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04.01.2018

Die 50er Droge – Ein Nachwort

»Wo Punkt ist, soll Fragezeichen werden!«
– Manfred Hinrich

ÄH, WIE JETZT?

Manch einer mag sich bei der Lektüre meines letzten Beitrags vielleicht ein wenig gewundert haben. Und vielleicht bin ich sogar die Antwort auf die Frage, was uns der Autor damit wohl sagen möchte, in den Augen vieler Leser schuldig geblieben.

Das hole ich jetzt nach.

Meine erste digitale Spiegelreflex-Ausrüstung dürfte vielen von Euch bekannt vorkommen: Eine Kamera und ein Objektiv mit einer Brennweite von 18 bis 55 Milimetern. Dieser Optik-Klassiker wird auch heute noch vielen Kameras beigelegt.

Was jedoch viele nicht wissen: Dieses Objektiv ist für den Einstieg eigentlich gänzlich ungeeignet, sofern man denn tolle Fotos erwartet. Geübte Fotografen können natürlich auch aus solchen Linsen fantastische Ergebnisse zaubern, aber der Einsteiger wird sich wohl eher darüber wundern, was alles nicht machbar ist.

Mittlerweile sind besonders bei Einsteigern auch Objektive mit erheblich mehr Zoom sehr beliebt. Die Klassiker sind hier 18–200 mm und größer. Diese Linsen sind für den Einstieg Segen und Fluch zugleich.

Einerseits ist es natürlich reizvoll, mit nur einem Objektiv Landschaften und Gebäude, Menschen, Produkte, Stillleben, Veranstaltungen und Tiere fotografieren zu können. Andererseits fehlt diesen Objektiven ein entscheidendes Gestaltungsmittel.

Lichtstärke.

BLENDE(ND)

Zur Sicherheit hier schnell zusammengefasst die Basics zur Blende: Sie bestimmt die Lichtmenge, die bei der Aufnahme durch das Objektiv zum Sensor der Kamera durchdringt und dosiert die Schärfe in der Tiefe des Bildes.

Angegeben wird sie meistens mit der Formelbezeichnung f (z. B. f/1.4) oder mit einem Verhältniswert (z. B. 1:1.4).

Für die Physiker und Mathematiker: Die Blendenzahl ist der Kehrwert des Verhältnisses zwischen der wirksamen Öffnung und der Brennweite.

Nicht weglaufen bitte. Ich versuche, verständlich zu bleiben.

In der Fotografie wird mit sogenannten Lichtwerten (abgekürzt EV für exposure value) gearbeitet. Die Differenz eines Lichtwertes – z. B. in den Halbautomatiken oder der Programmautomatik Deiner Kamera mit der Belichtungskorrektur dosierbar – entspricht exakt der Differenz einer Blendenstufe in der Blendenreihe. Okay, so richtig verständlich ist das auch nicht. Probieren wir das mal anders.

Eine Blendenreihe sieht wie folgt aus:

1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22,… – diese Zahlen sollten Dir bekannt vorkommen. Jeder Schritt innerhalb dieser Reihe entspricht einer Verdoppelung oder Halbierung der Lichtmenge.

Das bedeutet, wenn Du statt mit Blende f/4 mit Blende f/2.8 fotografierst, lässt Du exakt die doppelte Lichtmenge durch das Objektiv, denn die Blendenöffnung wird größer. Blendest Du hingegen von Blende f/4 auf Blende f/5.6 ab, halbierst Du die Lichtmenge, die durch Dein Objektiv fällt. Heftig, oder?

DER FLUCH DES SUPERZOOMS

Die Flexibilität eines günstigen Objektivs mit Zoom muss leider mit erheblicher Lichteinbuße bezahlt werden. Auf diesen Objektiven finden wir (fast) immer die Angabe 1:3.5–5.6.

Nehmen wir als Beispiel das klassische Objektiv mit einer Brennweite von 18 bis 55 Milimetern. Bei der kleinsten Brennweite von 18 Milimetern können wir die Blende auf f/3.5 öffnen. Wenn wir jedoch auf 55 Milimeter hinaus zoomen steht uns nur noch die maximale Blendenöffnung f/5.6 zur Verfügung.

Bei Objektiven mit deutlich mehr Zoom lässt sich die Blende bei hohen Brennweiten in den meisten Fällen sogar nur noch bis f/6.3 öffnen.

DIE FESTBRENNWEITE

Wer erstmal herausgefunden hat, welches Foto-Thema besonders reizvoll ist, tut gut daran, in eine passende Festbrennweite (zu Deutsch: vom Zoom befreites Objektiv) zu investieren. Diese Objektive zwingen zwar dazu, sich für jedes Foto zu bewegen, belohnen aber mit erheblich größerer Lichtausbeute.

