13.07.2021

Die bunten Motive der Makrowelt

Die Makrofotografie gehört zu den spannendsten Fotogenres überhaupt. Während Landschaftsaufnahmen beispielsweise die Kraft besitzen, ein Gefühl von Freiheit, Sehnsucht oder Ruhe beim Betrachter auszulösen, kann die Makrofotografie für faszinierende Überraschungsmomente und großes Staunen sorgen.

Denn stark vergrößerte Bilder von Insekten, Blütenblättern und strukturierten Oberflächen offenbaren uns nicht nur ungeahnte Details, Muster und Strukturen, sondern entführen uns in eine Welt, zu der wir zwar alle einen Zugang haben, die wir aber nur selten sehen.

Wie bei jedem anderen Nischenthema gibt es auch in der Makrofotografie spezifische Herausforderungen, vor die der Fotograf gestellt wird und bestimmte Techniken, die es anzuwenden gilt.

So kann zum Beispiel die korrekte Scharfeinstellung eines Motivs aufgrund der starken Vergrößerungen und den engen Arbeitsabständen zum Drahtseilakt werden. Und auch der Umgang mit Makroobjektiven und anderem speziellem Zubehör ein wenig Übung und Geduld erfordern.

Deine bereits vorhandenen Fotokenntnisse auf die Makrowelt zu übertragen, gelingt nur in bestimmten Bereichen. Während die Regeln für Belichtung und Komposition zum Beispiel dieselben sind, können sich die Aufnahmetechniken von denen, die du aus anderen Genres kennst, unterscheiden.

Aus diesem Grund nehmen wir dich mit in die Welt der kleinen Dinge und zeigen dir, wie du an bestimmte Motivtypen bestmöglich herangehst.

Pflanzen im Porträt

Auf den ersten Blick mag es so erscheinen, als wäre es recht einfach, Blumen und Pflanzen eindrucksvoll im Bild einzufangen.

Zwar handelt es sich bei den bunten Fotomodellen um „statische Motive“, jedoch können sie wegen ihrer farbenfrohen Natur eine genaue Reproduktion zur echten Herausforderung machen. Vor allem bei gemischten Lichtverhältnissen.

Auch die Komposition ist oft unerwartet komplex, da die Suche nach der passenden Brennweite, der schönsten Perspektive und besten Aufnahmeposition durch eine beengte Arbeitsumgebung erschwert wird.

Wie so oft spielt auch in der Makrofotografie die Wahl des Objektivs eine wichtige Rolle bei der Bildgestaltung und sollte sorgfältig überlegt werden.

Das Gute: Im Gegensatz zu bewegten Motiven wie Insekten genießt du beim Fotografieren von Pflanzen die Freiheit, in Ruhe mehrere kompositorische Ansätze und Brennweiten ausprobieren zu können.

Wähle zum Beispiel eine kurze Brennweite wie 30 mm (z. B. Sony SEL 30mm f/3,5 Macro), um einen breiten Blickwinkel zu erhalten und das Motiv gut von dem Hintergrund abzuheben. Umgekehrt komprimiert ein Telemakro mit einer Brennweite zwischen 150 und 200 mm (z. B. Irix 150mm f2,8 Macro) die Bildelemente und lässt sie optisch näher zusammenrücken.

Möchtest du ein Teleobjektiv verwenden, solltest besonders auf die Farben im Hintergrund achten, da diese „auslaufen“ und die chromatische Gesamtbalance der Aufnahme beeinflussen können.

„Natürliche“ Unschärfe

Im Kamerawinkel variieren

Schenke dem Betrachter deiner Bilder einen einmaligen Blick auf die Welt der Pflanzen und wähle außergewöhnliche Perspektiven für außergewöhnliche Pflanzenbilder. Ein Fehler, den Fotografen beim Fotografieren von Pflanzen und Blumen nämlich oft machen, liegt in der Wahl des Aufnahmewinkels, der hauptsächlich über die Kamerahöhe gesteuert wird.

Das Objektiv in gerader Linie auf das Motiv zu richten, wird selten zu einem inspirierenden und überraschenden Bild führen, da wir Pflanzen aus dieser Perspektive täglich mit unseren eigenen Augen sehen.

Experimentiere stattdessen mit der Vogel- und Froschperspektive – und den vielen Möglichkeiten dazwischen –, um deinen Fotos eine spannendere Wirkung zu verleihen.

Probiere verschiedene Hintergrundstile aus

Achte auf den Hintergrund deiner Aufnahme und beeinflusse seine Optik durch die Wahl der Brennweite und Blende oder alternative Hintergründe. Durch die Kombination einer längeren Brennweite mit einer Blende von f/2,8 bis f/5,6 zum Beispiel werden Umgebungsdetails in ein farbenfrohes Bokeh verwandelt, was zu subtilen Kontrasten führt.

Möchtest du deinem Makromotiv jedoch einen einen Look à la Studio verleihen, platziere ganz einfach einen farbigen, schwarzen oder weißen Karton hinter deinem Motiv.

Verwende hierbei immer einen voreingestellten Weißabgleich.

Künstliche Farbhintergründe

Insekten im Fokus

Hast du winzig kleine Käfer, Spinnen, Frösche oder anderes Getier vor deiner Linse, wirst du nicht nur mit den grundlegenden technischen Hürden der Makrofotografie konfrontiert werden, sondern auch mit der Tatsache, dass sich dein Wunschmotiv bewegt.

Und sich möglicherweise erschrickt und flüchtet, wenn du mit dem Objektiv zu nah herangehst. Um flinke Insekten und Tiere scharf im Bild einzufangen und sie nicht in ihrem natürlichen Verhalten zu stören, gilt es, die Kameraeinstellungen sowie die Ausrüstung den Aufnahmebedingungen anzupassen.

