09.11.2018

Fotografieren mit Filtern – welche Filter wofür?

Im Buch Filter Faszinationen, aus dem Jahr 1977, ist zu lesen: „Wer fotografiert oder filmt, braucht Filter. Zur Verbesserung der Farbwiedergabe, für Korrekturen oder zur absichtlichen Verfremdung.“ Heute denken viele: „Filtern kann der Weißabgleich und erst recht die Bildbearbeitung viel besser!“ Ist das wirklich so?

Das Fotografieren mit Filtern – hauptsächlich, aber nicht nur, in der Landschaftsfotografie – ist auch heute sehr beliebt und gibt dem Fotografen eine Vielzahl an Möglichkeiten um seine Bilder anders zu gestalten. Seinen Bildern sozusagen seinen eigenen Stempel aufzudrücken und/oder um noch mehr Details von diesen (meist) einmaligen Momenten im Bild zu verewigen bzw. in der Datei zu speichern.

Die spanische Treppe in Rom bei Sonnenuntergang.
Die spanische Treppe in Rom | © Christian Senft | Canon 70D, 10mm, ISO 100, Blende 14, 0,3 Sek., manuell

Oft ist es so, dass der Fotograf das fließende Wasser ebenso in seinem Foto wiedergeben möchte.

Die alte Schleiferei | © Christian Senft | Canon 6D, 17mm, ISO 50, Blende 13, 6 Sek., manuell, mit ND-Graufilter

Oder, dass er einen belebten Platz nahezu „leergefegt“ zeigen möchte.

Piazza Navona in Rom | © Christian Senft | Canon 70D, ISO 200, Blende 18, 170 Sek., manuell, mit ND-Graufilter

Mit einem Polarisationsfilter können z.B. Spiegelungen auf Wasser oder auf Glas direkt beim Fotografieren entfernen werden.

Oder auch die sog. „morgen- oder abendröte“ direkt und in einem Bild (kein HDR) passend zu Belichten…

Sonnenuntergang | © Christian Senft | Canon 70D, mit 10mm, bei ISO 100, Blende 14, 1/15 Sek., manuell

Hilfreiche Filter

Du möchtest ein schönes Portrait fotografieren, mitten am Tag, bei blauem Himmel und heller Sonne… wenn Du nun für ein schönes Bokeh ein Portraitobjektiv mit Blende 1,8 oder gar 1,4 hast, dann kann es sein, dass die Kamera bei Belichtungszeiten von 1/4000 oder sogar 1/8000 ankommt. Manche Kameras besitzen derart kurze Verschlusszeiten nicht oder aber Du benötigst sogar einen kürzere Verschlusszeit. So bleibt Dir nur über die Blende zu schließen und damit mehr Schärfentiefe als gewollt zu bekommen oder die Aufnahme über zu belichten.

Beide Probleme kannst du mit Hilfe eines sogenannten ND (Neutral Density) Filter (oder auch: Graufilter) umgehen.

Auch bei der Landschaftsfotografie hilft Dir oft die Nutzung eines Graufilters. Möchtest Du, dass der Betrachter die Zugbewegung der Wolken erkennen kann oder möchtest Du, dass der Vordergrund (z.B. Gras) ganz weich gezeichnet bzw. verschwommen ist? Ein Graufilter hilft Dir genau diese Effekte im Bild umzusetzen.

Rapsfeld | © Christian Senft | Canon EOS 6D II, mit 35mm, bei ISO 100, Blende 32, 0,6 Sek.

Ebenso ist ein Graufilter sehr empfehlenswert um am Meer den starken Wellengang und dessen Bewegung festzuhalten:

Rechenbeispiel

Rechenbeispiel im Portraitbereich, damit du siehst, welche Filterstärke du benötigst um dein Ziel (Das Foto, so wie Du es dir vorstellst!) zu bekommen.

Nehmen wir einen 8x ND Filter, um die Belichtungszeit der Kamera um das 8-Fache zu verlängern.

Folgendes Rechenbeispiel: solltest du eine Belichtungszeit von 1/4000s haben, so korrigiert der Filter den Lichtdurchlass um den Faktor 8 nach unten, also: 1/4000s/8= 1/500s somit könntest Du dein Foto, welches vorher mit 1/4000s (vermutlich noch überbelichtet ist) mit dem Filter mit 1/500s machen und hättest dann noch Spielraum um die Belichtung nochmal etwas anzupassen.

Schraubfilter:

Ein Schraubfilter wird vor das Objektiv geschraubt, sofern das Objektiv über ein entsprechendes Gewinde verfügt.

Tipp für Beginner: Bestellt euch die Filter mit einem großen Durchmesser und dazu die passenden Step Down Ringe für die Objektive mit kleinerem Durchmesser (s.u.).

