18.07.2020

Canon RF 50mm f1.2 L USM

50 mm haben als Standard-Festbrennweite einen festen Platz im Koffer eines jeden Fotografen – selbst Einsteiger werden bei Canon mit einer
100-Euro-Variante versorgt. Was bekommt man aber für die 23-fache Summe?

Okay, okay, der Vergleich hinkt natürlich – die Preisdifferenz ist zwar gewaltig, doch für Perfektion zahlt man ja grundsätzlich ein gutes Bisschen mehr – und der Unterschied zwischen den beiden Linsen ist größer als er auf den ersten Blick aussieht: So bedeutet der Sprung von f/1.8 zu f/1.2 faktisch eine ganze Blendenstufe und damit die doppelte Lichtmenge – im Klartext, warst du vorher bei ISO 6.400, reicht jetzt 3.200 aus. Von Bokeh sprechen wir da noch gar nicht. Und auch in Sachen Verarbeitung und Bildqualität soll das RF neue Maßstäbe setzen; bei Canon fällt hinter vorgehaltener Hand immer wieder der Vergleich zu Zeiss.

Mit fast einem Kilo ist das Canon recht schwer, dafür aber sehr gut verarbeitet. Es ist scharf und hat einen sehr schnellen Autofokus verbaut.

Ausstattung

Bevor wir zur Bildqualität kommen, sprechen wir zunächst über die Eckdaten. Das RF 50 mm F1.2L USM, ist aus dem Canon- typischen Kunststoff gefertigt, etwas matter als bislang gewohnt, und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Der Fokusring ist leicht zu drehen und der neue Funktionsring, der ganz vorne sitzt, ist frei programmierbar. Sonst bietet das Objektiv noch den obligatorischen AF-MF-Schalter und einen Fokus-Limiter, aber keinen Bildstabilisator und auch keine Fokusskala mehr. Canon betont, die Konstruktion sei auf höchstem Niveau gegen Staub, Dreck und Wasser geschützt und verfüge über einen stoßdämpfenden Mechanismus für mehr Robustheit und Langlebigkeit. Von all dem ummantelt, verrichten 15 Linsen in 10 Gruppen ihren Dienst, darunter eine UD-Linse. Canon setzt auf eine 10-Lamellen-Blende (f1.2-f/16), was relativ ungewöhnlich ist und für interessante Stern-formen beim Abblenden sorgt. Angetrieben wird das Paket, wie bei Canons L-Klasse üblich, von einem Ultraschallmotor. 

In der Praxis begeistert Canons Premium-Festbrennweite mit schnellem Autofokus, der gerade in Kombination mit der EOS R zu-verlässig auf Augen scharfstellt – was bei dieser Offenblende eine ordentliche Leistung ist. Ein Raumwunder hat Canon dabei aber nicht geschaffen: Das 50er RF wiegt fast ein Kilogramm und ist über zehn Zentimeter lang. An der EOS R ist es aber dennoch gut ausbalanciert.

Bildqualität

Wer sich mit der Objektiv-Elite vergleicht, sollte auch richtig was liefern können – und so schaut es auch aus. Benjamin Kirchheim von Digitalkamera.de bescheinigt dem 50er eine sehr gute Auflösung bei Offenblende. Ken Rockwell geht in seinem Test sogar noch etwas weiter und beschreibt die Blende 1.2 als „ultra-scharf“, auch und gerade in den Ecken. Und sonst? „Die chromatischen Aberrationen bewegen sich nahe der Nulllinie und auch die Verzeichnung ist mit maximal 0,2 Prozent Tonnenfom minimal“, schreibt Digitalkamera.de. Die Vignettierung betrage 0,9 Blendenstufen, falle wegen des seichten Übergangs aber kaum auf. Rockwell lobt auch das schön runde Bokeh. Kritikpunkte? Fehlanzeige! 

Das sagen die Kollegen …

digitalkamera.de:

„Das Canon RF 50 mm 1.2 L USM ist zwar kein preisgünstiges Objektiv, dem Canon zudem eine höherwertige Verarbeitung hätte spendieren können, an der optischen Leistung jedoch gibt es fast nichts zu mäkeln. Der Autofokus ist nicht der schnellste, aber flott genug und manuell lässt sich das 50er ebenfalls hervorragend fokussieren. Interessant ist die Kombination aus kreisrunden Unschärfescheibchen bei offener Blende und der Möglichkeit, einen deutlichen Sternstrahleneffekt bei geschlossener Blende dank der geraden Anzahl von zehn Blendenlamellen hervorrufen zu können. Dominantes Gegenlicht mag das Canon nicht gerne, dafür treten praktisch keine optischen Fehler auf“ (Benjamin Kirchheim)

Ken Rockwell:

„Das Canon 50 mm f/1.2 für RF ist ultrascharf, hat eine tolle Autofokus-Performance, keine Bildfehler und einen eigentlich angemessenen Preis. Der ist aber trotzdem ziemlich hoch – und das Objektiv ist ziemlich groß und schwer.“ (Ken Rockwell)

Das PhotoWeekly-Urteil

Das hat uns gefallen: Die Kombination aus Schärfe, Autofokus und f/1.2-Bokeh adelt das 50er zu der vielleicht besten Festbrennweite, die Canon je gebaut hat. Sein vollstes Potenzial wird es spätestens dann zeigen, wenn ein R-Body mit Bildstabilisator auf den Markt kommt.

Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Größe und Gewicht sind ein notwendiges, aber nerviges Übel. Wirklich gefreut hätte uns aber ein Bildstabilisator. Der Funktionsring sollte beim nächsten Mal näher an die Kamera, dann wäre das Objektiv leichter zu bedienen.

Über den Autor:

Diese Artikel wurde uns freundlicherweise vom Magazin photo weekly, Heft 24/2019 zur Verfügung gestellt. Weitere Informationen zum Magazin erhaltet Ihr hier.

Passende Produkte

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.