09.07.2019

Kinderfotos

Die meisten Fotos im Bereich Familie sind Kinderfotos, zumeist schon aus dokumentarischen Gründen, aber auch, weil Kinder zu den liebenswertesten Motiven gehören. Ob Geburtstage, die ersten Gehversuche, das Laterne-Laufen im Kindergarten oder die Einschulung: es gibt viele Meilensteine im Laufe eines Kinderlebens. Allerdings gehören Fotos von Kindern mit zu den schwersten Aufgaben eines (Hobby-)Fotografen.

Gewohnheitssache

Selbst Erwachsene verhalten sich manchmal sehr seltsam, sobald eine Kamera auf sie gerichtet wird. Bei Kindern ist dies um ein Vielfaches schlimmer. Entweder fangen Kinder an zu weinen oder rennen sogar weg, aber das gibt es auch bei Erwachsenen.
Wenn Du häufig mit der Kamera in der Hand unterwegs bist, wird Dein Arbeitsgerät für Deine Kinder schnell langweilig oder sie nehmen sie als etwas ganz Natürliches wahr. Dies hat den Vorteil, dass sich Kinder nun viel normaler verhalten, selbst wenn sie in ein Objektiv, statt in zwei Augen schauen. Die kleinen, einfachen und ganz normalen Momente des Alltags sind die Dinge, die später einmal den viel tieferen Einblick in die vergangene Kindheit dokumentieren.
Hier schon mal der erste Tipp: versteck Dich nicht hinter der Kamera und zeig wenigstens ab und zu dein unverdecktes Gesicht.

Solltest Du dagegen nicht die eigenen Kinder fotografieren, mach Dich mit dem Kind oder den Kindern erst einmal bekannt und zeige ihnen auch Deine Kamera und Dein Equipment. Zumeist bricht dies bereits das Eis und die Bilder werden um einiges natürlicher. Wichtig: Merke Dir bei fremden Kindern die Namen und sprich diese auch mit diesem an. Dies schafft noch mehr Vertrauen und das Eis bricht spätestens dann.

Kleidung und Spielzeug

Achte darauf, dass die Kinder nicht unbedingt Kleidung mit übergroßen Markenaufschriften tragen. Neutrale Kleidung oder gar Kleidung im Retro-Look sind sinnvoller.
Am besten spielen Kinder mit ihrem eigenen (mitgebrachtem) Spielzeug. Sehr gut funktionieren bei kleineren Kindern Schaukelpferde und große Kuscheltiere. Auch alte Koffer oder Truhen, auf oder in die sich Kinder gern (hinein) setzen, eignen sich hervorragend. Seifenblasen-Lauge und Bücher sind auch gern genutzte Utensilien. Auch uralte Rechner sowie Musikinstrumente regen den Spieltrieb und Forscherdrang der Kleinen an.
Eine Rutsche, ein Kletterbaum oder eine Schaukel im Garten sind von Vorteil. Ansonsten wird sich mit Sicherheit auch ein Spielplatz in der Nähe finden, der nicht unbedingt komplett überlaufen ist.

Genau ins Auge

Moderne Kameras sind von allein in der Lage auf die Augen oder das Auge, dass zur Kamera den geringsten Abstand hat, scharf zu stellen. Wenn Du selbst scharfstellst, dann nimm immer das nächstgelegene Auge. Nichts zerstört ein Foto so sehr wie ein falsch gesetzter Fokuspunkt. Gerade bei Portraits (und in diese Kategorie gehört ja auch die Fotografie von Kindern) ist es entscheidend, dass die Augen oder das nächstgelegene Auge scharf erscheint. Die Augen in einem Foto ziehen das Auge des Betrachters an und machen das Bild sofort verführerischer.
Wenn Du möchtest, dass die Augen Deines Kindes auffallen, versuche, ein „catch light“ in sie zu bringen. Dies kann erreicht werden, indem sichergestellt wird, dass etwas Licht auf das Gesicht des Kindes fällt und damit die Augen wirklich lebendig werden.

Weniger ist mehr

Mein Favorit für Portrait- und Kinderfotos, insbesondere bei Innenaufnahmen.

Wenn Du Kinder fotografierst, musst Du hartnäckig und geduldig sein und die Kamera immer dabei haben und sehr oft anheben, damit sich die Kinder daran gewöhnen können. Konzentriere Dich auf das absolute Mindestzubehör und ein einziges Objektiv. So vergessen die Kinder meist, dass sie fotografiert werden und Du wirst offene, natürliche Aufnahmen bekommen, die immer am besten aussehen.
Ich empfehle ein lichtstarkes Objektiv mit einer Brennweite zwischen 80mm und 105mm. Dazu später mehr…

Zum Thema passt auch der folgende Tipp: Geh ruhig nah heran bzw. wähle einen Bildausschnitt, bei dem das Kind auch mal angeschnitten sind. Die Bilder wirken deutlich interessanter, wenn das Hauptmotiv das gesamte Bild ausfüllt.

