16.05.2021

Motive richtig planen

Planung ist die halbe Miete – dies gilt auch für viele Bereiche der Fotografie. So ist das Auskundschaften einer Location und die Planung des Motivs im Vorfeld ein entscheidender Aspekt für ein erfolgreiches Fotoshooting. Egal, ob dies bedeutet, dass du einen Ort persönlich besichtigst oder dir Tipps von anderen Fotografen einholst: Eine ausgiebige Planung ist die Basis für einen stressfreien Fotoausflug mit Erfolgsgarantie. Das „Scouting“, sprich die Erkundung einer Location, ist hierbei vor allem für Landschafts-, Reise- und eventuell Eventfotografen von großer Bedeutung. Für diese ist die Location nämlich nicht nur eine Kulisse, sondern meist das Hauptmotiv selbst. Die Umgebung zu kennen und zu verstehen ist deshalb ausschlaggebend, um einen Ort bestmöglich einzufangen.

Erblicken wir einen uns unbekannten Ort zum ersten Mal, werden wir in der Regel mit visuellen Informationen geradezu überschüttet und müssen diese erst einmal sortieren, um das ideale Motiv zu finden. Ohne ein Verständnis für die Licht-, Gelände- und Wetterverhältnisse ist es auf die Schnelle nahezu unmöglich, die schönste Perspektive zu finden und dabei Farben und Strukturen bestmöglich in die Bildgestaltung miteinzubeziehen. Stattdessen endet ein Shooting ohne Planung oft im Stress und führt zu einem Ergebnis, das den Ort nicht von seiner besten Seite wiedergibt. Erfahre in den folgenden Kapiteln, worauf es bei der Suche und Erkundung neuer Fotolocations und -motive besonders ankommt. Wir verraten dir, wie du Licht, Wetter und standortspezifische Besonderheiten bestmöglich nutzt, um eindrucksvolle Bilder einzufangen.

Fotogene Orte finden

Einen guten Standort für Fotos zu finden ist weitaus komplexer als viele Fotoanfänger zu Beginn möglicherweise denken. Denn wer davon ausgeht, dass es mit der Wahl eines Ortes bereits getan ist, der täuscht sich. Hinter einem guten Bild steckt weitaus mehr, als eine „schöne Location“ zu wählen und zu entscheiden, aus welchem Winkel man diese fotografieren möchte. Vielmehr bietet jeder Ort ein umfangreiches Angebot an Kompositionen, die sich überlappen und miteinander interagieren. Um in dieser Ansammlung von Texturen, Formen und Farben Ordnung zu finden, benötigt man ein wenig Erfahrung und Experimentierfreude. Die Wahl eines Standorts ist also ein Entschluss, der von zahlreichen Faktoren bestimmt wird.

Manchmal wird die Entscheidung, an welchem Ort fotografiert werden soll, durch ein konkretes Bild beeinflusst. Vielleicht hast du zum Beispiel ein Foto von einem anderen Fotografen gesehen, das du am selben Ort nachstellen möchtest. Oder aber du hast dir in den Kopf gesetzt, ein ganz bestimmtes Motiv zu fotografieren, das ausschließlich an einem bestimmten (oder ähnlichen) Ort vorkommt – wie zum Beispiel eine bestimmte Tier- oder Pflanzenart. In diesen Fällen ist die Wahl des Standorts vorbestimmt beziehungsweise eingeschränkt.

Informiere Dich im Vorfeld

Apropos: Möchtest du ein wildes Tier oder eine spezielle Pflanze fotografieren, solltest du vor allem dem Zeitpunkt für die Aufnahme Aufmerksamkeit schenken. Informiere dich im Vorfeld, zu welcher Tages- oder Jahreszeit dein Motiv überhaupt anzutreffen ist und plane dein Shooting dementsprechend. Hast du jedoch kein konkretes Motiv oder Bild vor Augen, sondern willst vielmehr einen gewissen Bildstil umsetzen, solltest du deine Vorgehensweise bei der Standortfindung anpassen und das Augenmerk verstärkt auf wichtige Elemente für deinen Bildlook, wie zum Beispiel Wasser oder ähnliches, legen. Frei von einem vorgeschriebenen Fotoschauplatz besitzt du hierbei zwar mehr kreative Möglichkeiten, jedoch musst du auch wesentlich mehr Zeit in die Planung und Motivfindung stecken. So ist bei diesem „Findungsprozess“ nicht nur entscheidend zu erkennen, wann sich ein Ort ideal zum Fotografieren eignet, sondern auch, wann du lieber weitersuchen solltest.

