Oster Aktion
Bis zu 10 % Rabatt
10 % Rabatt bis 499,99 €*
5 % Rabatt ab 500,00 €*
Weitere Gutscheincodes
Dealzone Angebote
21.11.2019

Der Ruf des Goldes: Ein Gespräch zwischen Sebastião Salgado und Alan Riding

Sebastião Salgado erhielt am 20. Oktober den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Berühmt wurde er mit „Gold“, das mit bisher unveröffentlichten Bildern in einer über Jahre hinweg erweiterten Neuausgabe nun erschienen ist.

Ein Jahrzehnt lang weckte die Serra Pelada Sehnsüchte nach dem legendären Goldland El Dorado. Sie wurde zur weltgrößten Freiluftmine, in der unter unmenschlichsten Bedingungen rund 50.000 Goldgräber arbeiteten. Heute ist Brasiliens Goldrausch nur noch Stoff für Legenden, am Leben erhalten nur durch die Fotografien von Sebastião Salgado, dessen Bilder dazu beitrugen, die Mine zu schließen. Sebastião Salgado setzte sich mit seinem alten Freund und früheren Korrespondenten der New York Times, Alan Riding, zusammen, um über „Gold“ zu sprechen.

Alan Riding (recht) sprach mit Sebastião Salgado (links) über sein neues Buch GOLD, das im Taschen Verlag erschienen ist.

Alan Riding: Serra Pelada war bereits einige Jahre in Betrieb, bevor Sie dort waren. Wieso sind Sie nicht früher gegangen?

Sebastião Salgado: Diese Mine wurde 1980 entdeckt, dem ersten Jahr, in dem Lélia und ich nach fast elf Jahren Exil nach Brasilien zurückkehren konnten, nachdem wir das Land während der Militärdiktatur aus politischen Gründen verlassen hatten. Die Mine interessierte mich, weil dort jeder Fotograf hinging, aber das Militärregime ließ mich nicht. Genauso lief das 1981, erneut 1982 und so weiter. Erst 1986 gab die Bundesregierung endlich die Kontrolle über die Mine auf und überließ sie einer Genossenschaft, die von den ursprünglichen Prospektoren gegründet worden war. Die erlaubten mir dann den Zutritt.

Gold mine of Serra Pelada, State of Pará, Brazil, 1986 (Foto: © Sebastião Salgado)

War es so, wie Sie es erwartet hatten?

Die meisten Journalisten würden da nur einen Tag bleiben. Ich blieb über einen Monat. Als ich an der Mine ankam und in dieses Loch blickte, sah ich dann eine Masse von Menschen, die ohne irgendwelche Hilfsmittel mit der bloßen Hand gruben. Ich dachte, das kann nicht wahr sein! Das Geräusch der auf den Boden hämmernden Spitzhacken klang wie das Geräusch in den Seelen dieser Schürfer. Sie waren zu Sklaven des Goldes geworden.

Gold mine of Serra Pelada,
State of Pará, Brazil, 1986
(Foto: © Sebastião Salgado)

Als Sie in Serra Pelada ankamen – was hielt man dort von diesem Außenseiter mit den blonden Haaren und dem Bart?

Die Bergleute dachten, ich wurde geschickt, um sie auszuspionieren. Nachdem ich also am Rand des Lochs angekommen war, hörten plötzlich alle mit der Arbeit auf und begannen, einen gewaltigen Lärm zu machen, indem sie auf ihre Äxte und Spaten klopften. Ich fing dann zu fotografieren an und stieg in die Mine hinunter, aber jeder, an dem ich vorbeikam, hieb mit einer Tüte voller Schlamm auf mich ein. Bereits nach 20 Metern war ich vollkommen mit Schlamm bedeckt, ebenso meine Kameras. Ein Polizist sah mich und sagte: „Hey, Gringo, ich will deinen Pass sehen.“ Ich erwiderte, dass ich keinen Pass hätte, also legte er mir Handschellen an und zog mich brutal zur Seite. Als die Bergleute das sahen, wurde ihnen schlagartig klar, dass ich kein Agent sein konnte. Sofort begannen sie, den Polizisten durch Zwischenrufe zu belästigen. Der Typ brachte mich zu seinem Vorgesetzten, der sofort erkannte, dass ich Brasilianer war. Er gab den Befehl, mich frei zu lassen. Als ich später in die Mine zurückkehrte, wurde ich jubelnd empfangen. Von dem Moment an war ich total akzeptiert.

Gold mine of Serra Pelada,
State of Pará, Brazil, 1986
(Foto: © Sebastião Salgado)

Die Polizeipräsenz war wahrscheinlich notwendig, aber verkomplizierte die Dinge auch.

Es gab massive Spannungen. Manchmal wurden Bergmänner durch Polizisten getötet, und da hier viele Steine herumlagen, wurden einige Polizisten zu Tode gesteinigt. Die Stimmung zwischen Schürfern und Polizisten war stets sehr angespannt.

Können Sie Ihren typischen Tag in Serra Pelada beschreiben?

Wenn jemand einen Film dreht, hat er ein fertiges Drehbuch und weiß in der Regel, was er jeden Tag zu tun hat. Als Fotograf ist Ihnen zwar klar, wohin Sie gehen, aber Sie wissen nicht, was Sie dort erwartet. Also ging ich mehrmals am Tag in der Mine rauf und runter.

In dieser vordigitalen Zeit haben Sie mit Film gearbeitet. Wie haben Sie den vor dem Schlamm geschützt?

Das war kein Problem. Wenn ich den Film wechseln musste, dann habe ich das einfach gemacht. Ich hatte immer drei Leicas mit 28-, 35- und 60-Millimeter-Objektiven dabei. Die brauchte ich, da die Zoom-Objektive damals noch nicht so gut waren. Heute sind sie perfekt.

Gold mine of Serra Pelada, State of Pará, Brazil, 1986 (Foto: © Sebastião Salgado)

Als wir uns 1980 zum ersten Mal in Mexiko begegnet sind, haben Sie wie die meisten Fotografen mit Farbfilm gearbeitet. In Serra Pelada haben Sie dann Schwarzweiß-Film benutzt. Warum?

Ich finde Farbfotos schwierig. Beim Entwickeln kommt zunächst immer ein bestimmtes Rot hier oder eine andere Farbe da zum Vorschein. Diese Farbflecken sieht man stets als erstes, nicht die Persönlichkeit, den Ausdruck oder die Würde der Person. Schwarzweiß ist immer eine Abstraktion, und innerhalb dieser Abstraktion finde ich all die Grautöne, die eben nicht rein schwarz oder weiß sind. Diese Grautöne sind es, die mir die Konzentration auf ein Gesicht ermöglichen.

Das vollständige Interview findest du hier.

Sebastião Salgado ist einer der berühmtesten Reportage-Fotografen der Welt. Der Brasilianer wurde am 20.10.2019 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet und ist damit erst der zweite Bildkünstler, der diese renommierte Auszeichnung erhält.

Über das Buch:
„Gold“ von Sebastião Salgado
Erweiterte von Sebastião Salgado aktualisierte Neuausgabe
Hardcover, 24,8 x 33 cm, 208 Seiten
50 Euro

Ebenfalls erschienen als signierte und limitierte Collector‘s Edition und als Art Edition im Taschen Verlag

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.