25.12.2020

Corporate- und Reportage-Fotograf Thomas B. Jones im Interview

Der Corporate- und Reportage-Fotograf Thomas B. Jones über seinen Quereinstieg in die Fotografie, die Neuausrichtung seines Portfolios, seinen Wechsel von einem DSLR-Vollformat- zum FUJIFILM X System und seine Erfahrungen mit der neuen X-S10.

Thomas, bis vor ein paar Jahren warst du Produktmanager im IT-Bereich. Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Das war eine typische Quereinsteigerkarriere, wie bei vielen anderen auch. Ich habe mir eine teure Kamera gekauft und trotzdem aus heutiger Sicht zunächst allenfalls mittelmäßige Bilder gemacht. Ein Bekannter hat mich dann irgendwann gebeten, Brautkleider abzulichten. Er war zufrieden und hat mich jeder Braut, die ein Kleid gekauft hat, weiterempfohlen. So bin ich 2007 zur Hochzeitsfotografie gekommen.

Da war der Hochzeitsfoto-Markt noch nicht so übersättigt, oder?

An Anfragen hat es damals jedenfalls nie gemangelt. Ab 2010 habe ich dann meine Kompetenzen zusätzlich in Richtung Business-Porträts, Corporate-Publishing und Eventfotografie erweitert. Meinen Job im Produktmanagement habe ich trotzdem in Teilzeit weiter betrieben – erst 2015 habe ich den Absprung ins Profilager gewagt …

… und der ist dir offenbar gut bekommen …

Danke, ich kann nicht klagen. Ich denke neben meinen handwerklichen und kreativen Fähigkeiten liegt das auch daran, dass ich durch meine berufliche Herkunft die Sprache meiner Kunden spreche: Ich weiß, wie die ticken und was sie brauchen.

Weinlese in Esslingen.

Inzwischen tendiert dein Portfolio in Richtung Editorial und Reportage. Wie kam‘s?

Das sind einfach die Sujets, die mich am meisten begeistern. Ganz gleich, ob ich einen Winzer begleite, der einen neuen Wein kreiert, oder einen Abgeordneten bei seiner Arbeit im Landtag: Wenn ich spontan agieren kann bzw. muss, laufe ich zur Bestform auf.

Parallel zu deiner inhaltlichen Neuausrichtung bist du auf ein anderes Kamerasystem umgestiegen – eine Zwangsläufigkeit?

Nein, anfänglich waren persönliche Erwägungen ausschlaggebend. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich privat kaum noch fotografiere, einfach weil ich schlicht keine Lust hatte, meine schwere Vollformat-DSLR mit auf Grillpartys oder Ausflüge mitzuschleppen. Also habe ich nach einer Alternative gesucht und bin auf das FUJIFILM X System gestoßen, das mich ziemlich schnell überzeugt hat.

Alex Maier – Reportage zum Wahlkampf.

Mit welchem Modell bist du damals eingestiegen?

Das war noch die X-T1, inzwischen arbeite ich mit der X-T4. Die X-Pro3, die ja noch ein wenig kompakter und dezenter ist, setze ich ebenfalls oft ein – für mich privat aber auch in der Reportage- und der Street-Photography.

Was sind aus deiner Sicht die Vorteile des X Systems?

Das Produktdesign, insbesondere das haptische Bedienkonzept, das durch die vielen Knöpfe eine unmittelbare Kontrolle der wichtigsten Parameter ermöglicht. Darüber hinaus natürlich: die kompakten Abmessungen und das vergleichsweise geringe Gewicht, vor allem in Kombination mit den kompakten Festbrennweiten.

Welche Objektive nutzt du hauptsächlich?

Im Wesentlichen entstehen meine Bilder mit dem FUJINON XF23mm F1.4 R, dem XF35mm F1.4 R und dem XF56mm F1.2 R. Falls es das Motiv erfordert, arbeite ich auch mit dem XF16-55mm F2.8 R LM WR oder dem XF50-140mm f2.8 R LM OIS W.

Isarael.

Vermisst du den Vollformat-Sensor überhaupt nicht?

