11.04.2022

Landschaftsfotografie im Frühling

Wir zeigen dir verschiedene fotografische Herangehensweisen, um das Gefühl des Frühlings gekonnt im Bild einzufangen: von starken Nahaufnahmen über weitläufige Landschaftsszenerie bis hinzu spektakulären Lichtmomenten.

Kaum eine Jahreszeit weckt so viele Glücksgefühle wie der Frühling.

Mit den ersten Sonnenstrahlen, die sich durch das winterliche Grau hindurchkämpfen, werden die Lebensgeister von Mensch und Tier neu erweckt und die Natur erstrahlt nach und nach in neuem Glanz – mit bunten Farben, saftiger Frische und spannenden Lichtmomenten.

Der perfekte Zeitpunkt also, um die Landschaften deiner Umgebung zu erkunden und die ersten Frühlingsmotive im Bild einzufrieren.

Für Fotograf:innen bietet der Frühling jedoch nicht nur Fotomotive in Hülle und Fülle, sondern stellt auch eine faszinierende Herausforderung dar – so kann es knifflig sein, den Übergang von einer kargen Winterlandschaft zu einer lebendigen Sommerlandschaft wirkungsvoll im Bild einzufangen.

Während Knospen und Blüten auf dem Boden oder an den Bäumen der Natur bereits neues Leben einhauchen, erscheinen andere Bereiche noch karg und winterlich.

Dies bietet zwar ein großes Potenzial für dramatische Bilder mit tollen Kontrasten, verlangt jedoch auch ein besonders wachsames Auge bei der Wahl der Bildkomposition und Belichtung.

Zudem ist der Frühling eine sehr wechselhafte Jahreszeit und die Wetterbedingungen können sich innerhalb kürzester Zeit dramatisch verändern.

Dies erzeugt spannende Lichtverhältnisse, die genutzt werden können, um Farbkontraste zu verstärken und Texturen herauszuarbeiten.

Details im Fokus

Denkt man an die Landschaftsfotografie, sehen viele Leute ausschließlich unendliche Szenerien, aufgenommen im weiten Winkel vor ihrem inneren Auge.

Diese „begrenzte“ Vorstellung der Motivwelt für Landschaftsfotograf:innen teilen auch viele der Bildermacher:innen selbst und lassen dadurch oftmals die kleinen Details einer Szenerie außer Acht, die – gekonnt in den Fokus gerückt – die Kraft besitzen können, die Geschichte eines Ortes noch wirkungsvoller zu erzählen beziehungsweise zu transportieren.

Insbesondere in der Frühlingszeit, wenn die Pflanzenwelt zu neuem Leben erwacht, kann sich ein näherer Blick auf die Texturen, bunten Farben und Muster von Blumen, Gräsern und Knospen innerhalb einer weitläufigen Szenerie lohnen.

Zudem sind diese Motive eine gute Gelegenheit, neue Perspektiven, Aufnahmetechniken und fotografische Herangehensweise auszuprobieren.

Setze frühlingshafte Details in den nahen Vordergrund deiner Weitwinkelaufnahme oder zoome nah heran und isoliere einen kleineren Bereich der Szenerie, um die Elemente des Ortes zu definieren und in den Brennpunkt deiner Aufnahmen zu rücken.

Möchtest du zum Beispiel den morgendlichen Reif auf einem Krokus inmitten der in warmes Morgenlicht getauchten Landschaft einfangen, zögere nicht, statt zu einem für Landschaftsaufnahmen typischen Weitwinkel-Objektiv zum Beispiel auch mal zu einem 70-200-mm-Telezoom-Objektiv zu greifen und dich auf die kleineren Details der Landschaft zu konzentrieren.

Objektive für Nahaufnahmen

Drei Objektive für starke Detailaufnahmen inmitten weitläufiger Landschaften.

Telezoom-Objektiv
Ein 70-200-mm- oder 70-300-mm-Objektiv ist ideal, um Details in einer Landschaft hervorzuheben, die Perspektive zu komprimieren und Bildelemente im Rahmen näher zusammenrücken zu lassen.

Modelle mit einer „Makro“-Funktion sind nützlich, um Blüten oder Knospen zu isolieren.

