08.12.2022

Fotografieren mit „Available Light“

Die schönsten Fotos entstehen bei natürlichem Licht, im Fachjargon Available Light. Wir zeigen, wie dir (fast) ohne Hilfsmittel starke Fotos gelingen.

Der Frühling steht vor der Tür, die Tage werden wieder länger. Perfekte Bedingungen, um das natürliche Licht in atemberaubenden Bildern zu bannen. Das kann die Sonne als natürliche Lichtquelle sein, aber auch eine künstliche – etwa eine Reklametafel einer Großstadt oder eine Autoscheinwerfer.

Starte kreativ durch

Im ersten Moment klingt das Fotografieren mit dem vorhandenen Licht vielleicht nach einer Einschränkung, da du – anders als beim Blitzeinsatz – weder die Intensität noch die Richtung des Lichts kontrolliert bestimmen kannst. Doch in der Available-Light-Fotografie geht es viel mehr darum, die Lichtsituation vor Ort zu beobachten, zu erkennen und deren Stimmung im Bild festzuhalten.

Alles, was du brauchst

Viele Fotografen verbinden mit dem Begriff „Available Light“ ausschließlich das Fotografieren von Menschen. Sei es auf einer Hochzeit oder bei einem klassischen Porträt. Allerdings bezieht sich der Begriff nur auf die Art der Lichtsituation und ist nicht an ein bestimmtes Genre gebunden.

So entstehen auch Stillleben häufig mit vorhandenem Licht und Landschaftsfotos fast ausschließlich mithilfe der Sonne. Gut für jeden, der einfach nur loslegen möchte. Denn egal, für welches Genre du dich interessierst, du benötigst kein teures Blitzsystem oder andere Kunstlichtquellen.

Eine Kamera mit Objektiv reicht bereits aus, damit du dich fotografisch betätigen kannst.

Kamera

Welche Kamera ist bloß die richtige für Available Light? Keine Sorge: eigentlich jede! Denn sowohl DSLRs als auch DSLMs lassen sich problemlos verwenden und auch die Sensorgröße ist in diesem Fall nicht entscheidend.

Wer allerdings bei schwierigen Lichtbedingungen fotografieren möchte, muss mit der ISO hochgehen und sollte daher auf das Rauschverhalten der Kamera achten. Zwischen ISO 800 und 1600 sollte noch kein störendes Rauschen auftreten und im Idealfall sehen die Bilder bei ISO 3200 immer noch gut aus.

Objektiv

Viel wichtiger als die Kamera ist in der Available-Light-Fotografie das Objektiv, das so lichtstark wie möglich sein sollte. So fällt noch genügend Licht auf den Sensor, auch wenn mal nicht die Sonne scheint.

Hier sind vor allem Festbrennweiten zu empfehlen, da sie zumeist lichtstark sind, aber aufgrund ihrer Bauweise auch günstiger produziert werden können. Eine Anfangsblende von f/2,8 sollte das Objektiv dann mindestens haben, aber Festbrennweiten mit Anfangsblenden von f/1,8 oder f/1,4 sind ebenfalls keine Seltenheit (z. B. das Canon RF 50mm f1,8 STM oder Sigma 50mm f1,4 DG HSM)

Zubehör

Jedes weitere Zubehör ist optional, kann sich aber stellenweise lohnen. Mit einem Stativ lassen etwa sich längere Belichtungszeiten bei einer niedrigen ISO umsetzen. Das lohnt sich vor allem dann, wenn sich das Motiv nicht bewegt, wie etwa bei der Landschaftsfotografie. Bei sich bewegenden Motiven empfiehlt es sich aber, aus der Hand zu fotografieren und dafür mit der ISO hochzugehen.

Ein 5-in-1-Reflektor findet fast in jedem Genre eine Verwendung. Denn er ist vielseitig einsetzbar und mit einem Preis von ca. 25 Euro sehr günstig in der Anschaffung.

Ein Polfilter wird in der Available-Light-Fotografie zwar selten verwendet, lohnt sich aber bei starker Sonneneinstrahlung, da ihr hartes Licht die Farben im Bild verblassen lässt. Ein Polfilter verhindert dies und holt die satten Farben zurück.

Herausforderungen 

Aber auch wenn der Einstieg in die Available-Light-Fotografie sehr einfach ausfällt, gibt es zwei Herausforderungen für Technik und Fotografen: Verwacklungen und Bildrauschen. Doch beide lassen sich mit einiger Übung meistern.

Verwacklungen

Wenn bei Aufnahmen ideale Lichtbedingungen herrschen, muss man sich in der Regel keine Sorgen um Verwacklungen machen. Wenn mit zu langer Belichtungszeit aus der Hand fotografiert wird, dagegen schon. Nehme jedoch mindestens den Kehrwert der Brennweite als Verschlusszeit (z.B. 1/100 Sekunde bei 100 mm), bleiben deine Bilder auch verwacklungsfrei. Bei wenig Licht lassen sich so kurze Verschlusszeiten aber oft nicht mehr realisieren. Hier bleibt einem dann nur, die ISO zu er höhen oder die Blende weiter zu öffnen.

Bildrauschen

Die Blende ist weit offen und eine längere Verschlusszeit nicht möglich, da sonst Verwacklungen entstehen? In diesem Fall kann man nur noch die ISO erhöhen. Je höher sie jedoch ausfällt, desto mehr Bildrauschen tritt auf. Als Available-Light-Fotograf kannst du dann versuchen, mit einem Stativ längere Belichtungszeiten zu erreichen – etwa bei Architekturmotiven. Wenn sich das Motiv allerdings bewegt, musst du mit einer höheren ISO und dem Bildrauschen leben. Immerhin lässt sich dieses in der Nachbearbeitung teils wieder entfernen.

Das Licht

Die an je nach Ort und Tageszeit vorgefundenen Lichtbedingungen sind erst einmal einfach da. Diese zu verstehen ist für Fotografen, die ausschließlich mit Available Light arbeiten, besonders wichtig. Das geht am besten mit einer Analyse der vor Ort gegebenen Lichtsituation, bei der man sich immer drei Fragen stellen sollte:

Aus welcher Richtung kommt das Licht? Ist es hart oder weich? Welche Atmosphäre schafft es? Auch hängt die Beschaffenheit des Lichts zumeist vom Wetter und der Tageszeit ab, sodass zu einem späteren Zeitpunkt das gleiche Bild komplett anders aussehen kann. Entgegen der Annahme, dass Available-Light-Fotografen immer und überall arbeiten können, müssen sie in der Regel genau planen, was sie wann und wo fotografieren, um ihre Fotoidee umzusetzen.

Die Lichtrichtung beeinflusst maßgeblich die Bildwirkung und jede Richtung hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Beispielsweise leuchtet Licht von vorne ein Motiv gleichmäßig aus, wirkt dabei aber oft langweilig. Gegenlicht hingegen ist ein beliebtes Gestaltungselement, um Silhouetten zu erschaffen, Lichtsäume einzubauen oder halbtransparente Motive wie etwa Blätter geheimnisvoll aufleuchten zu lassen. Das starke Streulicht verringert allerdings den Kontrast.

Diverse Lichtquellen gekonnt meistern

In der Fotografie unterscheidet man zwischen Kunstlicht und natürlichem Licht. Während unter Letzterem in erster Linie das Sonnenlicht verstanden wird, gibt es bei künstlichen Lichtquellen viel mehr Abwechslung und Möglichkeiten.

Wer sich beispielsweise nachts durch eine Innenstadt bewegt, wird sich vor leuchtenden Schildern, Straßenlaternen und anderen Lichtquellen kaum retten können. Doch eine Vielzahl unterschiedlicher Lichtquellen kann ein Bild schnell verderben. Denn jede von ihnen besitzt eine eigene Farbtemperatur und eine eigene Größe, was schnell unausgewogene Beleuchtungssituationen zur Folge hat.

Gerade Mischlicht – also eine Mischung aus mehreren Lichtquellen mit unterschiedlicher Farbtemperatur – kann unschöne Ergebnisse liefern. Da Fotografen an dem vorhandenen Licht aber nichts ändern können, bleibt ihnen nur, darauf mit Positionswechseln und einem sinnvollen Bildaufbau zu reagieren.

Das ist in erster Linie eine Sache der Erfahrung, da jeder Ort eine spezielle Beleuchtung aufweist und ein Fotograf daher spontan reagieren und auch einfach Dinge ausprobieren muss. Hier hilft es auch, eine Location mehrmals zu unterschiedlichen Uhrzeiten zu besuchen und zu sehen, wie sich das Licht verändert.

Kunstlicht

In der Available-Light-Fotografie greift man nachts gerne auf Kunstlicht zurück, die zumeist aus Straßenbeleuchtungen, Reklametafeln und dem Scheinwerferlicht von Fahrzeugen besteht. Aber auch im Inneren von Gebäuden, wie etwa Konzerthallen oder U-Bahn-Stationen, können durch die Beleuchtung vor Ort atmosphärisch spannende Bilder entstehen.

Sonne

Die Sonne ist die am häufigsten benutzte Lichtquelle in der Available-Light-Fotografie. Je nach Tageszeit und Wetter beschert sie uns unterschiedliches Licht und schafft unterschiedliche Stimmungen. Somit ist Sonnenlicht nicht gleich Sonnenlicht, und vor allem die Uhrzeit des Shootings hat große Auswirkungen auf eine Aufnahme.

Im Allgemeinen kann man sagen, wenn der Himmelskörper morgens und abends tief steht, ist das Licht weicher, was für mehr Plastizität im Bild sorgt. Das bedeutet aber nicht, dass zu anderen Uhrzeiten keine schönen Fotos gelingen können. Man muss dann aber anders an das Shooting herangehen.

Goldene Stunde

Als Goldene Stunde gilt die Zeit kurz vor Sonnenuntergang und kurz nach Sonnenaufgang. Die tief stehende Sonne taucht die Welt dann in ein warmes, goldenes Licht.

Blaue Stunde

Die Zeit nach Sonnenuntergang bis zum Eintreten der Dunkelheit wird als Blaue Stunde bezeichnet. Das Restlicht der Sonne lässt den Himmel tiefblau strahlen.

Mittagssonne

Am Mittag steht die Sonne am höchsten und kann bei klarem Wetter ungehindert auf die Erde strahlen. Hartes Licht entsteht, was für unschön angesehene harte Schatten sorgt.

Bewölkt

Ein bewölkter Himmel streut das Sonnenlicht und weicht es somit auf. Je nach Wetterlage können dann besonders atmosphärische, aber auch monotone Bilder entstehen.

Fensterlicht

Available-Light-Fotografen müssen nicht draußen unterwegs sein, um Sonnenlicht nutzen zu können. Auch das Licht, das durch ein Fenster fällt, lässt sich für viele verschiedene Motive verwenden. Neben Porträt- haben auch Food-Fotografen diese Lichtquelle für sich entdeckt und ein Großteil von ihnen arbeitet ausschließlich damit. Denn es wirkt natürlich und weich und lässt so Speisen und Getränke richtig lecker aussehen.

Hier ist es aber wichtig, wann man sich zu welchem Fenster begibt, da direktes Sonnenlicht störende harte Schatten auf das Essen wirft. Am besten eignen sich daher Nordfenster, da hier den ganzen Tag ein schönes indirektes Licht verfügbar ist. Ansonsten kann man aber auch mit weißem Backpapier oder der transparenten Fläche eines Reflektors für weiches Licht sorgen.

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