Vorteile eines  Schraubfilter:

  • Immer gleichbleibende Verdunkelung. Eine bereits existierende ND-Filtertabellen kann man ohne Bedenken anwenden.
  • Meist besser “Vergütet” als z.B. ein Steckfilter. Man kann sie beliebig mit anderen Schraubfiltern (die den gleichen Durchmesser haben) erweitern. Dies bedeutet man kann weitere Filter davor schrauben um auf diese Weise eine noch größere Verdunkelung zu erzielen und die
  • Belichtungszeiten nochmal um einiges zu verlängern.
  • Des Weiteren lässt sich der Schraubfilter gut mit einem Polfilter verbinden, da das Drehen des Polfilters keinen Einfluss auf die Wirkung des ND-Filters hat.


Nachteil eines Schraubfilters:

  • Bei Dämmerung kann die Kamera mit einem aufgeschraubtem Grau-Filter nicht ganz so gut und genau fokussieren.


Daher der Tipp:
Erst fokussieren, dann den Schraubfilter vorsichtig aufschrauben und darauf achten, dass man den Fokuspunkt dabei nicht verstellt.

Steckfilter:

Zugegeben, da ich selber diese Steckfilter nutze, bin ich ein Fan von Ihnen. Ich hoffe, dass ich trotzdem neutral darüber schreiben kann.

Vorteile eines Steckfilters:

  • Mit einem Steckfilter hat man die vermutlich größte Flexibilität, die man im Filterbereich haben kann.
  • Man kann bis zu drei Filterscheiben kombinieren um die Belichtungszeiten extrem zu verlängern, den Himmel etwas (oder auch etwas mehr) abzudunkeln oder beides Kombinieren.
  • Die meisten Hersteller bieten einen dazu passenden Schweizer Polfilter an, den man in den Filterhalter einschraubt.
  • Man kann die Kamera einstellen, dann die Wirkung des Polfilter einstellen und dann den Filter einfach davor stecken. Bei Änderungen der Lichtsituation oder des Motivs kann man den Filter schnell wieder los nehmen um darauf reagieren zu können.
  • Mittlerweile gibt es Filterhalter, bei denen man die Wirkung des Polfilters trotz bereits davor gesetzter Filters ändern kann.


Nachteile eines Steckfilters:

  • Ein Filterhalter nebst Pol und Verlauffilter mit Filtern guter Qualität deutlich teurer als die gleiche Anzahl sehr guter Schraubfilter.
  • Die Steckfilter sind empfindlicher als Schraubfilter.
  • Der Transport und der Schutz der meist 10x10cm großen Filter ist recht aufwändig.
  • Nicht immer ist alles niet- und nagelfest und ein Lichtstrahl fällt zwischen den Filterscheiben ins optische System.
  • Meist hat man beim Handling mit Steckfiltern eine Hand zu wenig.

Schraub- oder Steckfilter?

Schraubfilter sind in allen Bereichen der Fotografie nutzbar. Immer wenn wir einen Filter benötigt, der uns hilft die z.B. Belichtungszeit zu verlängern.

Steckfilter sind ebenfalls in allen Bereichen der Fotografie nutzbar, besonders allerdings in der Landschaftsfotografie und da sowohl tags als auch nachts.

Durch das Stecksystem ist der Fotograf sehr Flexibel. Er kann mehrere ND-Filter kombinieren. Er kann ND und GND (Verlaufsfilter) kombinieren und schließlich sogar noch einen Polfilter mit dazu verwenden.

In unserem Beispiel mit dem Portrait (siehe oben) wäre ein Schraubfilter ratsam. Einmal festgeschraubt (Vorsicht: nicht zu fest anziehen) ist die Wahrscheinlichkeit, das dieser mal aus dem Gewinde fällt, äußerst gering. Mit einem Schraubfilter ist der Fotograf sehr flexibel und kann sich oder die Kamera auch mal schell bewegen.

Ebenfalls ist im Potraitbereich von einem Steckfiltersystem abzuraten. Bei Aufnahmen ohne Stativ ist die Gefahr, dass der Filter aus der Halterung rutscht und zu ggf. zu Boden fällt viel zu groß.

Step Up/Down Ringe:

Mit Stepdown- oder Reduzierringen kann man einen Filter mit einem Durchmesser von z.B. 82mm auf ein Objektiv mit einem Durchmesser von z.B. 67mm schrauben und diesen somit sowohl für das Objektiv mit dem Filterdurchmesser 82mm als auch für das Objektiv mit dem kleineren Filtergewinde von 67mm nutzen und braucht den teuren Filter nur einmal zu kaufen.

