12.07.2019

Fotografieren mit Teleobjektiv

Irgendwann hast du das Potenzial des mitgelieferten Kit-Objektivs der Kamera ausgereizt und wünschst dir vielleicht eine etwas längere Brennweite. Tatsächlich sind Teleobjektive unerlässlich, wenn das Motiv schwer zu erreichen ist und man nicht näher herankommt, wie bei der Sportfotografie oder Tieraufnahmen. Es gibt aber auch kreative Gründe für die Nutzung eines Teleobjektivs. Wer mit längeren Brennweiten arbeitet, komprimiert die Bildtiefe: Der augenscheinliche Abstand zwischen nahen und fernen Elementen der Szene wird verringert. Dieser Effekt lässt sich für prägnante Looks nutzen, auch in der Landschaftsfotografie: Mit einem Tele schneidest du Landschaftsbereiche passgenau zu und lenkst so den Blick des Betrachters auf das Wesentliche.

Richtiges Arbeiten mit Teleobjektiven

Die professionellste Lösung für solide und scharfe Bilder ist ein Stativ. Viele Teleobjektive sind mit einer Stativschelle zur optimal ausbalancierten Befestigung der Kamera ausgestattet. Schalte den Bildstabilisator bei Aufnahmen vom Stativ ab. Ein langes Teleobjektiv verstärkt jede Vibration der Kamera und maximiert selbst geringfügige Objektivbewegungen. Mit einer möglichst kurzen Verschlusszeit minimierst du zusätzlich das Risiko von unscharfen Bildern.

Gut abstützen

Eine weitere Möglichkeit, ein Verwackeln der Aufnahmen zu verhindern, ist sich an einem Baum oder einer Wand abzustützen und das Objektiv mit den Armen zu stabilisieren. In diesem Fall solltest du den Bildstabilisator allerdings aktiviert lassen. Auf einem handlichen Bohnensäckchen (oder etwas ähnliches, jede Ablage ist erlaubt!) kannst du deine Kamera samt Objektiv so platzieren, dass nichts mehr verwackelt – direkt auf dem Boden, auf einer Mauer, auf einem Baumstumpf, auf einem Hafenpoller – was auch immer gerade da ist.

Tierfotografie mit dem Teleobjektiv

Wähle immer eine möglichst knappe Belichtungszeit. Dieser Tipp ist so wichtig, dass wir ihn noch einmal wiederholen: Nicht nur, weil wir das Bild nicht verwackeln wollen, sondern auch, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden. Freihand verwackelst du nicht, wenn du eine Verschlusszeit wählst, deren Kehrwert der kleinbildäquivalenten Brennweite des Objektivs entspricht: Bei 300 mm (200 mm APS-C, 150 mm MFT) sollte die Verschlusszeit also mindestens 1 / 320 Sekunde betragen.

Beim Fotografieren mit langen Brennweiten ist die Schärfentiefe nur gering. Achte daher darauf, den Fokuspunkt exakt auf dem Motiv zu platzieren. Wechsle dazu am besten in den Einzelpunkt-AF und wähle die Position des Fokusfeldes von Hand, sofern deine Kamera keine Hilfsfunktionen wie etwa eine automatische Augenerkennung bietet.

Meistens brauchst du weniger Brennweite als gedacht, obwohl es Ausnahmen gibt, sind Brennweiten von mehr als 400 mm oft unnötig. Mit einer APS-C-Kamera erreichst du damit den kleinen Bildwinkel eines 600-mm-Superteles am Vollformat. Das reicht auch den Profi-Fotografen in diesem Bereich in der Regel aus. Im Zweifel sind Objektive aus der 100-400er oder 150-600er-Klasse gut geeignet und verhältnismäßig günstig. Da große Teleobjektive aber viel Glas beinhalten, muss aber immer ein bisschen investiert werden.

Porträts mit Teleobjektiven

Selektive Kompositionen schaffen: Bei langen Brennweiten wird der Bildwinkel sehr eng. Du kannst also sehr wählerisch sein, was du im Bild zeigen willst. Die Bildkomposition wird viel einfacher und anschaulicher.

Das Motiv vergrößern: Teleobjektive sind für Porträts sehr gut geeignet, da sie das Subjekt näher heranholen. Bei langen Brennweiten kommt es zudem nicht zu den für Weitwinkelobjektive typischen Verzerrungen, die keinem Model schmeicheln.

Beachte außerdem den Hintergrund: Manchmal macht es Sinn, die Blende zu schließen, um die Umgebung stärker in ein Bild einzubeziehen. Bei langen Brennweiten wird der Hintergrund sonst schnell sehr unscharf.

Sport fotografieren

Beim Sport kommst du in der Regel einfach nicht nahe genug an die Action heran, um mit einem normalen Objektiv zu fotografieren – schließlich hat ein Fotograf auf dem Spielfeld oder der Rennstrecke nichts zu suchen. Hier ist ein Telezoom besonders hilfreich, denn so kannst du flexibel auf Situationen reagieren und Motiven länger folgen. Je nach Sportart empfiehlt sich ein lichtstarkes Teleobjektiv vom Schlage eines 70-200er f/2.8, ein absoluter Objektiv-Klassiker und für alle Foto-Disziplinen geeignet. Hier profitierst du von einem schmalen Scharfen Bereich, was Motive gut freistellt. Willst du dich langsam reintasten, ist auch die Blende f/4 eine Option, das Tamron 70-210 etwa ist ein echter Preisknaller.

Setze dich mit den Einstellungen der Kamera im manuellen Modus auseinander, um die besten Ergebnisse zu erzielen, denn bei der Sportfotografie geht es meist um mehr als nur die richtige Belichtung. Bei wenig Erfahrung tut es auch die Blendenautomatik (Tv/S): Möchtest du rasante Action im Bild „einfrieren“, solltest du eine schnelle Verschlusszeit von kürzer als 1/1000 Sekunde verwenden und die Blende öffnen. So werden Sportler oder Tiere auf dem Foto in ihrer Bewegung eingefangen – ideal beispielsweise für Ballsportarten. Der Hintergrund wird dabei schön unscharf. Oder bist du beim Motorsport unterwegs? Dann wäre vielleicht ein sogenannter „Mitzieher“ etwas für dich: Dabei wird eine längere Belichtungszeit gewählt, die Kamera wird mit dem Objekt in der gleichen Geschwindigkeit mitbewegt, dieses wird scharf abgebildet, der Hintergrund verschwimmt dagegen. Das ist ideal, um Geschwindigkeit auszudrücken – aber nicht ganz einfach. Schließe die Blende, um die Schärfe auf dem Motiv zu erhöhen – der Hintergrund wird ohnehin unscharf.

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