09.04.2019

Bastian Werner: „Ich wollte die Stürme jagen!“

Sturmjäger, Wetterfotograf – Gewitter fotografieren

Wir sprachen mit Bastian Werner über präzise Shooting-Planung, nahe Blitzeinschläge und Objektive, die jedem Sturm trotzen.

Gewitterzelle in Thailand – Überlagerung mehrerer Aufnahmen (Tamron 35mm 1:1.8, ISO 200, f/3.2, 5s)

Foto Erhardt: Bastian, wie kommt man darauf, Wetterfotograf zu sein?

Bastian Werner: Bei mir gab es schon als Kind eine hohe Faszination für das Wetter. Ich war auch schon immer luftfahrtbegeistert und habe dann mit Segelfliegen angefangen. Das war auch der Zeitpunkt, an dem ich zu fotografieren begann. Während ich dann die Meteorologie für das Fliegen gelernt habe, bin ich auf die „Storm-Spotter“ gestoßen, eine damals noch kleine Gruppe, die Unwetter fotografiert haben. Die haben aber einfach darauf gewartet, dass ein Gewitter bei denen zu Hause stattfand.

Sturm auf Rügen (Tamron 100-400mm, 400mm, ISO 320, f/11, 1/3200s)

Foto Erhardt: Davon bist du heute ja weit weg…

Bastian Werner: Genau, das war mir schnell nicht mehr genug, ich bin immer weiter rausgefahren, um die Stürme zu jagen. Und ich begann mich auch für andere Wetterphänomene zu interessieren, wie Nebel oder Abendrot, und wie man das vorhersagen kann. Diese Technik habe ich immer weiter verfeinert.

Gewitterfront bei Münster – Panorama aus der Hand (Tamron 15-30mm, 15mm, ISO 400, f/4.5, 1/160s)

Vorbereitung des Shootings

Foto Erhardt: Wie läuft so ein Shooting ab? Wie bereitest du dich vor?

Bastian Werner: Ich suche mir zuerst das Wetter aus, dann die Landschaft. Wenn ich also Nebel fotografieren möchte, vielleicht in Verbindung mit einer Burg, dann suche ich nach passenden Motiven und schaue, wann so ein Ereignis eintreten kann. Dafür ist es wichtig, immer die Wettermodelle und Prognosen zu kennen – und damit meine ich keine Wetter-Apps oder die Vorhersage der Tagesschau, sondern sehr detailreiche Daten des Deutschen Wetterdienstes. Wenn ich dann on Location bin, orte ich die Blitze mit einem Blitzortungssystem und nutze das Echtzeit-Wetterradar. Man sieht, es steckt viel Planung dahinter.

Superzelle in Sachsen-Anhalt (Tamron 15-30mm, 15mm, ISO 100, f/10, 1/2s)

Foto Erhardt: Da geht es doch dann manchmal hoch her, oder?

Bastian Werner: Es ist natürlich ungemütlich, aber bis auf ein paar nahe Blitzeinschläge auch überschaubar. Regen und Wind machen es schwerer, zu fotografieren – daher versuche ich, nicht im Gewitter selbst zu sein.

Superzelle bei Pforzheim (Tamron 15-30mm, 15mm, ISO 100, f/10, 1/5s)

Welches Equipment wird für die Wetterfotografie benötigt?

Foto Erhardt: Welches Equipment eignet sich bei solchen Bedingungen für die Wetterfotografie?

Bastian Werner: Ich setze auf eine Nikon-Vollformatkamera mit hochwertigen Tamron-Objektiven. Mein absolutes Standard-Objektiv ist das 15-30 mm f/2.8 SP. Das ist super abgedichtet, lichtstark und hat vor allem einen großartigen Bildstabilisator. Beim Gewitter wird es manchmal unglaublich dunkel, da muss ich länger belichten und nutze selten ein Stativ, dafür geht es zu spontan und zu windig zu. Und 15 mm Brennweite am Vollformat ist perfekt für Gewitterfronten, die sich sehr breit ausdehnen können.

Shelf Cloud über Rapsfeld (Tamron 15-30mm, 15mm, IO 250, f/8, 1/60s)

Foto Erhardt: Und darüber hinaus?

Bastian Werner: Eine meiner Spezialitäten ist das Fotografieren von Blitzen mit Festbrennweiten. Die Tamron Festbrennweiten 35 mm, 45 mm und 85 mm f/1,8 SP haben alle den Vorteil, dass die Linsen weit zurückversetzt sind, in Verbindung mit der Gegenlichtblende kommt da fast nie Wasser auf die Frontlinse. Die Kombination ist mit der sehr hohen Lichtstärke gerade für dunkle oder weiter entfernte Gewitter geeignet. Und wenn das Unwetter mal wirklich weit weg ist, nutze ich das Tamron 100-400 mm f/4,5-6,3 Di VC USD. Das ist gut geschützt und vor allem sehr leicht und daher ideal für unterwegs.

Blitze im Südschwarzwald – Überlagerung mehrerer Aufnahmen (Tamron 45mm, ISO 100, f/5, 30s)

Tipps für Wetterfotografen

Foto Erhardt: Hast du Tipps, die du unseren Lesern mitgeben würdest, die auch Wetter fotografieren wollen?

Bastian Werner: Für das Fotografieren von Blitzen am Tag gibt es spezielle Auslöser, die genau dann die Kamera auslösen, wenn der Blitz einschlägt. Abends oder nachts reicht in der Regel eine einfache Langzeitbelichtung. Wer wenig Equipment hat, sollte sich entweder ein 15-30 mm f/2,8 oder das Tamron 24-70 mm f/2,8 G2 zulegen. Vorbereitung und Ahnung vom Wetter sind essenziell; starkes Abendrot beispielsweise tritt auf, wenn der Tag dunkel und bewölkt war und es abends plötzlich hell wird. Generell muss ich aber sagen, dass Wetterfotografie ein unglaublich weites und komplexes Feld ist. Ich habe dazu mit „Fotografieren mit Wind und Wetter“ ein ganzes Buch geschrieben, das für jeden Fotografen spannend ist, der draußen fotografiert.

Shelf Cloud zum Sonnenaufgang (Tamron 15-30mm, 15mm, ISO 100, f/8, 1.6s)

Über Bastian Werner:

Was vor etlichen Jahren als Hobby im Jugendalter begann, ist heute eine Wissenschaft für sich: Bastian Werner ist Sturmjäger und Wetterfotograf. Seine Bilder finden sich in seinen Büchern, auf Instagram und in Fernsehen und Print wieder. Auf seiner Webseite finden sich zudem viele spannende Tipps zum Wetter.

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