26.07.2019

Adrian Rohnfelder – Landschaftsfotografie in Feuer und Eis

Foto Erhardt: Hallo, Herr Rohnfelder. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Sie sind in diesem Jahr Referent bei unseren FotoFachTagen. mit Ihrem Vortrag „Landschaftsfotografie in Feuer und Eis“. Wir freuen uns schon sehr auf Ihren Vortrag und möchten Sie heute ausführlich vorstellen. Seit wann fotografieren Sie?

Adrian Rohnfelder: Ich fotografiere schon seit meiner frühesten Kindheit. Doch erst in 2001 habe ich damit begonnen, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen – zuerst allerdings mit dem Schwerpunkt auf künstlerischer Makrofotografie. Mit meinen ersten Vulkantouren ab 2008 habe ich mich dann mehr und mehr der Landschafts- wie auch Reisefotografie gewidmet und in 2013 im Outdoor-Magazin meinen ersten Artikel veröffentlicht. Seitdem hat sich das eine aus dem anderen ergeben bis ich vor drei Jahren Anzug und Krawatte gegen Trekkinghose, Leidenschaft und meine Kameras getauscht habe.

Leidenschaft für das Extreme

Foto Erhardt: Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Extreme?

Adrian Rohnfelder: Schon als kleines Kind habe ich Bücher über unseren Planeten, über Naturgewalten, über Vulkane wie auch über berühmte Entdecker und Weltreisende verschlungen. Und ich habe beim Lesen von meinen eigenen Entdeckungen, von Reisen in weit entfernte und exotische Länder, von heißen Abenteuern bis hin zu Flügen weit ins All hinein geträumt.

All diese Leidenschaften haben mich bis heute nicht losgelassen und bestimmen meine Reisen und meine Fotografie: möglichst einsame und selten bereiste Regionen, Landstriche die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen, Naturgewalten wie Vulkane und heftige Gewitter sowie unterschiedlichste Arten von sportlicher Aktivität und Abenteuer.

Meine Expeditionen sind immer ein „Spiel mit dem Feuer“

Foto Erhardt: Welches war Ihr aufregendstes Erlebnis?

Adrian Rohnfelder: Natürlich sind meine Expedition immer, teilweise auch im wahrsten Sinne des Wortes, ein „Spiel mit dem Feuer“. Auch wenn ich meine persönlichen physischen wie auch psychischen Grenzen sehr gut kenne und niemals aus falschen Ehrgeiz über diese hinaus gehe sowie immer die Sicherheit und nicht das Foto allererste Priorität haben, so ist die Natur am Ende doch unberechenbar. Und gerade auch im Bergsteigen an sich liegt immer ein nicht zu unterschätzendes Risiko – wie ich am Orizaba in Mexiko sogar persönlich traurig erfahren musste, als ich dort Zeuge einer aufwendigen Rettungsaktion mit leider tödlichem Ausgang war.

Ich selber habe bisher sicher schon die eine oder andere kniffelige Situation erlebt, scheine aber einen sehr motivierten und pflichtbewussten Schutzengel zu haben. Außer einigen harmlosen Schrammen ist mir bis heute, toi toi toi, noch nichts passiert. Wobei bei mir Sicherheit immer vor dem Motiv steht, auch wenn es natürlich ab und an schon einmal in meinem Auslösefinger juckt.

Meine naturgewaltigsten Erlebnisse waren der Blick in das Herz unserer Erde am Lavasee Erta Ale in Äthiopien, die Expedition zum Mount Sidley in der Antarktis den vor mir keine 30 Menschen jemals zu Gesicht bekommen haben, ein sogenanntes schmutziges Gewitter am Sakurajima Vulkan in Japan sowie gerade vor kurzem in den USA ein gewaltiger Sturm mit mehreren Tornados und weltuntergangsähnlicher „Blitz Show“.

Vulkanfotografie ist immer mit anstrengenden Reisen verbunden

Foto Erhardt: Wo liegen die Herausforderungen in der Vulkanfotografie?

Adrian Rohnfelder: Als Vulkanfotograf muss ich mich den unterschiedlichsten physischen, psychischen und auch technischen Herausforderungen stellen. Es beginnt damit, dass einige der attraktivsten Vulkane in den entlegensten Winkeln der Erde liegen und mit langen und anstrengenden Anreisen verbunden sind. Am Ziel folgt dann die nächste Belastungsprobe in Form von schlaflosen Tagen und Nächten, in denen ich auf Aktivität und Feuerwerk hoffe und warte.

Dazu gilt für mich immer – und ich kann das nicht häufig genug erwähnen: Sicherheit hat absolut die oberste Priorität. Bedeutet zum einen ein fundiertes Vulkanwissen bzw. die Begleitung durch einen erfahrenen Vulkanologen wie auch die entsprechende Schutzausrüstung. Zum anderen aber auch ab und an den fotografischen Instinkt zu unterdrücken und aus Sicherheitsgründen auf ein noch spektakuläreres Motiv zu verzichten.

