16.06.2022

Lichtmotive für den Sommer

Der Sommer ist eine tolle Jahreszeit, um nach draußen zu gehen und deinem Portfolio mit lichtstarken Bildern einen frischen Anstrich zu verleihen. Die Tage sind länger, sodass du viel Zeit hast, die herrliche Sommersonne zu nutzen – egal, ob an einem klaren Tag mit direktem Licht oder wenn die Sonnenstrahlen durch Wolken am Himmel diffus auf die vielen Motive um uns herum herunterfallen.

Nutze die strahlende Sommersonne und begib dich in die freie Natur, um dein Portfolio mit raffiniert ausgeleuchteten Bildern zu füllen.

Der Sommer bietet ein unglaublich vielseitiges Spektrum an Lichtverhältnissen, da sich die Farben und Intensität des Lichts im Laufe des Tages stark verändern.

Zudem lässt sich das vorhandene Licht mit preiswertem Zubehör wie Diffusor oder farbigen Reflektoren einfach beeinflussen, um das Licht zu verbessern oder kreative Lichteffekte zu erzeugen.

In diesem Beitrag präsentieren wir dir Motivideen und Aufnahmemöglichkeiten, um das Beste aus Aufnahmen im Sommerlicht herauszuholen – angefangen mit Fotos im goldenen Licht am Morgen über Porträts mit Reflektor bis hin zu funkelnden Sternenhimmel-Bildern bei Nacht.

Wir verraten, wie du typische Herausforderungen von Sommerlicht gekonnt meisterst und geben dir Ideen und Inspiration, um die wärmste Zeit des Jahres für tolle Shootings und Bilder zu nutzen.

Goldene Stunde

Landschaftsfotograf:innen lieben das Licht zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang, das sich durch lange Schatten und satte Farben auszeichnet. Die warmen Farbtöne der sogenannten „Goldenen Stunde“ sind auf das physikalische Phänomen namens „Rayleigh-Streuung“ zurückzuführen.

Näher am Horizont muss das Sonnenlicht einen längeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegen, und kürzere Wellenlängen des Lichts, die kühler sind, werden von Gasmolekülen herausgefiltert, sodass ein höherer Anteil an rotem Licht übrig bleibt.

Zu diesen Tageszeiten besteht eine einfache Belichtungsmethode darin, die Blendenpriorität zu verwenden und den ISO-Wert zu erhöhen, wenn die Sonne untergeht – beziehungsweise zu verringern, wenn sie aufsteigt.

Nutze die Spotmessung und positioniere den Messpunkt so, dass er auf dein Hauptmotiv belichtet.

Aufnahmezeitpunkt planen
Nutze Smartphone-Apps wie zum Beispiel „PhotoPills“, um deine Landschaftsaufnahmen im Voraus zu planen und die Lichtstimmung nicht dem Zufall zu überlassen.

„PhotoPills“ zeigt dir zum Beispiel die verschiedenen Phasen der Sonne an einem bestimmten Datum an, sodass du im Vorfeld einschätzen kannst, zu welcher Zeit die Sonne wie hoch steht und das Licht wirkt.

Blaue Stunde

Die „Blaue Stunde“, die oft auch als „magische Stunde“ bezeichnet wird, liegt kurz vor Sonnenaufgang bzw. kurz nach Sonnenuntergang.

Zu dieser Zeit ist das Licht sanft und kühl und Fotograf: innen werden mit weichen Blau- und Rosatönen belohnt, die Bildern ein völlig anderes Aussehen und Gefühl verleihen als bei Sonnenuntergang. Fotografierst du eine Stadtlandschaft zur blauen Stunde, integriere warme künstliche Lichtquellen im Bild, um Kontrast und Dramatik zu erzeugen.

Wichtig: Bilder, die in der blauen Stunde aufgenommen wurden, können schnell etwas zu kühl wirken. Verstärke daher in der Nachbearbeitung die Farben, und passe den Weißabgleich an.

