Ab Mitte Mai ist Le Hai Linh in Hochform. Bis zum Herbst wird der Hochzeitsfotograf aus Köln jetzt jedes Wochenende sein Bestes geben. Trotz des engen Zeitplans findet er noch Zeit für das Interview. Wir treffen ihn in seiner schönen Erdgeschosswohnung in Köln-Ehrenfeld, die sich bei Bedarf in ein geräumiges Fotostudio umfunktionieren lässt. Eine leichte Brise weht durch die Terrassentür und mischt sich mit der sanften Jazzmusik im Hintergrund.

Linh, als Hochzeitsfotograf bist du vielfältig gefordert. Was reizt dich besonders an deinem Beruf?
Le Hai Linh: Den schönsten Tag im Leben eines anderen Menschen in Bildern festzuhalten, ist eine sehr erfüllende Aufgabe. Natürlich sind damit auch ein gewisser Druck und somit eine innerliche Anspannung verbunden. Doch genau diese Mischung macht für mich den Reiz meiner Arbeit aus. Ich bin wirklich stolz darauf, die Paare und ihre Familien an diesem für sie so wichtigen Tag mit der Kamera begleiten zu dürfen.
Siehst du dich eher als Dokumentar oder als Künstler?
Le Hai Linh: Als Hochzeitsfotograf bewege ich mich zwischen beiden Welten. Ich brauche ein journalistisches Auge, um Momente zu erkennen, die sich im Leben so nicht wiederholen. Aber es geht nicht nur um das Schaffen eines Zeitdokuments. Man muss auch Geschichten und Dinge schön in Szene setzen können. Wenn das gelingt, bekommen die Fotos einen besonderen Wert für das Paar und sie werden später, wenn sie die Bilder betrachten, ein Kribbeln spüren.
Du fotografierst rund dreißig Hochzeiten im Jahr. Wird das nicht irgendwann sehr stumpfsinnig?
Le Hai Linh: Jede Hochzeit ist anders, sodass keine Langeweile aufkommt. Zwar sind bestimmte Abläufe immer gleich und nach einiger Zeit entwickelt man als Fotograf hier eine gewisse Routine. Aber die Menschen sind immer einzigartig. Jedes Paar hat seine Persönlichkeit, seinen Stil und seine Emotionen. Diese Individualität soll sich in Bildern widerspiegeln, die nicht nur authentische Momente zeigen, sondern auch eine gewisse Ästhetik ausstrahlen. Diese Herausforderung stellt sich mir mit jeder Hochzeit aufs Neue.
Wie viele Aufnahmen entstehen an einem Hochzeitstag?
Le Hai Linh: Das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Früher habe ich mehr Fotos geschossen, aber inzwischen sind es selten mehr als zweitausend. Davon wähle ich dann sechs- bis siebenhundert Bilder für das Paar aus. Mit wachsender Erfahrung wird der Ausschuss immer weniger, was den Auswahlprozess enorm beschleunigt.
Du arbeitest ausschließlich mit Festbrennweiten. Warum?
Le Hai Linh: Ich will immer mein Bestes geben und bin ein bekennender Perfektionist. So ist mir auch Bildqualität wichtiger als Bequemlichkeit. Zoom-Objektive kommen allein deswegen nicht infrage. Ich konzentriere mich viel stärker auf das Geschehen, wenn ich mich zum Motiv hin bewegen muss. Der Bildaufbau gestaltet sich intuitiver.
Es ist zudem viel einfacher, mit Festbrennweiten eine einheitliche, stimmige Bildsprache zu erzielen. Die Bilder passen einfach besser zusammen, als wenn ich mit vielen unterschiedlichen Brennweiten fotografiere. Meist habe ich entweder das 35 mm oder das 85 mm auf der Kamera. Die Bilder sind also alle mit denselben Bildwinkeln aufgenommen worden und es gibt keine unnatürlichen Brüche in Tiefenwirkung und Perspektive.
Was gefällt dir an den neuen Festbrennweitenobjektiven der Tamron SP-Serie?
Le Hai Linh: Die Tamron Objektive der SP-Serie sind sehr scharf und erreichen eine hohe Auflösungsleistung. Die Farbwiedergabe passt sehr gut zu meinem Bildstil. Begeistert war ich von der kurzen Naheinstellgrenze des Tamron SP 35mm, mit dem ich alle Detailaufnahmen machen kann, die in keiner Hochzeitsreportage fehlen dürfen; ich brauche also nicht extra ein Makro-Objektiv. Beim Tamron SP 85mm ist es vor allem der Schärfe-Unschärfe-Effekt; das Bokeh ist sehr weich, was mir gut gefällt.
Einige deiner Bilder sind in Schwarz-Weiß. Welche Rolle spielt die Bildbearbeitung für dich?
Le Hai Linh: Meist beschränke ich mich in der Bearbeitung auf das Wesentliche wie Beschnitt, Helligkeit und Kontrast. Anschließend erhalten die Bilder den für meinen Stil typischen Bildlook. Ich liebe die Schwarz-Weiß-Fotografie und weiß in der Regel schon im Moment der Aufnahme, welches Motiv ich später ohne Farbe entwickeln werde.

Neben der Hochzeitsfotografie lehrst du an der Universität Köln. Was hat dich dazu bewogen?
Le Hai Linh: Die Arbeit mit den Studierenden macht mir unheimlich viel Spaß. Ich lehre die Grundlagen der Fotografie mit Fokus auf Porträt. Ich bin immer wieder erstaunt, welche tollen Bildergebnisse nach nur kurzer Zeit entstehen. Es ist schön, Wissen mit anderen zu teilen und dann zu sehen, wie sich etwas Neues daraus entwickelt.
Was machst du, wenn du mal nicht professionell fotografierst?
Le Hai Linh: Ich finde es wichtig, sich Auszeiten zu nehmen. Man ist ja geboren, um zu leben und nicht nur zu arbeiten. Wenn man keine Pausen machen würde, ginge die Leidenschaft für die Fotografie vermutlich verloren.
Nach der Hochzeitssaison liebe ich es, alleine zu wandern. Im letzten Jahr bin ich ein Stück des Jakobswegs gelaufen. Das Gehen bietet Gelegenheit, zurückzublicken und Energie und Motivation zu tanken. Für mich bekommen die Strapazen des Weges dabei eine fast gleichnishafte Bedeutung: Blickt man nach einer anstrengenden Etappe zurück, verändert sich die Perspektive und man stellt fest, dass es bei aller Mühe im Großen und Ganzen sehr schön war.

Zur Person: LE HAI LINH
Der Hochzeitsfotograf (*1983) aus Köln hält am liebsten Momente fest, die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit wecken. Seine Fotos verbinden authentische Lebendigkeit und künstlerische Geschicklichkeit. Linh studierte Germanistik und arbeitete als Mediengestalter bevor er sich 2013 als Fotograf selbständig machte. Nebenher unterrichtet der mit viel Leidenschaft Fotografie an der Universität Köln. Alle Kontaktdaten sowie weitere tolle Fotos finden sich auf www.lehailinh.com.
3 Kommentare zu "Hochzeitsfotografie: Momente des Glücks"
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Finde ich klasse, dass der Fotograf hauptsächlich mit 2 Objektiven auskommt. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man sich auf die Lieblingsobjektive am besten verlassen kann. Um so geringer ist dann der Ausschuss bei den Hochzeitsfotos.
2000 Fotos…. das bedeutet bei einer Anwesenheit des Fotografen von geschätzten 6 Stunden bei der Hochzeit, durchgehend alle 11 Sekunden ein Foto. Das zeigt doch die Tendenz zu Masse statt Qualität und eine gewisse Unsicherheit. Als Gast auf so einer Hochzeitsfeier würde mir das geknipse ganz schön auf die Nerven gehen.
Zu den abgebildetes Fotos muss ich für meinen Geschmack anmerken das viel zu viel drumherum und häufig große eintönige Flächen zu sehen sind. Kreative Komposition geht in meinen Augen anders.
Bei etwa 5 Bildern / Sekunde im Serienbildmodus nutzt der Fotograf schon nur noch alle 54 Sekunden – also einmal pro Minute – seine Kamera. Ich finde das nicht zu viel.
Ich gestehe jedoch – ich fotografiere ausschließlich hobbygetrieben und kompensiere natürlich über die Masse Unsicherheiten, die ich leider habe. Nach dem „Einsatz“ freue ich mich meist über die große Auswahl an Bildern.