Schauen wir uns mal zwei Objektive im Vergleich an: Das 18–55 mm f/3.5–5.6 und das 50 mm f/1.4. Bei 50 mm Brennweite lässt das Zoomobjektiv nur die Blendenöffnung f/5.6 zu. Wenn wir im Gegensatz dazu die Festbrennweite bei Blende f/1.4 verwenden, fangen wir die 16-fache Lichtmenge ein.

Wir erinnern uns an die Blendenreihe: Von f/5.6 auf f/4 entspricht der doppelten Lichtmenge. Das wird wieder verdoppelt bei Blende f/2.8 und wieder verdoppelt bei f/2 und wieder verdoppelt bei f/1.4 (da wird einem ja schwindelig bei so viel Licht).

UND WAS MACHT JETZT SÜCHTIG?

Ich denke, die wenigsten Einsteiger nehmen spontan 400 Euro oder (viel) mehr in die Hand, um ein Objektiv mit Blende f/1.4 (oder größer) zu kaufen. Zum Glück gibt es eine günstige Alternative: Das 50 mm f/1.8.

Hier bekommt man viel Licht für wenige Euros. Ein sehr geiles Glas hat Pentax im Portfolio, deren Fuffzigeinsachter für Pentax-Bodies mit APS-C Sensoren rangiert stets um die 100 Euro. Ähnlich verhält es sich mit dem Pendant von Canon, das auch bei Videoaufnahmen eine richtig gute Figur macht. Nikon hat selbstverständlich auch ein exzellentes Glas am Markt, und Sony liefert sowohl für A-Mount als auch für E-Mount die passenden Linsen.

Fotografen mit einer Systemkamera von Panasonic oder Olympus kommen natürlich auch nicht zu kurz. Der lichtstarke Einstieg bietet sich bei Olympus mit einem 45 mm f/1.8 an, Panasonic begeistert mit einem sehr günstigen 25 mm Objektiv, das sich bis Blende f/1.7 öffnen lässt. Sehr praktisch: Diese beiden Hersteller setzen auf das gleiche Bajonett-System, Objektive von Panasonic können somit wunderbar an einer Kamera von Olympus verwendet werden. Umgekehrt funktioniert das dann logischerweise genau so gut.

Der Clou dieser Objektive ist jedoch in vielen Fällen nicht einmal die Tatsache, dass viel mehr Licht eingefangen werden kann, sondern dass diese Blendenöffnungen ein bewusstes Spiel mit der Schärfentiefe erlauben.

Nicht jedes Foto ist schön, wenn alles im Bild knackscharf ist. Beim klassischen Porträt dürfen Vorder- und Hintergrund gerne in der Unschärfe verschwimmen. Der Blick des Betrachters wird somit ganz automatisch nur auf die Person gelenkt.

Und genau das ist der Grund, warum so gut wie niemand, der einmal in den Genuss eines Objektivs mit großer Blendenöffnung kommt, jemals wieder ohne so eine Linse fotografieren möchte. Der kreative Kniff, den Hintergrund in der Bedeutungslosigkeit verschwimmen zu lassen und das eigentliche Motiv freizustellen (so beschreibt man diesen Effekt), ist einfach immer wieder eindrucksvoll.

Allerdings: Nicht jedes Foto ist künstlerisch wertvoll, nur weil es bei offener Blende fotografiert wurde. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für Fotos in Schwarzweiss.

Ein klassisches Porträt bei offener Blende.

Ein klassisches Beispiel für ein Foto mit geringer Schärfentiefe dank großer Blendenöffnung.

ZUSAMMENGEFASST

Die Geschichte, die ich im letzten Beitrag erzählt habe, ist einfach ein Klassiker, den ich im meiner Zeit hinter einem Foto Erhardt Tresen unzählige Male erlebt habe. Die Kurzfassung: Mensch sieht tolle Fotos, Mensch kauft Kamera mit Objektiv für alles, Mensch ist mit Fotos unzufrieden, Mensch hat das erste Mal ein 50er drauf, Mensch ist begeistert.

Ich habe in meiner Zeit im Verkauf bei fast jeder Beratung versucht, auf diesen Unterschied aufmerksam zu machen, habe meine Kunden vergleichende Bilder fotografieren lassen, aber die wenigsten haben in dem Moment den Unterschied realisiert. Das lag auch ganz klar an den kleinen Kamera-Displays. Aber vielen Kunden war die Kamera viel wichtiger als das Glas.

Dabei spielen die Objektive die entschieden größere Rolle.

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