23.02.2022

Alles über RAW (2022 Update)

Profi-Fotografen schwören auf das RAW-Format. Was das ist und welche Vorteile es bringt, erklären wir hier.

Beim Fotografieren mit eigenen Einstellungen kannst du spannendere Ergebnisse erhalten als im Automatik-Modus. Zudem lässt sich auch in der Nachbearbeitung in Aufnahmen vieles optimieren – sei es durch Farbanpassungen, die Korrektur von Objektivfehlern oder auch hinsichtlich der Helligkeitseinstellungen.

Das klappt in größerem Umfang aber nur mithilfe von RAW-Dateien. Im Gegensatz zu den klassischen JPEGs, die jede Kamera produziert, besitzen RAWs einen deutlich größeren Bearbeitungsspielraum. Eigentlich sind sie ein digitales Negativ, das viel mehr Bildinformationen speichert, als es ein JPEG je könnte. Aus RAWs kannst du dann mithilfe eines RAW-Konverters dein Bild selbst „entwickeln“, wobei das Original erfreulicherweise ja nicht verloren geht.

Deine Kamera erfasst und verarbeitet Bilder in vier Schritten. In Stufe 1 gelangt vom Motiv ausgehendes Licht auf den Sensor. In Stufe 2 entsteht noch kein Bild, sondern vielmehr eine RAW-Datei, die Farb- und Helligkeitswerte der einzelnen Pixel enthält. Diese werden in Stufe 3 von einem Konverter zu einem JPEG oder andere Formate (Stufe 4) weiterverarbeitet.

Was RAW-Aufnahmen so viel besser macht

Mit „guter Bildqualität“ geben sich viele Fotografen nicht zufrieden. Wer etwas Erfahrung in der Bildbearbeitung hat, erkennt schnell, dass es meist noch differenzierter, brillanter und farbintensiver geht. Das Zauberwort heißt: RAW. Die Kamera-Rohdaten bieten bei der Nachbearbeitung deutlich mehr Qualitätsreserven als JPEGs.

Die großen Vorteile des RAW-Modus sind ein höherer Dynamikumfang und mehr Flexibilität.

Wenn du JPEGs aufnimmst, schreibt die Kamera bestimmte Werte unwiderruflich fest, zum Beispiel den Weißabgleich und den Farbraum. Bei RAW-Bildern dagegen kannst du diese Parameter auch später noch ändern. Wir erklären, wie du dessen enorme Qualitätsreserven richtig nutzt.

RAW - JPG

Unterschied zwischen RAW und JPEG

RAW bedeutet im Englischen so viel wie „roh, unverarbeitet“. Entsprechend sind in einer RAW-Datei die vom Bildchip generierten Daten in ungefilterter, unbearbeiteter Form enthalten – zusammen mit einigen für die jeweilige Aufnahme gewählten Kameraparametern.

RAW-Dateien enthalten vor allem in den Tiefen und den Lichtern mehr Details. Die zusätzlichen Bildinformationen sind eine große Hilfe, wenn ein hoher Kontrast vorliegt oder wenn du aus Versehen über- bzw. unterbelichtet
hast.

Ein spezielles Anzeige- und Bearbeitungsprogramm, ein RAW-Konverter, kann diese Rohdaten interpretieren und anzeigen. Auf JPEGs verstehen sich dagegen alle Kameras und Anzeigeprogramme.

Die Abkürzung steht für „Joint Photographic Experts Group“ – der Name der Organisation, die den Standard 1992 eingeführt hat.

Damit in der Kamera ein JPEG entsteht, müssen die Sensordaten komprimiert werden: Das Farbmosaik aus Rot, Grün und Blau wird in Farbtöne übersetzt, die Farbtiefe von ursprünglich 12 oder 14 Bit wird auf 8 Bit reduziert, Kameraeinstellungen wie Weißabgleich, Schärfe und Kontrast werden direkt in die Bilddaten gerechnet.

Die Reduktion der Bildinformationen, und hier vor allem des Farbumfangs, schränken die Retuschemöglichkeiten ein.