Kein Stück. Die technische Bildqualität digitaler APS-C-Kameras ist inzwischen auf ähnlichem Niveau, selbst in Lowlight-Situationen: Dank der rückseitig belichteten FUJIFILM X-Trans Sensoren sind Aufnahmen bis ISO 3200 und sogar 6400 definitiv machbar – zumal die X-Trans-Technologie für ein harmonisches, ja ein geradezu analoges „Digitalkorn“ sorgt. Bei großen werblichen Jobs, bei denen es auf ultimative Bildqualität und einen besonders großen Dynamikumfang ankommt, arbeite ich ohnehin mit dem FUJIFILM Mittelformatmodell GFX 50R. Für alles andere nutze ich ausschließlich meine Kameras der X Serie. Ich habe festgestellt, dass das meinen Bildern guttut, gerade im Reportagebereich.

Inwiefern?

Das System ist derart kompakt, dass mich die Menschen gar nicht als Profifotografen wahrnehmen. Dadurch agieren sie natürlicher, das Ergebnis sind authentischere People-Aufnahmen.

Zuletzt hast du die brandneue FUJIFILM X-S10 bei einem Editorial-Shooting getestet. Wie waren deine Erfahrungen?

Ich war sehr angetan. Wir haben unter anderem in einer schummrigen Bar fotografiert, und der Autofokus hat auch unter diesen Lichtbedingungen sehr schnell reagiert, inklusive Gesichtserkennung. Die Handhabung gefällt mir sehr gut, angefangen vom dreh- und schwenkbaren Touchdisplay bis zum tief ausgeformten Kameragriff. Der Body, der ja noch ein Stück schmaler ausfällt als bei den anderen Kameras der X Serie, liegt dadurch sehr sicher in der Hand. Ich war überrascht, wieviel Technik aus der X-T4 hier eingeflossen ist, trotz des vergleichsweise günstigen Preises. Die FUJIFILM X-S10 mag vor allem für ambitionierte Amateure und Semiprofessionelle konzipiert worden sein, als Zweitbody ist sie für mich aber auch eine klare Empfehlung für Profis.

Editorial-Shooting mit der neuen X-S10: The New Gentlemen’s Style

Shootest du eigentlich im JPEG- oder im RAW-Format?

Sowohl als auch. Wenn es auf absolute Farbtreue ankommt, ist RAW fraglos das Mittel der Wahl. In allen anderen Fällen bin ich sehr angetan von der kamerainternen Bildverarbeitung der Kameras der X Serie. Vor allem die Filmsimulationen haben es mir angetan. Die X-S10 bietet nicht weniger als 18 verschiedene davon. Bei besagtem Editorial-Shooting habe ich mich bei den Schwarzweiß-Aufnahmen für die „Acros“- und bei den Farb-Shots für die „Classic Chrome“-Filmsimulation entschieden. Das ist ja das Tolle am FUJIFILM X System: Im Zweifel sind die Bilder im Moment des Auslösens fertig. Ich kann die Bilder also per Bluetooth oder WLAN über mein Handy in Sekunden posten oder meinen Kunden schicken.

Abschließend: Du betreibst neben deiner Arbeit als Fotograf einen YouTube-Kanal und gleich zwei Podcasts – eine zeitlich aufwändige Geschichte. Was treibt dich an?

Mit dem Photologen-Podcast adressiere ich Fotobegeisterte, der „Fotografie Business“-Podcast, den ich zusammen mit dem Business-Coach Michael Omori Kirchner moderiere, wendet sich vor allem an professionelle Kollegen. Die beiden Podcasts wie auch mein YouTube-Kanal erhöhen natürlich meine Sichtbarkeit, und das ist gut so. Am Ende des Tages macht es mir aber schlicht und einfach Spaß. Ich rede einfach gerne, über das, was ich tue und was mich umtreibt.

Über den Fotografen:

Thomas B. Jones ist ein deutsch-amerikanischer Fotograf, der sich auf Porträt-, Corporate-Publishing- und Reportagefotografie spezialisiert hat. Jones kommt ursprünglich aus dem Produkt-Management und -Marketing, heute fotografiert er für Magazine, Agenturen und Unternehmen Porträts, Reportagen, Editorials und Werbemotive. thomasjones.de

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