Auf Augenhöhe

Versuche, die meisten Fotos von Deinem Kind auf Augenhöhe des Kindes zu machen. Dies kann bedeuten, dass Du Dich nach unten beugen, in die Knie gehen oder sogar auf dem Boden legen musst.
Wenn Du mehr als ein Kind fotografierst, versuche, Dich auf die gleiche Höhe mit dem größten Kind zu bringen. Ist jedoch Kind viel größer als die anderen, solltest Du dieses dazu bringen, sich nach unten zu beugen oder hinzuknien, um sich den anderen Kindern anzupassen.
Du kannst aber auch mit Deinen Kompositionen kreativ werden und zum Beispiel die Größe Deiner Kinder übertreiben, indem Du von einem sehr niedrigem Kamerastandort, also deutlich niedriger als Augenhöhe und somit nach oben fotografierst.
Denke daran, dass bei der Fotografie zumeist die interessanten Bilder diejenigen sind, die dem Betrachter etwas zeigen, das er in dieser Art noch nie zuvor gesehen hat, oder etwas aus einer Perspektive gezeigt bekommt, aus der er das Motiv nur selten sieht.

Kinder von oben zu fotografieren, kann eine interessante Perspektive geben. Wenn Deine Kamera einen schwenkbaren LCD-Bildschirm besitzt, ist dies recht einfach zu bewerkstelligen. So kannst Du das oder die Kinder von oben fotografieren. Dieser Blickwinkel schafft immer ein interessantes Foto, besonders wenn Du Zeit hast, die Aufnahme zu komponieren. Du kannst dich sogar entscheiden, einen Teil von dir selbst auf dem Foto zu zeigen, oder nur einen Teil einer anderen Person.
Versuchen einmal ein Bild zu machen, wenn Dein Kind schläft. Achte dabei darauf, dass Du Dich genau senkrecht über dem Kind befindest. Wenn du Glück hast, wird noch ein weiteres Kind oder ein Tier daneben schlafen, was dem Foto einen zusätzlichen Maßstab verleiht.

Tipp:
Wenn es mehrere Personen auf dem Foto gibt, kannst Du ein Kind zur Hauptattraktion machen, indem Du andere Kinder oder Erwachsene dazu bringst auf dieses Kind zu schauen. Dadurch wird auch der Blick des Betrachters auf dieses Kind gelenkt. Wenn Du ein Kind mit zwei Erwachsenen fotografierst, bring die beiden dazu, das Kind zu betrachten. Vergewissere Dich, dass ihre Köpfe eng beieinander sind, was in der Regel bedeutet, dass sie sich auf die Größe des Kindes beugen oder das Kind zu sich nehmen.

Das Licht

Nicht alles lässt sich planen und Gegenlicht gibt einen feinen Lichtkranz in den Haaren

Natürlich kannst Du ein Blitzgerät oder gar einen Reflektor benutzen, doch ich plädiere mehr zu natürlichem Licht. Das bedeutet, die Kinder bei Aufnahmen im Haus in die Nähe eines Fensters zu bringen. Natürlich werden die Kinder nicht immer neben einem Fenster bei perfektem Licht stehen. Für die Aufnahmen, bei denen Du etwas Zeit hast, bitte sie an die richtigen Stelle zu gehen, bevor Du auf den Auslöser drückst.

Gutes Licht kann auch interessantes Licht bedeuten, also halte Ausschau nach kleinen Lichtflecken in einem ansonsten dunklen Bereich, mit denen Du das Motiv hervorheben kannst. Hier kann eine Aufnahme im manuellen Modus Deiner Kamera helfen, da Du die Belichtung so änderst, dass der helle Bereich dominanter ist und der dunklere Bereich in Schwärze abfällt. Manchmal reicht auch ein Spiel mit der Belichtungskorrektur der Kamera. Hierzu drehst Du das Einstellrad für die Belichtungskorrektur der Kamera auf Minus (-), bis das Foto so aussieht, wie Du es Dir wünscht.

Eigentlich tendiere ich mehr für weiches Licht bei Kinderfotos, doch keine Regel ohne Ausnahme. Auch hartes Licht, insbesondere die Mittagssonne oder das sehr starke und direkte Sonnenlicht kann zu interessanten Aufnahmen führen. Doch statt die Kinder in der Sonne herumtollen zu lassen, ist es zumeist besser sie zu animieren eher im Schatten zu spielen. Das Licht auf ihren Gesichtern wird weicher und führt zu viel angenehmeren Bildern.

