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Fabio Antenore – Hyperreale Landschaftsfotografie

Zu unseren FotoFachTagen am 20. und 21.09.2019 präsentieren wir unter dem Motto „Live on stage“ renommierte Fotografen und Fotografinen, die von ihrer Arbeit berichten. Aus der Schweiz reist in diesem Jahr Fabio Antenore an. Der Schweizer präsentiert seine hyperreale Landschaftsfotografie

Foto Erhardt: Hallo Herr Antenore. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Bitte erzählen Sie, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?

Fabio Antenore: Das ist eine Lange Geschichte: Im ersten Teil meines Lebens war ich Musikproduzent und Audio Engineer. Ich habe Tontechnik studiert, arbeitete viele Jahre als Live-Ingenieur (mischte Konzerte ab) und war Gründer und Chefingenieur einer Ton-Studio Genossenschaft in der Schweiz.

Eines Tages fragte man mich, ob ich nicht bei dem Dreh zu einem Musikvideo einer Künstlerin, welche ich produziert habe etwas „behind the Scene“ fotografieren möchte. Also kaufte ich mir meine erste DSLR und knipste etwas herum.

Es war nie mein Plan, meinen Beruf zu wechseln, denn bis dahin habe ich meinen Traum gelebt. Ich liebte meinen Job. Das einzige „Problem“ war, dass ich nicht der „Talentierteste“ war. Natürlich habe ich einen guten Job gemacht, aber alles war ein Kampf für mich.

Ich sah andere Produzenten um mich herum – für sie war alles einfach, ohne harte Arbeit und tagelanges Kopfzerbrechen…. Ich habe so hart gearbeitet, um das gleiche Niveau zu erreichen, aber ich habe nie das höchste Niveau erreicht.

Fotografie war „Liebe auf den ersten Blick“

Fotografie war „Liebe auf den ersten Blick“. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich die Kraft des „Talents“ spürte. Jetzt war ich der Typ, bei dem alles einfach klappte, ohne sich anstrengen zu müssen.! Alles war leicht für mich, als hätte ich es schon immer gemacht.

Und von einem Tag zum nächsten habe ich plötzlich meine ganze Freizeit damit verbracht, Fotos zu machen.

Nach kurzer Zeit fragte mich die Leute, ob ich nicht Workshops durchführen möchte, weil sie meinen Stil lernen wollten. Und im Jahr 2015 begann ich dann meine ersten Workshops durchzuführen

Foto Erhardt: Und seit wann fotografieren Sie beruflich?

Fabio Antenore: Am Anfang war es nur ein Hobby das etwas Geld einbrachte nebenbei. Aber seit Mitte 2017 habe ich mein ganzes Leben verändert und angefangen, als professioneller Fotograf Tourguide und Fotocoach zu arbeiten.

Ich leite Fotoreisen in verschiedenen Ländern für eine Schweizer Fotoreisen Gesellschaft, führe regelmäßig Workshops und Kurse für unterschiedliche Kursanbieter durch und darf Vorträge an zahlreichen Fotomessen und anderen Events abhalten. Und neben alle dem verkaufe ich Videoworkshops über meine Webseite.

Es gibt nichts Schöneres als eins mit Mutter Natur zu sein

Foto Erhardt: Was ist Ihre Leidenschaft?

Fabio Antenore: Meine Leidenschaft ist die Landschaftsfotografie. Zu Beginn fotografierte ich auch oft in Lost Places. Auch People und Beauty machte mir Spaß. Meine erste Veröffentlichung in einer Zeitschrift war sogar eine Kombination aus den beiden Themen. Also ein (fliegendes) Model, welches ich in eines meiner Lost-Place-Aufnahmen „gephotoshopt“ habe. Irgendwie wurde dann aber bald fast ausschließlich Landschaftsfotografie daraus.

Ich denke zum einen liegt das daran, dass ich im ersten Teil meines Lebens immer auf die Performance anderer angewiesen war, um meine Werke zu vollenden. Also immer Kompromisse eingehen musste, und oft meine eigene kreative Vision nicht zu 100% umsetzen konnte. In der Landschaftsfotografie ist die einzige „Person“ die mitredet, Mutter Natur. Und damit arrangiere ich mich gerne.

Zum anderen, weil ich entdeckt habe, welche Energie die Natur hat. Und es nichts Schöneres gibt, als weit weg von allem zu sein und eins mit der Natur zu werden.

Und genau das ist der Grund weswegen meine Bilder nicht einfach eine 1/200s belichtet werden und „nur“ den Moment wiedergeben. Ich möchte die Gefühle einfangen. Meine Bilder sollen die pure Schönheit transportieren! Sie sollen Gefühle wiedergeben, nicht den Moment einfrieren.

Das Schwierigste ist, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein

Foto Erhardt: Wo liegen Ihre Herausforderungen in der Landschaftsfotografie? Was ist besonders schwierig?

Fabio Antenore: Ich denke, das Schwierigste ist, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein und da die Gegebenheiten anzutreffen, welche ich mir erhoffte.