Aber auch fotografisch lauert an einem Vulkan die eine oder andere spannende Herausforderung: Da das natürliche Feuerwerk erst mit einsetzender Dunkelheit so richtig zum Glühen kommt findet die Vulkanfotografie zu einem großen Teil in der Nacht statt. Das führt zum einen dazu, dass es dann nicht gerade einfach ist den Schärfepunkt korrekt zu setzen. Sowie dem Problem der fehlende Zeichnung in den dunklen Bereichen, also dem Vulkan selber. Aus diesem Grund plane ich meine Reisen sofern möglich zu einer Zeit um den Vollmond herum.

Der beste Zeitpunkt zur Vulkanfotografie ist die Blaue Stunde

Der beste Zeitpunkt zur Vulkanfotografie ist für mich die Blaue Stunde. In diesem schmalen Zeitfenster kurz vor Sonnenaufgang sowie nach Sonnenuntergang ist das rote Glühen der heißen Lava bereits gut zu sehen, es ist aber auch noch genug Zeichnung in den dunkleren Bereichen sichtbar. Dann gilt es jedoch die perfekte Balance aus längerer Belichtung für diese dunklen Bereiche sowie kurzer Belichtung aufgrund des hohen Risikos von ausbrechenden Lichtern in der über 1000 Grad heißen Lava zu finden.

Foto Erhardt: Welche Kameraeinstellungen wählen Sie in den verschiedenen Situationen?

Adrian Rohnfelder: Je nach Vulkantyp, Art der Eruption sowie gewünschter Bildaussage wähle ich völlig unterschiedliche Einstellungen: Offene Blende, hohe ISO Zahl und kurze Belichtungszeit um die herausschleudernde Lava eher einzufrieren bzw. zur blauen Stunde. Kleinere Blende, mittlerer ISO Wert sowie längere Belichtungszeit für die vulkanfototypischen roten Feuerbögen.

Eines meiner erfolgreichsten Fotos vom Sakurajima Vulkan in Japan habe ich zum Beispiel mit Blende 4.0 bei ISO 400 für 66 Sekunden lang belichtet: Dieser Ausbruch hatte mit dem Auswurf von Lava begonnen, gefolgt von dem Ausstoß dunkler Vulkanasche in welcher sich erst nach knapp 40 bis 50 Sekunden die vulkanischen Blitze entladen haben.

Der Fokus liegt bei mir erst einmal auf den Eruptionen und dem Feuerwerk selber. Es ist aus meiner Sicht zum besseren Verständnis dieser Detailaufnahmen jedoch auch unbedingt notwendig, einige Bilder von der Eruption in ihrem Kontext zu zeigen. Das heißt, die Landschaft um den Vulkan herum wie auch die entsprechenden Größenverhältnisse abzubilden. Dies kann durch Menschen oder bekannte Gegenstände erreicht werden wie auch durch Weitwinkelaufnahmen, die das Verhältnis von ausgestoßenen Aschewolken zur Größe des Vulkans an sich zeigen.

Robuste Ausrüstung ist essentiell

Foto Erhardt: Welches Equipment verwenden Sie?

Adrian Rohnfelder: Meine Ausrüstung muss extrem robust und widerstandsfähig sein. Egal ob Finger abfrierende eisige Kälte, ob in alle Poren kriechende feinste vulkanische Asche oder heftigste tropische Regengüsse, die Kamera MUSS funktionieren.

Dazu möchte ich meine Kamera immer „am Mann“ tragen: beim Bergsteigen, beim Fahrradfahren in schwindelerregenden Höhen oder auch auf Ski, um auch meine spannenden Abenteuer rund um die Vulkane hautnah fotografieren zu können. Neben der Robustheit sind mir daher eine maximal leichte und handliche Ausrüstung besonders wichtig.Diese Anforderungen erfüllen aus meiner Sicht die Kameras und Objektive von Olympus am besten. Seit 2016 bin ich als Olympus Visionary unterwegs und habe auch noch keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Ich bin jeweils mit zwei Bodies (OMD E-M1 Mark II) unterwegs. An Objektiven nehme ich normalerweise folgende PRO-Objektive mit: das 12-40mm, das 12-100mm mit seiner fantastischen Bandbreite als „immer-drauf-und-griffbereit“-Objektiv, das 7-14mm für Landschaftsaufnahmen sowie das 8mm Fisheye für Landschaft wie vor allem Close-Up Action Shots. Mit dabei habe ich manchmal auch noch das 40-150mm Tele. Da ich allerdings versuche, immer so nah wie möglich an meine Motive heran zu kommen, kommt dieses sehr selten zum Einsatz.