Tipp: Taschenlampe nicht vergessen!
In der Dämmerung oder Nacht solltest du eine Taschenlampe beim Erkunden bei dir tragen. Diese sorgt nicht nur „für mehr Licht im Dunkeln“, sondern auch für deine Sicherheit.

Hilfreiche Tipps für die Online-Recherche

Nutze das Internet, um Motive von zu Hause aus zu entdecken und zu besichtigen.

Locationscout.net
Die Suchfunktion der Plattform ermöglicht einen schnellen Abruf von Bildern, die mit entsprechenden Schlüsselwörtern versehen sind. Dadurch kann das Netzwerk wunderbar zur Locationsuche und Motivplanung genutzt werden und bietet durch die vielen Nutzer eine umfassende Datenbank mit Bildern – auch von weniger bekannten Orten. Die Besonderheit von locationscout.net ist, dass jeder mitmachen, nach Anmeldung seine persönlichen Foto-Highlights hochladen und mit der ganzen Welt teilen kann.

Google Maps
Mit Google Maps und Street View kannst du virtuell an weit entfernte Orte reisen und diese bequem von zu Hause aus auskundschaften. Die Online-Kartendienste bieten eine fantastische Quelle, um zu recherchieren, wie die Beschaffenheit des Geländes an einem bestimmten Ort ist, wie man diesen erreichen kann oder welche Bildkompositionen möglich sind.

Soziale Netzwerke
Facebook, Instagram und Twitter bieten eine unerschöpfliche Bildsammlung aus allen Ecken der Welt. Mithilfe einer schnellen Hashtag-Suche kannst du nach einem Ort oder Motiv suchen und erhältst zahlreiche Kompositionen und Perspektiven zu unterschiedlichen Licht- und Wetterbedingungen.

Licht verstehen

Ganz egal, in welchem Fotogenre du dich zu Hause fühlst: Die Beleuchtung, also das Licht, ist eines der wichtigsten Gestaltungselemente in der Fotografie und verbindet die unterschiedlichen Genres miteinander. Hierbei beeinflussen vor allem die Intensität, die Richtung und die Kontrollierbarkeit des Lichts den Erfolg deiner Bilder. Sofern du nicht im Studio arbeitest und die volle Kontrolle über die Lichtquelle und deren Ausbreitung hast, ist es entscheidend zu wissen, wann Licht wie wirkt und wie du dir dies für deine
Planung zunutze machst.

Bei der Suche eines geeigneten Fotostandorts sollte Licht ganz oben auf deiner Liste der zu beurteilenden Parameter stehen. So kannst du im Vorfeld recherchieren, wo die Sonne zu deinem Wunsch-Aufnahmezeitpunkt am Himmel stehen wird oder wann sie an einem bestimmten Ort erscheint, um die Szene nach deinen Wünschen zu beleuchten. Darüber hinaus gilt es die Richtung und die Menge des Lichts einzuschätzen, um zu entscheiden, ob du mit künstlichen Lichtquellen wie einem Blitz nachhelfen möchtest. In beiden Fällen besteht die Herausforderung vor allem darin, zu visualisieren, wie eine Szene in der Zukunft aussehen wird. Ein Ort erstrahlt nicht immer im selben Licht, daher ist es wesentlich für die Locationwahl, die Belichtung und Komposition auf der Basis der wahrscheinlichen Verhältnisse zu planen.