Und wenn das nicht der Fall ist, loslassen zu können und das Beste daraus zu machen. Oft blockieren einem Pläne dabei ein gutes Bild zu erstellen. Mutter Natur hat immer das letzte Wort, da muss man oft flexibel sein.

Hyperreale Landschaftsfotografie transportiert Gefühle

Foto Erhardt: Was ist hyperreale Landschaftsfotografie?

Fabio Antenore: Hyperreale Landschaftsfotografie ist im Prinzip einfach mehr zu machen mit den Bildern als “nur” den Auslöser zu drücken. Es ist eine andere Herangehensweise als sie im herkömmlichen Sinne betrieben wird. Es geht darum Gefühle zu transportieren und nicht einfach den Moment festzuhalten. Also alle technischen Möglichkeiten zu nutzen und sich nicht von unseren Arbeitswerkzeugen (der Kamera) limitieren zu lassen.

Ich habe diese Art der Fotografie vor etwas mehr als 5 oder 6 Jahren entwickelt und dann einfach mal irgendeinen Namen dazu erfunden. Mittlerweile wird der Begriff ja schon von vielen anderen auch verwendet. Ich schätze, mein Vorteil war, dass es für mich als Toningenieur normal war, mit Software an etwas zu arbeiten. Es war klar, dass nach der Aufnahme der Prozess noch nicht abgeschlossen ist. Also begann ich, meine Techniken zu entwickeln.

Vor 5 oder 6 Jahren war ich der Einzige im gesamten deutschen Raum, der mit Timeblendings und anderen von mir entwickelten Techniken arbeitete. Also habe ich meine ganz eigene Art der Fotografie entwickelt: die „Hyperreale Landschaftsfotografie“.

Damals gab es noch nicht Tausende von Youtube Videos die alles erklärten. Es gab natürlich schon Videokurse, aber nichts in der Art wie ich mir das vorstellte. Zu Beginn widmete ich mich sehr stark verschiedener Composing Techniken in Photoshop. Ich konnte eigentlich schneller gut mit Photoshop umgehen als mit der Kamera. Ich schaute mir einige Techniken von Beauty Fotografen und Photoshop Artists ab und überlegte, wie ich das alles in der Landschaftsfotografie einbauen kann.

„Meine Fotos haben die moderne Landschaftsfotografie mit verändert“

Dazu kam die Arbeit mit ND-Filtern, welche mir ermöglichte, selber zu bestimmen, welche Elemente im Bild ich wie lange belichten wollte. Und so entwickelte ich meinen Style.

Wenn ich mir heute in den sozialen Medien Bilder anschaue, sehe ich sehr viele Dinge die genau so gemacht werden, wie ich das mache. Ich denke viele der Leute wissen gar nicht, dass das ursprünglich „meine“ Techniken waren. Denn das hat sich ja weiterentwickelt. Ich gebe nun seit 2015 Workshops und viele meiner ehemaligen Teilnehmer geben selbst auch Kurse und verkaufen sogar Tutorials mit den von mir gelernten Techniken. Zu Beginn hat mich das ziemlich genervt. Mittlerweile habe ich mich aber damit abgefunden. Es freut mich zu sehen, wie ich die moderne Landschaftsfotografie mit verändert habe.

Foto Erhardt: Wie werden die Fotos nachbearbeitet? Gibt es erst das Bild und dann die Retusche? Oder gibt es erst die Motividee und dann die Suche nach der entsprechenden Landschaft?

„Ich brauche das Gefühl.“

Fabio Antenore: Im Normalfall beginnt es mit einer Location. Ich sehe irgendwo ein Bild eines Ortes oder sehe eine Doku über ein bestimmtes Gebiet. Dann kommt die Recherche. Danach die Planung von Wetter, Gezeiten und so weiter. Die endgültige Bildidee entsteht aber dann erst vor Ort. Ich brauche das “Gefühl”.

Wenn ich zum ersten Mal an einem Ort bin, lasse ich erst mal alles auf mich wirken und versuche dann eine geeignete Komposition zu finden. Danach analysiere ich die Komposition. Ich entscheide ob ich den Fokus oder die Belichtung stacken muss, ich entscheide welche Elemente ich in welcher Belichtungszeit aufnehme oder ob ich sogar einfach alles in einem Singleshot aufnehmen kann (was doch auch etwa 40% meiner Bilder ausmacht).

Zuhause sichten, dann in Lightroom entwickeln und danach in Photoshop das Zusammenbauen der verschiedenen Belichtungen plus abschließendes Finetuning der Farben, Kontraste und so weiter.

Foto Erhardt: Welche Kameraeinstellungen wählen Sie in den verschiedenen Situationen? Was ist hier generell zu beachten?

Fabio Antenore: Auf diese Frage kann ich keine generelle Antwort geben. Und ich bin auch der Meinung, dass es nicht bringt, darüber zu sprechen. Klar gebe ich an Workshops gewisse Richtwerte an. Aber jede Situation muss von Neuem bewertet werden und braucht die entsprechenden Einstellungen.

