02.04.2020

Lifestyle- und Automobil- Fotograf Robert Schlesinger im Interview

Robert Schlesinger ist Lifestyle- und Automobil-Fotograf, nachdem er ein Jahrzehnt für die dpa tätig war. Mit uns sprach er über seine Zeit dort und wie er durch Zufall zu einer Zusammenarbeit mit der Stiftung von Franz Beckenbauer kam.

Auf deiner Webseite sieht man als erstes eine nackte Frau mit zwei Steaks und einem Hund, der ins Bild gehalten wird. Was ist das für ein Foto – warum ist es dein Startseiten-Bild?

Dieses Foto ist vor zwei Jahren während der Vorbereitungen eines Shootings bei Rock am Ring in einer witzigen Atmosphäre und durchaus spontan entstanden. Das Bild hat für mich heute noch eine größere Bedeutung, weil es zum einen absolut in die aktuellen Diskussionen um die Gleichstellung der Frau, die Verschwendung des Lebens vieler Nutztiere und gleichwohl um Provokation geht. Nachdem dieses Bild eine Doppelseite im „Jahrbuch Blickfang – die besten Fotografen Deutschlands“ bekam und auch im Stern unter meinem Namen veröffentlicht wurde, nutze ich den Wiedererkennungswert des doch recht plakativen und provokanten Bildes für meinen Internetauftritt.

Prämiertes Foto #stopeatinganimals (2016), veröffentlicht im Jahrbuch Blickfang (2019) und im Stern Magazin (2019)

Dein eigenes Bild im Stern zu sehen, war für dich wahrscheinlich nicht mehr so aufregend, nachdem du zehn Jahre bei der dpa gearbeitet hattest?

In gewisser Weise hast du schon Recht. Allerdings fühlt es sich anders an, seine Auftragsarbeiten veröffentlicht zu sehen. Meine eigenen Fotos, die ich durchaus als Kunst betrachte, zeigen ja gleichzeitig viel von mir, wie ich denke, was ich sehe und wie ich Informationen verknüpfe. Somit ist es schon aufregender, heute explizit ausgewählte Arbeiten aus meinem Portfolio veröffentlicht zu sehen. Zugegeben, es macht mich auch ein bisschen stolz.

Warum bist du aus der dpa raus?

Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der ich wenig Gelegenheit hatte, eigene Sachen zu machen. Irgend wann kommt man als „Künstler“ auch an einen Punkt, an dem der Wunsch wächst, seinen eigenen Weg unter dem eigenen Namen zu gehen. Zugegebenermaßen hatte ich auch ein wenig Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Ich hatte zufällig bei einem Charity-Golf-Turnier in Kitzbühel Franz Beckenbauer kennengelernt und mit ihm ein Porträt für ein Magazin gemacht. Danach beauftragte mich seine Stiftung für die folgenden sechs Jahre.

Barack Obama an der Siegessäule Berlin (2008)

War das schon dein Wechsel in die „Freie Wirtschaft“?

Es war der Schlüsselmoment, mit dem ich begann, meine Unabhängigkeit zu etablieren. Ich arbeitete noch eine Weile weiter parallel für die dpa. Jobs bei allerlei Events waren eine gute Möglichkeit zu networken, die Entscheider aus Wirtschaft und Medien zu treffen und mich dort mit meinem Können zu etablieren. So kam es beispielsweise zu meinem initialen Audi-Shoot. Ich hatte ein Shooting ausgehandelt und kurze Zeit später wurden mir zwei nagelneue Fahrzeuge vor mein Studio geliefert.

Audi R8, Kaunertaler Gletscher (2018)

Was hast du mit den Autos angestellt?

Um etwas Besonderes zu erschaffen, fuhr ich mit dem Audi R8 in ein Waldstück. Das Umfeld, die Stimmung, die Szenerie stimmte, dann fehlte nur noch die Postproduction. Mit dem zweiten Wagen bin ich in die Alpen gefahren, um dort bildlich etwas Atemberaubendes zu erschaffen. Der gesamte Spaß hat mich 8.000 Euro in Eigenleistung gekostet. Das tat schon weh, aber ich hatte es als Invest in meine zukünftige Karriere angesehen, was sich definitiv ausgezahlt hat, weil ich mich mit diesen Arbeiten beim Konzern und seinen Kunden profilieren konnte.

Was ist aus den Fotos geworden?

Sie wurden im Rahmen einer VIP-Auktion versteigert. Dazu wurde natürlich das „Who is Who“ der Wirtschaft und Medien geladen und es wurden das erste Mal viele Entscheider und VIPs auf mich und meine Arbeiten aufmerksam. Mit meinem Kundenstamm wuchs auch der Anspruch an meine eigene Arbeit. Ich wollte nicht nur die höchste Qualität erreichen, ich wollte vor allem meine Unabhängigkeit von Postproduction-Agenturen durchsetzen. So bildete ich mich selbst weiter, lernte von den ganz Großen und um meinen ganz eigenen Stil zu bewahren, eignete ich mir selbst Tricks und Kniffe an, die meinen Fotos meinen ganz persönlichen Touch geben.

Tattoo-Model Davy Jones
am Berliner Kult-
Imbiss „Curry 36“ (2019)

Womit beschäftigst du dich denn sonst so?

Ich arbeite am liebsten mit Kunden, die mir einfach vertrauen und nicht versuchen, meine Arbeit mit ihren eigenen Vorstellungen zu limitieren. Tendenziell besteht mein Alltag allerdings hauptsächlich aus Foto-Shoots und Luftaufnahmen für Werbekampagnen, Magazin-Fotos und Reportagen für Fachmagazine.

Mit welchem Equipment bist du denn ausgerüstet?

Aktuell habe ich von Nikon eine Z 6 und eine D850. Mit der Z 6 mache ich im Grunde alles. Für besondere Arbeiten nehme ich dann die D850. In Bezug auf die Wahl meiner Objektive entscheide ich mich immer wieder für die vier: ein 24er und 35er mit Festbrennweite, ein 70-200-mm-Objektiv und ein 50er. Zusätzlich habe ich noch eine Fujifilm X-T3 und eine X-Pro3. Die sind einfach handlich und wirklich unauffällig.

Was hast du dieses Jahr noch geplant?

Mein ganz eigenes Ziel für 2020 ist es, verschiedene Arbeiten unter verschiedenen Themen im Rahmen einer Ausstellungsreihe zu zeigen. Die Angebote und Ideen reichen gerade von Berliner Szene-Locations, privaten Ausstellungsräumen bis hin zu Ausstellungs-Möglichkeiten zur Photo Popup Fair in Düsseldorf oder der Berlin Photo Week. Mein Team und ich sind gerade noch in der Konzeptions-Phase, daher kann ich leider noch nicht mehr verraten.

Der preisgekrönte Berliner Fotograf Robert Schlesinger begann seine Karriere als Foto- Journalist der dpa, etablierte sich danach als Automobil-und Lifestyle-Fotograf und ist heute vielgebuchter Fotokünstler für alle Branchen. www.robert-schlesinger.com

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