22.07.2019

Astrofotografie – was ist zu beachten

Die Sterne wurden und werden schon seit Ewigkeiten bewundert. Die einen versuchten Sie zu Kartografieren. Die anderen haben in Ihnen bestimmte Muster erkannt. Etwa Muster, die wir heute Sternenbilder nennen.Wieder andere sehen in Ihnen die Seelen unserer verstorbenen Verwandten und Freunde und zumindest früher gab es Menschen, die die Sterne angebetet haben.

Den Sternen so nah

In diesem Blogbeitrag geht es logischerweise um das Hobby Fotografie(ren) und darum wie du die Sterne fotografieren kannst. Weiterhin gehe ich darauf ein, was du dafür alles benötigst und wie du am schnellsten die ersten positiven Erfolge in diesem Bereich der Fotografie erzielen kannst.

Astrofotografie - was ist zu beachten
Canon EOS 5d Mark III mit EF17-40mm f/4L USM bei 17mm ·  Blende 4.0 · 150 Sekunden · ISO 400

Den Sternenhimmel kannst sowohl du im Sommer wie auch im Winter fotografieren (natürlich im Frühling und Herbst auch).

Ein großer Vorteil im Winter:

im Winter ist es relativ lange dunkel. So hast du viel länger die Chance um etwas auszuprobieren. Es bleibt Dir also an einem Abend oder einer Nacht ausreichend Zeit Belichtungszeiten, unterschiedliche Objektive und vielleicht sogar unterschiedliche Orte zu testen.

Eventuell kannst du sogar unterschiedliche Kameras ausprobieren und dabei bemerken wie sich u. a. die ISO Einstellung auf das Foto auswirkt bzw. wie sich die gleiche ISO Einstellung an unterschiedlichen Kameras auf das Foto auswirkt. Hierzu gleich mehr.

Wenn du den Sternenhimmel im Winter fotografieren kannst, ist dies etwas schonender für den Kamerasensor, da sich dieser bei dieser Art der Fotografie sehr schnell erwärmt und dadurch auch das Bildrauschen zunimmt.

Wenn die Umgebungstemperatur nun etwas niedriger ist, hat der Sensor die Möglichkeit sich zum einen schneller abzukühlen und zum anderen erhitzt er sich nicht so schnell.

Der Nachteil im Winter

In der Regel gibt es selten eine sternenklare Nacht und wenn doch, dann ist diese zumeist bitter kalt.

Diese Kälte ist vorteilhaft für den Kamerasensor aber leider niciht für die Akkus in der Kamera. Akkus, die man vor Beginn der Fototour vollgeladen hat, haben schnell durch die geringe Umgebungstemperatur etwas an Leistung eingebüßt.

Hier mein Tipp:
Trag die Akkus nah am Körper und nicht lose in der Fototasche. Die Körpertemperatur hilft dabei, den Akku warm und so die Leistung aufrecht zu halten. Stecke sie erst kurz bevor du mit den Fotografieren los legst in die Kamera. Und: lieber einen oder gar zwei Akkus mehr am Körper tragen.

Astrofotografie - was ist zu beachten
Samyang 12mm auf einer Canon EOS 6D Mark II – 30sek – f2,8 – ISO-800 in einer Vollmondnacht

Der Nachteil im Sommer

Was im Winter von Vorteil ist, ist im Sommer natürlich von Nachteil:

Die Nächte sind kürzer und es ist wärmer. Teilweise steht die Sonne noch so nah am Horizont, dass es gar nicht 100% dunkel wird. Dadurch bleiben einige Sterne unsichtbar – zumindest für die Kamera und das bloße Auge.
Da es im Sommer wärmer ist, wird der Aufnahmesensor deutlich schneller erwärmt und es kommt viel schneller zum ungewünschten und ungeliebtem Bildrauschen.

