22.11.2018

HDR Fotografie – der Einstieg

Schon zu Zeiten der analogen Fotografie gab es so etwas wie HDR-Fotografie, damals wurden allerdings im Vergrößerer zwei oder gar mehr Negative übereinander gelegt. Dabei hatte der analoge Film doch einen wesentlich größeren Dynamikumfang als heutige Sensoren. Und schon damals wurden Dunkelkammerfreaks belächelt, die solche Technik einsetzten.

Seit diversen Jahren fachsimpeln Fotoamateure wie engagierte -profis über Sinn und Unsinn der HDR-Fotografie, dabei lässt sich doch über Geschmack nicht streiten. Schön ist was gefällt!
Für den einen ist sie die letzte Rettung, für andere wiederum ist sie ein beliebtes Stilmittel und für wieder andere ein nettes Technik „Gimmick“  welches in der heutigen Zeit einfach in jeder Kamera vorhanden sein muss.

Unbestritten ist eine „High Dynamic Range“, also ein sehr hoher Dynamikumfang, für viele Fotos eine gute Lösung, denn nun werden im Bild in allen Hellligkeitsbereichen Details erkennbarer.
Doch was genau ist HDR, was bewirkt diese Technik und wie wird sie sinnvoll eingesetzt. In diesem Beitrag sollen diese Fragen beantwortet und auch auf die Einstellungen und das Zubehör eingegangen werden.

Was ist HDR?

HDR ist, wie eingangs bereits kurz angesprochen, die Kurzform von: High Dynamik Range oder zu Deutsch: hoher Dynamikumfang. Mit Hilfe der HDR-Technik ist es dem Fotografen möglich, große Helligkeitsunterschiede innerhalb des Motives auszugleichen und somit sowohl in den Schatten als auch in den Lichtern Details wiederzugeben. Es bleiben also nahezu alle Details, die das menschliche Auge sieht (und teilweise noch mehr) auch im Bild erhalten. Ebenso können mit Hilfe von HDR Aufnahmen Über- und Unterbelichtungen ohne Filter und andere Hilfsmittel vermieden werden.

Ein HDR-Bild besteht in der Regel aus mindestens drei Einzelaufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen, welche entweder direkt in der Kamera automatisch oder später manuell am PC kombiniert werden. In dem folgendem Beispielbild sind es fünf Aufnahmen:

Wichtig bei der HDR-Fotografie: Das einzige was an den Einstellungen der Kamera verändert werden sollte, ist die Belichtungszeit. Die Blende, die ISO und auch die Kameraposition von der aus die Aufnahmen gemacht werden, sollten verändert werden. Letzteres führt zu sogenannten Geisterbildern und dies läßt erahnen, dass das Motiv sich möglichst nicht oder nur wenig bewegen sollte und ein möglichst stabiles Stativ für eine HDR-Aufnahme nicht unwichtig ist.

Wie fotografiere ich in HDR?

Mittlerweile setzen immer mehr Fotografen sowohl im Bereich der Landschaftsfotografie als auch bei der Architektur- und Fahrzeugfotografie ein. Gerade in Momenten wie Sonnenauf- und auch Sonnenuntergang, stoßen auch modernste Digitalkameras an die Grenzen der Dynamik und eine Aufnahme mit unterschiedlichen Belichtungen sowie das anschließende Kombinieren in Lightroom, ähnlichen Bildbearbeitungsprogrammen oder die Nutzung spezieller HDR-Software kann hilfreich sein.

Mittlerweile gibt es auch immer mehr Kameras, die eine HDR-Automatik beinhalten und mehrere Aufnahmen eines Bildes mit unterschiedlichen Belichtungen machen und diese automatisch mit der internen Bildbearbeitung zusammensetzen. Leider arbeiten viele davon nur mit jpg und somit 8bit Farbtiefe. Aufnahmen in RAW mit mindestens 12bit oder 16bit Farbtiefe sorgen für  deutlich bessere HDR-Aufnahmen. Optimal ist natürlich ein Farbraum mit 36bit (12bit pro Farbkanal). Bei der Umwandlung eines 36bit-Bildes in einen von allen Geräten darstellbaren 8 oder 16bit Farbraum kann oder besser muss der Fotograf sich dann entscheiden ob seine HDR-Aufnahme realistisch oder eher unrealistisch anmutet. HDR-Aufnahmen sind öfter an helle bzw. dunkle Farbsäume an allen kontrastreichen Kanten des Bildes zu erkennen. Dieses sogenannten Hallos lassen das gesamte Bild geradezu surreal  wirken. Dies mögen nicht alle Fotografen, andere lieben es mit der Kontrastanhebung und der Farbsättigung zu spielen.

