11.07.2019

Landschafts- und Städte-Fotograf Stefan Schäfer im Interview

Fotografie kann auch Quälerei sein!“

Stefan Schäfer ist Landschafts- und Städte-Fotograf. Wir haben mit ihm über neue Herausforderungen, aufwendige Bearbeitung und Nachteile der Landschaftsfotografie gesprochen.

Für alle, die dich noch nicht näher kennen: Wie war dein Weg zum Profi? Was fotografierst du?

Ich war bis 2012 Grafikdesigner, habe zu dem Zeitpunkt dann aber das erste Mal eine Kamera in die Hand genommen und gemerkt, dass mir das eigentlich noch viel mehr Spaß macht. In die Fotografie habe ich mich dann richtig reingearbeitet, insbesondere mit YouTube-Videos gelernt und alles am nächsten Tag ausprobiert. Meine Leidenschaft ist dann die Städte- und Landschaftsfotografie geworden, ich habe aber auch viel im Bereich Hochzeitsfotografie und Unternehmensfotografie gearbeitet.

Machst du das immer noch?

Im Sommer hin und wieder, ja. Ich arbeite tatsächlich gerade an einem großen Projekt. Mein Fokus liegt aber aktuell definitiv auf dem Bereich Landscape und Citys. Da sind es aber weniger die Auftragsarbeiten, sondern eher Workshops und Trainings, die ich erfolgreich anbiete. In diesem Bereich ist mein Eindruck: Die meisten Menschen wollen gar keine Bilder mehr kaufen, sondern jeder will sie selbst machen können.

Stefan Schäfer arbeitet mit raffinierter Bearbeitungstechnik.

Deine Bilder lassen ja einen gewissen Aufwand erahnen. Wie sieht dein Workflow aus?

Ich starte meistens mit Google Earth, nur um zu schauen, welche Motive sich anbieten. Wenn ich irgendwo ganz neu bin, schaue ich auch mal, was Kollegen schon mitgebracht haben. Ich will aber schon andere Bilder machen. Die Recherche geht dann weiter mit Apps für Sonnenstände und dergleichen. Wenn ich dann vor Ort bin, ist mein Ansatz, lange an einem Ort zu bleiben und hinterher auszuwerten, wann das Licht perfekt gepasst hat. In der Nachbearbeitung treibe ich das auf die Spitze, da arbeite ich manchmal auch mit Timeblendings.

„Hallstatt in Österreich ist immer eine Reise wert. Als ich dort ankam, konnte man vor Nebel die Berge im Hintergrund nicht sehen. Mit viel Geduld wurde es am Ende aber doch noch was.“

Was bedeutet das?

Timeblendings sind Fotos von einem Motiv zu verschiedenen Uhrzeiten, die kombiniert werden. Beim Sonnenuntergang sind etwa die Licht der Stadt noch nicht an. Wenn ich aber einen Sonnenuntergang mit den Lichtern haben möchte, muss ich die Bilder kombinieren. Das ist natürlich nicht 100 Prozent real, ich möchte aber eher die Stimmung und Gefühle des Moments zeigen.

Welches Equipment verwendest du?

Im Bereich Kameras war und bin ich immer mit Nikon unterwegs. Aktuell setze ich auf die Nikon D850, weil sie mit ihrem Dynamikumfang und der hohen Megapixel-Zahl den Job perfekt erfüllt. Bei den Objektiven bin ich natürlich eher im Weitwinkelbereich unterwegs, Nummer-eins-Linse ist das 14-24mm f/2.8 von Nikon. Vor zwei Jahren habe ich auch noch ein Tilt-Shift-Objektiv gekauft, das lohnt sich für Cityscapes. Und ich arbeite viel mit Filtern, da vertraue ich voll und ganz auf Nisi, die haben für den Weitwinkel-Bereich ideale Lösungen gefunden.

„Dubai von Oben ist mit das Beste, was ich bisher an moderner Architektur gesehen habe.“

Du bietest auch Workshops und Fotoreisen an: Was lernen aufstrebende Fotografen bei dir?

Meine Workshops sind eher fortgeschritten, ISO, Blende und Verschlusszeit sollte man beherrschen. Dafür gibt es ja meinen YouTube-Kanal, auf dem ich die Basics erkläre. Ich veranstalte gerne Foto-Reisen, zum Beispiel nach Südfrankreich zu den Lavendel-Feldern, nach Dubai oder ins alte Rom. Auf diesen Reisen fotografieren wir sehr viel und probieren gemeinsam, wie ein Fotograf zum perfekten Landschaftsbild kommt. Abwechslung, Neues lernen und faszinierende Bilder stehen also im Fokus.

Eine Spiegelung kann die Komposition eines Bildes sehr schön auflockern.

Kannst du einen Tipp geben, den Landschaftsfotografen beherzigen sollten?

Auf jeden Fall: Immer zur richtigen Zeit fotografieren. Das Licht ist in der Fotografie der Schlüssel zu allem, gerade in der Landschaft, wenn die Leute an dem Bild hängen bleiben sollen. Dafür braucht es Planung und es kann auch Quälerei sein, früh aufzustehen, um einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Aber das Ergebnis ist es wert, vertraut mir.

Worauf fokussierst du dich 2019?

Ich werde weiterhin viel auf YouTube veröffentlichen und gleichzeitig mehr Fotoreisen zu tollen Orten anbieten. Es wird auch noch der eine oder andere Video-Kurs herausbringen. Unter anderem plane ich einen „Einsteiger-Kurs“ für Foto-Neulinge. Ich möchte anderen Leuten etwas beibringen, das macht mir am meisten Spaß.

Stefan Schäfer (28) kommt aus der Region Berlin und begann 2011, sich für die Fotografie zu begeistern. Heute steht er für zahlreiche Foto-Unternehmen wie Skylum, Nisi oder Wacom auf der Bühne und gibt sein Know-how an Foto-Enthusiasten weiter.
schaeferphotography.de

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.