Gegenlicht

Bei Gegenlicht wird, wie der Begriff bereits vermuten lässt, gegen die Sonne beziehungsweise die künstliche Lichtquelle fotografiert.

Gegenlicht kann verwendet werden, um dein Motiv – egal, ob Mensch oder Tier – in eine auffällige Silhouette zu verwandeln oder um einen auffälligen Lichtkranz zu erzeugen.

Arbeitest du mit einem externen Blitzgerät, kann der Effekt bei Tageslicht mit der Sonne als sekundäre Lichtquelle eingefangen werden.

Die besten Ergebnisse erzielst du oft in der Goldenen Stunde, wenn die Sonne niedrig genug am Himmel steht und flach einfällt, um Gegenlicht zu erzeugen.

Unterbelichten, um Lichter zu erhalten
Belichte deine Bilder im Gegenlicht um ein oder zwei Blendenstufen unter, damit die Spitzlichter nicht überstrahlt werden.

Überprüfe das Histogramm, um sicherzustellen, dass weder die Lichter noch die Tiefen angeschnitten werden.

Hilfreiche Smartphone-App
Die App „The Photographer’s Ephemeris“ ist ein nützliches Tool, um herauszufinden, wo du dich befinden musst, um dein Motiv im Gegenlicht zu beleuchten.

Sie ist als kostenpflichtige App für Android und iOS erhältlich.

In der App kannst du eine Stecknadel auf einer Karte setzen, um den genauen Winkel der Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Datum herauszufinden.

Spotmessung
Befindet sich die Lichtquelle hinter dem Motiv, entsteht meist eine Art „Leuchtkranz“ um das Motiv herum.

Um dein Motiv im Gegenlicht in eine Silhouette zu verwandeln und dieses „Randlicht“ korrekt zu belichten, wählte die Spotmessung als Messmethode und platziere den Spot auf dem Motiv.

Seiten- und Frontlicht

Hast du als Fotograf:in die Sonne im Rücken, wird dein Motiv frontal von vorne beleuchtet. Achte hierbei darauf, wo genau du stehst, um zu vermeiden, dass dein eigener Schatten in den Bildausschnitt oder auf das Motiv fällt.

Dies kann vermieden werden, indem du einen Schritt zur Seite machst oder dein Motiv ganz leicht von der Seite in den Fokus nimmst.

In Situationen, in denen du wenig Kontrolle über die Position des Motivs hast, wie zum Beispiel bei scheuen Wildtieren, kann es helfen, in die Hocke zu gehen, um zu vermeiden, dass dein Schatten im Bild auftaucht.

Seitenlicht in der Dämmerung
Wenn die Sonne in der Abend- oder Morgendämmerung tiefer am Himmel steht, kannst du dein Motiv von der Seite ausleuchten, indem du im 90-Grad-Winkel zur Sonne fotografierst.

Dies kann sehr dramatische Ergebnisse erzielen, da die Hälfte des Motivs von der grellen Sonne beleuchtet wird, während die andere Hälfte im Schatten liegt – was eine Mischung aus warmen und kühlen Tönen und einen größeren Kontrast ergibt.

Verwende Seitenlicht, um Schatten und Formen zu akzentuieren und die Bildstimmung zu intensivieren.

Bewölkter Himmel
An bewölkten Tagen machen die Wolken das Sonnenlicht weicher und streuen es – sie wirken wie eine Softbox oder ein Diffusor.

Weiches Licht ist gleichmäßiger und für Porträts schmeichelhafter als hartes, gerichtetes Sonnenlicht.

Makro mit Diffusor

Ein Diffusor ist ein weißes Stück halbtransparentes Material, zum Beispiel Stoff, das verwendet werden kann, um das harte, gerichtete Licht der Sonne weicher – eben diffuser – zu gestalten.

Dieses Diffusor- Licht, wie wir es nennen, eignet sich für eine Vielzahl von fotografischen Disziplinen, einschließlich Porträt-, Stillleben- und Food-Fotos, bei denen eine harte Beleuchtung wenig schmeichelhaft auf das Motiv wirkt.