Was wie einstellen?

Wie bereits angesprochen sollte bei der HDR-Fotografie möglichst ein Stativ genutzt werden. Auch ein Fernauslöser, egal ob modern per Funk oder old school mit Kabel, ist sicher keine überflüssige Investition.

Der Gelegenheitsfotograf geht zumeist den einfachen Weg und aktiviert im Menü der Kamera die HDR-Funktion, dort kann er je nachdem was sein Geldbeute auf den Kauf der Kamera hergab 3, 5 oder gar 7 Bilder unterschiedlicher Belichtung voreinstellen und die Kamera, die sich auf einem standfesten Stativ befinden sollte, dann per Fern- oder Selbstauslöser die Arbeit machen lassen. Bei einer Auslösung per Kameraauslöser und bei Spiegelreflexkameras kann es durch Berühren der Kamera und/oder dem Spiegelschlag (schön, wenn die Kamera eine Spiegelvorauslösung besitzt oder noch besser erst gar keinen Spiegel) zu Verwacklungen kommen.

Engagierte Hobbyfotografen sowie Semi-/Profis bevorzugen zumeist die Handarbeit und stellen die Blende und ISO so ein, wie sie sie gern hätten um anschließend nur die Zeit bei den zumeist fünf Aufnahmen in Folge zu variieren. Dabei werden dann sowohl zwei überbelichtete wie auch zwei unterbelichtete Aufnahmen, sowie eine Aufnahme mit der laut Kamera „korrekten“ Belichtung gemacht. Die Profis wissen zumeist bei welcher Blende ihr verwendetes Objektiv die besten Ergebnisse liefert, Hobbyfotografen sollten mittlere Blenden zwischen 4 und 8 wählen und Rand- bzw. Beugungsunschärfe zu vermeiden.

(c) Christian Senft – 30sek
(c) Christian Senft – 15sek
(c) Christian Senft – 4 sek
(c) Christian Senft – 1,3sek

 

Und das Ergebnis dieser 4 Aufnahmen als HDR zusammen gerechnet mit Lightroom:

(c) Christian Senft – HDR Version aus den 4 Fotos, mit Lightroom erstellt und leicht Bearbeitet
(c) Christian Senft – HDR Version aus den 4 Aufhnamen. unbearbeitet.

 

Selbstverständlich können auch weit mehr als fünf Bilder mit unterschiedlichen Belichtungen gemacht werden. Die Experten sind sich nciht sicher, ob mehr als sieben noch einen Vorteil bringt, aber es gibt durchaus Fotografen, die auf bis zu 15 Einzelaufnahmen schwören. Gleiches gilt bei den Blendenabstufungen der Aufnahmen, der eine schwört auf ganze Blendenstufen, während sein Freund fest davon überzeugt ist nur 15 Aufnahmen in Abständen von 1/3 Blendenstufen führen zum optimalen HDR-Bild.

Warum nur die Belichtungszeit verändern?

Ein HDR-Bild besteht ja aus mindestens drei Aufnahmen, die dann anschließend zusammengebastelt werden. Wenn man nun während des Fotografierens, die Position der Kamera verändert oder den Fokus oder die Blende, dann kann es passieren, dass später beim zusammenbasteln – sei es manuell oder direkt von der Kamera oder einer Software – zu wenig Anhaltspunkte für ein optimales Übereinanderlegen zu finden sind. Somit ist das Ergebnis vom Optimum mehr oder weniger weit entfernt, es entstehen entweder sogenannte Geisterbilder oder das Bild sieht leicht verwackelt oder gar schief aus.

So was wie ein Fazit

Es gibt viel für und wider in der HDR-Fotografie. Ein kontrastreiches Motiv, welches von der Kamera automatisch in eine HDR-Aufnahme verwandelt wurde, wird oftmals deutlich besser sein als ein jpg out of the cam. Perfektionisten werden sich damit aber nicht zufrieden geben und dann gibt es noch die Bildbearbeitungsprofis, die davon überzeugt sind, dass die richtige Kamera in den Händen eines Könners mit der passenden Bildbearbeitung aus einem RAW erstellt so dicht an eine HDR-Aufnahme heran kommt, dass sich der ganze Aufwand gar nicht lohnt.

 

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