Normalerweise nutzt man diese Ringe nur “von oben nach unten” also von einem großen Filterdurchmesser auf ein Objektiv mit einem kleineren Durchmesser. Auf diese Weise kann man Vignettierungen vorbeugen. Das bedeutet, das Bild wird am Rand nicht durch den kleineren Filter abgeschattet.

Tipp:
Beim Kauf der Ringe sowie der Filter sollte man darauf achten, dass man die sogenannte „small” Variante, also möglichst schmale Ringe kauft, denn sonst kann es bei der Kombination mehrere Filter mit einem Weitwinkelobjektiv wiederum zu Vignettierungen kommen.

Graufilter

Einen Graufilter gibt es in unterschiedlichen Stärken und Bezeichnungen:

Der eine Hersteller nennt sie: 8X, 64X, 1000X, 3000X
Anderer Hersteller nennt sie: 1, 2, 3, …
Der dritte Hersteller nennt seine Filter: strong, ultra strong, etc…

Letztendlich ist die gängigste Bezeichnung für die Stärke eines Graufilters: 8X, 64X, 1000X ND-Filter.

© Christian Senft


Tipp für den Umgang mit einem Graufilter:

Für Graufilter gibt es die meist passenden ND-Filter Tabellen. In diesen Tabellen findet man bereits vorgerechnete Werte. So heißt es dort meist z.B.:
Normal: 1/1000sek mit 8x ND-Filter: 1/125 sek mit 64X ND-Filter: 1/15 sek und mit 1000X ND-Filter: 1 sek.

Diese Tabellen benötigt der Fotograf nicht zwingend. Er kann sich auch mit Hilfe eines Taschenrechners die Belichtungszeiten selbst errechnen.

Merk Dir dazu einfach folgendes: Wenn ich einen 8X Filter habe, muss ich die aktuelle Belichtungszeit (z.B. 1/1000) durch die Zahl 8 teilen. Das Ergebnis ist dann die Belichtungszeit, die benötigt wird, damit das Bild “richtig” (vllt. eher: gleichwertig) belichtet ist. (1/1000 / 8 = 1/125)

Diese Werte (8X, 64X, 1000X,) sind nicht zu verwechseln mit: 0,3, 0,6, 0,9, 1,2 diese Zahlen beziehen sich meist auf einen Verlaufsfilter. Die Zahl 0,9 (ist der am häufigsten verwendete Verlaufsfilter) bezieht sich darauf, dass ein Grauverlauf von (im oberen Bereich) ca. stärke „9x“ nach unten auf Stärke „0“ verläuft. d.h. am unteren Ende des Filters ist das Glas (in manchen Fällen auch Plastik) komplett durchsichtig. Auf diese Weise wird nur der obere Bereich des Bildes abgedunkelt. (Näheres zum Verlaufsfilter siehe Punkt 7.)

© Christian Senft

Vario-Graufilter

Hier ist die größte Stärke auch die größte Schwäche.

Durch drehen der 2 Glasscheiben, kann der Fotograf beeinflussen, wie stark die Filterwirkung sein soll.

Nachteil:

Man trifft selten exakt die Filterstärke, die man in den bereits vorhandenen Tabellen finden kann. D.h. viele Umrechnungsformeln sind quasi hinfällig und man muss einiges testen bis man die perfekte Einstellung hat… (Es sei denn man arbeitet viel damit, dann lernt man das Verhalten des Filters irgendwann besser einzuschätzen)

Des Weiteren:

  • Durch das Drehen der Glasscheiben kann es passieren, dass die äußeren Bereiche des Bildes heller sind als die Bildbereiche in der Bildmitte. (Vignettierung)
  • Da die Glasscheiben sich in der Bildmitte meist einen Tick näher sind als direkt im Rahmen, kann es passieren, dass sich die Glasscheiben berühren und man am Ende genau dort ein „X“ oder ein Kreuz oder Flecken hat.
  • Das wäre dann auch am PC nicht mehr zu retten.

Für Landschaften ist der Filter nicht ratsam aus folgenden Gründen:

  • Mit diesem Filter ist es nahezu unmöglich Belichtungszeiten von 60 sek. oder mehr zu erreichen.
  • Man kann diese Filter schlecht mit Polfiltern verbinden, da das drehen am Polfilter schnell etwas an den vorher getroffenen Einstellungen am ND-Filter verändern kann.

Polarisationsfilter

Einen Polfilter (so die gebräuchliche Abkürzung) nutzt man um Spiegelungen von allem nicht metallische Flächen (Glas, Wasser etc.) weitestgehend zu entfernen.
Entspiegelt wird alles, was im Bereich zwischen 30 und 90° zwischen Objektiv und zu fotografierender Fläche liegt.

Auf diese Weise können wir z.B. in einen Fluss oder See fotografieren ohne die Kamera Unterwasser halten zu müssen.

