13.04.2019

Kreative Architektur-Fotos

Architekturfotos sind ein sehr beliebtes und doch spezielles Gebiet der Fotografie. Das ist wahrscheinlich auf den künstlerischen Charakter der Gebäude selbst zurückzuführen – ältere Strukturen vermitteln die Pracht vergangener Zeiten, während neu gebaute, moderne Strukturen den Fortschritt gegenwärtiger Trends und Bautechnologien zeigen.

Ähnlich wie das menschliche Porträt hat jedes Gebäude einen Charakter, der in einem Bild schwierig zu erfassen sein kann. Die Hauptherausforderungen dieses Genres bestehen darin, eine schmeichelhafte Perspektive zu finden, die Form und Design genau wiedergibt.

Darüber hinaus fordert das Finden von einzigartigen Winkeln und das Behandeln von Ablenkungen innerhalb des Rahmens unsere künstlerischen Fähigkeiten heraus.

Zuletzt müssen wir einen Blick auf juristische Aspekte werfen. Schließlich wollen wir nicht die Rechte der Eigentümer verletzen.

All diese Aspekte können dazu führen, dass die Architekturfotografie als komplexer und potenziell einschüchternder Bereich erscheint. Mit etwas Voraussicht, vielen kreativen Fähigkeiten und einem Verständnis davon, was wir fotografieren dürfen, ist es einfach, die endlosen Möglichkeiten für atemberaubende und dramatische Bilder zu nutzen. Viel Spaß dabei!

Passe dich der Umgebung an

Wenn du in einem größeren städtischen Gebiet ankommst, könntest du dich von der Vielzahl an interessanten Motiven überwältigt fühlen. Zu wissen, wo man beginnt und wie man die Atmosphäre und die Art einer Stadt am besten einfangen kann, scheint eine unmögliche Aufgabe zu sein.

Eine (leider falsche) Strategie von Anfängern ist es, alles auf einmal fotografieren, oft mit Weitwinkelobjektiven und sehr komplexen Kompositionen. Dies ist ein Fehler, da die Detaildichte ein Bild schnell überschwemmen und den Gesamteindruck schmälern kann.

Ein Stil passt nicht zu jedem Gebäudetyp und Design.

Das Alter der Struktur hat einen großen Einfluss darauf, wie sich der Fotograf dem Motiv nähern sollte. Alte Gebäude weisen häufig eine große Menge an farbigen, strukturierten Steinen mit einem oft eckigen Profil auf. Diese Baumaterialien reflektieren nur sehr wenig Licht, was dazu führt, dass das Motiv bei Beleuchtung von vorne stumpf erscheint.

Gelblicher Stein kann auch Weißabgleichprobleme verursachen, was zu Cyan- oder Grünfarbstichen führt. Nutze an dieser Stelle eine Belichtungskorrektur von möglicherweise +2 EV und wähle vor allem einen passenden Weißabgleich anhand der Vorgaben in der Kamera aus.

Zur Not hilft auch eine manuelle Einstellung oder Korrektur.

Architekturfotos

Bei der Aufnahme moderner Strukturen, die große Mengen an Glas in ihrer Konstruktion verwenden, solltest du darauf vorbereitet sein, die Kameraeinstellungen anzupassen, um die stark reflektierenden Bereiche zu kompensieren.

Helle „Hotspots“ sind üblich, besonders unter der Mittagssonne, also verwende etwa -1 EV, um den Verlust von Spitzlichterdetails zu vermeiden. Stelle dich so hin, dass die Sonne in einer Reflexion nicht direkt sichtbar ist. Zeitgenössische Designs verwenden mehr Kurven als Architektur vor dem 20. Jahrhundert, hier hilft ein Weitwinkel.

Niedrige Aufnahmeposition

Die Millennium Bridge in London bietet viele Gelegenheiten zum Fotografieren – eine der schönsten ist sicher der Blick auf St. Paul‘s Cathedral. Spannend wird diese Aufnahme aber vor allem dadurch, dass der Fotograf das Muster des Bodens perfekt mit eingefangen hat und so den Blick des Betrachters fesselt.

Dass sich der leuchtende Himmel in der metallischen Oberfläche spiegelt, gibt noch einen zusätzlichen Kick.

Architekturfotos

Spiegelungen sehen

Reflexionen von alten Gebäuden in Glas-Stahl-Fassaden, die Skyline, die sich im Fluss spiegelt – in der Architektur-Fotografie sind Spiegelungen ein beliebtes Stilmittel. Wie wäre es aber, mal die Spiegelung zum Hauptmotiv zu machen?

Das kann in Glasflächen sein, oder in Pfützen, Brunnen, Flüssen. Aufgrund des nötigen Winkels fällt das Fotografieren nicht immer ganz leicht – und viel zu schnell hat man so ein Motiv leider auch übersehen.

