03.06.2019

Lorenz Holder: Actionsport-Fotograf im Interview

„Ich wollte eigentlich Lehrer werden!“

Lorenz Holder kombiniert gerne faszinierende Orte mit spektakulären Stunts – und räumt damit viele Preise ab. Wir haben mit ihm über seinen Beruf, Motivideen und eine verhängnisvolle Brücke gesprochen.

Lorenz, du fotografierst insbesondere Snowboarder und nennst dich selbst Actionsport-Fotograf – ist das so cool, wie es klingt?

Lorenz Holder

Ich denke, dass hat wie in jedem Beruf so seine Schattenseiten und Highlights. Wenn man bei einem heftigen Schneesturm auf dem Gletscher steht ist das ja nicht unbedingt toll.

Frieren und den Elementen ausgesetzt sein gehört dazu. Wir haben manchmal Shootings in völliger Dunkelheit bei minus zwanzig Grad. Manchmal denke ich mir dann schon „wäre ich mal Surffotograf geworden“, mit Strand und so.

Aber natürlich mache ich auch Fotos da, wo andere Urlaub machen. Und Wintersport fasziniert mich.

Du wolltest ursprünglich Lehrer werden. Was ist da denn passiert?

Ich habe eigentlich schon immer fotografiert, wollte das aber eigentlich nie beruflich machen. Ich habe dann mit einem Lehramt-Studium angefangen und mir diese Zeit mit der Fotografie finanziert.

Es wurde dann aber immer ernster, ich habe das Studium zwar noch fertiggemacht, bin aber nie in den Job gegangen.

Wie hast du in der Anfangszeit Leute auf dich aufmerksam gemacht?

Lorenz Holder
Location: The Dark Hedges, Nordirland –
Fahrer: Senad Grosic –
Projekt für Phase One

Ich bin früher selbst Snowboard gefahren und hatte so schon viele Kontakte.

Dann habe ich mich allerdings verletzt und konnte nicht mehr fahren, wollte aber weiter dabei sein und habe dann eben eine Kamera mitgenommen und meine Freunde fotografiert.

So kamen auch die Kontakte zu den Firmen, denen ich dann meine Bilder gezeigt habe. So kam der Stein ins Rollen.

In 15 Jahren hast du ja viele Projekte gemacht. Was waren die Highlights deiner Karriere – und was hättest du rückblickend lieber sein gelassen?

Meine beiden Highlights waren die beiden Red Bull Illume Awards, die ich gewonnen habe. Das war eine große Ehre.

Und mein weitreichendster Fehler hing auch direkt mit den Awards zusammen: Ich habe bei meinem zweiten Illume-Award mit einem Bild von der Rakortzbrücke mit einem Radfahrer darauf gewonnen.

Die Brücke steht aber unter Denkmalschutz und darf nicht betreten werden.

Ich war da recht naiv und dachte mir da nicht viel dabei. Dann hat das Bild aber gewonnen und schon ging ein Shitstorm los.

Lorenz Holder
Location: Rakotzbrücke, Kromlau in Sachsen, Deutschland – Fahrer: Senad Grosic – Persönliches Projekt

Wie ging das aus?

Ich habe einen Teil des Preisgeldes für den Erhalt der Brücke gespendet.

Viel wichtiger aber: Der Park war dringend sanierungsbedürftig und daher hat sich die Gemeinde immer wieder auf Förderprogramme beworben, aber nie bekommen.

Dadurch, dass das Bild überall in den Medien in aller Welt zu sehen war, hat der Park mit dieser Brücke eine große Aufmerksamkeit erfahren.

Und letztes Jahr hat es dann auch geklappt, jetzt hat die Gemeinde einige Millionen Euro für den Erhalt der Brücke erhalten.

Inzwischen verstehe ich mich mit dem Bürgermeister auch gut. Da man das Bild ja auch nicht rückgängig machen kann, ist es so eigentlich gut ausgegangen. Ich würde das aber nicht noch mal machen.

Die meisten deiner Bilder sind ja keine klassischen Sportfotos. Wie bereitest du ein Fotoshooting vor?

Ich beginne in der Regel mit einem Ort, den ich sehe. Da entwickelt sich eine Idee, die ich im Kopf zusammenpuzzle. Dafür wende ich mich im nächsten Schritt an Sponsoren, suche Unterstützer und so weiter.

Bei Kundenprojekten setze ich natürlich das um, was der Kunde sich wünscht.

Welches Equipment verwendest du?

Ich finde Kameras ehrlich gesagt nicht besonders wichtig, das ist für mich ein Werkzeug wie der Hammer für einen Handwerker. Es muss zum Job passen.

Ich habe normalerweise eine Canon 5D Mark IV, habe aber auch schon mit einer Phase One oder einer analogen Fachkamera gearbeitet. Für die gibt es Rückteile, mit denen man etwa ein 3:1-Panorama machen kann.

Die Bildidee und Gestaltung sind für mich aber immer im Fokus.

Lorenz HolderLorenz Holder ist Actionsport-Fotograf – aber kein klassischer. Er beschreibt seinen Stil als Fineart-Sportfotografie.

Schöne Landschaften und Architektur, gepaart mit sportlichen Elementen. „Landschaften alleine sind mir etwas zu langweilig“, sagt er.

lorenzholder.com

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