Interaktion mit der Umgebung

Entscheidend ist auch die Interaktion des Lichts mit der Umgebung. Der Winkel, in dem es auf ein Gelände trifft und die Verteilung von Lichtern und Schatten beeinflusst durch die Form des Geländes, lassen sich durch einen Besuch vor Ort oder das Studieren von Online-Karten oder Aufnahmen der Location beurteilen. Durch die Ansicht aus unterschiedlichen Blickwinkeln kannst du dann einschätzen, ob die Sonne in deiner geplanten Komposition sichtbar sein wird. Ein ebenso entscheidender Faktor ist die Zeit, zu der du dein Motiv einfangen möchtest. Bei der Auswahl einer Location solltest du dir stets sicher sein, dass du diese zu jeder Uhrzeit besuchen kannst. Prüfe zudem, ob der Ort es dir erlaubt, je nach Sonnenstand deine Position zu verändern, sodass du mehrere Bildlooks einfangen kannst.

Tipp: „The Photographer’s Ephemeris“
Photo Ephemeris ist eine etablierte Methode zur Berechnung der Lichtverhältnisse für zukünftige Aufnahmen. Die Software ist auch als App fürs Smartphone verfügbar.

Die perfekte Tageszeit

Überlege, zu welcher Tages- und Uhrzeit ein Ort ins schönste Licht getaucht wird.

Morgendämmerung

Bevor die Sonne aufgeht, treffen kühle Farbtöne am Himmel auf schöne Kontraste und eine gute Ausleuchtung im Vordergrund. Stadtlandschaften und Landschaften mit künstlichem Licht sind ideale Motive für diese Zeit, ebenso wie spiegelnde Gewässer.

Sonnenaufgang

Wandert die Sonne langsam über den Horizont, wird der Kontrast im Bild höher. Wasseroberflächen verlieren zu dieser Zeit schnell an Detailreichtum – sind diese Bestandteil deines Motivs, wähle lieber eine niedrigere Kameraposition, um den Fokus auf die aufgehende Sonne zu legen.

Mittag

Das harte Licht am Mittag passt gut zu moderner Architektur oder kontrastreichen Schwarzweiß-Landschaften. Beim Erkunden von Orten solltest du die Mittagszeit möglichst meiden, da das Licht nicht repräsentativ für eine andere Tageszeit ist.

Abendstunden

Der frühe Abend ist eine großartige Zeit, um neue Orte zu erkunden. Die bereits tiefer stehende Sonne modelliert Formen und Strukturen schön heraus und bietet im Vergleich zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang genügend Zeit, um unterschiedliche Kompositionen auszuprobieren.

Sonnenuntergang

Verabschiedet sich die Sonne hinter dem Horizont, werden Motive in warme Töne getaucht – ein magisches Licht, egal, welches Motiv du vor der Linse hast. Zusammen mit einem Diffusor lassen sich zu dieser Zeit Porträts mit schönem Schein festhalten.

Die passende Ausrüstung

Entscheide je nach Ort und Motiv, welches Equipment du zusätzlich benötigst.

Grauverlaufsfilter
Welcher Grauverlaufsfilter sinnvoll ist, hängt von dem Gelände ab, das du vorfindest und im Bild festhalten willst. Ist der Horizont eher „verwaschen“, solltest du einen weichen Verlauf wählen. Ist der Übergang zwischen Himmel und Landschaft klar definiert, eignet sich ein harter Verlauf besser.

Stativ
Ein Stativ bietet dir auf unterschiedlichen Untergründen guten Halt. Die Gewissheit, dass dein Stativ die Kamera auf Felsen, Sand und Gras stützt, ermöglicht dir, bei wechselndem Licht schnell die Position anzupassen.

Stativkopf
Multifunktionsköpfe sind zwar nützlich für die alltägliche Fotografie, aber möglicherweise nicht ideal für spezifische Anforderungen. Wenn du zum Beispiel einen Standort aussuchst, der sich für die Panoramafotografie eignet, solltest du einen Panoramakopf in Betracht ziehen.

Lichtdiffusoren
Bei Porträts oder Makroaufnahmen solltest du dir überlegen, ob du Diffusoren benötigst, um das natürliche Licht oder das Blitzlicht zu dämpfen. Die Art des Diffusors hängt von Motiv und dem Platz an der Location ab. Praktisch für unterwegs sind Faltreflektoren mit einer diffusen Bespannung.

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.