22.07.2021

Immer scharfe Bilder

Es spielt eigentlich keine Rolle, in welchem Genre man fotografisch unterwegs ist: Schärfe gilt als das Qualitätsmerkmal schlechthin und ist nicht selten der entscheidende Faktor, der eine gute Aufnahme zu einer großartigen werden lässt.

Seitdem moderne Sensoren und Objektive in der Lage sind, eine noch nie zuvor dagewesene Detailgenauigkeit zu erfassen, lässt die Erwartungshaltung an die Bildqualität natürlich nicht nach – weder auf der Seite der Fotografen noch auf der der Bildbetrachter und Konsumenten.

Basis für eine Aufnahme mit perfekter Schärfe ist eine gezielte Fokussierung: Der Fokuspunkt entscheidet darüber, welcher Bereich in der Komposition scharf abgebildet wird, auf welche Bildelemente der Blick des Betrachters gelenkt wird und unter anderem auch, wie weit sich die Schärfe im Bild ausdehnt.

In der Landschaftsfotografie beispielsweise ist Letzteres von großem Interesse: So glänzen eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen oftmals vor allem durch eine knackige Schärfe und Detailgenauigkeit von Vorder- bis Hintergrund.

Um perfekte Schärfe im Bild zu erzielen, gibt es die unterschiedlichsten Fokussiertechniken. In welcher Aufnahmesituation und Motivwelt die verschiedenen Methoden Sinn machen und wie du diese anwendest, erfährst du in unserem Artikel.

Scharfe Landschaften

Landschaften gehören zu den beliebtesten Motiven überhaupt und zeichnen sich nicht selten durch scharfe Details von Vorder- bis Hintergrund aus. Viele Fokussiermethoden sind deshalb eng mit dem Genre verbunden. Durchgehende Schärfe zu erzielen ist jedoch nicht immer ganz einfach.

Zwar ermöglichen Landschaften aufgrund ihrer „statischen Natur“ eine ausgiebige Planung sowie viele Versuche, jedoch kann eine präzise Scharfstellung und die Beurteilung dieser durch oftmals schwache und schnell wechselnde Lichtverhältnisse knifflig werden.

Zudem zeigt ein gelungenes Landschaftsbild meist einen breiten Blickwinkel, wobei einzelne Elemente in unterschiedlichster Entfernung zur Kamera stehen und eine scharfe Wiedergabe aller Details erhebliche Fähigkeiten erfordert.

Darüber hinaus macht diese Weite die Beurteilung der Schärfe zur Herausforderung. Werden nicht alle Bereiche am Display überprüft, kann es passieren, dass die Enttäuschung später am Rechner groß ist.

Um die maximale Schärfentiefe zu gewährleisten, hilft es, Fokussierungstechniken anzuwenden, die dir Sicherheit bieten, ohne dass du dich auf dein Kameradisplay verlassen musst. Besonders beliebt ist das Fokussieren mithilfe der „Hyperfokaldistanz“, welche – kurz gesagt – den nächsten Fokuspunkt zur Kamera beschreibt, ab dem sich die Schärfe bis ins Unendliche ausdehnt.

Wo genau dieser Punkt liegt, kannst du aus Tabellen herauslesen oder mittels Smartphone-Apps ermitteln. Eine beliebte Alternative stellt die „Verdoppelungsmethode“ dar.

Hierbei wird eher „nach Augenmaß“ gearbeitet, anstatt sich auf Richtwerte zu beziehen.

Mit der Abblendtaste zu maximaler Schärfe

Um deinen Landschaftsfotos die maximale Schärfentiefe zu verleihen, ist das Fokussieren mithilfe der Hyperfokaldistanz eine effektive Herangehensweise. Um die hyperfokale Distanz für deine Aufnahme zu berechnen, gibt es Tabellen und Smartphone-Apps.

Oder aber du nutzt die Abblendtaste – auch „Schärfentiefe-Prüftaste“ genannt – an deiner Kamera, um die Distanz zu ermitteln.

Belichtung einstellen

Stelle die Blende auf einen mittleren Wert von f/11, um eine ausreichende Schärfentiefe zu gewährleisten. Berechne anschließend die entsprechende Verschlusszeit oder verwende den Blendenprioritätsmodus, um das Bild korrekt zu belichten.

Live View nutzen

Nutze den Live View und zoome an einen entfernten Punkt in der Szenerie (etwa auf Höhe der Horizontlinie) hinein. Als nächstes stellst du dein Objektiv auf die minimale Entfernungseinstellung. Dies stellt sicher, dass du die Hyperfokaldistanz genau beurteilen kannst.

Abblendtaste nutzen

Drückst du die Abblendtaste, wird die Schärfentiefe im Bild nun entsprechend der gewählten Blende dargestellt. In der Regel befindet sich die Taste übrigens in der Nähe des Bajonetts – oftmals unter der Objektiventriegelungs-Taste.

Manuell fokussieren

Während du die Abblendtaste gedrückt hältst, drehe nun den Fokusring, bis der vergrößerte Bereich scharf ist. Dies ist die hyperfokale Distanz, also der nächstgelegene Fokuspunkt, bei dem der Hintergrund scharf abgebildet wird.

Überprüfe den Vordergrund und blende ab, falls mehr Schärfentiefe erforderlich sein sollte.

Methode der doppelten Entfernung

Eine beliebte – und besonders einfach umsetzbare – Technik für Details bis in die Tiefe ist die sogenannte „Verdoppelungsmethode“. Anstatt sich auf einen Richtwert aus einer Tabelle oder dem Smartphone zu beziehen, suchst du dir hierbei einfach das nächstliegende Objekt, das scharf abgebildet werden soll, schätzt seinen Abstand zur Kamera ab und fokussierst dann auf eine Entfernung, die doppelt so groß ist wie dieser Wert.

Wählst du einen Blendenwert zwischen f/11 und f/16, solltest du mit dieser Herangehensweise eine Schärfentiefe erreichen, die sowohl den Vordergrund als auch den größten Teil des Hintergrundes abdeckt.

Hyperfokale Scharfstellung

Ein Klassiker für das Erzielen maximaler Schärfentiefe ist, wie bereits erwähnt, das Scharfstellen mithilfe der „hyperfokalen Distanz“.

Hierbei wird der Fokus auf einen bestimmten Punkt zwischen Vorder- und Hintergrund gelegt, wodurch die Elemente durchweg in einer akzeptablen Schärfe abgebildet werden.

Der Abstand von deiner Kamera zu diesem bestimmten Fokuspunkt wird als Hyperfokaldistanz bezeichnet und wird durch die Wahl von Blende und Brennweite bestimmt. Wie du die Hyperfokaldistanz für dein Motiv ermittelst und anwendest, erfährst du hier.

Einstellungen wählen – Wähle die Blende entsprechend deiner Kamera- und Objektivkombination. Besitzt du eine APS-C-Kamera, empfehlen wir dir, Blende f/11 einzustellen. Fotografierst du mit einer Vollformatkamera, ist Blende f/16 vorzuziehen. In Sachen ISO-Wert gilt: Weniger ist mehr!

Referenzwerte verwenden – Hast du Bildkomposition und Brennweite final gewählt, greife nun auf die Werte einer Tabelle zurück oder verwende eine Smartphone-App, um die Hyperfokaldistanz für dein Motiv zu ermitteln. Die genaue Distanz wird hierbei anhand der verwendeten Brennweite, dem Kameratyp und der Blende berechnet.

Fokuspunkt setzen – Fokussiere dein Objektiv nun auf die für dein Motiv ermittelte Hyperfokaldistanz. Dies erfolgt entweder über Schätzung oder mit Hilfe der Fokussierungsskala am Objektivtubus (falls deine Optik darüber verfügt).

Fokussieren mit ND-Filtern

Um bewegtes Wasser in einen seidigen Schleier oder vorbeiziehende Wolken am Himmel mithilfe einer Langzeitaufnahme in sanfte Streifen zu verwandeln, kommt in der Landschaftsfotografie oft und gerne ein ND-Filter, auch Graufilter genannt, zum Einsatz.

Damit die Scharfstellung trotz Filter gelingt, gilt: erst Fokussieren, dann Filter aufsetzen.

1.Stativ in Position bringen

Bevor du den ND-Filter anbringst, baue zunächst dein Stativ samt Kamera auf, stelle die Beine auf die gewünschte Höhe und komponiere deinen Bildaufbau.

2.Fokussieren geht vor

Egal, ob du automatisch oder manuell fokussierst: Möchtest du einen ND-Filter verwenden, solltest du erst den Fokus setzen und dann den Filter anbringen. So gewährleistest du, dass genug Licht auf den Sensor fällt, der AF funktioniert und du genug siehst.

3.Filter anbringen

Hast du den Autofokus zur Scharfstellung genutzt, wechsle zum manuellen Fokus, um den Schärfepunkt nicht mehr zu verändern. Befestige anschließend den Graufilter am Objektiv und achte darauf, dass die Fokusposition nicht mehr verschoben wird.

4.Einstellungen überprüfen

Um den Fokuspunkt und die Belichtungseinstellungen vor dem finalen Schuss noch einmal zu überprüfen, nutze den Live View und die Belichtungssimulation.

Vorhandene Schärfe perfektionieren

Du hast ein Bild aufgenommen, bei dem der Fokus beziehungsweise die Schärfe trotz aller Mühe und Technik nicht perfekt sitzt? Kein Problem! In den folgenden Schritten stellen wir dir unterschiedliche Herangehensweisen vor, um den Schärfeeindruck in deinem Bild zu maximieren.

So zeigen wir dir zum Beispiel, wie du – je nach Problematik – global oder lokal nachschärfst oder wie du bestimmten Bereichen Unschärfe oder Rauschen verleihst, um andere schärfer erscheinen zu lassen.

Zum Einsatz hierfür kommen Camera Raw und Lightroom sowie Photoshop.

Objektivkorrekturen
Insbesondere günstige Objektive neigen verstärkt zu chromatischer Aberration. Um die Abbildungsfehler zu entfernen, nutze die Werkzeuge der „Objektivkorrekturen“ in dem RAW-Konverter deiner Wahl.

Globales Schärfen
Zunächst empfehlen wir dir, die Datei insgesamt – also global – nachzuschärfen. Verwende hierfür die entsprechenden Werkzeuge deiner Software, wie die Regler unter „Details“ in Camera RAW.

Bereiche weichzeichnen
Um die Schärfe in einem bestimmten Bereich in deinem Bild visuell zu erhöhen, kann es helfen, der Hintergrund partiell weichzuzeichnen beziehungsweise unschärfer erscheinen zu lassen. Nutze dafür den Korrekturpinsel mit negativem Wert bei „Bildschärfe“.

Lokale Anpassungen
Um einzelne Bildbereiche unabhängig von der Gesamtaufnahme nachzuschärfen, nutze den „Korrekturpinsel“ in Camera RAW oder Lightroom. Alternativ kann natürlich auch in Photoshop lokal geschärft werden.

Rauschen hinzufügen
Sitzt der Fokus nicht optimal, kann es helfen, wesentliche Bereiche im Bild in Photoshop mit Bildrauschen zu versehen: „Filter > Rauschfilter Rauschen hinzufügen“.

Schärfen per Ausgabe
Möchtest du dein Bild direkt aus Camera Raw oder Lightroom heraus ausdrucken, kannst du auch hier die Schärfe optimieren. In Camera Raw nutzt du dafür die „Arbeitsablauf-Optionen“ und die Funktion „Ausgabeschärfe“.

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