13.09.2019

Color-Grading für Profis

Color-Grading kommt ursprünglich aus der Filmbranche. Der Colorist nimmt die notwendigen Farbkorrekturen in Bezug Helligkkeit, Farbe und Gradation vor, um die vom Regisseur gewünschte Stimmung umzusetzen.

Schaffung eines eigenen Styles

Der Tätigkeitsbereich eines Coloristen hat sich in der digitalen Welt stark vergrößert. Wo es früher „nur“ der Film war, kommt heute Color-Grading in vielen Bereichen vor. Dazu gehören Werbung, Musikvideos oder auch Kinofilme, da mehr oder weniger alles heutzutage digital bearbeitet wird oder besser gesagt, einen digitalen Workflow durchläuft. So müssen zum Beispiel im Rahmen einer Produktion Farbstimmungen unterschiedlicher Szenen angeglichen werden, die an unterschiedlichen Orten und Zeiten gedreht wurden.

Eine andere wichtige Funktion des Color-Gradings besteht in der Schaffung eines eigenen Stils. Eine eigene Farbstimmung mit Wiedererkennungswert, quasi mein eigener künstlerischer Fingerabdruck steht hier im Mittelpunkt. Color-Grading ist somit in der heutigen, schnelllebigen Welt mit all der Bilder- und Bewegtbildflut weit mehr als nur eine Farbkorrektur im klassischen Sinn.

Color-Grading in der Fotografie

In der analogen Fotografie war Color-Grading mehr oder weniger nicht existent. Professionelle Fotoproduktionen wurden auf Diamaterial umgesetzt und die künstlerische Farbgebung lag durch den gezielten Einsatz von Licht in der Verantwortung des Fotografen. Notwendige Farbkorrekturen für komplette Bildserien, wie sie zum Beispiel bei Katalogaufnahmen von Bedeutung waren und sind, wurden dann in der Vorbereitung der Druckvorlagen durchgeführt. Dies änderte sich mit dem Siegeszug der digitalen Fotografie.

Der Bildbearbeitungsprozess ist nun Bestandteil der digitalen Fotografie und gehört somit in den Aufgabenbereich des Fotografen. Aus diesen Grund ist für einen Fotografen ein kalibrierter Monitor unumgänglich, da es sich somit nicht mehr um einen geschlossenen Workflow mehr ist, wie es früher in der Druckvorstufe der Fall war. Im Rahmen des Bildbearbeitungsprozesses ist Color-Grading ein absolutes Topthema. Entweder wird das Color-Grading vom Fotografen selbst oder von Mediengestaltern durchgeführt. Dank der sehr beliebten Instagram-Filter erlangte Color-Grading auch bei Amateurfotografen eine große Popularität. Dieses lässt sich auch in den unzähligen Pre-Sets, die für Lightroom angeboten werden, gut erkennen.

Color-Grading im Profiumfeld

Wird Color-Grading in professionellen Umfeld eingesetzt, sollte es immer in einem standardisierten Farbmanagement-Prozess eingebunden sein. Bei der Produktion einer Kampagne ist es wichtig, dass die Farbstimmung durch ein Pre-Set jederzeit abrufbar auf das jeweilige Bild angewandt werden kann. Es empfiehlt sich daher bereits bei der Aufnahme in RAW zu arbeiten und eine Referenzaufnahme zu behalten sowie im Bildbearbeitungsflow einen kalibrierten Monitor mit einzubinden. Die Manipulation der Farben im Rahmen des Color-Gradings ist meist zielgruppenabhängig, so werden gerne poppige Farben für Kinder, kühle Farbgebung für Sportthemen oder Colorierungen für Retroeffekte gerne gewählt. Die Manipulation wird dabei auch sehr subtil durchgeführt, indem beispielsweise nur Schattenbereiche oder die Lichter farblich bearbeitet werden. Für gleichbleibende Ergebnisse in Fotoserien ist es am besten, die einzelnen Schritte für die Farbmanipulation mit Hilfe von Photoshop-Actions abzuspeichern.

