09.07.2022

Geniale Fotos bei Nacht

Nachts sind alle Katzen grau? Mag sein – aber mit ein bisschen Übung gelingen dir nach Sonnenuntergang die besten Bilder deines Lebens. Probiere es einfach aus!

Fotografieren ist wörtlich genommen das Malen mit Licht. Tagsüber dauert dieses Malen meist nur den Bruchteil einer Sekunde: 1/200 Sekunde und das Bild ist im Kasten. Je weniger hell es ist, desto länger muss diese Belichtungszeit werden, damit du am Ende nicht nur ein rein schwarzes Bild hast.

Und so wirst du für gute Nachtaufnahmen viele Sekunden oder sogar Minuten lang belichten – und damit Details und Farben aufs Foto bekommen, die man mit bloßem Auge gar nicht wahrnimmt. Eines an dieser Stelle vorweg: Für die meisten dieser Bilder musst du dir Zeit zum Fotografieren nehmen.

Am besten du bist also alleine unterwegs oder hast einen genau so fotobegeisterten Partner dabei – die Familie warten zu lassen, während du den Nachthimmel fotografierst, ist jedenfalls nicht unbedingt empfehlenswert.

Gerecht wirst du in der Situation niemandem.

Hinterher sind aber garantiert alle begeistert. „Schöner als in echt!“ ist das größte Kompliment, das du für deine Bilder bei Nacht bekommen kannst.

Beeindruckende Farben und Bilder, die nicht jeder so einfach nachmachen kann: Nachtfotos üben einen ganz besonderen Reiz aus.

Das Feld der Nachtfotografie ist vielfältig: Vom Schnappschuss in der Stadt über Lichtspuren fahrender Autos auf der Straße bis zur geheimnisvollen Landschaftsaufnahme mit der Milchstraße am Himmel.

Klingt schwierig?

Ist es aber dank der Fähigkeiten aktuellen Kameras überhaupt nicht – und du kannst in Ruhe üben und dich ans optimale Ergebnis herantasten. Ist ja nicht wie früher, wo jedes Auslösen Geld gekostet hat …

Unsere Tipps sind ein kleiner Grundkurs der Nachtfotografie mit jeder Menge Bildideen, die du für dich adaptieren kannst.

Es lohnt sich sicher auch, wenn du vor Abreise noch einmal Google bemühst und nach Nachtaufnahmen von deinem Reiseziel schaust.

Oft findet man auch Infos, von wo man am besten fotografiert – und kann dann im Urlaub gleich gezielt loslegen.

Vielleicht planst du vor Ort dann den Tag auch gleich so, dass du abends locker am Nachtfoto-Spot ankommst.

Fotografieren bei Nacht ist deine Chance, mit Bildern nach Hause zu kommen, die eben nicht jeder im Vorbeigehen macht.

Also: Tipps lesen, Kamera und Stativ einpacken, ausprobieren! Und wenn du noch nie Langzeitbelichtungen bei Nacht gemacht hast, dann versprechen wir dir: Du wirst die Fotografie ganz neu entdecken.

Kamera manuell einstellen

Du fotografierst sonst im Automatik- oder „P“-Modus? Damit kommst du nachts nicht weit. Traue dich einfach, die Belichtung komplett manuell einzustellen.

Wichtig sind dafür drei Werte: Belichtungszeit, Blende und ISO-Empfindlichkeit. Je länger die Belichtungszeit, je höher die ISO, je weiter die Blende (kleine Blendenzahl), desto mehr Licht kommt auf dem Kamerasensor an.

Mache ein letztes Bild im Automatikmodus, schaue, was die Kamera eingestellt hat – und passe von da gezielt an.

Ein Stativ ist Pflicht

Belichtungszeiten von mehreren Sekunden, wie sie für die meisten Nachtaufnahmen nötig sind, würden aus der Hand vollkommen verwackeln.

Mit einem Stativ sorgst du für die nötige Stabilität. Hast du mal spontan keins zur Hand, versuche die Kamera irgendwo abzulegen.

Die richtige ISO-Empfindlichkeit

Für ein Nachtfoto freihand benötigst du eine hohe ISO-Zahl – aktuelle Spiegelreflex- und Systemkameras machen auch bei ISO 6.400 noch gute Bilder.