Wozu dient ein RAW Konverter?

RAW-Fotos lassen sich nur mit dem richtigen Codec anzeigen, sozusagen dem Software-Schlüssel. Jeder Kamerahersteller verwendet dabei einen anderen, für unterschiedliche Modelle manchmal auch unterschiedliche Codecs. Um welchen es sich handelt, zeigt die Dateiendung: CR2 deutet auf Canon hin, RAF steht für Fujifilm, NEF für Nikon, PEF für Pentax, ARW für Sony usw.

In den RAW-Tools beziehungsweise -Konvertern der Hersteller sind die Codecs schon integriert. Teils sind sie auch mit Bearbeitungsfunktionen ausgestattet, die jedoch mit den wichtigsten herstellerunabhängigen RAW-Konvertern wie Adobe Camera RAW (Photoshop), Lightroom oder Capture One nicht mithalten können.

Capture One

Auf dem Display sieht ein RAW nicht anders aus als ein JPEG. Wieso?

Für die Vorschau auf dem Kamera-LCD dient immer ein JPEG als Grundlage, selbst wenn das Dateiformat auf „RAW“ gestellt ist – es wird dann nur für diesen Zweck ein JPEG generiert.

Auch die Histogramm-Anzeige basiert darauf, auch wenn das RAW eigentlich einen weiteren Dynamikumfang und damit auch eine deutlich höhere Anzahl von Tonwertabstufungen besitzt.

Wenn also das Histogramm in der Kamera eine leichte Über- oder Unterbelichtung anzeigt, kann es sein, dass die RAW-Aufnahme dennoch alle Details in den Lichtern oder Schatten zeigt.

Nachteile von RAW

Rohdateien nehmen deutlich mehr Platz auf der Speicherkarte weg und sie bremsen die Kamera etwas aus, da es länger dauert, die größere Datenmenge vom Zwischenspeicher auf die Karte zu schieben.

Das macht sich vor allem im Serienbild-Modus bemerkbar. Deshalb erstellen Sport- und Pressefotografen ihre Bilder meist im JPEG-Format.

Manche Kameras bieten auch einen Kompromiss an: Sie machen alternativ RAWs in einer handlicheren, kleineren Auflösung.

Ein weiterer Nachteil: Unbearbeitete RAWs wirken generell flau, also muss man auf jeden Fall Zeit in die Nachbearbeitung investieren. Das ist es aber in fast allen Fällen auch wert.

Flexible RAW-Aufnahmen

Die große Farbtiefe macht RAW-Dateien für die Retusche so wertvoll. Doch es gibt noch einen anderen Vorteil: Im RAW-Konverter lassen sich nicht in die Rohdaten eingerechnete Kamera-Einstellungen nach Belieben revidieren.

Belichtung: Blende und Verschlusszeit sind auch bei Rohdateien nicht mehr veränderbar. Durch den viel höheren Dynamikumfang der RAWs lässt sich jedoch die allgemeine Helligkeit noch gut über den Regler »Belichtung« anpassen – besser als bei JPEGs.

Weißabgleich: Der RAW-Konverter zeigt die gleichen Voreinstellungen für den Weißabgleich wie das Kamera-Menü. Hier kannst du nach Belieben wechseln oder die Farbtemperatur manuell einstellen.

Bildstile: Über die vorgegebenen »Picture Styles« hinaus, die viele Kamera-Menüs bieten, lassen sich bei RAWs Sättigung, Kontrast und Schärfe anpassen.

Bildformat: Das Seitenverhältnis eines RAWs entspricht immer dem des Sensors – selbst wenn im Kamera-Menü etwas anderes eingestellt wurde.

Herausfiltern von Bildrauschen: RAWs rauschen zwar etwas stärker als JPEGs, lassen sich aber deutlich präziser von den Störpixeln säubern. Das macht sich vor allem bei langen Belichtungszeiten und hohen ISO-Einstellungen bezahlt.