Der Fokus liegt bei kreativen Amateuren meist wahrscheinlich weniger auf einem einheitlichen individuellen Look & Feel über ganze Bild-Serien hinweg. Hier eignen sich dann Lightroom- oder Photoshop-Plugins wie die Nik-Kollektion. Mit Hilfe dieser Plugins werden die Bilder mit vorgefertigten Filtern recht einfach manipuliert. Dazu gehören beispielsweise „Vintage“- oder „Retro“-Filter mit und ohne Vignettierung, Sepia-Tönungen oder „Warmer Sonnenuntergang“. Hier gibt es unzählige Variationsmöglichkeiten und auch hier lässt sich alles individuell einstellen und speichern. Das ist eine gute Alterative zu den selbsterstellten Photoshop-Actions, da die Filter der Photoshop-Plugins einfach und intuitiv nutzbar sind.

Color-Grading und Social-Media-Plattformen

Selbstverständlich ist Color-Grading auch auf Youtube nicht mehr wegzudenken. Selbst einfach produzierte Vlogs weisen heutzutage eine erstaunlich gute Qualität auf. Youtuber und Vlogger mit künstlerischem Anspruch verpassen ihren Clips gerne einen persönlichen Stil, in dem sie Color-Grading einsetzen. Die visuelle Wahrnehmung der Konsumenten wird natürlich durch den grossflächigen Einsatz bei Werbe- und Spielfilme, bei Instagram und bei vielen Youtube-Filmen beeinflusst. Seinen Beitrag leistet hier sicherlich auch die nicht unerhebliche virale Verbreitung über SocialMedia-Plattformen

In der digitalen Fotografie stellt sich bei Amateuren oftmals eine gewissen Enttäuschungen ein, wenn für teures Geld eine Spiegelreflex-Kamera angeschafft wurde, und die unbearbeiteten RAW-Dateien dann irgendwie flau und nicht gerade brillant aussehen. Eine Regel hat immer noch Bestand: gute Fotografie benötigt nicht zwangsläufig Color-Grading, zumindest wird ein schlechtes Foto dadurch nicht unbedingt besser. Erfahrene Fotografen setzen Color-Grading aus diesem Grund zurückhaltend oder akzentuiert ein. Eingefangene fotografische Stimmungen werden dadurch sehr gut optimiert. Zumal, ausgehend vom RAW-Format, eine Bildoptimierung eh durchgeführt werden muss, wenn ich es nicht in einem „Nicht-RAW-Format“ der Automatik der Kamera überlassen möchte. Damit setzen sich viele ambitionierte Fotografen bewusst von der Mentalität ab, massenhaft Schnappschüsse mit aktuellen Instagram-Filtern aufzupeppen und möglichst täglich auf SocialMedia-Plattformen zu verbreiten.

Über den Autor:

Dietmar Temps ist diplomierter Medien- und Photoingenieur sowie ausgebildeter Fotograf mit über 20 Jahren Berufserfahrung in der Medienbranche. Er lebt in Köln, Deutschland. Seine ersten beruflichen Schritte in der Fotografie konnte er als Fotoassisent in ganz Europe sowie in Amerika sammeln. Im Anschluss studierte er Photo- und Medientechnik an der Technischen Hochschule Köln. Aktuell liegt sein Hauptaugenmerk auf der Realisierung von Foto- und Internetprojekten mit einem starken Fokus auf Reisefotografie, Social Networking und Video Streaming.

Auf seinem Travel-Blog schreibt er über seine Fotoreisen an die schönsten Flecken dieser Erde, die er in den zurückliegenden Jahren unternommen hat. Darunter waren viele Reisen nach Afrika, Süd Amerika und Asien.

Auf seiner Webseite finden sich zahlreiche Foto-Serien seines fotografischen Schaffens das in Bildbänden, Magazinen und Travel Blogs veröffentlicht wurde.

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