Formatfüllend und exakt ausgerichtet

Meist versuchen Fotografen, den ganzen Wolkenkratzer abzubilden – im Zweifel ein aussichtsloses Unterfangen, selbst mit kurzen Brennweiten. Versuche stattdessen auch mal, viel näher heranzugehen. Ein solch „plattes“ Bild, das jede Menge Details erkennen lässt, und von den Farben und Lichtern lebt, ist im Prinzip ganz leicht.

Achte aber darauf, dass alles sauber ausgerichtet ist – das gelingt direkt bei der Aufnahme nur, wenn man frontal fotografieren kann, ohne die Kamera nach oben oder unten schwenken zu müssen. Sonst musst du später per Bildbearbeitung nachhelfen.

Abstrakte Formen und Farben

Im richtigen Licht und mit richtigem Anschnitt gelingen Architekturfotos, die die Form des Bauwerks zelebrieren, ohne es aber ganz zu zeigen. Wer das Gebäude kennt, wird es sicher wiedererkennen, für alle anderen wirkt es automatisch viel abstrakter. Diese plakativen Bilder eigenen sich übrigens auch wunderbar als Bildschirmhintergrund.

In Zentralperspektive

Symmetrie und die beliebte Drittel-Regel beim Fotografieren vertragen sich meist erstaunlich gut. Heißt aber nicht, dass man nicht auch beim Fotografieren ab und zu mit Zentralperspektive gestalten darf. Ein symmetrischer Bildaufbau, hier sogar mit einer Person im Zentrum, lässt so manches Architekturbild viel stärker wirken. Die Strenge des Bildes wird hier durch das Fehlen von Farbe verstärkt.

Schwer durchschaubar: die rechtliche Situation

§ 59 UrhG Werke an öffentlichen Plätzen
(1) Zulässig ist, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, mit Mitteln der Malerei oder Graphik, durch Lichtbild oder durch Film zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben. Bei Bauwerken erstrecken sich diese Befugnisse nur auf die äußere Ansicht.

Soweit der Gesetzestext, der für uns bedeutet, dass man sich vorher informieren sollte, ob das fotografierte Kunstwerk wirklich dauerhaft öffentlich aufgestellt wurde oder in wenigen Tagen wieder verschwindet.

Insgesamt ist das Fotografieren von Gebäuden und Kunstwerken recht heikel, wenn die Fotos veröffentlicht oder gar verkauft werden sollen.

Wer dies vor hat sollte auf jeden Fall eine schriftliche Erlaubnis vom Eigentümer oder Architekten/Ersteller einholen. Erlaubt sind wohl Aufnahmen, die von einem öffentlich zugänglichen Platz aufgenommen wurden. Somit können also bereits Aufnahmen mit einem extrem hohen Stativ, einem Ballon, von einer Leiter aus oder per Multicopter für Ärger sorgen.

Geradezu unmöglich wird es bei großen Anlagen, bei denen sich das Gebäude auf einen Grundstück befindet, dass inklusive der Wege und Straßen in einem nicht öffentlichem Bereich liegt.

Zudem gilt die sogenannte Panorama-Freiheit leider nicht in Frankreich und Italien und nur eingeschränkt in einigen skandinavischen Ländern oder auf Island. Die EU will das Gesetz vereinheitlichen, doch, ob es dann eher so gelockert wird, wie es in Deutschland der Fall ist oder eher französisch/italienisch streng wird, bleibt abzuwarten.

Somit ist die rechtliche Lage derzeit recht unübersichtlich, so dass wir allen raten, die ihre Fotos kommerziell (und dazu zählt auch ein Blog mit Werbung oder Facebook-Button) veröffentlichen möchten, sich von einem Anwalt beraten zu lassen.

Das richtige Equipement für gute Architekturfotos

Fast bei allen Architekturfotos ist ein standfestes Stativ hilfreich. Nicht nur, weil ein Verwackeln damit ausgeschlossen ist, sondern, weil man damit die Kamera wirklich in Waage bekommt.

Sei es mit der digitalen Hilfsvorrichtung im Sucher bzw. dem Display oder mit einer elektronischen oder klassischen Wasserwaage in Blitzschuh der Kamera.

Dies ist auch hilfreich um die Kamera bei Architekturfotos nicht zu verkanten und somit stürzende Linien zu produzieren. Bei Architekturfotos in Schwarz-Weiß ist es ratsam mit einem Rot-Filter oder Orange-Filter zu arbeiten. Der Rotfilter dunkelt den Himmel ab, bringt die Wolken besser zur Geltung  und betont helle Fassaden, der Orangefilter ist nicht gar so extrem wie sein rotes Gegenstück.

Für die Farbfotografie ist der Polfilter ratsam, durch ihn wird das Himmelsblau betont und der Kontrast verstärkt. Außerdem beseitigt er Spiegelungen in Scheiben und auf allen nicht metallenen Flächen.

Unser neuer Architektur-Workshop

Weitere Tipps und Tricks rund um die Architektur-Fotografie bekommt Ihr ab sofort auch in unseren neuen Architektur-Workshops unserer Akademie. Diese finden in Bremen, Münster oder Osnabrück statt. Wir freuen uns auf Eure Anmeldungen.

Passende Produkte

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.