Für Langzeitbelichtungen mit Stativ (Effekte: Lichtspuren, ziehende Wolken, seidiges Wasser) stellst du gezielt eine niedrige ISO ein: So kannst du eine lange Belichtungszeit wählen, ohne dass das Bild zu hell wird.

Belichtungszeit ausprobieren

Ein beliebter Effekt in der Nachtfotografie sind Lichtspuren fahrender Autos. Je nach Entfernung, Verkehrsdichte und Geschwindigkeit brauchst du Belichtungszeiten von 10, 20 Sekunden oder mehr, um eine tolle Wirkung im Bild zu haben.

Taste dich einfach nach und nach ans perfekte Ergebnis heran.

Fokussieren bei wenig Licht

Bei wenig Licht hat der Autofokus manchmal Probleme, richtig scharf zu stellen. Dann hast du als Fotograf zwei Möglichkeiten: Entweder du schwenkst die Kamera zum Fokussieren ein wenig auf einen helleren Punkt, drückst den Auslöser halb durch und schwenkst dann vorm Durchdrücken zurück.

Besser: Du entscheidest dich für ein komplett manuelles Fokussieren. Das klingt schwieriger als es klingt – schalten sie am Objektiv, der Kamera oder im Menü deiner Kamera auf „MF“ und drehst den Fokusring am Objektiv, bis du das Bild scharf siehst.

Praktisch: Für mehrere gleiche Aufnahmen bei sich veränderndem Umgebungslicht musst du das nur einmal machen.

Von oben fotografieren

Der Standpunkt des Fotografen ist ganz entscheidend für die Wirkung des Bildes. Gerade für Nachtaufnahmen, die du nicht bei tiefschwarzem Himmel machen willst, lohnt es sich, schon im Vorfeld nach guten Fotospots gesucht zu haben.

Denn die Sonne ist schnell untergegangen und die Blaue Stunde selten wirklich eine Stunde lang. Also: Rechtzeitig den richtigen Ort aufsuchen und das Stativ aufbauen.

Von oben lohnt es sich fast immer, wie unser Beispiel, der Nachtmarkt Talad Rot Fai Ratchada aus Bangkok, zeigt.

Bildrauschen reduzieren

Fast alle Kameras haben eine Funktion, die dem Bildrauschen, also Störpixeln, entgegenwirken, die durch lange Belichtungszeiten entstanden sind.

Diese wird im Menü aktiviert (zum Beispiel „Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung“). Nachteil: Diese Rauschreduzierung nimmt noch einmal so viel Zeit in Anspruch wie die Aufnahme.

Die Lichter der Stadt nutzen

Nachts nur Bauwerke und Straßen fotografieren? Nutze einfach die Lichter der Stadt als Beleuchtung und auch Hintergrund für tolle Porträtaufnahmen.

Das geht problemlos auch freihand – hier kannst du dich in den meisten Fällen sogar auf die Kameraautomatik verlassen. Dank offener Blende (kleine Blendenzahl, z.B. f/3,5) wird der Hintergrund schön unscharf.

Kamera ausreizen

Wie weit kann ich bei meiner Kamera gehen? Ab welcher ISO-Empfindlichkeit werden die Bilder unansehnlich?

Welche Belichtungszeit schaffe ich bei welcher Brennweite noch freihand? Das alles kannst du ganz in Ruhe zuhause ausprobieren und bist dann umso besser gerüstet, wenn du plötzlich bei Einbruch der Dunkelheit tolle Bilder machen willst.

Nehme dir einfach vor der Abreise mal einen Abend, um deine Kamera besser kennenzulernen.

Sterne im Bild

An dieser Stelle wollen wir dir gar nicht vorgaukeln, ein Bild wie das oben wäre ganz einfach nachzumachen.

Aber wer Gefallen an der Nachtfotografie gefunden hat, der wird sich früher oder später an so ein Projekt heranwagen.

Im Stakkato hier die wichtigsten Tipps: Warm anziehen, starkes Weitwinkelobjektiv, wie das Sigma 20mm f1,4 DG HSM, drauf, in RAW fotografieren, Stativ, Fernauslöser und Spiegelvorauslösung verwenden, ISO mit Bedacht wählen (ISO 100 für Sternenspuren, ISO 3.200 für einzelne Sterne), Vollmond meiden.

Alles klar? Dann los!

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