20.12.2022

Kreative Porträts bei schwachem Licht

Wenn die Sonne abends langsam am Horizont verschwindet, ist das kein Grund, die Kamera beiseitezulegen. Wir geben dir zehn einfache Tipps und Tricks für kreative Porträts bei schwachem Licht.

Die Porträtfotografie hat viele Facetten – nicht nur thematisch, sondern auch beim Umgang mit natürlichem und künstlichem Licht. In diesem Tipps-und- Tricks-Beitrag möchten wir dich inspirieren und dazu ermutigen, auch bei sehr schwachem Licht nach geeigneten Fotospots für kreative Porträtaufnahmen Ausschau zu halten.

Bereits zur Dämmerung lädt die tiefstehende Sonne mit ihrem warmen Licht zu stimmungsvollen Aufnahmen ein. Auch nach der beliebten goldenen Stunde lohnt es sich zu warten. Ist die Sonne fast ganz oder gerade vollständig hinter dem Horizont verschwunden, wartet nach der warmen eine sehr kühle Lichtstimmung auf dich, die ebenfalls zu tollen Ergebnissen führen kann.

Und wenn es richtig dunkel ist, verhelfen künstliche Lichtquellen wie Straßenlaternen, Neonlichter, Lichterketten, Blitze und Dauerlichter zu sehenswerten Aufnahmen, die aus der Masse der üblichen Porträts herausstechen.

Lichtkreise

Bei Dunkelheit kommen die Bokeh-Eigenschaften deiner Objektive voll zur Geltung. Vor allem Punktlichtquellen wie Straßenlaternen, Ampeln, Autoscheinwerfer oder die Beleuchtung auf dem Weihachtsmarkt, wie auf dem oben gezeigten Bild, werden bei lichtstarken Objektiven mit großen Blendenöffnungen als schöne Lichtkreise im Hintergrund dargestellt. Je offener die Blende bei gleichbleibender Aufnahmeposition, desto schöner und größer werden die Lichtkreise. Bei einer Blende f/1,4 wird das Bokeh also weicher aussehen als bei f/4 oder f/5,6. Wir empfehlen für solche Aufnahmen lichtstarke Festbrennweiten, wie z. B. das Nikon Nikkor Z 50mm 1:1,8 S. Doch auch Zooms mit Blende f/2,8 liefern schöne Ergebnisse.

Weitwinkel

Für abwechslungsreiche Porträts bei Nacht muss es nicht unbedingt das klassische 85-mm-Objektiv sein. Auch mit einem 35 mm oder einer noch weitwinkligeren Brennweite, wie beim Sigma 28mm f1,4 DG Art, lassen sich spannenden Aufnahmen umsetzen. Vor allem dann, wenn die kurze Brennweite wie in diesem Bild mit einer ungewohnten Perspektive kombiniert wird. Die nach oben ausgerichtete Kamera führt hier zu einer sehenswerten Kombination aus einer Porträt- und einer Architekturaufnahme. Das Smartphone- Licht gibt dem Bild das gewisse Extra.

Kühles Abendlicht

Je weiter die Sonne mit ihrem warmen Abendlicht am Horizont verschwindet, desto kühler wird die Lichtstimmung. Bei gutem Timing ist es, wie im links gezeigten Bild, möglich, beide Lichtfarben in einem Bild zu vereinen. Für eine solche Aufnahme hast du aber in der Regel nur wenige Minuten Zeit. Doch auch wenn die Sonne ganz abgetaucht ist, kann das verbleibende kühle, bläuliche Licht zu abwechslungsreichen Porträts führen. Falls dir das bläuliche Licht zu eintönig ist, kannst du eine künstliche Lichtquelle hinzunehmen.

Kleine Lichtquellen

Falls deine Aufnahme-Location keine festen Lichtquellen wie Straßenlaternen oder beleuchtete Schaufenster bereithält oder wenn du dir absichtlich eine Location fernab der Zivilisation ausgesucht hast, dann kannst du mit kleinen künstlichen Lichtquellen für eine stimmungsvolle Beleuchtung sorgen. Sehr beliebt sind zum Beispiel Lichterketten. Die Punktlichter haben den schönen Nebeneffekt, dass sie in der Unschärfe für schöne Lichtkreise sorgen. Man benötigt in dem Fall nur eine mobile Stromquelle. Weitere Möglichkeiten sind Smartphone-Lichter oder zum Beispiel Wunderkerzen in der Silvesterzeit.