Nahaufnahmen von Blumen in deinem Garten sind eine gute Möglichkeit, die Verwendung eines Diffusors zu üben und zu sehen, wie wirkungsvoll der Einsatz sein kann.

Die meisten 5-in-1-Reflektoren, die sich ideal für nahe Porträts und kleine Stillleben-Set-ups sowie Blumen eignen, verfügen über einen Diffusor.

Der praktische 5in1 Faltreflektor von Walimex (150x200cm) ist auf ein sehr geringes Packmaß faltbar und kann somit überall mit hingenommen werden.

Porträt mit Reflektor

Nutze einen preiswerten 5-in-1-Reflektor (z. B. von Walimex oder Dörr) und forme Licht ganz nach deinen Wünschen. Egal, ob du natürliches Sonnenlicht oder einen Blitz für die Ausleuchtung deines Motivs verwendest.

Mit einem Reflektor lassen sich Schatten einfach und gekonnt auffüllen, um die Beleuchtung gleichmäßiger aussehen zu lassen.

HDR für hohe Kontraste

Starke Sommersonne kann problematisch sein, da selbst die besten Digitalkameras nur eine bestimmte Menge an Details wiedergeben können: den sogenannten Dynamikbereich.

Bei sehr kontrastreicher Beleuchtung – wie zum Beispiel im Gegenlicht – belichtet man in der Regel auf die dunkleren Schattenbereiche, was zu einer Überbelichtung der Lichter und ausgefressenen Bildbereichen führen kann.

Überwinde dieses Problem, indem du eine Reihe unterschiedlicher Belichtungen aufnimmst und zu einem HDR-Bild (High Dynamic Range) zusammenfügst, um eine größere Bandbreite an Farbtönen zu erfassen – mit Aufnahmen, die sowohl tiefe Schatten als auch beibehaltene Spitzlichter enthalten.

Stativ aufstellen
Montiere deine Kamera sicher und fest auf einem Stativ, damit du die Belichtungen später in der Nachbearbeitung nahtlos zusammenfügen kannst.

Für zusätzliche Stabilität beschwere das Stativ mit deiner Kameratasche und wähle die gewünschte Bildkomposition.

Belichtungsreihe einstellen
Wähle die automatische Funktion deiner Kamera für eine Belichtungsreihe aus. Hierbei kannst du einstellen, wie viele Bilder insgesamt aufgenommen werden und wie viele Blendenstufen zwischen den Einzelaufnahmen liegen sollen.

Wähle drei Bilder, die jeweils zwei Blendenstufen auseinander liegen: eine Standardbelichtung, eine Belichtung, die um zwei Blendenstufen unterbelichtet ist und eine, die um zwei Stufen überbelichtet ist.

Bilder aufnehmen
Aktiviere den Zwei-Sekunden-Selbstauslöser deiner Kamera, um Verwackler beim Drücken des Auslösers zu vermeiden und gestochen scharfe Aufnahmen zu erhalten. Stelle außerdem sicher, dass du im RAW-Format fotografierst, um so viele Bildinformationen wie möglich zu erfassen.

RAW-Datein zusammenfügen
Öffne die Bilder über Photoshop in Adobe Camera Raw und wähle alle drei RAW-Belichtungen aus, indem du die Tasten „Strg/Cmd+A“ drückst.

Klicke anschließend mit der rechten Maustaste auf eines der Vorschaubilder und wähle Option, um die Bilder zu einem HDR zusammenzuführen. Und fertig ist eine neue DNG-RAW-Datei.

Porträts mit Streulicht

Streulicht wird verursacht, wenn direktes Sonnenlicht schräg auf die Frontlinse eines Objektivs trifft. Manchmal wird es ganz gezielt für kreative Effekte eingesetzt.

Jedoch ist dies nicht immer erwünscht.

Streulichtblenden – auch Gegenlichtblenden genannt – werden am Objektiv befestigt und helfen dabei, den Lichteinfall in das Objektiv aus einem ungünstigen Seitenwinkel zu verringern – und somit ein Verlust an Klarheit in deinen Bildern reduziert werden kann.