8 Dinge, die du mit RAWs machen kannst

Wenn du deine Kamera auf RAW einstellst, kannst du all diese Vorteile später nutzen …

Weißabgleich anpassen

Wenn du ein JPEG-Bild aufnimmst, wird der Weißabgleich direkt in der Kamera vorgenommen und alle verbleibenden „unnötigen“ Farbdaten werden gelöscht. Mit einer Rohdatei behältst du alle Farbinformationen und kannst den Weißabgleich später beim „Entwickeln“ des RAW-Bildes vornehmen.

Rauschkontrolle

Bei hohen ISO-Werten entsteht Bildrauschen. Bei JPEGs versucht die Kamera, dem entgegenzuwirken und es wieder herauszurechnen. Wenn du stattdessen in RAW fotografierst, kannst du das Rauschen manuell und mit besseren Ergebnissen entfernen.

Wahl des Konverters

RAW-Konverter haben zwar ähnliche Funktionen, dennoch unterscheiden sie sich oft im Aufbau und in ihrer Technik. Welcher der richtige für dich ist, musst du selbst herausfinden. Die bekanntesten sind Camera Raw für Photoshop, Lightroom, Capture One, DxO PhotoLab und Luminar. Bekannte kostenlose Varianten sind Darktable und RAW Therapee.

Capture One ist ein erstklassiger RAW-Konverter mit vielen Bearbeitungsmöglichkeiten für weit mehr als 500 Kameramodelle. Wenn du mehr darüber erfahren willst, dann schau mal hier rein.

Objektivfehler korrigieren

Kein Objektiv ist perfekt und jedes verursacht Vignettierungen, Verzerrungen und chromatische Aberrationen. Mithilfe eines RAW-Konverters kannst du diese aber mit wenigen Klicks entfernen.

Details in den Schatten

In dunklen Bereichen verlieren JPEGs jede Menge Details, die du nicht wiederherstellen kannst. Anders bei RAWs: Hier kannst du schwarze Stellen wieder aufhellen.

Details in den Lichtern

Was für Schatten gilt, gilt auch für Lichter. In zu hellen Bereichen gehen die Details verloren. Mithilfe von RAWs kannst du diese aber wieder zurückholen. Besonders praktisch bei Fotos in der Nacht!

16-Bit-Export

Die JPEG-Dateien, die du von einer Kamera erhältst, bestehen aus 8-Bit-Daten. Das ist in der Regel in Ordnung, aber eine starke Komprimierung kann dazu führen, dass sich Artefakte bilden. Wenn du dagegen in RAW aufnimmst, kannst du 16-Bit-TIFF-Dateien exportieren, die starken Tonanpassungen und Detailverbesserungen viel besser standhalten.

Lokale Anpassungen

Mit vielen RAW-Konvertern kannst du auch einzelne Bereiche anpassen, ohne das restliche Bild zu bearbeiten. Dazu stehen Masken, Verlaufsfilter und Pinsel zum Aufhellen, Abdunkeln, Anpassen der Farben und so weiter zur Verfügung.

Mithilfe eines RAW-Konverters holst du alles aus deinen RAW-Aufnahmen heraus.

Alles auf RAW Kamera Einstellungen

Musst du deine Kamera für RAW-Aufnahmen anders einstellen?

Wir prüfen alle wichtigen Optionen.

Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied zwischen der Aufnahme von JPEGs und RAW-Dateien. Beide entstehen, indem du die Belichtungszeit, die Blende und den ISO-Wert in Einklang bringst.

Allerdings bieten dir RAWs die Möglichkeiten, einige Einstellungen und Entscheidungen erst später in der Nachbearbeitung treffen zu müssen.

So kannst du in diesem Dateiformat jederzeit den Weißabgleich anpassen oder den Farbraum ändern. Gleichwohl lohnt es sich, viele dieser Entscheidungen bereits beim Fotografieren zu treffen. Das erspart dir zusätzliche Arbeit im Nachhinein und sorgt dafür, dass du bewusster fotografierst.

