27.02.2021

Landschaftsfotografie mit Lukas Voegelin

Auf Reise gehen und faszinierende Szenereien mit der Kamera festhalten – was gibt es Schöneres? Der Schweizer Fotograf Lukas Voegelin macht genau das beruflich und will dabei natürlich das meiste aus den Tagen rausholen. Hier verrät er, wie du atemberaubende Landschaften einfangen und wo du Motive findest, wenn das Licht nicht mitspielt.

Fotografie auf Reisen birgt Schwierigkeiten. Und dabei sind nicht immer Reisen in ferne Länder gemeint. Du musst auf das Gewicht achten, und optimale Bedingungen für die Landschaftsfotografie gibt es klassischerweise nur morgens und abends. Unterwegs ist man aber den ganzen Tag. Was tun während der Zeiten, wenn das Licht nicht optimal ist? Der erste und mit wichtigste Schritt ist eine kluge Planung. Informiere dich genau über deine Destination, um abzuschätzen, welche Fotospots zu welchen Tageszeiten funktionieren. Das erleichtert auch die Entscheidung, was zu welcher Zeit besucht werden kann.

Location-Scouting

Zum Location-Scouting benutze ich unter anderem Google Maps, die Bildersuche und bewege mich auf verschiedenen Fotografie-Plattformen. Vor Ort angekommen, frage ich Anwohner, sehe mir Postkarten an und beobachte: Viele meiner Bilder sind so entstanden, da Licht und Natur sich ständig verändern. Fotografieren kannst du im Grunde zu jeder Tageszeit, nur was ist die Frage. Das Tageslicht am Morgen ist oft noch weich genug für Landschaften. Je fortgeschrittener der Tag, desto härter wird das Licht und Reflexionen, harte Schatten und Detailverluste nehmen Überhand. Das ist die schlechteste Zeit, um wirkungsstarke Landschaften einzufangen.

Jetzt solltest du dir Locations ansehen: Was für Kompositionen sind möglich, wie verhält sich die Sonne, gibt es ortsspezifische Gegebenheiten wie Ebbe und Flut? Komme dann später zurück und fotografiere gezielt. Bei gutem Licht will ich keine Zeit mit dem Suchen des optimalen Bildausschnitts verschwenden.

Natürlich greife ich auch tagsüber zur Kamera: Da Landschaften hier ausfallen, wechsle ich in die Reise- und Reportagefotografie. Dafür habe ich immer zusätzlich eine Festbrennweite dabei. Eine Option sind Gegenlichtbilder und Sonnensterne, die du mit lichtstarken Objektiven einfängst. Wie scharf und ausgeprägt der Sonnenstern wird, hängt von Objektiv und Position der Sonne im Bild ab. Setze ich die Sonne an den Rand, reduziere ich Flares. Lasse ich die Sonne an einer Kante brechen, wird der Stern meist sehr sauber. Mit hohen ND-Filtern und langen Belichtungszeiten lassen sich aber auch tagsüber Landschaftsaufnahmen machen. So kannst du belebte Plätze von Personen „befreien“ oder Wolkenzieher mit Gebäuden fotografieren. Am Abend konzen­triere ich mich wieder voll auf die Landschaftsfotografie. Da ich die Spots durch den Tag ausfindig gemacht habe, steht epischen Motiven nichts im Weg!

Das kommt in die Tasche

Kaum etwas in der Reisefotografie ist so wichtig wie das Gewicht, und beim Packen kann man viel falsch machen. Profi Lukas Voegelin sagt, worauf du achten solltest:

Ein Stativ ist obligatorisch. Reisestative sind gut und leicht, zieht es dich aber in raue Regionen, wo auch mit größeren Windstärken zu rechnen ist, solltest du einem stabilen Stativ den Vorzug geben. „Ich selbst bevorzuge die robuste Variante“, sagt Lukas, auch wenn diese etwas mehr wiegt.

Gewicht sparen solltest du an anderer Stelle: bei der Wahl der Objektive. Lukas rät den Objektivpark lieber daheim zu lassen: „Das Handgepäck ist auch so oft schwer genug. Effektiver ist es, sich zu beschränken. Für meine Landschafts- und Reisefotografie greife ich auf zwei Objektive zurück: ein 70–200 f/4 und ein 16–35 mm f/4.“ Zusätzlich kommt noch eine 35-mm-Festbrennweite in den Fotorucksack, für die Fotografie am Tag, Lukas arbeitet mit dem Sigma 35 mm f/1,4 DG HSM.

Was Sie ebenfalls unbedingt mitnehmen sollten, sind Filter. „Ein ND-8-, ND-64- und ND-1.000-Filter für Landschaftsbilder und Langzeitbelichtungen am Tag sowie ein Polfilter und Verlaufsfilter gehören für mich fix dazu“, sagt Lukas. Auch Mikrofasertücher und ein Regenschutz für die Kamera sollten nicht fehlen. Tipp: Investiere in einen stabilen Fotorucksack, der für alle Outdoor-Aktivitäten geeignet ist.

Samtige Wasserfälle

Ein Landschaftsprojekt, das du auch am Tag relativ leicht umsetzen kannst, sind Langzeitbelichtungen bei Wasserfällen. Besonders bewölkte Tage eignen sich hier bestens: Die Wolkendecke gibt ein schönes, weiches Licht, und gleichzeitig gibt es nicht all zu hohe Kontraste im Bild. Um den seidigen, samtigen Look bei Wasserfällen zu erhalten, wird mit Filtern gearbeitet. Neutraldichte-Filter, kurz ND-Filter, sind mit einem neutralen Grauwert in einer bestimmten Dichte überzogen und beschränken das Licht, das auf den Sensor fällt. So kannst du längere Belichtungszeiten realisieren, ohne überzubelichten. Je länger du belichten willst, desto stärker sollte der Filter sein. Willst du entspiegeln oder Farben sättigen, kommt der Polfilter zum Einsatz. Je nach Situation kombiniere beide Filter miteinander.

Das Stativ

Unabdingbar ist ein Stativ. Lange Belichtungszeiten kannst du nicht aus der Hand realisieren, da jede kleine Bewegung ungewünschte Unschärfe ins Bild bringt. Beim Fotografieren fokussierst du auf unendlich und löst dann per Selbstauslöser oder Fern­auslöser deine Kamera aus. Welches Objektiv du nimmst, ist abhängig von dem Blickwinkel, den du im Bild darstellen willst. Hier kannst du klassisch zur Weitwinkel-Festbrennweite greifen, aber auch eine Festbrennweite im Normalbereich wie ein 50 mm ist hier eine gute Option.

Manueller Modus

Es ist ratsam, im manuellen Modus zu fotografieren, da bei Landschaftsaufnahmen öfters die Belichtung angepasst und korrigiert werden muss. Besonders, wenn nur einzelne Wolken am Himmel sind und sich die Lichtsituation ständig ändert. Auch die Benutzung von Filtern im Automatik-Modus ist nur schwer umzusetzen. Während ich fotografiere, nutze ich einen Fernauslöser und kontrolliere stetig die Belichtung. Hier hilft das Histogramm, welches alle Informationen zum Bild widerspiegelt. Verlassen Sie sich nur auf das Kamera-Display, können die Endresultate trotzdem zu dunkel oder zu hell sein.

Mehr Infos über Lukas Voegelin findest du auf seiner Webseite sowie auf Instagram.

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