11.12.2019

Langzeitbelichtungen fotografieren

Bewegende Motive mit dem Wischeffekt darzustellen, sieht nicht nur dynamisch, sondern auch interessant aus. Das ist beispielsweise mit laufenden Personen möglich, die man nur noch schemenhaft erkennen kann. Besonders reizvoll wirken diese Bilder, wenn der Hintergrund dabei scharf abgebildet ist. In der Natur wirken seidene Wasseroberflächen von Flüssen oder am Himmel ziehende Wolken sehr außergewöhnlich. Aber wie kann man diesen Effekt erzielen und was brauche ich dazu? Das erklären wir in diesem Artikel.

Das Equipment

Da wir ja ein Fotohändler sind, fangen wir mal mit den „haptischen“ Zutaten für ein gelungenes Langzeitbelichtungs-Bild an: Zuallererst brauchen wir eine Kamera, die über einen S/Tv- oder M-Modus auf dem Moduswahlrad verfügt. Sehr kleine Kompaktkameras fallen da manchmal raus, Systemkameras sollten diese Bedingung dagegen mühelos erfüllen.

Wer sich intensiv mit Langzeitbelichtungen befasst, der fotografiert in der Regel Landschaften oder Städte und kann daher getrost zu einem Modell mit richtig vielen Megapixeln greifen, wie etwa der Sony Alpha 7R III. Das ISO-Rauchen kann uns bei dieser Auflösung nämlich vollkommen egal sein, da wir ja ohnehin lange belichten und daher beim Basis-ISO bleiben können. Das Objektiv hängt sehr stark von der tatsächlichen Nutzung ab, oftmals eignet sich ein 16-35mm-Weitwinkel besonders gut. Die Offenblende spielt dank der langen Belichtungszeit eine kleine Rolle, dafür ist die maximale Schärfe sehr wichtig.

Das richtige Zubehör

In jedem Fall brauchst du aber zwei Zubehör-Teile, wenn du Langzeitbelichtungen machen möchtest: Verwende ein Stativ, um das Bild nicht zu verwackeln. Achte darauf, ein stabiles Modell zu erwerben, das auch kleine Erschütterungen mühelos verkraften sollte. Außerdem wirst du bei langen Belichtungszeiten am Tag deutlich zu helle Bilder bekommen, da deine Kamera das viele Licht nicht mit Blende und ISO kompensieren kann. Nutze daher einen Graufilter wie den Rollei Profi Mark II ND16 aus Gorilla-Glas. So kannst du auch bei hellem Tageslicht lange belichten und die gleichen Effekte erzielen.

Die richtige Anwendung

Damit eine Langzeitbelichtung ihren Namen auch wirklich verdient, sollte die Belichtungszeit der Kamera auf jenseits der fünf Sekunden gestellt werden. Daher ist ein Stativ Pflicht: Stelle es auf, montiere die Kamera, gehe in den Modus S/Tv oder M. Im Modus M kannst du die Blende für eine höhere Schärfe noch ein bisschen schließen, der Modus S/Tv funktioniert aber meistens auch gut. Falls du einen Filter brauchst, musst du im manuellen Modus arbeiten, die die automatische Belichtungsmessung dann nicht mehr funktioniert.

Korrekte Arbeit mit ND-Filtern

Geht es um die Verschlusszeit bei Langzeitbelichtungen, gibt es sogar eine direkte Formel, die dir den korrekten Wert liefert. Man rechnet die filterlose Belichtungszeit mal Zwei hoch Verlängerungsfaktor. Beispiel bei einer Belichtungszeit von 1/125s und einem Verlängerungsfaktor von 10 (= ND1000): Verschlusszeit = (1 / 125) x (2 ^ 10) = 8 Sekunden. Du misst also zuerst die Belichtung ohne Filter, rechnest dann die Einstellung für den Filter aus und beginnst mit dem fotografieren. Voila!

Spezial: Langzeitbelichtungen mit dem Smartphone

Langzeitbelichtung ohne Stativ oder eine feste Unterlage war bisher undenkbar. Eine Aufnahme aus der Hand war garantiert komplett verwackelt. Aber Hersteller geben ja nicht auf und suchen ständig nach praktikablen Lösungen für uns Smartphone-Fotografen. Apple hat diese Funktion schon länger mit der Live-Funktion im iPhone integriert. Seit kurzem bietet auch Adobe die Langzeitbelichtung in der Lightroom-CC-Kamera-App an. Wie praktisch, Langzeitbelichtung aus der Hand, ohne extra Gadgets und besonderen Aufwand. Das Handling ist denkbar einfach, wenn man ein paar Punkte beachtet:

Langzeitbelichtung mit dem Live-Modus des iPhones

Aktiviere in deiner Kamera den Live-Modus. Diesen findest du in der Menüleiste oben. Suche dir ein passendes bewegendes Motiv und los geht es. Halte für die Aufnahme das Smartphone zwei Sekunden vor dem Auslösen und zwei Sekunden nach dem Auslösen ruhig, damit Hintergründe und Nebenmotive scharf abgebildet werden.

Langzeitbelichtung mit der Adobe Lightroom App

Auch Adobe Lightroom CC hat diesen Effekt bereits softwaregesteuert in seiner Kamera-App integriert. Der Modus ist nicht zu finden? Dann schaut in euren Einstellungen unter Technologievorschau nach, ob ihr den Modus aktivieren müsst. Wird das Tool auch hier nicht angezeigt, kann es sein, dass dein Smartphone dafür nicht geeignet ist bzw. unter einem alten Betriebssystem läuft.

Die Einstellungen Schärfe, Belichtungskorrektur und Weißabgleich kannst du hier variabel vornehmen. Die Belichtungszeit wählst du zwischen 0,5 – 5 Sekunden. Wie lange du dein Motiv belichtest, hängt von den Bedingungen vor Ort ab. Wie hell es ist und wie schnell sich deine Motive bewegen.

Wischeffekte sich nicht nur schön anzusehen, sie sind auch praktisch für fast alle Sparten der Fotografie. Wenn du zum Beispiel Personen darstellst, musst du nicht explizit um Erlaubnis fragen, wenn sie nicht zu erkennen sind. Viel Spaß beim Ausprobieren.

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