Der Vorteil im Sommer

Im Sommer ist die Milchstraße viel besser und auch öfter am Himmel zu sehen. Auf das Thema Milchstraße gehe ich aber in einem weiteren Beitrag in diesem Blog näher ein.

Zum anderen ist es für dich natürlich angenehmer draußen zu stehen und zu fotografieren, da du nicht so schnell frierst. Und natürlich leiden somit auch die Akkus nicht unter den geringen Temperaturen und halten somit deutlich länger.

Nicht vergessen: sinnvolles Zubehör

Was benötigst du um Sterne zu fotografieren und welche Kameraeinstellungen sind empfehlenswert.

Mit das wichtigste was du an Equipment dabei haben solltest (neben der Kamera sowie mindestens einem Objektiv) ist natürlich ein Stativ. Dieses sollte möglichst stabil sein und (wie ich finde) einen Kugelkopf haben um die Kamera möglichst flexibel befestigen zu können.

Damit meine ich, dass du durch den Kugelkopf Unebenheiten des Bodens super ausgleichen kannst und somit die Kamera trotzdem in Waage aufbauen kannst.

Besser mit Fernauslöser

Natürlich ist auch in diesem Fall (mal wieder) ein Fernauslöser sehr sinnvoll. Ob die Kabelvariante oder doch eher Funk bzw Infrarot, das ist gar nicht so wichtig. Sofern deine Kamera sich durch eine APP steuern lässt ist auch ein Smartphone ausgesprochen hilfreich.

Das Objektiv

Ein möglichst lichtempfindliches Objektiv ist selten verkehrt. Je lichtempfindlicher, desto besser, da du beim Fotografieren den ISO-wert etwas niedriger halten kannst und trotzdem viel Licht auf den Sensor bekommst.

Astrofotografie - was ist zu beachten
Canon EOS 70D – Samyang 8mm – 30sek – f2,8 – ISO-1250

Es sollte auch eher ein Weitwinkel mit recht großem Blickwinkel sein. Umso weitwinkeliger desto besser, denn wenn du möglichst viele Sterne auf dem Bild haben möchtest, dann benötigst du eine kurze Brennweite.

Ein Weitwinkel hat zudem den Vorteilm dass du das Bild recht lange belichten kannst und das ohne, dass du direkt Sternzieher im Bild hast.

Astrofotografie - was ist zu beachten
Sternzieher, neudeutsch Startrails, entstehen bei recht langen Belichtungszeiten

Die Location

Nachdem wir nun dein Equipment geprüft haben kommen wir zu den Einstellungen und einem Locationtipp:

Am besten kannst du viele Sterne fotografieren, wenn du eine möglichst dunkle Umgebung hast. Dies ist in der Regel auf dem Land der Fall.

Natürlich kannst du auch in der Stadt ein paar Sterne fotografieren, die meisten jedoch werden von den Straßenlaternen und sonstigen Lichtern (kurz dem Lichtsmog) überstrahlt.

Daher meine Empfehlung:
Fahr dafür raus aufs Land. Gute Orte mit möglichst wenig Umgebungslicht findest du u.a. auf der Site lightpollutionmap.info

Astrofotografie - was ist zu beachten

Die Kamera-Einstellungen

Für sogenannte APS-C-Kameras ist was das ISO-Rauschen angeht oft bereits bei ISO1600 oder 3200 Schluss. Höhere ISO-Zahlen sorgen dann für deutlich sichtbares Bildrauschen und weniger gute Bildinformationen.

Bei den Vollformatkameras musst du mehr oder weniger selbst austesten wo genau bei deiner Kamera das Bildrauschen zu stark wird. Die Spitzenmodelle vertragen oft ISO Werte von mind. 6400 oder sogar 12800.

Die richtige Blende

Der nächste einstellbare Wert ist die Blende. Diese ist natürlich vom Objektiv bzw. dessen maximale Lichtstärke und Qualität abhängig.