Eine Möglichkeit besteht zum Beispiel darin, die Verschlusszeiten auf Kosten von Hintergrunddetails zu verkürzen – was verlockend ist, jedoch nicht immer zum Erfolg führt.

Denn viele Insekten bewegen sich so schnell, dass bei den typischen sehr kurzen Fokussierabständen kaum eine Chance besteht, sie korrekt scharfzustellen.

Abhilfe schaffen kann an dieser Stelle zum Beispiel der Einsatz eines Blitzgeräts. Besondere Aufmerksamkeit solltest du auch der Fokussierung schenken.

Bewegt sich dein Motiv, kann zum Beispiel Vorfokussieren eine erfolgsversprechende Technik darstellen.

Tipps für besseres Fokussieren
  • Fokus: Nutze den manuellen Fokus, um den Fokuspunkt so präzise wie möglich setzen zu können.
  • Blende: Wähle eine Blende zwischen f4 und f8, um die bestmögliche Schärfe zu erzielen.
  • Vorfokussieren: Weißt du, dass das Motiv einen bestimmten Punkt im Bildrahmen passieren wird, fokussiere diesen vor, um im perfekten Moment auszulösen.
  • Hilfestellung für die Kamera: Verwende ein Stativ, wenn du vorfokussierst, aber fotografiere Freihand, wenn du weniger aktive Motive ablichtest.


Perfekter Bildausschnitt

Viele Fotografen, die frisch in die Makrofotografie einsteigen, gehen fälschlicherweise davon aus, dass der Schlüssel zu den besten Bildern darin besteht, das leistungsstärkste Objektiv zu wählen und so nah wie möglich an das Motiv heranzugehen, um rahmenfüllende Aufnahmen zu machen.

Dieser Ansatz kann bei sehr kleinen Motiven zwar beeindruckende Fotos liefern, ist jedoch nicht für alle „Motivgrößen“ geeignet.

Lichtest du dein Makromotiv „so groß wie möglich“ im Bild ab, werden interessante Oberflächendetails in den Fokus gerückt, relevante Details der Umgebung jedoch ausgeschlossen, die die Bildwirkung möglicherweise verstärken würden.

Kompositionsfüllende Aufnahmen sorgen für eine abstrakte Bildwirkung

Während bei rahmenfüllenden Aufnahmen – wie bereits erwähnt – Muster und Strukturen bildstark betont werden und eine abstrakte Bildwirkung erzielt wird, kann die Entscheidung für eine „breitere“ Ansicht deinen Aufnahmen eine größere Erzählfähigkeit verleihen, da sie mehr von der Umgebung zeigen.

Eine Komposition mit mehr „Raum“ bietet dir zudem die Freiheit, mehrere Rahmungsoptionen auszuprobieren. Wenn du zum Beispiel ein Insekt auf einer Blume fotografierst, setzt das Einbeziehen der Umgebung die kleine Kreatur in einen Kontext und schenkt dem Betrachter einen umfassenderen Blick auf die Lebensweise und den Lebensraum des Motivs.

Zudem kannst du bei der Bildgestaltung mit Farbkontrasten, Linien und Unschärfeeffekten spielen, um dein Motiv in eine spannende Atmosphäre zu betten.

Makros ausleuchten

Je näher du mit der Kamera an dein Motiv herangehst, desto schwieriger kann es werden, eine optimale Ausleuchtung für dein Motiv zu erzeugen.

Da der Abstand zwischen Motiv und Objektiv bei Makroaufnahmen meist unglaublich kurz ist, solltest du den Aufklappblitz deiner Kamera besser nicht verwenden. Der Grund dafür ist der steile Winkel zwischen Blitzkopf und Motivebene, der zwei Probleme verursacht.

Zum einen ist es unwahrscheinlich, dass die Streuung des Blitzlichts breit genug ist, um das ganze Motiv abzudecken. Zum anderen befindet sich das Objektiv zwischen Lichtquelle und Motiv, was zu einem unvermeidlichen und störenden Schatten auf dem Motiv führt.

Um eine gleichmäßige Beleuchtung deine Makromotivs zu erzeugen, solltest du deshalb lieber entfesselt blitzen. Kabellose Lichtquellen können hierbei unabhängig von der Kamera und dem Objektiv bewegt werden und bieten dir die Freiheit, Schatten aus jedem Winkel auszufüllen.

In welchem Winkel und in welcher Entfernung Licht auf das Motiv fällt, ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Makrofotografie berücksichtigt werden muss.

Gerichtetes Licht ist ein hervorragendes Mittel, um die Textur eines Motivs hervorzuheben, aufgrund der sehr kurzen Abstände zwischen zwei – beliebigen – Bereichen in einem Makromotiv ist der Gradient der Lichtintensität jedoch geringer.

Das bedeutet, dass bei starken Vergrößerungen die Beleuchtung über die gesamte Komposition hinweg ziemlich gleichmäßig ist. Dies kann einen enormen Vorteil darstellen, aber es bedarf einiger Experimente, um die richtige Balance zwischen Textur und Helligkeit zu finden.

Am einfachsten lässt sich die „Härte“ des Lichts beeinflussen, indem man den Blitz an das Motiv heran oder von ihm weg bewegt. Hierbei gilt: Je weiter der Blitz von dem Motiv entfernt ist, desto härter wird das Licht, während die Schatten weicher werden, wenn du näher mit dem Blitzlicht herangehst.

Makrofotografie mit Ines Mondon

Passende Produkte

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.