Das Equipment

Was die Einstellung der Kamera angeht, so empfehle ich, nicht die Programmautomatik, sondern eher die Blendenautomatik zu verwenden. Kinder sind meist immer in Bewegung und somit ist eine möglichst kurze Verschlusszeit wichtig. Es sei denn die verwischte Bewegung gehört mit zur Gestaltung des Bildes. Ein Stabilisator stabilisiert nur Motive, die sich nicht bewegen und somit ist eine Verschlusszeit von mindestens 1/60sec oder kürzer zu empfehlen. Selbst bei 1/60sec wirst Du ab und an feststellen, dass Dein Kind sich schneller bewegt als Du denkst. Wählst Du hingegen eine kurze Verschlusszeit, wird die Blende zumeist weit offen sein, was dem Bokeh des Bildes zugute kommt. Der Hintergrund ist damit weitestgehend verschwommen und stört nicht so sehr. Somit wird der Blick des Betrachters automatisch zuerst bei dem Kind oder den Kindern landen.
Ein weiterer Tipp: Erstelle die Aufnahmen im RAW-Modus. So kann eine eventuelle Nachbearbeitung einfacher und unsichtbarer vonstatten gehen.
Um möglichst mit möglichst kurzer Verschlusszeit arbeiten zu können ist eine lichtstarke Festbrennweite optimal. Lies Dir zu diesem Thema bitte den Beitrag die 50er Droge durch.

Die Serie ist Dein Freund

Hiermit ist nun nicht nur eine Bilderserie in zeitlicher Abfolge von Deinem Kind, die sogenannte Sukzession, gemeint. Mein Tipp: Nutze möglichst den Serienmodus der Kamera, um viele, viele Bilder schnell hintereinander zu machen. Dies setzt ein große und vor der Session geleerte Speicherkarte voraus. Wichtig: Nehmt Euch anschließend etwas Zeit und löscht schlechte Bilder, sodass nur die wirklich herausragenden übrig bleiben.#

Detailaufnahmen nicht vergessen

Allzeit bereit

Der Eishockeyspieler Wayne Gretzky sagte einmal: „Du verpasst 100% der Schüsse, die du nicht machst.

Was ich mit diesem Zitat meine ist, dass es mehr oder weniger egal ist, mit welcher Kamera Du Dein Kind oder Deine Kinder fotografierst. Hauptsache ist, dass die beste Kamera die ist, die Du bei dir hast!
Wenn Du jedoch bessere Fotos von Deinen Kindern machen möchtest, sollten Du auch eine entsprechende Kamera nutzen. Egal, was das Apple Marketing Dir verspricht, ein Handy kann immer noch nicht so fotografieren wie eine Kamera!

Wenn Du bereit bist, etwas Geld in die Erfassung all diesen flüchtigen Momenten des Erwachsenwerdens Deiner Kinder zu investieren und denkst, dass Du vielleicht sogar Fotografie als Hobby betreiben wirst, dann wäre meine erste Wahl eine spiegellose Systemkamera wie die Olympus OM-D EM-10 Mark II oder eine Panasonic GX80 bzw. Panasonic G70. Hierzu passt dann ein Olympus 1.8/45mm oder ein Panasonic Lumix G 42,5mm 1:1,7 Power OIS.
Auch eine Sony ilce 6000 mit ergänzendem Sony FE 50mm f1,8 Prime ist in meinen Auge ein sehr gute Wahl.

Bei der Bildqualität von modernen spiegellosen Kameras, die heutzutage praktisch nicht mehr von einer Spiegelreflexkamerea zu unterscheiden sind, ist es für Eltern sinnvoller, eine leichte spiegellose Kamera zu kaufen, die sie öfter mal dabei haben.

Ein besonderer Spaß für groß und klein ist die neue, schlanke Sofortbildkamera Canon Zoemini S. Hier kann das Bild sofort betragtet werden und ist sogar aufklebbar.

Selbst wenn Du Dir nicht vorstellen kannst, Fotografie als Hobby zu betreiben, empfehle ich trotzdem, einen bestimmten Betrag für eine Kamera auszugeben, um sicher zu sein, dass die Fotos für ein paar Jahre besser bleiben als die aus Deinem Smartphone. Denn was das Bokeh, den Kontrast, die Dynamik und das Spiel mit der Schärfentiefe angeht hat ein Handy einen viel zu kleinen Aufnahmesensor.

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