Nach Möglichkeit ist natürlich die größtmögliche Blende durchaus sinnvoll.

Die Scharfeinstellung

Eventuell kommt beim Fotografieren die Frage auf: „Wie fokussiere ich denn nun im Dunkeln?“

Mein Tipp: Such dir einen hellen Punkt am Himmel oder einfach einen hellen Punkt der weiter weg von dir ist und lass die Kamera diesen Punkt an fokussieren.

Wenn das nicht geht, nutz das manuelle Fokussieren mit Hilfe des live View deiner Kamera.
Wenn du im live View z.B. die 5X oder sogar 10x Vergrößerung einstellst, kannst du manuell durch Drehen des Fokusrings auch relativ gut den passenden Abstand und somit einen guten Fokuspunkt treffen.

Solltest du das fokussieren im Autofokusbetrieb geschafft haben, vergiss nicht den Autofokus auszuschalten. Andernfalls versucht die Kamera jedes Mal aufs Neue zu fokussieren. Das kann dann ziemlich nervig sein.

PS: Auch den Bildstabilisator solltest du natürlich ausschalten. Sonst werden die Bilder ebenfalls unscharf. Wie Du eventuell im Beitrag über Stative hier im Blog gelesen hast, sollte der Stabilisator einer Kamera, die sich auf einem Stativ befindet generell abgeschaltet werden.

Die Belichtungszeit

Nun wollen wir uns der Belichtungszeit widmen.

Diese ist wieder abhängig davon welches Kamerasystem und welche Brennweite du nutzt.

Ich persönlich habe folgende Erfahrungen gemacht:
wenn du eine APS-C Kamera mit einem 10mm Objektiv nutz, solltest du am besten eine Belichtungszeit von maximal 30 Sekunden nicht überschreitest.
Mit einer Vollformatkamera und einer Brennweite von 17mm oder mehr, bitte die Belichtungszeit von 25 Sekunden nicht überschreiten.

Andernfalls beginnen mit jeder Sekunde mehr, die Sterne leichte Strichspuren zu ziehen. Dadurch wirkt das Bild im schlimmsten Fall anschließend unscharf.
Der einzige Bereich in der Astrofotografie, in dem solche Strichspuren Interessant und nützlich sind, ist der Bereich der Startrails.

Aus Startrails werde ich zeitnah in einen weiteren Blogeintrag eingehen.

Noch ein Tipp für dich:
Überleg erst bevor du los ziehst was du fotografieren möchtest.
Wenn du nur die Sterne fotografieren möchtest, solltest du dir eine Nacht aussuchen, in der der Mond möglichst schwach oder sogar gar nicht leuchtet bzw. zu sehen ist. Eine Neumondnacht ist hierfür ideal.

Landschaft integrieren

Wenn du aber auch eine schöne Landschaft mit im Foto haben möchtest solltest du überlegen ob du dann los ziehst, wenn Halbmond ist oder sogar kurz vor Vollmond.

Astrofotografie - was ist zu beachten
Canon EOS 6D2 – Tamron 17-35mm f2,8-4 – 30sek – f2,8 – ISO-800

Bei Vollmond werden die Sterne zwar wieder schwächer zu sehen sein, dafür erkennst du die Landschaft um dich herum wesentlich besser.

Wie stark der Vollmond wirklich strahlt, wird einem erst dann bewusst, wenn man sich darauf konzentriert.

Mir ist es letztens erst wieder aufgefallen, als ich beim Fotografieren während des Vollmonds war und auf dem einen oder anderen Foto sogar einen Schatten von mir und meiner Kamera erkennen konnte.

Wenn du diesbezüglich noch Fragen hast, dann nutze die Kommentarfunktion. Ich antworte dann gerne.

Nun wünsche ich viel Spaß beim Ausprobieren.

PS: Infos über den aktuellen Mondverlauf findest du hier.

Eine kleine Galerie mit einigen meiner Bilder zum Thema:

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