Während du bei Teleobjektiven ohne Bedenken eine zylindrische beziehungsweise runde Streulichtblende verwenden kannst, könnte diese bei Weitwinkelobjektiven möglicherweise in die Bildecken hineinragen und im Bild sichtbar werden.

Daher wurden speziell für kurze Brennweiten Teile entfernt, was oft zu einer Blütenblatt-ähnlichen Form führt. Auf diese Weise kannst du einen Teil des Streulichts abwenden, aber auch sicherstellen, dass die Gegenlichtblende nicht in deinem Bild zu sehen ist.

Ob du Streulicht in deinen Aufnahmen magst oder nicht, ist eine persönliche Vorliebe – ein weiterer Vorteil von Gegenlichtblenden im Einsatz ist jedoch, dass sie das Objektiv schützen.

Vögel im Flug

Bei starkem Sonnenlicht kann deine Kamera schnelle Verschlusszeiten erreichen – und eignet sich deshalb perfekt für Wildlife- und Sportaufnahmen.

Um Vögel im Flug einzufrieren, schalte in den Blendenprioritätsmodus und öffne die Blende weit – idealerweise auf etwa f/2,8 oder f/4.

Stelle den ISO-Wert auf 400 oder 800 und strebe eine Verschlusszeit von 1/2.000 Sekunde oder kürzer an, um jegliche Bewegungsunschärfe zu eliminieren.

Verwende den kontinuierlichen Autofokus und den Serienbildmodus deiner Kamera, um das bewegte Motiv immer wieder neu anzufokussieren und mehrere Aufnahmen hintereinander zu machen – und die Chance auf ein gestochen scharfes Bild im perfekten Moment somit zu erhöhen.

Sterne bei Nacht

Sommernächte sind eine überraschend gute Jahreszeit, um Sterne zu fotografieren, da sie eine klare Sicht auf die Milchstraße bieten.

Zwar hat man im Sommer nur ein paar Stunden bei optimaler Dunkelheit zum Fotografieren, jedoch wird man gleichzeitig damit belohnt, dass die Milchstraße im Sommer in einer guten Position am Himmel steht.

Unser Tipp für die Ausrüstung: Verwende ein lichtstarkes Ultraweitwinkel-Objektiv (z. B. Sigma 16 mm f1,4 DC DN), ein Stativ und eine Nachführung, wie zum Beispiel die LighTrack-II-Montierung, die sich der Erdrotation anpasst, um auch bei längeren Belichtungszeiten scharfe Sternenfotos zu erzielen.

Sternen-App verwenden
Es kann schwierig sein, mit bloßem Auge zu erkennen, wo sich die Milchstraße am Himmel befindet. Deshalb ist es sinnvoll, eine Smartphone-App wie zum Beispiel „Star Walk 2“ zu verwenden.

Diese hilft dir nicht nur dabei herauszufinden, wo sich die Milchstraße am Himmel befindet, sondern zeigt dir auch Sternbilder, Deep-Sky-Nebel und Satelliten an.

Zudem hält sie dich über astronomische Ereignisse auf dem Laufenden, zum Beispiel, wann Meteoritenschauer stattfinden und vieles mehr.

Displayhelligkeit dimmen
Fotografierst du bei Nacht, kann ein sehr heller LCD-Bildschirm dein Sehvermögen im Dunklen einschränken.

Drehe die Bildschirmhelligkeit deshalb ein wenig herunter. So kannst du deine Aufnahmen überprüfen und komponieren, ohne dass dein Sehvermögen in der Dunkelheit verloren geht.

Es lohnt sich auch, in eine preiswerte Stirnlampe mit Rotfiltereinstellung zu investieren, die dir dabei hilft, im Dunkeln den richtigen Weg zu finden und die richtigen Tasten an der Kamera zu drücken.

Apropos: Kameras mit beleuchteten Tasten können Gold wert sein, wenn die Astrofotografie dein Hauptfotogenre ist.

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

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