Der Polfilter „entpolarisiert“ z.B. den Himmel und verstärkt die Sättigung von Farben. Er erhöht die Kontraste im Bild und lässt durch das „Entpolarisieren“ viele Farben kräftiger wirken. (So wird z.B. Grün um einiges saftiger und grüner als man es normalerweise auf einem Foto festhalten kann. Dies ist auch im Foto oben zu sehen.)

Tipp:

Da man den Filter immer in die „passende“ Position drehen muss, ist es meist etwas “kniffelig” ihn richtig einzustellen. Wenn deine Kamera über einen live view verfügt, kannst du diesen nutzen um den Filter richtig einzustellen.

Der Nutzen eines solchen Filters wird viel zu oft unterschätzt.

Wie bereits geschrieben: bei Steckfiltern, sitzt der Polfilter, im Filterhalter, direkt vor der Linse, d.h. man stellt die Kamera ein, fokussiert (Das Fokussieren hat keinen Einfluss auf den Polfilter), stellt dann die Wirkung des Polfilters ein und setzt anschließend die Steckfilter (in ihrem Halter) direkt vor den Polfilter. Dies ist die einfachste Aufbauvariante wenn man mit Filtern arbeiten möchte.

© Christian Senft

Verlauffilter

Wofür einen Verlaufsfilter?

Um Details in Bildbereichen zu erhalten (weiterhin zu erhalten) die sonst “ausgebrannt oder nur schlecht zu retten” wären.

Bezeichnungen bei Verlaufsfiltern:
Die Stärken: 0,3 | 0,6 | 0,9 | 1,2 und 1,5

Es werden Unterschieden:

  • Verlaufsfilter: Soft (weicher Verlauf von oben nach unten)
  • Verlaufsfilter: Hart (Harter Verlauf, von voller Verdunkelung oben auf gar keine Verdunkelung ab ca. der Mitte der Glasscheibe)
  • Reverse Filter (Verlauf von Dunkel in der Mitte zu keine Verdunkelung im äußeren Bereich der Glasscheibe)

Wenn man in Kontraststarken Situationen fotografiert (bestes Beispiel: Sonnenaufgang/Sonnenuntergang), hat man meist das Problem, dass entweder der Himmel auf dem Foto weiß und nicht blau ist, oder die Erde bzw. der Boden zu dunkel bzw. schwarz.

Das überbelichten des Himmels bzw. auch das unterbelichten des Bodens liegt daran, dass der Himmel durch die Sonne wesentlich heller und somit besser ausgeleuchtet wird als der Boden.

Wenn der Fotograf nun mit einem Verlauffilter den Himmel abdunkelt entsteht ein ausgewogeneres Bild (ausgewogener = Himmel nicht ausgebrannt und Boden nicht schwarz/zu dunkel).

Auf diese Weise bleiben Details im Bild vorhanden, die vorher verloren gegangen wären. In der “Post Production” / “Nachbearbeitung” kann der Fotograf nun die letzten Details noch besser „heraus“ arbeiten und erhält so ein kompletteres Foto.

Ohne den Filter wären viele Bereiche in der Bilddatei ausgebrannt und somit nicht mehr vorhanden. (Was nicht da ist, kann nicht gerettet werden und somit wäre der schöne Moment dahin und trotz Foto doch „nur“ noch in den Gedanken des Fotografen wiederzufinden.)

Verlaufsfilter gibt es auch als Schraubfilter. Bei diesen ist die Verlaufskante allerdings immer genau in der Mitte des Filters. Dies ist nur dann von Vorteil, wenn man auf die Drittelregel im Bildaufbau verzichtet.

Ratsamer sind Verlaufsfilters in der Steckfiltervariante, da man hier den Verlauf entsprechend dem Bildaufbau anpassen kann. Je nachdem wie man das Bild drittelt, kann man die Glasscheibe und deren Verlauf entweder weiter nach oben oder nach unten schieben.

Nacht“licht“ Filter:

Der Nachtlichtfilter – auch bekannt als „Astro Klar Filter“ – ist eine relativ neue/junge Art von Filter.

Er soll bei Nachtaufnahmen helfen den von Lichtverschmutzung „verunreinigten“ Himmel „sauberer“ zu bekommen. Dies funktioniert so, dass der Filter bestimmte „Lichtwellen“ aus dem Bild raus Filtert.

Bei meinen ersten Testaufnahmen mit diesem Filter hatte ich (was Astro angeht) nicht so viel Glück. Eine starke Wolkendecke lag über meinem „Zielgebiet“.

Ich habe es trotzdem mit und ohne Filter fotografiert um schon mal sehen zu können, wie gut der Filter das Licht filtert.

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