In den USA war ich jetzt erstmalig auch mit einer OMD E-M1X unterwegs, welche sich für mich als deutlich handlicher herausgestellt hat als ich es vorab angesichts der Größe befürchtet hatte. Als Backup sowie „Hosentaschen“-Kamera ist immer auch noch eine Olympus Tough Kompaktkamera im Gepäck.

Ein kleiner Stoffhase als ständiger Begleiter

Foto Erhardt: Was darf auf keinen Fall in Ihrer Kameratasche fehlen?

Adrian Rohnfelder: Ich muss gestehen, dass ich gar keine spezielle Kameratasche nutze. Einen Body samt Objektiv habe ich i.d.R. umhängen, die restliche Ausrüstung liegt griffbereit in meinem Trekking-Rucksack. So habe ich jederzeit direkten Zugriff darauf wie auch auf meine Bergsteigerausrüstung. Da diese absolut unverzichtbar ist, versuche ich, da ich immer auch auf das Gesamtgewicht meiner Ausrüstung achten muss, mit möglichst wenig Technik unterwegs zu sein. Fernauslöser, ausreichend Batterien sowie Ladekapazität müssen sein. Stativ ab und an, Filter und weiteres Zubehör nein.

Wirklich unverzichtbar und definitiv immer dabei ist mein Maskottchen: ein kleiner Stoffhase den mir unsere älteste Tochter für meine erste Tour geschenkt hatte.

Foto Erhardt: Was sind Ihre schönsten Momente bei der Fotografie?

Adrian Rohnfelder: Bereits vor einer Tour habe ich viele Bilder im Kopf, die ich gerne umsetzen möchte. Entsprechend bin ich natürlich begeistert (und erleichtert) wenn ich dieses Fotos im Kasten habe. Wobei ehrlicherweise die ungeplanten Bilder, die besonderen und unerwarteten Lichtstimmungen am Ende für die schönsten Fotografie wie auch Erinnerungen sorgen.

Zudem halte ich es wie der berühmte amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams. Ich fotografiere nicht das was ich sehe, sondern das was ich fühle und möchte entsprechend unsere wunderschöne Natur so zeigen wie ich sie gespürt und erlebt habe. Besonders freue ich mich dann anschließend, wenn meine Bilder genau diese Emotionen auch übertragen und die Betrachter erreichen.

Mein wichtigstes Anliegen ist es jedoch, Werbung zu machen für unseren Planeten. Werbung für dessen Schönheit und Vielfalt. Und ich möchte dazu aufrufen, diese zu schützen und für meine und unsere Kinder zu bewahren. Wenn mir das gelingt und ich ab und an das entsprechende Feedback erhalte dann weiß ich, jetzt habe ich es richtig gemacht.

Foto Erhardt: Was macht Sie so erfolgreich? Welche Tipps haben Sie für andere Fotografen?

Adrian Rohnfelder: Das müssten wahrscheinlich besser andere für mich beantworten. Ich kann daher nur vermuten, dass es ein Geheimnis meines Erfolges ist, dass ich mit Leidenschaft unterwegs bin. Mit einer Leidenschaft für die Natur wie auch Leidenschaft für die Fotografie. Ich reise immer mit einer positiven Einstellung und grundsätzlichen Begeisterung. Selbst wenn es einmal nicht so mit der Fotografie klappt wie erhofft, erfreue ich mich immer noch an den vielen tollen Erlebnissen, die solche Reisen mit sich bringen. Ich liebe es einfach unterwegs zu sein und zu fotografieren. Genau diesen Spaß und diese Freude transportieren dann auch meine Bilder. Ich bin absolut überzeugt davon, dass wenn man etwas mit Leidenschaft, aus Überzeugung und Spaß macht, dann werden die Ergebnisse automatisch gut.

Insofern lautet auch mein größter Rat an andere Fotografen: Macht Euer Ding, macht das wofür Ihr brennt und vor allem habt Spaß dabei. Man wird es Euren Bildern ansehen.

Tickets für die FotoFachTage

Weitere Informationen und ganz viele tolle Fotos von Adrian Rohnfelder findet Ihr hier. Ihr möchtet Euch den Vortrag von Adrian Rohnfelder nicht entgehen lassen? Dann bucht am besten gleich Euer Ticket.

Ihr möchtet auch die anderen Vorträge sehen? Dann bucht lieber gleich ein Tagesticket. Und wie immer gilt: Schnell sein lohnt sich, denn die Plätze in unserem Vortragszelt sind begrenzt.

Passende Produkte

Haben Sie eine Frage an unsere Experten?

Finden Sie die Antwort schnell und einfach auf unserer Kundendienstseite

Nichts mehr verpassen -
Der Foto Erhardt Newsletter!

Einfach abonnieren und als Newsletter-Empfänger jede Woche profitieren:

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen.