24.01.2023

8 Gründe für ein Stativ

Wir nennen 8 Gründe, warum Fotografen immer ein Stativ einpacken sollten. Dabei geht es nicht um Aufnahmen bei Dunkelheit, sondern um kreative Techniken, mit denen deine Fotos besser werden.

Viele Fotografen haben sich angewöhnt, auf ein Stativ zu verzichten. Da sich die ISO-Leistung mit jeder neuen Kamera zu verbessern scheint, können wir heute mit höheren Empfindlichkeiten arbeiten als je zuvor. Indem wir unser Stativ zu Hause lassen, sparen wir zweifellos ein wenig Gewicht ein, egal ob wir uns auf einer Weltreise befinden oder auf einem Tagesausflug. Stative bieten weitaus mehr als die Möglichkeit, auch bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren zu können. Sie eröffnen uns eine Welt voller kreativer Entscheidungen.

Stativ

Merkmale eines Stativs

GEWICHT – Schwere Stativ sind stabiler, aber auch unhandlicher.

HÖHE – Wie weit lässt sich das Stativ ausfahren?

KOPF – Ein Dreiwegeneiger erlaubt eine präzisere Einstellung, ein Kugelkopf ist die kompaktere Variante für Reisen.

SOCKEL – Im Grunde sind heute nahezu alle Schnellwechselplatten auf dem Markt entweder kompatibel zu Arca-Swiss oder zu Manfrotto.

BEINE – Auf weichem Untergrund sorgen Spikes für einen sicheren Stand.

HAKEN – An den Haken unter der Mittelsäule kannst du deine Kameratasche hängen, was für mehr Gewicht und somit eine höhere Stabilität sorgt.

1. Panoramen

Bei Aufnahmen für ein Panorama sorgt der Einsatz eines Stativ für eine höhere Erfolgsquote und verwackelte Bilder sind ausgeschlossen. Wenn du die Aufnahmen aus der Hand machst, musst du deinen Körper drehen, wodurch ein Ende des Panoramas unweigerlich höher liegt als das andere. Das macht es nötig, dass die einzelnen Bilder stärker überlappen, wodurch du allerdings viel Auflösung verschwendest.

Beim Versuch, die Rotation des Oberkörpers möglichst schnell und gleichmäßig durchzuführen, passiert es leicht, dass wir schon den Auslöser drücken,bevor die Kamera richtig fokussiert hat oder sogar noch in Bewegung ist. Einige Stative haben eine Wasserwaage, die gewährleistet, dass der Schwenk absolut parallel zum Horizont ausgeführt wird. Wenn du ein Stativ einsetzt, arbeitest du automatisch langsamer und vermeidest verwackelte oder unscharfe Bilder. Mit Stativ bekommst du deutlich bessere Ergebnisse als bei denen aus der Hand, insbesondere in Innenräumen oder bei näher gelegenen Objekten.

Du kannst die einzelnen Aufnahmen enger beschneiden, was dir ein Bild mit höherer Auflösung liefert. Viele fotografieren ihre Panoramen meistens im Hochformat, um die Höhe zu vergrößern. Das führt außerdem zu weniger Verzerrung als bei einer kleineren Brennweite und ermöglicht eine präzise Ausrichtung der Bilder.

Manfrotto Panoramakopf 300N

Im Fall von Panoramen, bei denen die Distanz zu manchen Objekten gering ausfällt, solltest du überlegen, einen Panoramakopf (z .B. Manfrotto Panoramakopf 300N) zu verwenden, der die Kamera um den Knotenpunkt dreht und so Parallaxenfehler verhindert.

2. Unschärfe

Ein klassischer Grund für den Einsatz eines Stativs sind lange Belichtungszeiten, mit denen du sogar relativ langsame Bewegungen verschwimmen lassen kannst. In der Nachtfotografie wird diese Technik oft angewendet, um stimmungsvolle Lichtspuren des fließenden Verkehrs zu kreieren. Du kannst aber auch Wasserfälle und Flüsse bei Tageslicht verschwimmen lassen. In Städten bietet es sich an, das Gewimmel von Fußgängern als anonyme Farbströme festzuhalten, während die umgebenden Gebäude scharf abgebildet werden. Indem du eine zu den Sehgewohnheiten konträre Unschärfe ins Spiel bringst, gelingen gerade auch bei bekannten Motiven Aufnahmen, die sich durch eine künstlerischere Interpretation von der Masse abheben.

Wasserfälle in einer Winterlandschaft.

Um bei Tag eine solch lange Belichtung zu erreichen, gilt es, die auf den Sensor treffende Menge an Licht zu reduzieren. An vielen Kameras kannst du eine negative Empfindlichkeit einstellen, wodurch die ISO gegenüber der Basiseinstellung um eine Blende verringert wird. Falls du dich allerdings nicht gerade im dunklen Wald befindest, dürfte diese Einstellung selbst in Kombination mit einer kleinen Blende kaum ausreichen, um mehrere Sekunden belichten zu können. Abhilfe schafft da nur ein Graufilter.

Auch leichte Bewegungen rufen Verwacklungen hervor, zum Beispiel kann die Strömung eines Fließgewässers das Stativ zum Vibrieren bringen. In solchen Fällen empfiehlt sich der Einsatz eines schwereren Stativs – oder du hängst ein Gewicht an den Haken unter der Mittelsäule, falls dein Stativ damit ausgerüstet ist. Experimentiere mit verschiedenen Verschlusszeiten, um den Grad der Unschärfe zu variieren. Um eine deutliche Veränderung zu erkennen, solltest du die Belichtung aber mindestens verdoppeln oder halbieren.

3. Mehrfachbelichtungen

Mit einem Stativ hast du zahlreiche Optionen für Techniken mit mehrfacher Belichtung, wobei du auch verschiedene Elemente eines Motivs in Photoshop kombinieren kannst. Es gibt viele Gründe, zwei oder mehr Aufnahmen einer Szene zu erstellen und diese in Photoshop zu kombinieren. Solche Vorhaben gestalten sich entschieden einfacher, wenn die Kameraposition bei den Aufnahmen absolut identisch ist. Ohne die Kamera zu bewegen, änderst du die Einstellungen und nimmst das gleiche Motiv noch einmal auf.

So kannst du nicht nur verschiedene Bereiche eines Motivs mit unterschiedlichen Einstellungen fotografieren, du kannst auch zwei ganz unterschiedliche Elemente in einem Bild kombinieren. Etwa, wenn du ein Tier oder einen Vogel aus einem Bild in ein anderes einfügst, bei dem das Licht besser oder der Hintergrund ruhiger ist.

Canon Kamera auf einem Stativ.

4. High Dynamic Range

High Dynamic Range (HDR) hat keinen besonders guten Ruf, weil die Ergebnisse früher oft unrealistisch und übertrieben wirkten. Die Technik kann jedoch eine gute Lösung für Motive mit sehr hohen Kontrasten darstellen – sprich solche, auf denen der Tonwertumfang so hoch ist, dass sich diese nicht mit einer Aufnahme abbilden lassen. Die einzelnen Bilder kannst du entweder manuell aufnehmen oder du verwendest eine automatische Belichtungsreihe.

Diese Funktion erlaubt die Aufnahme von bis zu neun Bildern mit unterschiedlichen Belichtungen. Du brauchst nur deren Anzahl und die Schrittweite zwischen den Belichtungen einzustellen, den Rest übernimmt die Kamera. Wenn du auf Serienaufnahme schaltest, kannst du die Belichtungen auch in einer einzigen Sequenz aufnehmen. Achte darauf, dass du zu jedem Extrem mindestens ein Bild mit korrekter Belichtung hast – eines für die Tiefen, eines für die Lichter und eine Reihe von Aufnahmen dazwischen. Je kleiner die Schrittweite zwischen den Belichtungen, desto natürlicher wird das fertige Bild aussehen.

Du kannst aus der Hand fotografieren und die Aufnahmen dann in Photoshop ausrichten, aber auch bei dieser Technik erzielst du entschieden bessere Resultate, wenn du ein Stativ verwendest.

Sonnenuntergang in einer Waldlandschaft

5. Astrofotografie

Dank der technologischen Fortschritte, sei es bei Kameras oder auch beim Zubehör, ist die Astrofotografie heute beliebter denn je – und es fällt nicht schwer zu verstehen, warum. Genau genommen gibt es zwei Arten der Astrofotografie. Entweder du machst die Bewegung der Sterne (in Relation zum Standort deiner Kamera) in langen Sternspuren sichtbar oder du zeigst sie als Punkte am Himmel.

Mit der zweiten Methode würdest du zum Beispiel die Milchstraße fotografieren. Die Bewegung der Sterne – genauer die Rotation der Erde – kannst du auch kompensieren, indem du deine Kamera auf eine Montierung setzt. In Kombination mit einem schönen Vordergrund gelingen mit diesen Techniken erstaunliche Aufnahmen. Für alle Arten der Astrofotografie brauchst du allerdings ein Stativ – ein weiterer Grund, immer eines mit auf Reisen zu nehmen.

Burg auf einem Berg im Himmel sind Sternspuren zu sehen.

Fotos von Sternspuren sind einfacher als Bilder der Milchstraße. Stelle die Kamera auf ein Stativ und löse hintereinander Aufnahmen mit einer Verschlusszeit von 30 Sekunden aus. Fokussiere manuell und schalte die Rauschunterdrückung für Langzeitbelichtungen aus. Wenn du deine Kamera auf Serienaufnahme schaltest und mit einem Fernauslöser steuerst, wird sie eine Aufnahme nach der anderen machen – bis du die Reihe stoppst oder der Akku leer ist! Du brauchst nur zu warten!