Fisheye-Objektiv
Vielleicht ist ein Fisheye-Objektiv, wie etwa das Canon EF 8-15mm 1:4 L Fisheye USM, nicht deine erste Wahl für Nahaufnahmen inmitten einer Landschaft, jedoch kann diese Optik eine tolle Möglichkeit sein, um neue Perspektiven zu entdecken.

35-mm-Festbrennweite
Ein 35-mm-Objektiv mit Offenblende f/1,8 oder f/1,4 eignet sich perfekt für die Aufnahme von Details im Vordergrund.

Durch die Aufnahme mit Weitwinkel ist die Schärfentiefe begrenzt, wodurch ein diffuser Hintergrund entsteht.

Der Faktor Frühling

Möchtest du ein bestimmtes Landschaftselement aus der Nähe zeigen und in den Brennpunkt deiner Frühlingsaufnahme rücken, ist es von entscheidender Bedeutung für die Bildwirkung, dass dieses sowohl das Aussehen und die Stimmung der Landschaft vor deiner Kamera repräsentiert, als auch als eigenständige Komposition funktioniert.

Da du mit deinem Bildausschnitt einen bestimmten Bereich der Umgebung isolierst, setzt du verschiedene Objekte oder Farben innerhalb des Bildrahmens miteinander in Verbindung.

Bei Weitwinkelaufnahmen interagieren diese einzelnen Bildelemente oder Farben oftmals nicht so stark miteinander, bei Nahaufnahmen jedoch werden die Details – und möglicherweise auch störende Elemente und Farben – schneller für den Betrachter erkennbar.

Hast du ein frühlingshaftes Bildelement gefunden, das du in den Fokus deiner Aufnahme rücken möchtest, nimm dir die Zeit, die Szene aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Brennweiten zu betrachten.

Dies hilft dir nicht nur dabei, den perfekten Blickwinkel für dein Motiv, sondern auch die optimale Beleuchtung zu finden.

Entfaltet dein Motiv im Seiten-, Front- oder Gegenlicht die schönste Wirkung?

Denke bei der Motivsuche und dem Fotografieren daran, dass eine Nahaufnahme auch ein ganzes Tal oder einen Berghang zeigen kann, das beziehungsweise den du aus der Ferne mit einer langen Optik aufgenommen hast, um das Motiv von den umgebenden Landschaftselementen zu isolieren.

Ganz egal, was du innerhalb deiner Landschaftsszenerie als Hauptmotiv auswählst: Achte darauf, dass es die „Essenz des Frühlings“ widerspiegelt.

Praktisches Zubehör

Hol das Maximum aus deinen Fotos heraus, indem du passendes Zubehör einsetzt.

ND-Filter
Ein Neutraldichtefilter eignet sich zum Beispiel optimal für Fotomomente im Frühjahr, in denen niedriges Sonnenlicht am Tag längere Belichtungszeiten schwierig macht.

Die Kombination aus Blende f/11 und einem ND-Filter sorgt für eine gute Balance zwischen Bildqualität und Bewegungsunschärfe.

Nahlinse
Um den Abbildungsmaßstab zu vergrößern, ist eine Nahlinse eine gute und preiswerte Möglichkeit.

Polfilter
Polarisationsfilter (kurz Polfilter) eignen sich perfekt, um den Kontrast zwischen blauem Himmel und grünem Laub zu verstärken sowie den Glanz auf nassen Felsen oder Blättern zu reduzieren.

Frühling im weiten Winkel

Nachdem wir besprochen haben, wie man eine Geschichte erzählt, ohne viele Details im Bild zu zeigen, wollen wir uns nun mit frühlingshaften Landschaftsmotiven im Weitwinkelbereich beschäftigen.

Wie wir bereits erwähnt haben, erwarten viele Betrachter:innen unter einem Landschaftsbild eine Aufnahme mit unendlicher Weite und breitem Blickwinkel und daher ist es unerlässlich, die Herausforderungen der Weitwinkelfotografie zu verstehen.

Bietet die Landschaft vor deiner Linse sowohl spannende Details im Vorder- als auch im Hintergrund, ist es in der Regel einfach, eine ausgewogene Komposition zu erstellen, die keine „leeren“ Bereiche besitzt.

