26.05.2021

Architekturfotograf Dominic Verhulst im Interview

Neben der Architekturfotografie schlägt das Herz von Dominic Verhulst für authentische Reportagen und Foto-Dokumentationen. Seit Anfang des Jahres hat er für seine Reisen die Stative und Stativköpfe von Leofoto für sich entdeckt.

Dominic, was hat deine Leidenschaft für die Fotografie geweckt ?

Ich war sechs oder sieben Jahre alt, als mir mein Großvater meine erste Kamera geschenkt hat. Seitdem lässt mich die Fotografie nicht mehr los.

Nach meinem Kunststudium habe ich in Belgien Fotografie studiert und schnell gemerkt, dass mich die Reportage- und Dokumentarfotografie enorm fasziniert. Ich habe große Freude daran, mit meinen Bildern Geschichten zu erzählen.

Aber du hast nicht gleich mit Reportagen begonnen, richtig?

Als ich damals mit dem Studium fertig war, habe ich als erstes Architektur fotografiert. Mein Vater war Architekt und so habe ich schnell Aufträge in diesem Bereich bekommen. Ich habe 25 Jahre Architektur fotografiert.

Das hat mir auch immer Spaß gemacht – meine große Leidenschaft war und ist aber die Reportage- und Dokumentarfotografie. Ich habe viele Bücher darüber gelesen, die Meister der Dokumentarfotografie studiert und viele professionelle Workshops in den Vereinigten Staaten besucht.

Am Anfang habe ich mich von bekannten Fotografen wie Sebastião Salgado, David Alan Harvey und Larry Towell inspirieren lassen.

Die haben alle einen eigenen Stil, der mir sehr gut gefällt. Inzwischen haben mir viele meiner Kollegen gesagt, dass man auch bei mir einen eigenen Stil erkennt, da ich meine langjährige Erfahrung in der Architekturfotografie auch in meine Reportagen einfließen lasse.

Leica Q2 Monochrom mit Summilux 28mm f:1.7
Aufnahme-Details: 28 mm (KB) | f/2,0 | 1/2.000 s | ISO 1.600

Was macht für dich ein gutes Reportage-und Dokumentarfoto aus?

Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, da Reportagen und dokumentarische Arbeiten eigentlich aus Bilderserien bestehen. Ich versuche alles, was ich durch meinen Sucher sehe, wahrheitsgetreu wiederzugeben. Das hat man mir schon im Studium so beigebracht.

Es gibt Fotografen, die im Nachhinein viel in Photoshop retuschieren. Das finde ich ganz schrecklich. Das widerspricht der ästhetischen Verantwortung, die ich als Dokumentarfotograf habe. Es ist mir sehr wichtig, dass alles, was ich fotografiere, auch der Wahrheit entspricht. Darüber hinaus versuche ich meine Gefühle in meine Fotos mit einfließen zu lassen.

Wenn es mir zum Beispiel nicht gut geht, wirken meine Bilder eher dunkel und traurig. Umgekehrt sieht man bei mir fröhlichere Bilder, wenn es mir gut geht. Dass dieses Zulassen von Emotionen wichtig ist, habe ich von David Alan Harvey gelernt.

Wie findest du deine Motive? Planst du vorab ausführlich oder passiert vieles eher spontan?

Der Dokumentarfotograf Kaushik Ghosh hat mal gesagt: „Was dein Verstand nicht weiß, können deine Augen auch nicht sehen.“ Tatsächlich ist die Planung ein wesentlicher Bestandteil meines fotografischen Prozesses.

Ich muss Hotels buchen, brauche jemanden vor Ort, der mich führen kann und lese mich vorab in die Geschichte des Landes und meines Themas ein. Durch diese Schritte erhält meine Reportage eine Struktur, die für den Ablauf sehr wichtig ist.

Natürlich hoffe ich, durch unerwartete Begegnungen auf meinen Reisen auch neue Impulse zu bekommen, die mir neue Chancen und Herausforderungen eröffnen. Ich versuche immer gerne, Türen zu öffnen, die verschlossen sind.

Durch meine Erfahrung weiß ich, dass sich hinter verschlossenen Türen häufig schöne Szenen verbergen, die es wert sind, fotografiert zu werden.

Leica SL mit Tri-Elmar-M 1:4 / 16-18-21 ASPH.
Aufnahme-Details: 16 mm (KB) | f/14 | 1/160 s | ISO 200

Es wird in fremden Ländern vermutlich gar nicht so einfach sein, Vertrauen aufzubauen?

Ich habe keine Angst, auf Menschen zuzugehen und sie anzusprechen, um ihre Geschichte zu erzählen. Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich in die Kultur des Landes zu integrieren.

Als ich zum ersten Mal im Jemen war, habe ich mir Kleidung gekauft, die die Männer dort tragen. So fällt man nicht gleich als Besucher auf, was die Arbeit erleichtert. In den ersten drei bis vier Tagen meiner Reportagen mache ich fast keine Fotos.

Ich wandere durch die Straßen, beobachte und lerne und lasse mir von meinem Führer verschiedene Orte zeigen. Er stellt dann auch die nötigen Kontakte her.

Es ist wichtig, das Leben vor Ort auf sich wirken zu lassen. Eine gute Reportage entsteht nicht durch Licht und Komposition, sondern durch die emotionale Verbindung zwischen dem Fotografen und seinem Thema.

Welche Ausrüstung nimmst du mit auf Reisen?

Ich habe meine ganze Karriere mit Nikon- und Leica-Kameras gearbeitet. 1990 habe ich mir meine erste Leica M6 gekauft. Ich war so begeistert von dieser Kamera, dass ich sie immer für meine Reportagen benutzt habe.

Heutzutage arbeite ich mit der Leica SL2 und der Leica Q2 Monochrom. Aber meine große Liebe bleibt die Leica M. Dazu ein 28-mm- und ein 75-mm-Objektiv. Das reicht für 90 Prozent meiner Arbeit. Weniger ist hier oft mehr.

Hast du auf deinen Reisen ein Stativ dabei?

Für mich als Dokumentar- und Architekturfotograf ist das Stativ ein wichtiger Bestandteil meiner Fotoausrüstung. Ich brauche ein leichtes, kompaktes und stabiles Stativ.

Seit ein paar Monaten bin ich ein großer Fan der Leofoto-Stative. Die sind wunderschön konstruiert, bestehen vollständig aus Carbon und sind sehr stabil.

Dazu gibt es jede Menge Ersatzteile und Zubehör. Ich arbeite mit dem Leofoto Summit LM-324C in Kombination mit dem ausgezeichneten Allround-Kugelkopf LH40.

Darüber hinaus kommt bei mir der G2-Stativkopf für Architekturaufnahmen zum Einsatz.

Du bist seit über 35 Jahren als Fotograf unterwegs. Wohin würdest du gerne in Zukunft noch reisen?

In der Mongolei würde ich sehr gerne ein paar Monate mit den dortigen Nomaden leben. Ich möchte mit ihnen reisen und ihre Geschichte mit meinen Bildern erzählen.

Unbedingt sehen möchte ich auch noch Neuseeland, Vietnam und Argentinien. Über diese drei Länder lese ich gerade viel und versuche, mehr über deren Geschichte zu erfahren.

Dominic Verhulst (* 1964) ist ein belgischer Architekturfotograf, der sich hauptsächlich auf Reportage- und Dokumentarfotografie für Magazine konzentriert. Als Dozent an der Leica Akademie in Deutschland unterrichtet er auch internationale Workshops. Zudem ist er Botschafter der wachsenden Stativmarke Leofoto.

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