Der Vorteil dieser Methode gegenüber einer sehr langen Einzelbelichtung besteht darin, dass du alle vorherigen Aufnahmen behältst, wenn beispielsweise nach einer halben Stunde etwas schief geht. Es kann passieren, dass jemand mit einer Taschenlampe vorbeigeht. Eine einzige Langzeitbelichtung hätte das ruiniert, aber aus den vielen Belichtungen entsteht immer noch ein brauchbares Bild.

Sobald du alle Bilder mit den gleichen Einstellungen in Lightroom bearbeitet hast, kannst du die Aufnahmen in ein Stapelprogramm laden und das Bild zusammensetzen. Es gibt sogar Programme, die kleine Lücken in der Spur zwischen den Aufnahmen retuschieren können.

6. Fokus-Stacking

Es gibt Situationen, in denen die Schärfentiefe nicht ausreicht, um das gesamte Motiv scharf abzubilden. Vielleicht nimmst du ein Makro auf, das naturgemäß unter einer geringen Schärfentiefe leidet, oder du willst mit einer mittleren Blende fotografieren, um eine optimale Bildqualität zu erreichen. Die Fokusverlagerung (Fokus-Stacking) ist eine Technik, bei der du eine Reihe von Bildern mit versetztem Fokus schießt und diese dann zu einem Bild mit einer ausgesprochen hohen Schärfentiefe kombinierst.

Stelle deine Kamera auf ein Stativ, lege die Komposition fest und wechsle zum manuellen Fokus. Nun stelle den Fokus so ein, dass das nächstgelegene Objekt scharf ist und löst aus. Bei jeder weiteren Aufnahme änderst du die Fokuseinstellung schrittweise nach hinten bis zum Horizont. Um die Aufnahmen zu kombinieren, bearbeitest du in Lightroom zunächst alle Fotos mit den gleichen Einstellungen. Dann wählst du alle Bilder aus und klickst auf »Foto | Bearbeiten in | In Photoshop als Ebenen öffnen«.

Obwohl die Aufnahmen perfekt ausgerichtet sein sollten, da sie von einem Stativ aus aufgenommen wurden, kann sich der Bildausschnitt beim Fokussieren minimal verändern. Markiere deshalb in Photoshop alle Ebenen und wähle »Bearbeiten | Ebenen automatisch ausrichten«. Abschließend klickst du auf »Bearbeiten | Ebenen automatisch überblenden« und dann auf »Bilder stapeln«.

Wenn sich dein Motiv während der Aufnahme der einzelnen Bilder bewegt, kann diese Technik natürlich nicht funktionieren. Bei vielen Motiven kannst du allerdings eine Schärfentiefe erreichen, die mit einer einzelnen Aufnahme nicht möglich wäre.

Innenstadt

7. Retusche

Egal wie geduldig du wartest, manchmal musst du einsehen, dass du dein Motiv nicht ohne Passanten fotografieren kannst. Wenn es sich um regelrechte Menschenmassen handelt, kannst du nichts dagegen tun, aber einzelne Personen kannst du in Photoshop retuschieren. Diese Methode ist jedoch recht zeitaufwendig und funktioniert nur bei einem schlichten Hintergrund. Glücklicherweise gibt es eine relativ einfache Technik, um die Menschen unsichtbar zu machen.

Montiere deine Kamera auf das Stativ, lege den Bildausschnitt fest und mache eine Reihe von Aufnahmen mit einer Verschlusszeit von 5 oder 10 Sekunden, je nachdem, wie schnell sich die Passanten bewegen. Um sie auf magische Weise verschwinden zu lassen, wählst du in Lightroom alle Aufnahmen aus und klickst auf »Foto | Bearbeiten in | In Photoshop als Ebenen öffnen«. In Photoshop markierst du alle Ebenen und gehst auf »Ebene | Smartobjekte | In Smartobjekt konvertieren«. Zum Abschluss klickst du auf »Ebene | Smartobjekte | Stapelmodus | Median« und werden Zeuge der Magie von Photoshop.

Wenn sich Wolken auf den Aufnahmen bewegen, kann es passieren, dass Photoshop versucht, auch sie verschwinden zu lassen. Kopiere in diesem Fall einfach das Bild mit dem besten Himmel. Dann kehre zurück zum Smartobjekt, wählen erst »Auswahl | Himmel« und dann »Bearbeiten | Einfügen Spezial | In die Auswahl einfügen«. Beachte, dass diese Technik nicht möglich ist, wenn zu viele Personen anwesend sind oder wenn sich einige nicht bewegen.

8. Komposition

Wenn du alle technischen Gründe und fotografischen Tricks, die für den Einsatz eines Stativs sprechen, ausblendest, denke daran, dass die Fotografie mit Stativ dich dazu zwingt, langsamer zu arbeiten. Zwangsläufig wirst du mehr über die Komposition nachdenken als bei Aufnahmen aus der Hand. Außerdem wirst du gründlicher fotografieren. Selbst bei Menschen mit einer ruhigen Hand ändert sich die Komposition minimal, wenn sie den Auslöser drücken.

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