Im Frühling jedoch, wenn die Vegetation noch im Wandel ist, weisen Landschaftsmotive oftmals „Lücken“ auf: So kann es passieren, dass ein Bereich deines Motivs bereits in frühlingshafter Pracht erstrahlt, während andere Teile der Szenerie noch kahl und winterlich erscheinen.

Diese natürlich unausgewogene Verteilung interessanter Details wird teilweise durch lokale Temperaturschwankungen sowie die gestaffelten Wachstums- und Blütezeiten verschiedener Pflanzen verursacht und kann für Fotograf:innen eine echte Herausforderung darstellen.

Und ist natürlich noch kniffliger, wenn man einen möglichst breiten Blickwinkel einer Szenerie im Bild zeigen möchte.

Möchtest du dein Motiv also mit einer kurzen Brennweite einfangen, gilt es, ganz genau darauf zu achten, welche Bildelemente in den vier Ecken des Rahmens zu sehen sind.

Ändere die Perspektive oder passe den Bildausschnitt an, wenn sich an den Bildrändern störende Elemente in den Rahmen drängen.

Weitwinkel-Objektive

Drei Objektiv-Möglichkeiten für Frühlingslandschaften im weiten Winkel.

Weitwinkel-Zoom
Aufgrund der kompositorischen Herausforderungen von Frühlingsmotiven ist ein Ultraweitwinkelobjektiv nicht immer die beste Option.

Entscheide dich stattdessen zum Beispiel für ein 24-70-mm-Zoomobjektiv, das mit 24 mm einen weiten Blick bietet, aber weniger Verzerrungen im Bildvordergrund verursacht.

Allround-Zoomobjektiv
Ein 18-200-mm-Objektiv ist eine großartige Allround-Option. Obwohl diese Zoom-Objektive nicht die maximale Schärfe bieten, ist ein 18-200 mm oder vielleicht ein 24-120 mm eine gute Wahl, um Flexibilität bei Bildausschnitt und Komposition zu haben.

Weitwinkel-Zoom Tilt-und-Shift-Objektiv
Ein Tilt-und-Shift-Objektiv mit 24 mm ist perfekt für die Feinsteuerung der Schärfentiefe und Weitwinkel-Perspektive in bestimmten Landschaftsszenen – insbesondere für Aufnahmen im Wald mit vielen vertikalen Linien.

Für Panorama-Aufnahmen hingegen eignet sich zum Beispiel Tilt-und-Shift-Objektiv mit 50 mm.

Dramatische Licht- und Wetterspiele

Das unvorhersehbare und sich ständig wechselnde Wetter im Frühling kann zur Herausforderung werden – nicht zuletzt, wenn es darum geht, sich und seine Ausrüstung vor starken Regengüssen zu schützen.

Das Ganze hat aber auch einen Vorteil: Das schönste Licht für Landschaftsfotos entsteht fast immer dann, wenn sich die Bedingungen von einem Zustand in den anderen ändern. So können erstaunliche Lichtspektakel entstehen, wenn sich das Wetter wandelt.

Wenn ein Sturm aufzieht oder gerade wieder von dannen zieht, ist das Licht meist optimal für Landschaftsfotos mit dramatischer Wirkung.

Zudem entstehen oft schöne Farbkontraste zwischen den kühlen Tönen der Sturmwolken und den wärmeren Orange- und Gelbtönen des Sonnenlichts auf der Landschaft.

Bei gutem Wetter ist der Himmel heller als der Vordergrund, was eine Belichtungsreihe oder den Einsatz eines Grauverlauffilters erforderlich macht.

Auch während und nach Stürmen erfordern die dunklen Wolken am Himmel eine andere Belichtung als die von den durch die Wolken herunterfallenden Licht erhellte Landschaft darunter – und ein Einzelfoto mit perfektem Tonwertkontrast kann ohne die Verwendung von Zubehör nicht erzielt werden kann.

Der beste Weg, um „stürmisches“ Licht einzufangen ist, entweder vor oder nach dem nahenden Sturm am Fotospot zu sein.

Unser Tipp: Kurz nach einem Sturm ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass du samt deiner teuren Ausrüstung nass wirst.

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