Dazu kommt es extrem darauf an welche Kamera man verwendet. Bei der D850 beispielsweise kann ich ohne Probleme auch in höheren ISO-Einstellungen arbeiten. Mit einer Canon 5D MK3 als weiteres Beispiel, würde ich immer versuchen die ISO so niedrig wie möglich zu halten.

„Es gibt kein „richtiges“ Motiv.“

Foto Erhardt: Wie finden Sie das richtige Motiv?

Fabio Antenore: Gibt es das “richtige” Motiv? Ich denke, das ist sehr subjektiv. Jeder hat da eigene Präferenzen. Aber als Ausgangspunkt steht oft ein Bild in den sozialen Medien, in einer Zeitschrift und so weiter. Während der Recherche ergibt sich dann oft ein gewisser Plan. Und genau so oft wird das dann doch um 180 Grad anders vor Ort..

Foto Erhardt: Welches Equipment verwenden Sie?

Fabio Antenore: Als Kameras nutze ich die Nikon D850 und die D810. Bei den Objektiven verwende ich das Sigma Art 14mm 1.8, das Sigma Art 20mm 1.4 , das Sigma Art 14-24 f 2.8, das Sigma Art 24-70 f/2.8 sowie das Sigma Sports 70-200 f/2.8

Foto Erhardt: Nutzen Sie weiteres Equipment?

Fabio Antenore: Ich nutze die Filtersysteme von NISI und Stative von Gitzo sowie einen Kugelkopf von Sunwayfoto

Foto Erhardt: Welche Kameratasche nutzen Sie und warum?

Fabio Antenore: Lowepro whistler bp 400 II und einige weitere Lowepro Rucksäcke. Ich arbeite schon seit Jahren mit Lowepro. Und bin bis jetzt immer super glücklich damit. Ich finde im Vergleich zu vielen anderen Brands passt da einfach alles. Sie sind super verarbeitet und die Entwickler haben sich echt was dabei gedacht. Bis jetzt hatte ich noch nie irgendein Problem, immer genug Platz und optisch passen sie auch.

Foto Erhardt: Welche Tipps haben Sie für andere Fotografen?

Fabio Antenore: Macht einfach was ihr für richtig haltet. Lasst euch nicht von irgendwelchen Leuten vorschreiben, was denn nun erlaubt sei in der Fotografie und was nicht. Meinungen gibt es wie Sand am Meer.

Und jeder der behauptet Photoshop habe nichts mit Fotografie zu tun, der soll sich mal mit den alten Meistern wie beispielsweise Ansel Adams befassen. Was wir heute in Photoshop machen, haben die damals in der Dunkelkammer gemacht. Die Bildbearbeitung hat schon immer zur Fotografie gehört. Und es gab schon immer Fotografen, welche sich die Mühe machten ihre Bilder zu perfektionieren und damit Stunden und Tage in der Dunkelkammer verbrachten.

Und gleichzeitig gab es auch schon immer Fotografen, die ihre Bilder einfach vom Labor entwickeln ließen, weil sie keine lust hatten das selber zu tun. Das sind dieselben, die heute in JPG Fotografieren oder groß proklamieren, dass sie ihre Bilder nur kurz 2 min in Lightroom entwickeln. Das alles ist Fotografie. Nur anders ausgelegt.

Foto Erhardt: Was sind Ihre schönsten Momente bei der Fotografie?

Fabio Antenore: Oh, da gibt es so viele. Ich glaube, es ist jedesmal dann, wenn ich einen neuen Teil der Welt zum ersten Mal bereise. Dann passiert etwas Magisches. All die neuen Eindrücke lassen mich richtig euphorisch werden.

Zum ersten Mal etwas zu sehen, dass man davor noch nie gesehen hat, und zu wissen, dass der Großteil der Menschen noch nie sowas gesehen haben, ist unglaublich.

Vor kurzem war ich in Indonesien. Ich sammle da seit mehreren Jahren „Spots“ . Jetzt war ich da, um mit einem lokalen Fotografen eine Fotoreise für das nächste Jahr zu planen. Da gibt es einen Ort, also besser gesagt einen Vulkan – Mount Ijen. Ich habe diesen Ort vor etwa 4 Jahren in einer Dokumentation gesehen. Auf dem Vulkan gibt es einen riesigen See, in türkisblau. Der ganze See besteht nur aus Schwefelsäure und alles sieht aus wie auf einem anderen Planeten. Dieser Ort war, seitdem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, die Nummer 1 auf meiner Bucket List. Und als ich jetzt zum ersten Mal da oben stand, war ich einfach überwältigt. Das Wetter passte auch perfekt und alles war genau so, wie ich mir das erhofft habe! Solche Momente sind tausend mal wertvoller als alles Geld der Welt.

Foto Erhardt: Was macht Sie so erfolgreich?

Fabio Antenore: Bin ich das? Ich glaube, das Wichtigste ist, sich nicht mit Schlechteren zu messen. Ich versuche den Fokus immer nach oben zu halten. Wenn ich ein bestimmtes Level oder Ziel erreicht habe, suche ich das nächst Größere.

Ich gebe immer mein Bestes und bin extrem selbstkritisch (auch wenn ich das nach außen natürlich nicht immer so zeige).

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