Doch auch wenn du bereits alle Einstellungen so wählst, dass du den Nachbearbeitungsaufwand reduzierst oder gar vermeidest, ist es ratsam, immer (auch) in RAW zu fotografieren – selbst wenn die Datei dann viel größer ist als ein JPEG.

Denn so gibst du die Kontrolle über das Endergebnis nie aus der Hand.

Belichtung

Musst du deine Bilder anders belichten, wenn du in RAW fotografierst? Eigentlich nicht. Allerdings kannst du mit einigen Einstellungen den Dynamikumfang maximieren, was bei kontrastreichen Aufnahmen praktisch sein kann. Mit den drei simplen Schritten in der Spalte ganz rechts kannst du das bestmögliche digitale Negativ erzielen.

ISO, Blende, Verschlusszeit

Obwohl du bei der Entwicklung von RAWs noch einiges verändern kannst, die ISO, die Blende und die Verschlusszeit musst du beim Fotografieren wählen.

Objekte, die aufgrund einer offenen Blende in der Unschärfe verschwinden, kannst du definitiv nicht nachträglich scharf bekommen. Nur das Bildrauschen lässt sich nachträglich etwas reduzieren.

Serienmodus

Natürlich kannst du RAWs auch in Serie schießen. Dabei fallen aber so große Datenmengen an, dass die meisten Kameras nur zwischen 10 und 20 Bilder schaffen, bevor der Zwischenspeicher voll ist.

Anders bei JPG-Aufnahmen. In diesem Format rattern einige Kameramodelle so lange durch, bis du den Finger wieder vom Auslöser nimmst.

RAW + JPEG

Mit den meisten Kameras kannst du RAWs und JPEGs gleichzeitig aufnehmen. Aber lohnt sich das denn? Ja, das ist durchaus von Vorteil, denn wenn du eine JPEG-Datei speicherst, erhältst du ein Bild, das du sofort mit allen gängigen Programmen am PC ansehen kannst.

Eine Voransicht von RAWs ist oft nur durch RAW-Konverter möglich.

Farbraum

Bei JPEG-Aufnahmen musst du dich für einen Farbraum entscheiden – also, wie viele Farben deine Kamera verwenden soll. sRGB ist der allgemeine Standard, der für Onlinefotos verwendet wird.

Adobe RGB hingegen bietet mehr Farben für professionelle Nutzer. Bei RAWs kannst du die Entscheidung wieder mal später treffen.

RAW einstellen

Bei den meisten Kameras kannst du die Qualität der RAW-Dateien einstellen. Bei vielen DSLRs von Canon kannst du beispielsweise zwischen RAWs in unterschiedlichen Qualitätsstufen wählen.

Und auch die Komprimierung der JPEGs kannst du selbst festlegen. Allerdings gilt bei beiden Formaten: Je größer die Datei, desto besser auch die Qualität der Fotos.

Bildstile

Alle Kameras bieten unterschiedliche Bildstile an – beispielsweise »Natürlich« oder »Monochrom «. Diese kommen jedoch nur bei JPEGs zur Anwendung. RAW-Dateien ignorieren die Bildstile vollständig.

Es kann dennoch nützlich sein, einen Stil auszuwählen. So bekommst du bereits einen Eindruck wie dein Bild später aussehen könnte – zum Beispiel in Schwarzweiß.

Weißabgleich

Zwar kannst du den Weißabgleich später noch ändern, doch solltest du auch bei RAW-Aufnahmen bereits in der Kamera einen Weißabgleich vornehmen.

Denn in deinem RAW-Konverter kannst du die Einstellung »Wie Aufnahme« wählen. Das spart Arbeit und Zeit, und das Resultat sieht natürlicher aus.

Objektivkorrekturen

Einige Kameras korrigieren Objektivfehler bereits beim Fotografieren. Das klappt aber nur bei JPEGs. Wenn du in RAW fotografierst, musst du diese Korrekturen selbst vornehmen.

Das geht jedoch schnell, da die meisten Objektive bereits als Profil hinterlegt sind und du es nur noch auswählen musst.

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