwei Blenden Über- oder Unterbelichtung.

Weiterhin ist eine 8stufige Reduzierung der Leistung bis zu 1/256 möglich. Wenn das Blitzgerät einen Zoomreflektor besitzt kann zwischen 24 und 200mm über eine maximale Entfernung von 100m das Zoom am Blitz gesteuert werden.

Mit dem Air 10s können nun die Blitzgeräte statt nur auf drei sogar auf 8 Gruppen verteilt werden. Zusätzlich stehen nun acht Funkkanäle zur Verfügung.

Dank integriertem micro-SD-Slot kann eine neue Firmware über eine micro-SD-Karte in das Gerät geladen werden.

Auf Tastendruck kann auch ein Einstell- oder Videolicht am Blitz gesteuert werden. Den Nissin Air 10s gab es anfangs für Canon, Nikon und Sony.

Seit Herbst ist das Gerät auch für Fuji und seit kurzem auch für micro 3/4 zu bekommen. Betrieben wird der Air 10s durch zwei AAA-Batterien oder -Akkus.

Das Nissin Air 10s unterstützt sowohl das Nissin Di700A Blitzgerät und auch das schicke Nissin i60A. Und auch das seit Mitte des Jahres verfügbare Nissin MG10 kann komplett vom Air 10s gesteuert werden. Und damit sind wir beim nächsten Thema.

Pure Power

Gleich nach dem Auspacken war ich ausgesprochen positiv überrascht. Dies lag vor allem an der absolut hochwertigen Verarbeitung des Blitzgerätes.

Die Blitzschiene ist aus Magnesium, die Führung aus Metall und ich habe selten einen Blitz in der Handgehalten, der so wertig verarbeitet ist und so eine angenehme Haptik besitzt.

Sehr schön auch, dass ein kleiner Kugelkopf dabei ist, damit das MG10 auf einem (Leuchten-)Stativ montiert werden kann.

Dieser ebenfalls wertige Kopf hat sogar eine Halterung für einen Studioschirm. Mit den acht AA-Akkus – ich nutze die eneloop pro mit 2500mAh – wiegt das Blitzgerät fast 1200g.

Da der Handgriff sowohl rechts als auch links von der Kamera angebracht werden kann ist die Kombination aus Kamera und Blitz zwar gewichtig aber durchaus bequem zu nutzen.

Gewicht lässt sich durch die Verwendung von CR26650 Akkus einsparen. Ein Akkuhalter für zwei dieser nicht allzu gebräuchlichen Lithium-Ionen-Akkus liegt dem MG10 bei.

Wer an diesen Akkus interessiert ist, sollte sich nicht an den Fotohandel sondern an Geschäfte wenden, die E-Zigaretten verkaufen, denn in diesen ist genau dieser Akku-Typ üblich.

Der Einsatz von Li-Ion-Akkus mit mind. 4000mAh und/oder einem Nissin Power Pack PS 8 wird die Blitzfolgezeit bei voller Reichweite auf nur 1,5 Sekunden reduziert.

Doch selbst mit handelsüblichen Ni-Mh-Akkus liegt die Blitzfolgezeit unter 3 Sekunden. Neben dem MG10 können auch Smartphones und ähnliches per USB-Anschluss mittels des PS8 aufgeladen werden. Das PS8 dient also nebenbei auch als Powerbank.

Auch ohne Zoomreflektor nutzbar

Das Nissin MG10 wurde gleich nach dem Erscheinen mit einem TIPA-Award als bestes transportables Blitzgerät des Jahres 2018 ausgezeichnet.

Und neben der Verarbeitung sind auch die technischen Daten beeindrucken: mehr als Leitzahl 47 bei ISO 100 und 35mm, ein Zoomreflektor von 24 bis 200mm und eine funkgesteuerte Bedienung, die ebenso komfortabel wie intuitiv ist.

Sobald das AIR 10s auf dem Blitzschuh sitzt und mittels mitgeliefertem, kameraspezifischem Auslösekabel mit der Kamera verbunden ist wird das Blitzgerät mittels Tastendruck mit dem Steuerungsgerät verbunden.

Dies wir durch eine Tonfolge signalisiert und schon kann das MG10 völlig frei platziert werden und es ist trotzdem eine TTL-Steuerung gewährleistet. Einfacher geht es kaum.

Der magnetische Motorzoom-Blitzkopf kann leicht abgenommen werden.

Dann ist der Blitz als Videoleuchte oder Studiolicht z.B. für Tabletop-Aufnahmen geeignet.

Das 9W starke LED-Licht reicht nicht nur für kurze Entfernungen aus.

Es dient mit oder ohne Blitzkopf darüber hinaus als Einstell-Licht um den Schatten schon vor der Aufnahme zu beurteilen. Ausgesprochen hilfreich ist der Auslöser direkt am Blitzgriff.

Die Blitzschiene aus Magnesium kann – wie auch der Handgriff – nach oben oder nach unten montiert werden. Somit kann der Blitz, wenn man ihn nicht eh ohne Schiene nutzt für Makroaufnahmen in die passende Höhe gebracht werden.

Ich werde das Blitz allerdings wohl fast ausschließlich via Stativ und Bowens-Adapter einsetzen. Auf den Veranstaltungen auf denen ich das Nissin MG10 mft bisher genutzt habe, gab es zumindest keinerlei Probleme mit roten Augen.

Das Blitzgerät oder besser die Einheit zusammen mit dem Air 10s ist genial.

Es macht sehr viel Spaß damit zu fotografieren. Der Anschaffungspreis ist mit über 600 Euro nicht gering, aber für das was man bekommt nicht zu hoch.

Wer es kompakter mag, diese enorme Leistung nicht benötigt und auch nicht mit mehr als einem Blitzgerät arbeiten möchte, der sollte sich lieber einen Nissin i60 oder einen Metz M400 anschauen.

Leider hatte ich noch keine Gelegenheit und Zeit den MG10 auch mal outdoor und/oder mit Beautydish einzusetzen. Aber dies wird schnellstmöglich nachgeholt, denn mit der Leistung von 165 Wattsekunden ist das MG10 dafür geradezu prädestiniert.

Zukunftssicher dank microSD-Slot

Wie der Commander Air 10s so verfügt auch das Nissin MG10 über einen microSD-Slot. Über diesen kann die neuste Firmware in das Blitzgerät geladen werden.

Mein MG10 war bereits auf dem neusten Stand und besaß mit v05 die aktuellste Version der Firmware.

Nissin hat angekündigt, das alle zukünftigen Nissin Blitzgeräte ebenfalls über einen microSD-Slot verfügen sollen.

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