Straßen in der Nacht

Straßenlaternen gehören zu den typischen Kunstlichtquellen, wenn man zum Fotografieren in der City unterwegs ist. Da das Licht der Laternen aber weit von oben kommt, kann es schnell zu unschönen Schatten unter den Augen und unter der Nase kommen. Etwas einfacher wird es, wenn du dein Model etwas weiter von der Laterne entfernt positionierst, damit der Winkel zwischen dem Laternenlicht und dem Model flacher wird. Zusätzlich hilft es, wenn dein Model den Kopf leicht hebt, um die Schattenbildung zu minimieren. Sollte auch das nicht reichen, kannst du Laternen als Stimmungslicht nutzen und zusätzlich ein Dauerlicht dazustellen.

Regen bei Nacht

Bei Regen möchtest du lieber zu Hause bleiben? Lass dir die Gelegenheit nicht entgehen, ein paar sehenswerte Regenfotos mit schönen Citylights im Hintergrund aufzunehmen. Mit einem Aufhellblitz, einer Verschlusszeit von 1/160 Sekunde und einer weit geschlossenen Blende f/11 ist es in dieser Aufnahme gelungen, die Person aufzuhellen, den Regen sichtbar zu machen und gleichzeitig den Schärfebereich so groß zu wählen, dass der gesamte Schirm von vorne bis hinten scharf abgebildet wird. Ein Dauerlicht wäre entweder zu schwach oder auf kurze Entfernung so hell, dass es das Model blendet. Deshalb ist ein externer Blitz für diese Einsatzzweck am sinnvollsten.

Warmes Abendlicht

Die goldene Stunde gehört für viele Fotograf:innen zur schönsten Zeit für stimmungsvolle Outdoor-Porträts. Ihren Namen hat die goldene Stunde von ihrem warmen Licht, das bei sehr tiefstehender Sonne zur Geltung kommt. Neben Einzelporträts ist diese Lichtstimmung auch für romantische Paaraufnahmen bestens geeignet. Unser Tipp: Wenn du in einem Park fotografierst, kannst du dich so positionieren, dass die tiefstehende Sonne durch die Bäume und Büsche hindurchscheint. Das führt zu einer schönen Lichtstimmung im Bokeh bei offener Blende.

Neonlicht

Neonlichter sind beliebte Lichtquellen für nächtliche Citylight-Porträts. Sie geben dem Bild eine außergewöhnliche Farbstimmung, die sich mit Blitzen und mobilen Foto-Dauerlichtern so nicht nachstellen lässt. Oftmals ist es aber gar nicht so einfach, solche Dauerlichter in der City aufzutreiben. Am besten recherchierst du im Vorfeld, zum Beispiel mit Google Maps, wo sich in deiner Stadt Bars und Clubs befinden, die mit solchen Neon-Leuchtreklamen werben. Vielleicht haben aber auch befreundete Fotograf:innen gute Location-Tipps für dich.

Dunkle Silhouette

Nachdem wir in den vorherigen Tipps viel darüber gesprochen haben, wie du deine Motive bei schwachem Licht aufhellst, kannst du natürlich auch den entgegengesetzten Weg wählen und auf eine zusätzliche Aufhellung der Person im Bild verzichten. In dem Fall hast du die Möglichkeit, dein Model bei Gegenlicht als Silhouette zu fotografieren. Da die Person dabei sehr dunkel dargestellt wird und sich nur die Ränder im Gegenlicht abzeichnen, ist es sinnvoll, das Model im Bild im Profil zu fotografieren, damit man den Mund, die Nase und die Augen erkennen kann. Das macht die Silhouette spannender, als wenn die Person frontal zu Kamera schauen würde.

Stylischer Blendenfleck

Viele Kamerahersteller versuchen, ihre Objektive bestmöglich auf typische Abbildungsfehler wie Streulichter und Blendenflecken zu korrigieren. Bei tief stehender Sonne können aber genau solche „Fehler“ deinen Bildern das Gewisse Extra verleihen. Vielleicht hast du sogar noch ein älteres und weniger stark korrigiertes Objektiv, das du für solche Aufnahmen mitnehmen möchtest? Wie stark solche „Fehler“ im Bild auftreten, hängt mit der gewählten Blende und dem Winkel zur Sonne ab. Hier gibt es keinen immer passenden Einstelltipp. Wähle am besten eine möglichst weit geöffnete Blende, probiere dann vor Ort verschiedene Aufnahmewinkel aus.

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